Der letzte Mohikaner – zum Tode von Herbert Kremp

Als mich am Montag, den 21. März, die Nachricht vom Tode Herbert Kremps erreichte, kamen mir viele Gedanken in den Sinn. Dies umso mehr, nachdem ich aus diesem Anlass nach einer gefühlten Ewigkeit einmal wieder sein 1988 erschienenes Buch „Wir brauchen unsere Geschichte – Nachdenken über Deutschland“ (Ullstein) in die Hand nahm. Beim Durchlesen einzelner Kapitel und Passagen stellte ich schmerzhaft fest, dass der heutige Blick auf unsere Geschichte noch sehr viel eingeengter ist, als er es damals schon war. Heute würde man viele Positionen Kremps als „rechtsaußen“ abstempeln.

Aber er war alles andere als das. Er dachte nicht in radikalen oder extremen Kategorien. Eher war er von großer Nachdenklichkeit geprägt, was auch beim Lesen seines Buches deutlich wird. Dort stellte er viele Fragen und suchte in Gesprächen mit anderen Menschen nach Antworten. Diese Antworten verbarg er nicht vor seinen Lesern, auch dann nicht, wenn seine Gesprächspartner ihm widersprachen. Er wähnte sich nicht im Besitz einer absoluten Wahrheit.

Dies gestand bemerkenswerterweise sogar einer seiner früher einmal schärfsten Kritiker ein. Thomas Schmid schildert in seinem Nachruf auf Kremp, wie er seine Einstellung zu diesem Journalisten korrigieren musste, nachdem er ihn persönlich kennengelernt hatte. Er schreibt:

Er war ein Kämpfer, aber kein Landsknecht. Er konnte scharf sein, er dröhnte aber nicht. Seinen Augen, die die Welt unablässig abtasteten, waren Melancholie und auch Trauer abzulesen. Er begegnete seinem Gegenüber fast immer mit Neugier und Respekt und einer zwar förmlichen, aber echten Liebenswürdigkeit.“

„Ich leistete keinen Widerstand im üblichen Sinn“

Man ahnt bei diesen Sätzen, dass sich eine ganze Generation endgültig von uns verabschiedet, die Eigenschaften besaß, die Jüngeren wie aus der Zeit gefallen erscheinen müssen. Kremps Vita steht exemplarisch für viele seiner Generation. Dies mag zu jener Prägung beigetragen haben, die früher einmal auch einen Teil seiner etwa gleichaltrigen Kollegen von der WELT ausgezeichnet hatte. Es ist die Scheu vor absoluten Urteilen über bestimmte historische Epochen und ihre Menschen, die zu der Zeit gelebt haben, sowie das Bewusstsein, selbst nicht unfehlbar zu sein. Sie vertraten eine klare Meinung, die sie auch gegen Angriffe zu verteidigen wussten, aber sie respektierten andere Positionen, ohne sie zu übernehmen.

Am 12. August 1928 in München geboren, gehörte Kremp einer Generation an, die die Weimarer Republik kaum bewusst miterlebt hatte, dafür aber die Zeit des Nationalsozialismus. Auch davon legte er Zeugnis ab in seinem Buch. Er berichtete von seinen Gesprächen und Diskussionen mit Arnold Toynbee, Konrad Adenauer, seiner Tochter und weiteren Menschen, sogar im fernen China, wo er eine Zeit lang als Korrespondent arbeitete. Herausgekommen ist dabei ein sehr facettenreicher Blick auf Deutschland, ein Bild, welches in den heute politisch überkorrekten Zeiten nur noch selten anzutreffen ist – und wenn doch, sofort zerrissen wird. Kremp kam 1969 von der „Rheinischen Post“ zur WELT, von dieser Zeit an bis 1985 war er dreimal ihr Chefredakteur und blieb der WELT auch danach als Leitartikler erhalten. Seine Kommentare sind mir vor allem als tiefgründig in Erinnerung geblieben, er ist mir nie als ein Mann der Oberflächlichkeit oder Effekthascherei erschienen.

Die Gründung der Bundesrepublik Deutschland erlebte Kremp als gerade Volljähriger mit. Davor stand die Diktaturerfahrung, dass man sich verdächtig machte, „wenn man nicht dahinfloß wie die anderen. Bei sich zu bleiben, sich zu unterscheiden, ist in Zeiten der Gleichheit gefährlich. Schon reservatio mentalis gilt als Staatsverbrechen“, schrieb Kremp in seinem Buch auf Seite 28. „Ich leistete keinen Widerstand im üblichen, heute in seinen Schwierigkeiten unterschätzten Sinn, sondern folgte einer Art Instinkt, dem Gesetz einer Prägung, die der daraufgesetzten ideologischen Prägung standhielt“ (Seite 131, Hervorhebung im Fettdruck von mir). Das war seine Art von Trotz als Jugendlicher gegen ein System, das er so oder so nicht hätte beseitigen können. Eine beklemmende Erfahrung, die das Gros der westdeutschen Nachkriegsgeborenen ausblendet, wenn es über Menschen richtet, die nicht offen gegen Hitler zu rebelliert wagten.

Von Luther über Bismarck zu Hitler

Zu den Achtundsechzigern hatte Kremp eine klare Haltung. Thomas Kielinger zitiert den verstorbenen WELT-Journalisten in seinem Nachruf so: „Dem roten Faden seines Widerstandes begegnete man schon in seinem ersten Buch, 'Am Ufer des Rubikon', eine Abrechnung mit der 68er-Revolte und ihren kollektivistischen Verführungen. 'In manchen Kreisen', so hatte Kremp noch als Chefredakteur der Düsseldorfer 'Rheinischen Post' 1967 geschrieben, 'die glauben, das Gewissen der Nation zu repräsentieren, spukt der uneingestandene Trieb nach einem Buhmann. (. . .) Springers festes, aber keinesfalls überforciertes Eintreten für die Wiedervereinigung, seine feste, aber keineswegs übersteigerte Ablehnung des kommunistischen Systems (. . .) genügen heute offenbar schon, um Haß, Boykott und Enteignungsparolen gegen ihn zu formulieren.'“ Axel Springer ist lange tot, sein Verlag hat sich grundlegend gewandelt, aber die Aussagen Kremps von 1967 klingen auf bedrückende Weise hochaktuell.

In seinem Buch setzte sich Kremp mit der Frage auseinander, wie die Deutschen sich selbst und wie andere uns und unser Land sehen und wie wir mit unserer Geschichte umgehen sollten. Er hielt es für falsch, die deutsche Geschichte entweder auf die Zeit von 1933 - 1945 zu reduzieren oder sie monokausal verkürzen zu wollen in dem Sinne, es habe eine direkte Linie von Luther über Bismarck zu Hitler gegeben. Er durchschaute die Befürworter dieser These: „Es ging und geht nämlich um nichts geringeres als um die Frage, ob Patriotismus sich an der ganzen deutschen Geschichte orientieren soll oder ob er unter der moralisch begründeten Hegemonie des Schuldbewußtseins und exklusiver Hervorhebung unserer jüngsten Vergangenheit nur in der Topfpflanzen-Form eines Verfassungspatriotismus, sozusagen als deutscher Bonsai, geduldet werden darf“, so Kremp auf Seite 133.

Ein wesentliches Problem der Deutschen sah Kremp in ihrem geschwächten Selbstbewusstsein, das „kritisch durchsäuert und beliebig angreifbar“ sei (Seite 134). „Wenn es etwas gab, was Deutsche oft und verhängnisvoll belastet hat, dann war es der getrübte Blick für die Tatsachen der Außenwelt und der betrübte Blick auf sich selbst“ (Seite 101). Da scheint mir viel dran zu sein. Kremp machte sich keine Illusionen darüber, dass sich daran nichts ändern werde, solange die Deutschen selbst dazu nicht breit seien. Auf gleichen der Seite schrieb er zuvor: „Freilich – nichts wird geschehen, höchstens etwas zu Lasten der Deutschen, solange diese nicht entschlossen sind, alle Veränderungen, die sich vollziehen, unter dem Gesichtspunkt ihrer Interessen zu betrachten.“ 

Er fragte, damals noch im Kontext der Teilung Deutschlands, ob wir darauf vorbereitet seien, unsere Geschicke selbst in die Hand zu nehmen, die sich aus einem Wandel der Interessen und Beziehungen der Weltmächte ergeben könnten. Sein Fazit damals: Das ungeklärte Verhältnis zu unserer Geschichte lähme uns noch immer und beeinflusse uns und unsere Politik bis in die Gegenwart hinein. Doch wir bräuchten unsere Geschichte, wir bräuchten ein „gesichertes Geschichtsbild“, so Kremp, um eine zukunftsweisende Politik betreiben zu können.

„Deutschland wurde ausgesondert“

Man erfährt in dem Buch, wie sehr schon in der alten Bundesrepublik über unsere Vergangenheit gestritten wurde, aber auch über die Ursprünge dieses Streits, die Kremp darin sieht, dass der Alliierte Kontrollrat im Februar 1947 jene Verordnung erließ, der Staat Preußen sei „seit jeher Träger des Militarismus und der Reaktion“ gewesen. Damit begann für Kremp das erneute Umschreiben der deutschen Geschichte, diesmal nach 1945. Er wurde sehr deutlich, was die Absicht betraf: „Diese Geschichtskonstruktion bot Siegern und Besiegten gewisse Vorteile. Den Siegern lieferte sie die Rechtfertigung, mit Hitler und dem Dritten Reich auch den Teil der deutschen Vergangenheit zu kriminalisieren, der in Wirklichkeit zur nationalstaatlichen Entwicklung Europas gehört. Deutschland wurde ausgesondert“ (Seite 57).

Auf den Seiten 58/59 lesen wir: „Für die Deutschen selbst bedeutete die neue Umdeutung ihrer Geschichte in ein Kausalgefälle, das Hitler hervorbringen musste, zunächst einmal eine gewisse Entlastung. Sie durften sich, wie schon im Dritten Reich, weiterhin als Werkzeuge eines historischen Prozesses empfinden, der über Generationen hinweggegangen war und nun die Lebenden erreicht hatte. Somit bot sich für das Unfaßliche eine Erklärung an, die vor der eigenen Zeit lag. Die Verantwortung ruhte bei den Toten. Daß es die eigenen waren, Figuren ausschließlich der deutschen Geschichte, von denen man sich am Ende doch nicht würde lossagen können, kam in der Tiefe der Niederlage nur wenigen in den Sinn.

Er schrieb weiter: „Mir sind aus jener Zeit nur wenige Leute in Erinnerung, die meinten, man könne doch die Politik der Weltmächte nach dem Ersten Weltkrieg, die Fehler der Weimarer Republik und den Kampf der Ideologien und Sozialreligionen um die Seelen der Menschen nicht aus dem Auge lassen, wenn man die Gegenwart richtig beurteilen wolle. Solche Ansichten zu vertreten, galt nicht als moralisch und auf jeden Fall nicht als opportun.“ Kremp sah in den endlosen Schulddebatten ein Ritual mit dem Ziel, die letzten Zweifel zu beseitigen, dass die volle Wahrheit vielleicht doch etwas anders aussehen, vielleicht doch etwas komplexer und komplizierter sein könnte, als uns Nachgeborenen ständig erzählt wird, die wir alle ausschließlich aus der Schilderung anderer unsere Informationen über diese Zeit beziehen. Wir haben sie nicht miterlebt.

„Demoktratie lebt von dem Ringen um unterschiedliche Positionen“

Kremp schrieb auf Seite 131: „Der Nationalsozialismus wurde als eine alles und jeden einstampfende Erziehungsschmiede dargestellt, obwohl das in dieser Form nicht zutraf. Wir wurden als ihre Produkte bezeichnet, was voraussetzte, daß man die überschaubare deutsche Geschichte rigoros zum Vorlauf des Dritten Reichs erklärte. Es war nicht einfach, sich dieser neuen Manipulation zu entziehen, die mit dem furchtbaren Bildmaterial der Verbrechen jeden Einspruch zum Verstummen brachte.“ Daran hat sich bis in die heutige Gegenwart hinein nichts geändert.

Kremp verharmloste den Nationalsozialismus nicht, stellte die Monstrosität seiner Verbrechen nie in Abrede. Aber er war sichtlich um Wahrheitsfindung bemüht, die immer alle Seiten ausleuchten muss. „Demoktratie lebt von dem Ringen um unterschiedliche Positionen“, schrieb neulich ein Achgut.com-Leser sehr richtig, und das gilt ebenso für den Rückblick auf unsere Geschichte. Und doch wird jedem, der heute noch so argumentiert wie Herbert Kremp 1988, sofort „Geschichtsrevisionismus“ unterstellt. Diese Debatte markiert einen neuen Tiefpunkt in der demokratischen Auseinandersetzung, die nur so lange wirklich frei, demokratisch, lebendig und gewinnbringend sein kann, wie Widersprüche in der Wahrnehmung und in der Beurteilung von historischen Prozessen als selbstverständlich respektiert werden.

Und sie markiert unsere Unfähigkeit, unsere eigene Geschichte aus einer gewissen Distanz – nicht Ablehnung! – zu betrachten, die unabdingbar ist, um sich ein möglichst objektives Urteil bilden zu können, immer in dem Wissen, dass man sich nicht im Besitz einer absoluten Wahrheit befindet und dass man sich irren kann. Mit dem Tode Herbert Kremps am 21. März 2020 verliert der deutsche Journalismus eine unabhängige wie unbequeme Stimme, die sich selbstsicher und mit unbefangenem Mut dem herrschenden Zeitgeist entgegenstellte.

Wer Gedanken zur jüngeren deutsche Geschichte einmal abseits der politisch korrekt ausgetretenen Pfade kennenlernen möchte, sollte Kremps Buch lesen. Es ist noch antiquarisch erhältlich, zum Beispiel hier.

Foto: Bundesarchiv/ Engelbert Reineke CC BY-SA 3.0 de, via Wikimedia Commons

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Wilfried Düring / 26.03.2020

Reinhard Mey ist normalerweise nicht für POLITISCHE Lieder bekannt. Googlen Sie mal nach ‘Mein Land’ von Reinhard Mey. ‘...Mein graues Land, das bitter und geschunden Sich selbst verneint bis zur Erbärmlichkeit, Ich leide mit dir und an deinen Wunden Und weiss, die heilen auch nicht mit der Zeit. ... Du übst das wohlgefällige Betragen, Den eifrigen Gehorsam: auf die Knie! Das eine denken und das and’re sagen Und betteln um ein bisschen Sympathie. Und deine Herren dienen wie besessen, Damit man ihnen die Zerknirschung glaubt. ... Und die, für die zu sprechen sie vorgeben, Steh’n ungefragt und überseh’n am Rand Und halten dich mit ihrem Mut am Leben, Mein Mutterland, mein Vaterland, mein stummes Land. ...’

Volker Kleinophorst / 26.03.2020

Autoren wie Kremp habe ich als junger Mensch (Ich war links und damals gabs nicht mal Geld) als Gegner erlebt. Ich wollte aber immer wissen, was denkt der “Klassenfeind”. Habs also gelesen, unbeindruckt, das es damals durchaus auch schon als schräg galt, sich außerhalb der Echokammer zu informieren. Das geschichtliche Wissen hat mich angeregt, da auch mal stärker einzusteigen. Ja und dann stellt man fest. Kremp (und andere) hat einfach mehr Ahnung. Man selbst ist der Idiot, der einfach Phrasen nachpupt. Ohne ein gewisses geschichtliches Wissen kann man Politik gar nicht verstehen. Die wenigen Zitate zeigen auch, die Texte waren eingängig und gut zu verstehen. Danke für die wohl formulierte Kopfnuss.

Bernhard Maxara / 26.03.2020

Vielen Dank, Frau Drewes, für ihr Hommage an diesen redlichen Denker, zumal wir heute gerade tatsächlich eine “alles und jeden einstampfende Erziehungsschmiede” am Werk sehen.

Andreas Spata / 26.03.2020

Danke für die Darstellung von Herbert Kremps Lebenswerk. Bisher war mir nur Sebastian Haffner bekannt der als konservativer Autor - Die Geschichte (der) eines Deutschen- vorurteilsfrei beschrieb. Und Ja, absolut stimme ich Kremp auch auf heute übertragen zu wenn er schreibt: verdächtig macht sich „wenn man nicht dahinfloß wie die anderen. Bei sich zu bleiben, sich zu unterscheiden, ist in Zeiten der Gleichheit gefährlich.” Mal gut, dass wir noch keine Willenserklärung abgeben müssen.

Detlef Dechant / 26.03.2020

Bei den ganzen Diskussionen zum Nationalsozialismus fallen mir immer ein paar Dinge auf: 1. Hitler ist an allem Schuld! Das ist bequem, die gesamte Schuld auf eine Person zu schieben und sich somit zu “entschuldigen”. Aber jeder Täter dieser Größenordnung braucht Mittäter, Mitläufer, Dulder und Ja-Sager, sonst funktioniert das nicht. Was er nicht braucht, ist eine große Masse, die hinter ihm steht. Revolutionsforschungen zeigen, dass eine kleinere Gruppe ausreicht, eine Gesellschaft umzustürzen. Sie muss nur streng organisiert, strukturiert und brutal in der Umsetzung sein. 2. Die Deutschen haben Hitler gemacht! Nein, in der Psochologie wird immer wieder auf dei Sozialisation eines Täters verwiesen. Und die geschah bei Hitler in seiner Kindheit und Jugend im Elternhaus, im Bildungssystem und in der Umgesellschaft. Und das alles war in Österreich. In Deutschland hat er sich dann radikalisiert und die entsprechenden Mittäter und den fruchtbaren Nährboden gefunden. 3. Die Deutschen haben die europäischen Juden ermordert! Ja, hinter der Idee der “Endlösung” steckten Deutsche. Aber diese flächendeckende Vernichtung wäre ohne die vielen Kollaboratöre und Mittäter der anderen europäischen Länder nicht möglich gewesen. (Auch hier gilt, dass es bqquem ist, alle! Schuld auf die Deutschen zu schieben, braucht man sich mit seiner eigenen Rolle im Geschehen nicht zu beschäftigen) Ohne die vielen Personenlisten der kollaborierenden Kommunalverwaltungen hätte man so viele Juden gar nicht ermitteln können. In Balkanstaaten hat man bereits vor der Besetzung durch die DWehrmacht im vorauseilenden Gehorsam schon entsprechende Listen angelegt, die man den einmarschierenden Deutschen gleich als “Good -Will-Aktion”  überreichte. 4. 12 Jahre Nationalsozialismus sind nicht Deutsche Geschichte! Sie sind nur eine kleine Spanne! Preußen, Sozialgesetzgebung, 1848 und die Weimarer Republik und nicht zuletzt über 70 Jahre Bundesrepublik sind auch deutsche Geschichte.

Sirius Bellt / 26.03.2020

Ihr Nachruf zu Herbert Kremp bestätigt mich wieder einmal darin, dass einer der dämlichsten Sätze überhaupt (keine Ahnung, wer den ursprünglich erfand) lautet: “Jeder Mensch ist ersetzbar”. Genau das stimmt eben nicht. Wer hat denn Frank Schirrmacher, Roger Willemsen, Helmut Schmidt, die eigenen Eltern und viele mehr ersetzt und wenn ja, wie? Oder um es noch plastischer auszudrücken: Wie heißt der Namensträger, der heute Albert Einstein ersetzt?

Roland Müller / 26.03.2020

Die Individualität muss man bei der Welt inzwischen mit der Lupe suchen. Die Welt ist leider nur noch ein Notstromgenerator von der Mama Merkel, der sich nicht grossartig von Kleber’s und Miosga’s täglicher Propagandashow unterscheidet.

Thorsten Pallmauer / 26.03.2020

Wen kümmert das schon, was nachdenkliche Geister abwägen. Die heutige Geschichtsjunta Deutschlands ist im Besitz der Wahrheit - der historischen Wahrheit. Wer Englisch beherrscht, dem empfehle ich zum Thema ein Reaktionsvideo des YouTubers “Black Pigeon Speaks” (BPS) auf einen anderen Geschichtskanal namens “Three Arrows down”. Letzterer veröffentlicht englischsprachige Videos zum Thema 3. Reich (und wie es heute immer wieder kommt..), ist aber ein Deutscher mit harter Antifahaltung (daher auch sein Kanalname). Jedenfalls nimmt BPS dessen in marxscher Dialektik gehaltenen geschichtsrevisionistischen Äußerungen auseinander und erzielt dabei einen Blattschuss. Das Video ist betitelt mit “Three Arrows and Grifter Politics: A Response” und stammt vom 20. Februar diesen Jahres. Es beleuchtet, mit was für eine Art Dogmatikertum wir es in Deutschland heute zu tun haben, die sich im Besitz der absoluten Wahrheit über die Geschichte (und damit Zukunft) wähnen. Mir schaudert bei dem Gedanken.

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