News-Redaktion / 03.09.2022 / 13:45 / Foto: Pixabay / 0 / Seite ausdrucken

Der NDR-Familienbetrieb der Hamburger Funkhausdirektorin

Der alte Vorwurf, dass das deutsche System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein idealer Nährboden sowohl für die politische als auch die pekuniäre Günstlingswirtschaft ist, findet in letzter Zeit Bestätigung in Serie, meist durch die Recherchen des Business Insider. Jetzt haben die Kollegen eine neue Folge im Angebot: Hauptdarstellerin ist diesmal die Direktorin des NDR Funkhauses Hamburg.

Die Hamburger PR-Agentur Hesse und Hallermann wirbt mit dem Slogan: „Wir steuern die Berichterstattung in Print, TV, Radio und Internet in die von Ihnen gewünschte Richtung und stellen sicher, dass Ihr Anliegen nachhaltig zum Gesprächsthema wird.“ Wenn eine PR-Agentur den Anspruch hat, die Berichterstattung zu steuern, dann ist das sicher im Sinne ihrer Kunden. Nur darf man von Redaktionen, die jeder Bewohner dieses Landes finanzieren muss (begründet u.a. mit der Wahrung der Unabhängigkeit), erwarten, dass sie hinreichende Distanz zu solchen Geschäftspartnern halten, um eine solche Fremdsteuerung weitgehend zu vermeiden.

Aber, wie Business Insider berichtet, gerade beim NDR war die Agentur wohl ziemlich erfolgreich. Die professionelle Distanz einiger Akteure könnte möglicherweise nicht allzu groß gewesen, denn Agenturinhaberin Anna Hesse ist die Tochter der Leiterin des NDR-Funkhauses Hamburg, Sabine Rossbach. Als sie noch Sabine Rossbach-Hesse hieß, wäre die familiäre Verbindung der beiden Damen vielleicht eher in den Blick geraten. Doch die Journalistin habe ihren zweiten Nachnamen vor ihrem Umzug nach Hamburg abgelegt.

Die Agentur Hesse und Hallermann habe viele Events ihrer Kunden im NDR platzieren können. Prominente NDR-Journalisten hätten berichtet, dass sie von Rossbach persönlich „ermuntert wurden“, zu VIP-Veranstaltungen und öffentlichen Anlässen von Kunden der Agentur Hesse und Hallermann zu gehen. Die PR-Agentur habe sich auf diese Weise mit prominenten Fernsehgesichtern vor ihren Kunden schmücken können. „Das ist Filz“, hätten NDR-Journalisten, die nicht namentlich zitiert werden wollten, zu Business Insider gesagt.

Eine NDR-Sprecherin habe dagegen behauptet, der Redaktion sei bekannt gewesen, „dass die Tochter der Landesfunkhaus-Direktorin eine PR-Agentur betreibt“. Weiter heiße es: „Ob ein Thema Eingang in die Berichterstattung des Landesfunkhauses Hamburg findet, entscheidet die zuständige Redaktion. Bei den von Ihnen genannten Beispielen handelt es sich um Themen allgemeinen Interesses, welche auch durch andere lokale Medien aufgegriffen wurden.“ Sabine Rossbach sei allerdings nicht nur Leiterin des NDR-Funkhauses Hamburg, sie sei dort gleichzeitig auch Fernsehchefin und stehe damit der besagten Redaktion vor. Dadurch entscheide auch sie über die Berichterstattung, hält der Business-Insider dem entgegen. Dass die PR-Agentur auf Anfrage geantwortet habe, der „Vorwurf, die Agentur hesse und hallermann PR hätte von einer ‚familiären Verbindung profitiert‘, die im Übrigen jederzeit hinlänglich bekannt war“, treffe „nicht zu“, ist kaum verwunderlich.

Das Geschmäckle wird zudem stärker, wenn man im zitierten Artikel lesen kann, dass auch der Ehemann der Funkhauschefin, Dieter Petereit, vom Sender mit einem üppigen Beratervertrag versehen worden sei. Für die Regionalwelle Niedersachsen hätte Petereit seit 2018 als „Musikberater“ gearbeitet und dafür bis zu 50.000 Euro im Jahr kassiert, habe „Bild“ berichtet. Pikant dabei sei, dass die Regionalwelle eigentlich schon einen gut bezahlten Musik-Chef hatte.

Auch eine weitere Tochter der Frau Rossbach kam beim NDR unter. Sie habe das Glück gehabt, vor einigen Jahren eine der besonders begehrten und seltenen festen Stellen bei NDR Kultur zu ergattern. Mehrere NDR-Mitarbeiter hätten übereinstimmend berichtet, dass es damals eigentlich eine qualifiziertere Bewerberin gegeben habe.

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