@ Frances Johnson Bitte lesen Sie einfach die Verse 18 bis 29 einmal nach. Es ist weniger Text als Ihre Replik, über die ich mich gefreut habe. Nehmen Sie irgendeine Übersetzung oder googlen Sie. Nur bitte keine Kinderbibel ... Der Sachverhalt wird klar beschrieben. Man kann natürlich spekulieren, aber man kann und darf nicht “hinter die Schrift ” gehen, wie Martin Buber so schön sagt. Denn das wäre manipulativ. Die Thora kennt keine ungewollten Ausschmückungen. Jedes Wort zählt. Kein Wort ist zuviel.
@ Joerg Machan: Ich lese das jetzt nicht nach, weil ich Ihnen das glaube. Ich habe die Geschichte immer anders interpretiert und zwar so: Juda sieht keine Möglichkeit, den Joseph vor den Brüdern zu retten und will ihn daher verschwinden lassen. Und Brüder darf man ohnehin nicht überinterpretieren im Sinne von Harmonie. Ruben will ihm vielleicht helfen, vorausgesetzt er käme aus der Zisterne wieder heraus, vielleicht auch nicht. Juda sieht keine andere Möglichkeit, als ihn zu verkaufen. Man könnte sogar hineininterpretieren, dass Juda aufgrund des Traums weiß, dass Joseph überleben wird, dass Juda also seherisch ist (sein muss) und hier der Helfer zum Überleben. Man muss außerdem die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass man eine Person nur verkaufen konnte, damit sie für die Gegenseite so wertvoll wurde, dass sie mitgenommen wurde (Jede Extraperson war für eine Karawane mit einer berechneten Wasserlast eine Bürde, also musste er den Bruder wertvoller machen, damit er gerettet wurde.) Die Ismaeliter haben dann Profit mit ihm gemacht, nicht irgendein Jude. Sagen wir, Mann hat das Procedere einfach abgekürzt, zumal das auch wirr ist - erst sind da die Brüder und eine Karawane und dann noch eine Karawane, wo kam die her? Da Joseph selbst Jude war und der Vektor zu Moses, würde ich daher so etwas nicht hineininterpretieren wollen. Er musste an den Pharao verkauft werden. Weshalb? Von JHWH so vorgesehen für die Zukunft und das Überleben. Und Jesus musste von einem Juda verraten werden. Warum? Von JHWH so vorgesehen. Ohne Juda also kein Überleben, keine Auferstehung, keine Zukunft, kein Trost. Und vielleicht auch kein Geschäft, also niemals Wohlstand. Selbst von Jesus gibt es eine zutreffende Geschichte. Und von Hiob auch. Antisemitismus entsteht auf Neid, und nur Abel steht für Juden. Kain ist ein Kanaaniter, nehme ich an. Ist aber nur meine Interpretation. Immerhin wage ich eine.
Die Leserstimme lässt einem die Ohren kräuseln. Besonders bei Eigennamen und römischen Zahlen.
Dass Judas Iskariot den Nazarener ( the best Jude ever ....) verraten hat, ist nur allzu menschlich. Das gleiche gilt für Simon Petrus ( .... noch ehe der Hahn drei mal kräht *sinngemäß * ) . Es ist wie im richtigen Leben. Das Buch der Bücher ist Psychologie selbst. Mein Bruder sagte stets, wenn jemand in meiner Klasse gepetzt hatte. “Jesus hatte 12 Jünger, einer davon war es nicht wert, wieviel seit ihr in der Klasse? Du kannst ja zählen.” Zur Zeit übe ich mich im Verstehen und Vergleichen der Schriften von Buber/Rosenzweig. Sehr schwer! Die Luther-Bibel ist da doch bei einigen Psalmen verständlicher z. B. meiner Großmutters Psalm, der 23te.
@Frances Johnson - Es ist mir bekannt, dass Thomas Manns Frau Katja jüdisch war und deshalb die Kinder ihrer Ehe nach jüdischem Ritus auch jüdisch sind. Das hat aber Thomas Mann nicht davon abgehalten, stereotyp über Juden zu schreiben. Von Martin Buber wissen wir, dass man nicht “hinter die Schrift” gehen kann - aber man kann und muss sie interpretieren. Thomas Mann hat die Joseph Geschichte nicht verstanden, aber er schmückt sie aus und leistet damit dem Judentum einen Bärendienst. Bitte lesen Sie Genesis Kap 37 Vers 18 ff. Joseph ist der erste Sohn Jakobs mit seiner absoluten Lieblingsfrau Rahel und macht den Fehler, ihn deshalb gegenüber seinen Brüdern zu bevorzugen und zu verwöhnen. Dafür wird Joseph von seinen Brüdern gehasst. Sie weiden Vieh in der Nähe von Dotan als sie von Joseph einen Kontrollbesuch bekommen. Ihr Hass ist so groß, dass sie ihn ermorden wollen. Der älteste und besonnenste ist Ruben. Er schlägt vor, ihn erstmal in eine trockene Zisterne zu werfen und die Sache zu überschlafen. Juda sieht am Horizont eine Karawane von Ismaelitern und schlägt vor, ihn zu verkaufen. Jetzt aber kommt eine zweite Karawane - Midianitische Kaufleute - an der Zisterne an. Die holen Joseph aus der Grube heraus und verkaufen ihn für 20 Silberlinge an die Ismaeliter, die ihn dann mit nach Ägypten nehmen. Als Ruben später zur Zisterne geht ist sie leer und Joseph “verschwunden”. ... Hier verkaufen also Juden keine Brüder. Und gefeilscht wird auch nicht. Es ist eher ein Lehrstück, wie mit Hass und Mordgelüsten umgegangen werden kann, indem man die Sache einmal überschläft. Schade, dass auch Herr Wolffsohn hier nicht aufklärt, sondern das Vorurteil des jüdischen Feilschens und Schacherns indirekt “bestätigt”. Mein großer Respekt vor Herrn Wolffsohn verbietet es mir, dies als Bärendienst zu bezeichnen.
Vor einigen Monaten hat Papst Franziskus festgestellt, nicht behaupten zu können, dass Judas (Iskariot) für alle Zeiten verdammt sei. Das ist völlig neu. - Wenn die schlimmsten Verbrecher das, was sie bei anderen an Leid verursacht haben, (im Fegefeuer oder ähnlich) nacheinander aufgereiht selbst in gleicher Dauer, Stärke und meinetwegen noch mit Strafzuschlag verbüßt haben werden, sind auch sie (vielleicht) erlöst. Denn: Die Ewigkeit ist lang genug.
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