Brillant geschrieben. Ich hadere mit dem abgegriffen wirkenden Begriff des Gutmenschen. Jeder Psychologe weiß: Eine Kaufentscheidung zB wird eher unterbewusst getroffen und die Ratio bekommt einem Auftrag, das intellektuell irgendwie zu legitimieren. So wie das ein Innenministerium mit der „Wissenschaft“ macht. In Wirklichkeit sind die dummdreisten Pharisäer darauf gekommen, dass sie sich noch dabei gut fühlen können, andere zu bestehlen, zu belügen und zu schockenderen ohne genausiviel arbeiten, ja- und das ist entscheidend- ohne denken zu müssen. Die Denkverweigerung ist geradezu konstitutiv. Warum wohl sitzen im Parlament nur bei den bösen Rechten ein hoher Anteil von Menschen, die in ihrem Leben schon mal was echtes geleistet haben. Daran sieht man übrigens auch, dass die Nazis eben nicht rechts sondern links waren- Linke, mit dem rechten Attribut national- exakt, wie es der Name sagt. Es fehlt der Platz, aber wieso national eigentlich rechts ist oder umgekehrt- das wäre auch eine interessante Frage, wobei ich das einfältige Rechtss-Links Schema schon immer angelehnt habe.
“Wahre Freiheit durch Unterwerfung unter den Gemeinwillen!” Diese wahre Freiheit unter dem vorgegebenen Gemeinwillen kulminierte unter anderem am 22. Juni 1941. Die Freiheit in den Weiten Rußlands muß wohl grenzenlos gewesen sein, die Freiheit, hinterher für längere Zeit die Konsequenzen daraus aufräumen zu müssen, wohl nicht ganz so…
Das stimmt schon, übersieht aber das Grundproblem: Komplexe Systeme wie sie menschliche Gesellschaften nun einmal sind, lassen sich nicht bewusst gestalten. Man kann ein gemeinsames Zielbild entwickeln und anhand dessen Bewertungen wie “gut” und “böse” vornehmen. Der Weg zum (unerreichbaren) Ideal (“Paradies”) kann aber nur in kleinen Schritten durch Versuch und Irrtum bewältigt werden. Dabei bringt jeder Veränderungsschritt Gewinner und Verlierer hervor. Nur wie das Ergebnis konkret aussieht, kann vorher in den meisten Fällen niemand wissen. Genau darum ist die Planung “guter” Schritte unmöglich. Selbst bei kleinen Schritten ist nicht garantiert, dass die Nachteile klein bleiben - aber die Wahrscheinlichkeit dafür ist größer. Und was gern vergessen wird: Nur auf den Kompass vertrauen reicht nicht. Nach jedem Schritt muss kontrolliert werden, ob man wirklich in die gewünschte Richtung vorwärts gekommen ist. Aber das ist mühsam und führt früher oder später immer zu der Erkenntnis, dass auch einmal ein falscher Schritt dabei war. Das einzugestehen fällt Moralaposteln viel schwerer als nüchternen Pragmatikern.
Die Natur ist weder gut noch böse., sie ist. Der Mensch steht weder über, oder außerhalb des Systems Natur, sondern ist Teil von ihm, wie alle anderen Lebensformen auf diesem Planeten. Diese determinierende Tatsache wird gerne verdrängt. - Sehr gute Analyse von Herrn Bolz!
@Harald Hotz: “...Wenn der links-grüne Ökofaschismus neue Märkte und größere Gewinne verspricht als die bisherige liberale Demokratie, dann wird in ihn investiert werden.” Und damit sind Macht und Geld nach wie vor die dominierenden Religions- Pfeiler und Ideologie bleibt divers! MfG
Egon Friedell über Rousseau: “Das Grundmotiv seiner ganzen Schriftstellerei ist, Aufsehen zu erregen, um jeden Preis, und alles, was reiner, reicher und gesünder ist, mit allen Mitteln ins Unrecht zu setzen. Dabei ist er zweifellos geistig nicht normal, sondern von drei bis vier fixen Ideen hin- und hergeschleudert, die er aber im Rausch seiner begeisterten Dialektik zu den glänzendsten Truggeweben auszuspinnen vermag. Die verbissene Humorlosigkeit, die allen Geisteskranken eigentümlich ist, verbindet sich in ihm mit dem dumpfen und schwerfälligen Ernst des Plebejers, der alles eindeutig, alles buchstäblich, alles kompakt nimmt, weil er immer nur unter fordernden und bockbeinigen Realitäten gelebt hat ...”
Für die Leute, die glauben heute der ELITE anzugehören: Morgen kann es schon vorbei sein mit der Elite. Da sind dann andere Fähigkeiten gefragt. Im Mittelalter war es die Kampfeskunst und die Diplomatie, die bei der Elite gefragt war, um dem Volk ein gute Leben zu ermöglichen. Das gute Leben des Volkes war Voraussetzung, dass es auch dem Adel gut ging. - Heute ist das nicht anders. Eliten, die durch Gewalt, Denunziation, Verleumdung und Zwang glauben zu herrschen, die werden ebenso alles verlieren. So eine Handlungsweise hat keine Beständigkeit und das ist gut in der Geschichte und auch in der Natur zu sehen. (Natur: Die Population der Jäger wächst, die jagen zu viel, dann gehen die Gejagten aus, also sterben viele Jäger an Hunger und Mangelernährung. - Philosophien beschreiben meiner Meinung nach einen idealtypischen Zustand, der nur Teile der Realität abbildet. Wenn die Habgierigen (egal mit welcher Philospie) den Arbeiten zu viel wegnehmen, bzw. keine Gegenleistung bringen, werden die anderen auf Minimalflamme arbeiten (=Dienst nach Vorschrift). So kann man aber keine erfolgreiche Gesellschaft aufbauen.
Das Dorf erzieht das Kind!, habe ich von einem Kollegen (KrPfl) von der Elfenbeinküste gelernt. Wenn man soziale Strukturen zerstört, man könnte mit den Folgen des ersten Weltkriegs in Europa anfangen, entwickeln sich von selbst neue oder man versucht Gesellschaften zu bauen. Letzteres geht nur unter Zwang, was mehrfach großartig gescheitert ist. Meine Empfehlung wäre, aus soziale Strukturen erst gar nicht Kleinholz zu machen. Rousseau meinte : Der Mensch wurde frei geboren, aber überall liegt er in Ketten. Klingt hübsch, ist aber Unsinn. Menschen werden abhängig geboren und bleiben es sehr lange. Die Frage ist, ermutigt man sie ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen oder macht man aus ihnen eher abhängige Persönlichkeiten. Letztere sind natürlich leichter führbar. Das wäre nicht so schlimm wenn die Führungspersönlichkeiten klug wären. Ich bin gerne Untertan, das gebe ich zu, sehe mich ggf noch als Spießbürger, der sein direktes Umfeld verteidigt (deswegen der Spieß). Was mich ganz gewaltig stört ist die Tatsache das ich es nicht mit vertrauenswürdigen Führungseliten zu tun habe sondern gefühlt eher mit Idioten. ggf macht das zunächst aber nichts weil unsere jetzigen stabilisierenden sozialen Strukturen noch einigermaßen gut funktionieren. Die Frage ist nur, wie lange noch. In anderen Regionen interessiert man sich weniger für den Staat sondern für die eigene Gruppe. Es entwickeln sich Clanstrukturen. Man will sie bei uns gar nicht haben obwohl sie schon lange da sind. Es sind aber nicht familiäre Verbindungen. Sie nennen sich politische Parteien - Ich soll mir eine andere Herde suchen, meinte mein Hausarzt als ich in einer Krise war. Das ist ein guter Rat gewesen. Sehr erfolgreich ist mein Clan zur Zeit leider nicht, hält sich aber wacker. Er will auch nicht unbedingt weniger Staat (der Besteht aus dem Staatsgebiet und dem Staatsvolk, was die fdp noch nie verstanden hat) sondern stabile, funktionierende Strukturen. Über Details kann man streiten.
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