Ab und zu, wenn ich mein Büro verlasse, nehme ich eine „taz“ mit, die bei uns immer ungelesen herum liegt. Doch, ich tauche ganz gern mal in die Welt der links drehenden Lehrer, Sozialpädagogen und Nachhaltigkeitsschwadroneure ein; etwas Spaß muss sein. Wenn ich den richtigen Tag erwischt habe, scheint mir eine als Interview aufgemachte Kolumne entgegen, die den Titel trägt: „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?“ Korrekterweise müsste er lauten „Wie geht es Ihnen, Herr Küppersbusch?“ und die Antwort wäre kurz: „Schlecht, ganz schlecht“. Das eingerückte Foto des Kolumnisten zeigt einen Verlorenen, dem jede Hoffung abhanden gekommen zu sein scheint, dass aus ihm noch mal was werden könnte. Der Kopf ruht schwer in einer Hand, der Mund ist bitter-verkniffen, die Augen blicken leer ins Nirgendwo. Es handelt sich um Friedrich Küppersbusch, den sie einst Herd nannten, der aber gern beteuert, dass er mit dem Herde-Hersteller gleichen Namens nichts zu tun habe.
Zur Information der Jüngeren: K. moderierte mal ein nicht unwitziges Fernsehmagazin namens „Zak“ im Dritten des WDR. Dem folgte ein von ihm selbst produziertes Format mit dem dämlichen Titel „Privatfernsehen“, das alsbald furchtbar floppte. Und zwar zu Recht, denn es war eitler, populistischer, ideologiegetränkter Schund. K. verschwand von der Mattscheibe. Längst schon hat er sich aufs reine Produzieren von TV-Sendungen verlegt, und er verdient damit gutes Geld. Doch nie hat er ganz verwunden, dass ihm das Fernsehpublikum den Laufpass gab. Deshalb erklärt er jetzt den „taz“-Lesern die Welt, und das liest sich im Einzelfall so:
taz: Was war schlecht letzte Woche, Herr Küppersbusch?
F.K.: Intercity rast in Schafherde.
Und was wird besser in dieser?
Bahn-Kampagne: Schafherden nachweislich langsamer als Intercitys.
Mit derlei Krachern tritt Küppi, wie ihn seine praktisch nicht existenten Freunde nennen, seit Jahr und Tag auf. Für einen Gag würde er töten, auch wenn diesen schon eine Million Kollegen vor ihm tot geritten haben - etwa den, Jürgen Rüttgers „Rüttgers Club“ zu nennen. Die Ablehnung einer Mindestrente ist für ihn „Sozialporno“ , den „FDP-Parteitage gucken, wenn die Jungen Liberalen im Bett sind“ – höhö, da lacht sich der SPD-Ortsverein Rinteln-Süd aber einen ab. Für sprachliche Leuchtspurmunition wie „Das Lohnabstandsgebot kann nicht mit Erreichen der Altersgrenze erschossen werden“ verleiht ihm die Vereinigung frühpensionierter Betriebsräte sicher bald ihren Kleinkunstpreis. Doch ist er nicht bloß ein Wortakrobat, sondern auch ein waschechter Querdenker. BND-Chef Uhrlau müsse seinen Hut nehmen, forderte er jüngst mannhaft, so das Establishment aufs Schärfste heraus fordernd. Angst vor den Mächtigen? Kennt einer wie Küppi nicht. Kein offenes Scheunentor der linken Szene, das er nicht furchtlos berennt. Was kann ihm schon passieren? Er ist, sein Bild belegt es, ja irgendwie jenseits von uns allen.
Bitte, ich für meinen Teil verdanke ihm was. Etwa, dass ich ausgerechnet dem „Elbe-Kraus“ Hermann L. Gremliza gelegentlich Abbitte tun kann. Der schreibt zwar auch einen Kappes zusammen, dass die altlinke Linde rauscht. Aber er formuliert ihn wenigstens sehr hübsch.