Norbert Bolz: “Unserer Kultur fehlt die Instanz, die auf idiotische Argumente nicht mit einem Gegenargument, sondern mit einer Zurechtweisung antwortet.”
Ist irgendetwas besser, wenn ich statt „behindert“ „gehandicapt“ sage? Oder taubstumm? Oder „fährt im Rollstuhl“? Wieso ist das Wort „behindert“ abwertend? Manisch-Depressive werden jetzt Menschen mit bipolarer Störung genannt. Weil manisch und depressiv eine negative Konnotation haben? Sicher überlegt sich schon manch einer, wie man das Wort „Störung“ vermeiden kann. Down-Syndrom klingt eher schlimmer als mongoloid, aber vielleicht geht es dabei ja um das Ansehen der Mongolen, wäre insofern okay. Aber man kann den Faden ja weiterspinnen: Journalisten haben das schlechteste Ansehen. Aber ist „Mensch mit Wahrhaftigkeitsproblemen“ besser? Politiker stehen auf Platz zwei der Negativliste, ist indes „pöstchengeiler Realitätsverweigerer“ besser? Ein Mörder sitzt im Knast als „Mitbürger mit Problemen bei gesellschaftlichen Spielregeln“? Man könnte über das Gezerre um Worte einfach nur lachen, aber wer nicht mitmacht, braucht ein starkes Ego. Die Deutungshoheit in diesem Lande liegt eindeutig bei den…...(mir fallen im Moment nur beleidigende Bezeichnungen ein).
Bitte lesen: Pandemie Pläne der Bundesländer ( hier Hessen) unter dem Stichwort Risiko Kommunikation. Tipp: Es ist nur eine Frage der Zeit, wann ein gefährlicher Virus in Europa sich ausbreitet.
@ Corinne Henker >>> (Zitat aus Ihrem Beitrag): “Natürlich gehört Empathie zur Gesprächsführung, aber primär geht es um Fakten.” >>>>In diesem Satz steht alles Problematische des Arztberufes. Ich gestehe zu, es gibt klare Fakten und einfache, schlüssige Diagnosen. Aber in der Mehrzahl der Fälle dürften Blutwerte oder sonstige Diagramme, Zahlen nur ein Hinweis sein auf mögliche (komplexe) Ursachen und Heilungsansätze. Ganzheitliche Sichtweisen und Gesprächsführung auf gleichberechtigter Ebene sind leider selten, Zuhören können ist für die meisten Ärzte ein Fremdwort. Ich sehe beim Erzählen meiner Schilderung der Symptome bzw. Eigen-Diagnose meist das Rattern möglicher, schneller Rezepte im Gesicht der Ärzte. Wenn dann gar nichts mehr geht, ab in die Klinik. Auch hier sind Bewertungen auf einschlägigen Portalen eine gute Maßnahme, um mehr Freundlichkeit, Menschlichkeit und Mitgefühl herbeizuzaubern. Ein Zahnarzt, dem ich die rote Karte zeigte (wir passen nicht zusammen, sagte ich freundlich und ging), hat mich angeschrieben und mir unterstellt, ich hätte ihm am gleichen Tag eine negative Bewertung geschrieben und online gestellt. War ich aber gar nicht, das geht nicht am gleichen Tag, er aber hat mir gezeigt, wie ernst Ärzte solche Portale nehmen. Das ist gut so. Im Übrigen bin ich inzwischen bei diesen Portalen in der Lage, die Spitzen herauszufiltern, also ungerechtfertigten Patienten-Ärger von echten charakterlichen Defiziten der Ärzte zu unterscheiden. Und auch jene Bewertungen zu erkennen, die von Freunden oder Bekannte, Verwandten geschrieben wurden.
Statt: “Sie haben noch 6 Monate”, muss man dann wohl sagen: “Die Badehose können Sie behalten. Die Ski-Ausrüstung können Sie schon mal auf eBay stellen!”
Herr Dr. Binz, dunkel ist Ihrer Rede Sinn. Könnten Sie unter Umständen Ihre „konstruktive Kritik“ am Autor a) in ein Deutsch kleiden, so daß man in etwa verstehen kann, was Sie meinen und b) vor allem auch inhaltlich stärker an Ihrer Aussage feilen. Danke.
@Wilfried Cremer / 03.02.2020: Narrativ heisst nicht Erzählung, sondern - wenn schon - Überlieferung. Im heutigen Kontext sogar Klitterung der Überlieferung. Dazu passt ein Wort, das “Narr” in sich birgt, eigentlich sehr gut.
In Zeiten, in denen “Gender"medizin im universitären Pflichtcurriculum auftaucht und die Studienplätze in Deutschland vornehmlich an 1,0er Abi Fleißbienchen vergeben werden, wundert mich nichts. Da sind die Millionen “Flüchtlinge” schon mal ein “Geschenk für die Solidargemeinschaft” und bestehen vorrangig aus “übergesunden jungen Männern”. Optimierte Work-life Balance, die politisierte Neurose als Lebensmittelpunkt und eine idedologisierte Gesundheitspolitik führen zu einer Dysfunktionalität, die schon allerorten spürbar ist. Und das ist erst der Anfang! Wer kann, studiert und arbeitet später als Arzt im Ausland. Und zum Glück machen das die Besten und Motiviertesten auch zunehmend.
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