Thomas Rietzschel / 31.03.2016 / 13:31 / 2 / Seite ausdrucken

Der mit den Neubürgern badet

Kennen Sie Berthold Schmitt? Nein? Nun, dann sollten Sie sich schleunigst mit dem vertraut machen, was er zu sagen hat, den Frauen zumal. Immerhin ist er Vorstandschef der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen e. V., also der oberste Bademeister der Nation, einer, der weiß, wie man baden geht. Als er dieser Tage "Welt online" ein Interview gab, hat er weit über den eigenen Beckenrand hinausgeblickt und manches erklärt, worauf andere gern gekommen wären. Es ging um "das wahre Problem mit den Flüchtlingen im Schwimmbad".

Schon in der Wortwahl war der Schwimmlehrer den Journalisten, die ihn befragten, eine Nasenlänge voraus. Während sie sich immer noch fragen, ob sie nun von Asylanten, Zuwanderern, Emigranten oder doch lieber von Flüchtlingen reden sollen, prägte Herr Schmitt den Begriff der "neuen Bürger", sprach von Neubürgern wie andere von den Neuwagen, die erst eingefahren werden müssen, bevor sie richtig laufen.

Mit welchen besonderen Schwierigkeiten das verbunden ist, weiß der Rettungsschwimmer aus Erfahrung. Von sexueller Belästigung der Altbürger-Frauen durch die "neuen Bürger" hat er zwar nur in einem Fall gehört. Die Kunde von den Vorfällen in Bornheim, Hermeskeil, Stuttgart, Karlsruhe, Siegen und anderenorts war noch nicht bis in seine Kölner Geschäftsstelle vorgedrungen. Das sei aber auch gar nicht das, worauf es ankomme. Vielmehr hätten die Neubürger, so wiederum die nüchterne Analyse des CEO Schmitt, vor allem "drei Probleme: Sie sprechen kein Deutsch, haben keinerlei Kenntnisse einer deutschen oder europäischen Badekultur, und die wenigsten sind des Schwimmens mächtig".

Das heißt erstens, sie können den Frauen nicht sagen, was sie von ihnen wollen. Zweitens belässt man sie in dem Glauben, dass es sich bei den sparsam bekleideten Damen in den öffentlichen Badeanstalten um so etwas wie eine Harem handelt. Und drittens brauchen die Nichtschwimmer "Hilfe" (Schmitt), wenn sie abzutrudeln drohen. Greifen sie dann, "kurz vor dem Ertrinken", nach der einen oder anderen Frau, da oder dorthin, geschieht das immer in der Not.

Die alten Bürgerinnen, Frauen und Mädchen, sollten sich deshalb schon vor Beginn der Badesaison auf eine Vielzahl von Rettungseinsätzen gefasst machen. Sie haben die einmalige Chance, den "neuen Bürgern" nach der Methode Schmitt beim Integrationsbaden behilflich zu sein.

Siehe auch: Letzte Wasserstandsmedung aus München und Dresden

Dass es in Schwimmbädern zu Belästigungen kommt, ist nicht neu: Im Michaelibad im Münchner Osten registrierte die Polizei sechs sexueller Übergriffe seit Jahresbeginn. Die Polizei betont jedoch: Ein Anstieg der Vorfälle sei nicht auszumachen. In Relation zu den vier Millionen Badegästen pro Jahr in den insgesamt 18 Münchner Bädern sei die Quote der Übergriffe niedrig. Hier

Die Teenager wurden nach eigenen Aussagen an Beinen, Po und Brust berührt. "Die Täterbeschreibung des Mädchens, das an der Brust berührt wurde, konnte dem Beschuldigten nicht eindeutig zugewiesen werden", so Haase weiter. Während die Berührung von Beinen und Po "nur" als tätliche Beleidigung zählen und somit auch keine sofortige Inhaftierung nach sich ziehen, gilt die Berührung der Brust als sexueller Übergriff und hätte zur Vorführung vor den Haftrichter geführt. Laut Staatsanwaltschaft bestreitet der Beschuldigte die Vorwürfe. "Er gibt zu, die Mädchen eventuell berührt zu haben, bestreitet aber jede Absicht", so Haase weiter. Hier

 

 

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Leserpost

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Andreas Kollmann / 31.03.2016

Die Aussage über “neue Bürger” ist interessant. Bislang waren “Bürger” nur solche mit der deutschen Staatsangehörigkeit. So werden bei den Grundrechten des Grundgesetzes die “Bürgerrechte” (die nur für deutsche Staatsangehörige gelten) und “Menschenrechte” unterschieden. Auch im Kommunalbereich ist der Bürger nur derjenige, der die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Siehe z.B. bei Wikipedia “Bürgerrecht[e]”. Es ist natürlich nicht verboten, einen anderen Begriffsinhalt zu meinen, etwa so:  “Jeder, der hier ist, soll dieselben Rechte wie Deutsche haben”. Ob Herr Schmitt diese An- oder Absicht hatte, weiß ich natürlich nicht. (Immerhin wurde bei WELT-online “neue Bürger” in Anführungszeichen gesetzt.) Aber wir erleben in so vielen Bereichen gesteuerte Sprachregelungen (“Schutz Suchende”), daß hier eine klare Differenzierung geboten ist.  Also: Vorsicht vor “neuen Bürgern”, wo es nicht am Platz ist.

Torsten Boysen / 31.03.2016

Bei solch ignoranten Bademeistern gibt es nur ein Mittel das hilft. Einfach mal nicht mehr Baden gehen. Wenn Gäste und Geld ausbleiben, tritt meistens wieder Vernunft ein.

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