Das Ärzteblatt kommt bei mir auf direktem Wege vom Briefkasten in die Rundablage.
@U. L. Kramer: Nun ja, die Liberalisierung der Psychiatrie in der Postmoderne hat als negative, und es gibt viele positive, Konsequenz dazu geführt, daß jene in die Außenwelt verlagert wurde und ihre Objekte Forderungen an die Realität stellen. Vermutlich wäre es richtig, psychiatrisch Auffälligen wieder an ihre Plätze der Unzurechnungsfähigkeit, auch und insbesondere gesetzlich, zu verweisen.
Ärzte? Auch nur Menschen, die dazugehören wollen. Ärzte fallen in der öffentlichen Wahrnehmung generell nicht durch kritische Distanz auf. Strategisch richtig ist es, deren enormes Vertrauenspotential, welches sie in der Bevölkerung genießen sich zu erschließen. Unsere Gleichschaltungs-Industrie hält sich bereits den Medienarzt Ekkehard von Hirschhausen. Ich kenne zwei Ärzte (eine Frau, ein Mann), welche dem Genderismus anhängen. Völlig freiwillig.
Nun ja, ich bin seit > 45 Jahren Arzt, meist in verantwortlicher Position, arbeite mit > 70 noch voll, bin laut meinen Fortbildungszertifikaten fachlich auf dem Laufenden und war noch nie wegen Burn-out arbeitsunfähig, im Gegenteil. Also wird es wohl eher an den Kollegen, denn am Beruf liegen. Junge Kollegen, die sich überfordert fühlen, haben schlichtweg den falschen Beruf gewählt.
Sprachpanschereien sind offenbar des Deutschen liebstes Kind. Nach 33 gab es Bestrebungen die Fremdwörter auszumerzen. Man lese auch LTI. Das sehr hässliche Tatsachen dann verlogen umschrieben wurden, ist bekannt. Die Sprachreformer in der Nazizeit waren dermaßen unaufgefordert fanatisch, dass man annehmen könnte, sie wollten sogar den Führer und Goebbels übertreffen. Sie haben aus der dritten Reihe unglaublichen Elan entwickelt, was kaum bekannt ist. Die Rechtschreibreform 1944 hätte unglaubliche Sprachänderungen enthalten. Die Schulbücher waren gedruckt, aber Hitler hat das dann wegen anderer Probleme abgeblasen. Diese Leute haben sich 1945 nicht alle erschossen, manche schon, und sind in die Nachkriegsgesellschaften eingetaucht. Es gibt da durchaus eine Kontinuität in den Versuchen durch Sprechverbote das Denken der Menschen zu beeinflussen. Und klar, manchmal “fehlen einem die Worte”, man wird ” sprachlos” (gemacht). Ich würde diese Sprachpanschereien nicht als Kuriosum abtun.
Als Nichtmediziner gehe ich dennoch gern mit gutem Beispiel voran und bin bereit, Leute, die sich in besonderer Weise politisch betätigen, nicht mehr mit dem diskriminierenden Begriff “Aktivist/in” zu bezeichnen sondern wertneutral als “Menschen mit einem an der Klatsche”.
Und ich dachte immer, solch sensible Sprache müsse man nur bei psychiatrisch auffälligen Menschen verwenden. Es ist doch ein Klischee, dass gerade Psychiater mit ihren Patienten besonders vorsichtig umgehen um diese nicht zu verunsichern und deswegen eine besonders vorsichtige Wortwahl an den Tag legen. Wieso bekommt man inzwischen den Eindruck, dass unser gesamtes Leben darauf ausgerichtet werden soll, eine Minderheit von Schneeflöckchen nicht zu verunsichern, während auf der anderen Seite immer mehr Menschen eine besondere Rohheit an den Tag legen? Leben wir also inzwischen doch in einer riesigen Freiluftirrenanstalt in der jedes falsch gewählte Wort eines Mediziners einen Aufruhr der Patienten zur Folge haben kann?
@Michael Hofmann: Bei meinem Zahnarzt steht auf manchen Patient****karten das Kürzel „OS“; es bedeutet Oral-Sau.
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