Vera Lengsfeld / 09.09.2017 / 15:21 / Foto: Diego Delso / 10 / Seite ausdrucken

Der nächste Migrations-Schub kommt nach der Wahl

Die wichtigste Zukunftsfrage für Deutschland wird im Wahlkampf von allen Altparteien weitgehend beschwiegen: Wie geht es weiter mit der Zuwanderung?

Im Unions-Programm steht, eine Situation wie 2015 solle sich nicht wiederholen. Auch Kanzlerin Merkel weist in jeder ihrer Wahlkampfreden darauf hin. Tatsächlich wird es keine vergleichbaren Fußmärsche geschlossener Verbände von jeweils tausenden Menschen - meist jungen Männern – mehr geben. Die Masse derer, die ebenso undifferenziert wie hartnäckig „Flüchtlinge“ genannt werden, ohne zu schauen, ob es sich um Verfolgte, Verbrecher oder Glücksritter handelt, kommt jetzt zumeist vereinzelt. Aber die meisten derer, die jetzt noch in Lagern beispielsweise in Italien ausharren, kommen irgendwann in Deutschland an. Das wäre auch so, wenn Polen oder Ungarn die von ihnen abgelehnte Zuwanderer-Umverteilung freudig begrüßen würden, denn die meisten Migranten haben ihre Schleuser in der Erwartung bezahlt, als Rendite auch guter Sozialleistungen und kostenloser umfassender medizinischer Behandlung teilhaftig zu werden. Die deutschen Leistungen, einschließlich der Bereitschaft, auf religiöse und kulturelle Extrawünsche Rücksicht zu nehmen, sind einfach zu verlockend.

Zusätzlich gibt es den Familiennachzug. Ab März 2018 haben allein 390.000 Syrer einen Anspruch darauf, ihre Familie nachkommen zu lassen. Wie viele Personen das jeweils sind, kann man nur ahnen. Die Familien sind groß. Mit welchem Faktor die 390.000 zu multiplizieren ist, um die künftige Familiennachzugs-Zuwandererzahl von Syrern auf diesem Wege zu errechnen, ist leider ebenso unbekannt wie die Zahl der Iraker oder Libyer, die ebenfalls Anspruch auf Familiennachzug haben. Und ob wirklich jeder, der als Familienmitglied kommt, tatsächlich zur Familie gehört, wird sicher nicht hundertprozentig überprüfbar sein, wie so vieles bei der Zuwanderung.

Gewiss ist nur: Die Zuwanderer stehen in unbekannter Millionenzahl vor der Tür. Offen wird nicht darüber geredet, weil die Verantwortlichen wissen, dass sie nicht mit der Akzeptanz der Bevölkerung rechnen können. Also wird lieber geschwiegen. Vor allem bis zur Bundestagswahl.

Wie eine Gesellschaft mit dieser Millionen-Einwanderung klarkommen soll, obwohl sie den Zustrom von 2015/2016 noch gar nicht bewältigen konnte – diese Frage taucht nirgends auf. Immer noch sitzen Zehntausende in Massenunterkünften und selbst die Gutgläubigsten haben einsehen müssen, dass diese Zuwanderer nicht die versprochenen „Fachkräfte“ sind, sondern sich als weitgehend ungeeignet für unseren Arbeitsmarkt erwiesen haben. Es ist eine massenhafte Einwanderung in die Sozialsysteme und daran wird sich nichts ändern, obwohl die von der Union laut „Regierungsprogramm“ abgelehnt wird.

Das eigene Wahlprogramm nicht gelesen?

Dem Arbeitsmarkt will die Union mit einem „Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz“ helfen. Gleichzeitig soll die Zuwanderung über das Asylverfahren aber nicht mit konsequenter Durchsetzung des Asylrechts auf wirklich politisch Verfolgte beschränkt werden. Im „Kanzlerduell“ hat Angela Merkel noch einmal ausdrücklich gesagt, dass sie 2015 keine Fehler gemacht habe und alles wieder so machen würde. Damit hat sie ihre Selbstermächtigung, ihren Rechtsbruch zur Normalität erhoben.

Zur Erinnerung: Es geht um das Dublin-Abkommen, das von Merkel im Alleingang außer Kraft gesetzt wurde. Internationale Übereinkommen mit Gesetzeskraft müssen vom Parlament ratifiziert werden und können auch nur vom Parlament außer Kraft gesetzt werden. Das Parlament hat aus den Medien von der Entscheidung Merkels erfahren, dass sie nicht länger daran denkt, die von Abgeordneten beschlossenen Regeln zu akzeptieren. Diese Selbstermächtigung war eine komplette Ausschaltung des demokratischen Rechtsstaates, ein Aufkündigen der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Es soll auch künftig niemand ohne Papiere zurückgewiesen werden. Damit sind die im Unions-Programm behaupteten „Binnengrenzkontrollen“, die in der Realität nur bei G20-Gipfeln stattfinden, wirkungslos – also eine Irreführung der Wähler. Genau wie die Versicherung, „diejenigen zurückzuführen und gegebenenfalls abzuschieben, deren Anträge auf Asyl rechtskräftig abgelehnt werden“. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hat entweder das eigene Wahlprogramm nicht gelesen, oder vertraute darauf, dass niemand es tut, als er in der ZDF-Sendung vom 5. September mit Marietta Slomka erklärte, warum abgelehnte Asylbewerber nicht abgeschoben werden.

Mit ein bisschen „Deutsch und Eigenengagement“ soll man für immer bleiben dürfen, obschon man weder Asylbewerber noch „Flüchtling“ und auch kein legaler Einwanderer ist. Das ist die CSU-Variante von Merkels: „Jetzt sind sie halt da.“ Im Klartext heißt das, auch Politiker wie Scheuer denken gar nicht daran, sich an Recht und Gesetz zu halten.

Wenn man sich fragt, warum nicht nur abgelehnte Asylbewerber bleiben dürfen, sondern täglich neue Menschen ohne Papiere über die Grenze gelassen werden, außer es gibt einen G20-Gipfel zu schützen, findet man die Antwort im „Regierungsprogramm“ der Union auf Seite 63. Nach der Behauptung, die Union wolle die „Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, dauerhaft niedrig“ halten, kommt die entlarvende Begründung, dies ermögliche, „dass wir unseren humanitären Verpflichtungen durch Resettlement und Relocation“ nachkommen. Bisher war immer die Rede von „Flüchtlingen“, die zu uns kämen und die wir aufzunehmen hätten.

Neuansiedlungszusagen der EU

Weder politisch Verfolgte noch Kriegsflüchtlinge haben die Aufgabe, unsere demographische Lücke zu füllen oder unseren Fachkräftemangel zu beheben. Bestenfalls kann man ihnen eine Ausbildung oder Qualifizierung anbieten, damit sie bessere Chancen nach der Rückkehr in ihre Heimat haben. Auch sollten sie die Möglichkeit haben, zu arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen und nicht von Zuwendungen abhängig zu sein. Sie als industrielle Reservearmee zu behandeln, ist eine Pervertierung des Asylrechts.

Nun gar „Resettlement und Relocation“. Das ist, was Politiker, demokratische und diktatorische, im letzten Jahrhundert veranstaltet haben. Gemäß Stalins Willen wurden die Ostpolen nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben und in Pommern und Ostpreußen angesiedelt. Noch in den siebziger Jahren wurden in den USA und Kanada Indianerstämme umgesiedelt, weil die Regierungen Interesse an ihren angestammten Gebieten hatten. Und nun wird im Unions-Regierungsprogramm von „Resettlement und Relocation“ geredet.

In TV-Duett von Merkel in Schulz sprachen beide von den „humanitären Verpflichtungen“, die Deutschland aus der Genfer Flüchtlingskonvention erwüchsen, Familienangehörige von Kriegsflüchtlingen nachzuholen. Selbst wenn das so wäre, was ich bezweifle, ist der Krieg in Syrien bald zu Ende. Die Menschen, die vor diesem Krieg flüchteten, können in ihre Heimat zurückkehren, wo sie beim Wiederaufbau dringend gebraucht werden.

Sinn macht das bereits beschlossene massenhafte Nachholen von Familienangehörigen nur, wenn es um „Resettlement und Relocation“ geht. Dann wäre die Flüchtlingshilfe nur ein Vorwand für andere Pläne. Tatsächlich gibt es ein Papier der EU-Kommission über die „Verbesserung der legalen Migrationskanäle“ vom 13. Juli 2016, nach dem es der EU darum geht „schrittweise unsere gemeinsamen Neuansiedlungszusagen zu erhöhen“. Was das bedeutet, darüber wünschte man sich Auskunft beispielsweise vom damaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz. Es ist dringend nötig, sich mit der Migrationsagenda der EU-Kommission zu beschäftigen.

Unter dem humanitären Firnis scheint sich eine größenwahnsinnige Gesellschaftsklempnerei zu verbergen. Doch darüber sollen die deutschen Wähler möglichst nicht nachdenken, wenn sie am 24. September die Gelegenheit haben, mit ihrer Stimme diese Politik zu stützen oder abzulehnen.

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Andreas Rochow / 10.09.2017

Kurz: Damit das demografisch schrumpfende Deutschland weiter Exportweltmeister bleiben kann, sollen Menschenmassen importiert und "integriert" werden. Risiken und Nebenwirkungen werden heruntergeredet. Andere Aspekte der Anpassung an die dynamischen Marktbedingungen werden nicht erwogen. Dieser falsche Denkansatz kann zur Jahrhundertkatastrophe Europas zu werden.

Jacek Berger / 10.09.2017

1.500.000 islamische "Schutzsuchende" 2015 . Dazu Familiennachzug für 390.000 Syrer , also x 5 = 1.950.000, ergibt zusammen 3.450.000. In nächsten 4 Jahren merkelschen Kanzlerschaft (vorsichtig gerechnet mit 200.000 pro Jahr) weitere 800.000 "Flüchtlinge", ergibt zusammen 4.250.000. Diese Zahl x 5 in den nächsten 25 Jahren (also im Jahre 2042) = 21.250.000 Araber, Afghanen und Schwarzafrikaner. Dazu die 5.000.000 jetzt lebenden in Deutschland, hauptsächlich Türken, macht ca.26.000.000 Muslime 2042. Spätestens dann sind die Deutschen "ausgetauscht". Ein Volk das dagegen nichts unternimmt , hat auch nichts anderes verdient.

Karl Bauer / 10.09.2017

Das ist alles richtig beschrieben, bestätigt in vielen Kommentaren, führt aber zu einer Frage bei mir: was kann man tun dagegen? Eine Partei wie die AfD, als Sammelsurium komischer Politoutlaws, regierungsunfähig, kann man nicht wählen. Sie hätte auch keine Lösungen. Sind also die prognostizierten Ereignisse unabwendbar?

Frank Volkmar / 09.09.2017

Laut Norbert Trosien der für den UNHCR in Deutschland tätig ist, meint Resettlement die "dauerhafte Neuansiedlung von Flüchtlingen in aufnahmebereiten Drittstaaten" ("Resettlement-Programm - auch sinnvoll für Deutschland", veröffentlicht WISO direkt Friedr. Ebert Stiftung Nov 2011).Wenn man dazu das "Regierungsprogramm 2017 bis 2021 der CDU auf Seite 63 liest mit ... Wir wollen das die Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, dauerhaft niedrig bleibt. Das macht es uns möglich, dass wir unseren Verpflichtungen durch Resettlement und Relocation nachkommen" nimmt, beschleicht einen manchmal das Gefühl, das man ganz froh ist, das die Begrifflichkeiten wie Flüchtling, Zuwanderer, Migrant, Asyl so uneindeutig sind und man mit der nicht möglichen Rückführung eines Großteils der abgelehnten Asylbewerber vollendete Tatsachen schaffen kann.

dieter franke / 09.09.2017

Endlich wird hier auch das Augenmerk auf die Machenschaften der EU gelenkt. Ob nun "Resettlement"oder "Der grosse Austausch" - ein Verbrechen an den schon länger hier lebenden Menschen ist es in jedem Fall.

Wolfgang Richter / 09.09.2017

Bezeichnend ist vor allem, daß sich weite Teile des Volkes der schon länger hier Lebenden erkennbar der politisch-medialen Verar.......nicht entgegen stellen, das Ausblenden des Themas Zuwanderung akzeptieren. Neben des bisher schon dieses Jahr offiziell erneut ins Land gekommenen an die 130 000 Asylbewerber, wird neben den Illegalen, die z. B. auf den Achslagern von Güterzügen einreisen oder mittels internationaler Buslinie, der Familiennachzug offenbar nicht zur Kenntnis genommen, auch angeblich offiziell zahlenmäßig nichterfaßt. Aber wer des Rechnens kundig ist, kann für sich im Überschlag feststellen: Bei Annahme der geringsten Größe von "Familie" nach europäischem Standart (Ehemann hier, dazu Ehefrau u. 1 Kind) kämen allein mittels möglichem Familiennachzug der "Syrer" ca. 800 000Neubürger ins Land. Bei der größeren Anzahl (4 Ehefrauen und vielleicht mit jeder 3 Kinder) könnten es auch ca. 6,4 Millionen Personen sein, die ein Ticket gen Germoney buchen. Variationen mit Einbeziehung von Eltern, Geschwistern, Kusins (wie jetzt gerichtlich in USA bei der Bewertung von Trumps Einreisehindernissen zur Familie gerechnet), können es auch noch ein paar Hundertausende mehr werden. Und es wird allgemein akzeptiert, dieses Thema mit den absehbaren Folgen für Sozial- und gesetzlicher Krankenkasse, Wohnungsmarkt, Schulen, anhängiger Infrastruktur und Arbeitsmarkt, in dem Zusammenhang insgesamt dem gesellschaftlichen und sozialen Frieden, völlig auszublenden??? Wie einfältig sind neben der Politik vor allem die Medienvertreter, aber vor allem die dieses Projekt neben anderem politisch motivierten Unsinn dafür sodann Zahlenden? Oder anders, warum sieht die Masse dabei zu, wie ein einst wohlhaben-des und sicheres Land sehenden Auges ruiniert wird??

Arno Besendonk / 09.09.2017

Ab März 2018 haben allein 390.000 Syrer einen Anspruch darauf, ihre Familie nachkommen zu lassen. Im Internet fand ich neulich die Frage, wie jemand, der keinen Pass hat, beweisen will und kann, dass er eine Familie zum nach holen hat.

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