Bei streitenden Jungs im Sandkasten würde man jetzt fragen: Wer hat angefangen? Es sei den moralisch Überheblichen ja gegönnt, sich in ihrer Verblendung so zu fühlen wie sie es tun. Wenn sie nicht in ihrer realitätsfremden, idealistischen Überzeugung alles Dagewesene für obsolet und ihre Sichtweise für die alleingültige und einzig legitime erklären würden - und darauf ihr mutwilliges Zerstörungswerk begründen. Selbstdenkende mit Verstand sehen sich nicht mit moralisch Überlegenen konfrontiert sondern höchstens mit Übergeschnappten. Da die Vernunft keine Stimme mehr hat bzw. niedergeschrien wird, und unsere Regierung überwiegend erst schweigt, sich dann anbiedert und anschließend moralisch begründete Narrative kapert, nur deswegen finden Leute wie Höcke überhaupt eine stillschweigende Akzeptanz bei ansonsten von völkischem Denken unbelasteten Wählern. Sie wünschen sich eine hörbare Gegenstimme und sehen den völkischen Teil von ihm vielleicht als das kleinere Übel.
Wer Islamkritik und Aufklärung über Koran, Sunna und Scharia als „ Hetze gegen den Islam“ abqualifiziert und dieAblehnung einer ungeordneten Einwanderer aus kulturfremden Regionen pauschal als Hass gegen alle Ausländer bezeichnet, hätte sich den Rest des Artikels ersparen können.
Ich fände es auch super, wenn sich jede Peergroup mal um ihre eigenen Extremen kümmern könnte. Linke um die Linksfaschos, Rechte um die Rechtsfaschos, Mohamedaner und Christen um die Religionsfaschos....wäre das nicht klasse? Und so einfach und effektiv.
Der Artikel benennt genau die Polarisierung und die (gefühlte!) moralische Überlegenheit der "Guten". Jeder Krieg und jede Verfolgung von Menschen (Hexen) hat genau so angefangen. Mit der moralischen Selbstüberhöhung der eigenen Gruppe und Meinung. Sehr überheblich! Sehr gefährlich! Sehr dumm!
Ja, genauso ist das wohl gemeint mit der Sünderin und den Steinigern. Durch diesen einen Satz stellt Jesus die Steinewerfer, die Moralisten, die Bessermenschen bloß. Er bewirkt dadurch, dass sie sich für den Moment besinnen, nach Hause gehen. Die Sünderin bleibt allein mit Jesus zurück. Er bestärkt sie jedoch nicht in der Sündhaftigkeit, sondern fordert sie auf, die Sünde zu lassen. Keiner ist besser. Keiner ist perfekt. Wir sind Menschen. Demut ist angebracht. Vergebung ist angebracht. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir keinen Standpunkt haben dürfen, diesen nicht entschlossen verteidigen dürfen. Nur sollten wir uns als Mensch nicht besser fühlen als Andere. Wir haben keine Veranlassung oder Berechtigung zum Hassen. Keiner. Wir mögen Recht haben, sollten jedoch die andere Meinung respektieren, sie zulassen, sie stehenlassen. Wenn uns jemand seinerseits dieses Recht nicht zugesteht, dann weisen wir darauf hin. Dann stellen wir diesen bloß. Dann versuchen wir, uns ein Beispiel an Jesus zu nehmen. Und wir tun dieses nicht nur in Bezug auf unser eigenes Recht, sondern eben auch in Bezug auf Dritte, deren Recht auf Meinungsfreiheit nicht respektiert wird. Wir können streiten, aber wir setzen uns selber ab dem Moment ins Unrecht, ab dem wir uns moralisch überlegen, besser als Andere fühlen. Einen höheren Wert zu haben glauben. Wertvoller zu sein als jemand anderer. Gut zu sein, während der Andere schlecht ist. Diesen Grundsatz sollten wir zumindest versuchen, zu beherzigen. Immer klappt das nicht. Wir sind Menschen. Aktuell wird in unserer Gesellschaft (auch seitens der Kirchen) das Gegenteil dieses Grundsatzes aktiv gefördert. Ein „Bessermenschentum“ wird gepflegt und es wird zu diesem ermutigt. Dieses hat mit christlichen Werten, im Sinne Jesu, nichts gemein. Die Grundsätze werden in ihr Gegenteil verkehrt.
Vielleicht lohnt es sich einfach mal bei 'Streit um Asterix' mit dem Römer Tullius Destructivus nachzulesen. Dass die Facetten menschlichen Verhaltens vielfältig sind ist so alt wie die Geschichte. Es gilt aber die Destructivi zu erkennen, die die menschlichen Schwächen beackern und zum Schaden des Zusammenlebens kultivieren. Diese tummeln sich heute in Politik, Medien, Kirchen, NGOs, usw.. und haben zumindest gemeinsam, dass sie von Steuerzahlern gemästet werden. Das beginnt oft mit einem vom Steuerzahler alimentierten völlig nutzlosem Studium.
Nur stehen wir vor dem Problem, dass die sich aus Ihren darlegungen im umkehrschluss ergebenden Tugenden, nämlich Bescheidenheit, Gelassenheit, duldsamkeit, die Fähigkeit, verzeihen zu koennen, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, denn eigenen nabel nicht mit dem auf dem forum Romanum zu verwechseln, im krassen Gegensatz zu den steht, was heute von kleinauf dem Menschen beigebracht wird. Die Selbsterkenntnis als fortwährend neu zu bestimmendes Ergebnis eines reflektionsprozesses im wahrsten Sinn des Wortes, der zuweilen wenig Spaß bereitet, sondern meistens sehr schmerzhaft ist und wenig Gutes zu Tage foerdert, steht nicht hoch im Kurs, um es vorsichtig zu sagen. Liebe dich selbst, wie du bist. Punkt. Lebe deinen Traum. Punkt. Mit erscheint es manchmal so, als ob die wechselseitigen Hasstiraden und Beschimpfungen und verunglimpfungen Produkte einer werbagentur sind, die versucht, mit emotionalisierung und Identifikation ein Smartphone oder ein Auto an den mann zu bringen. Das geht eben auch nicht, indem man fragt, bist du dir sicher, dass unser Auto zu dir passt? Die Schattenseite der emotionalisierung ist der kontrollverlust, genau das, was die Werbung erreichen will. Wenn ich aber in diesem Geiste Kinder erst zeuge, um mich selbst zu verwirklichen, dann auch noch erziehe, ergibt sich alles weitere von selbst.
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