Ulrike Stockmann / 20.12.2022 / 13:00 / Foto: Achgut.com / 46 / Seite ausdrucken

Der Kurzkommentar: Rente gegen Lebenszeit

Jens Spahn hat dem Tagesspiegel gegenüber einen Vorschlag gemacht, wie die Rentenkasse angesichts immer älter werdender Empfänger geschont werden kann:

„Wir werden immer älter. Das Rentenalter sollte künftig an die Lebenserwartung gekoppelt werden. Für jedes Jahr länger leben einen Monat später in Rente.“

Der Vizevorsitzende der Union ist der Ansicht, dass die Rente mit 63 ein großer Fehler gewesen sei: „Viele Hunderttausende Fachkräfte fehlen alleine deswegen.“ Der ehemalige Gesundheitsminister hatte schon während der Coronazeit ein todsicheres Gespür für angemessene Realpolitik bewiesen. Nun wünscht man ihn sich glatt als neuen Arbeitsminister!

Also, Senioren an die Werkbank! Und überlegen Sie sich gut, ob Sie mit Ihrer ins Unermessliche wachsenden Lebensdauer die durchschnittliche Lebenserwartung derart in die Höhe treiben wollen, dass jene, die nach Ihnen kommen, Monat für Monat länger arbeiten müssen.

Wie auch die WELT berichtet, hätten sich bereits Unionsfraktionsmanager Thorsten Frei und CDU-Vize Carsten Linnemann für eine Kopplung der Lebensarbeitszeit an die durchschnittliche Lebenserwartung ausgesprochen. Das heißt, wenn Sie nun den Fehler gemacht haben, im Gegensatz zu Jens Spahn und seinen Freunden keine bombensichere Parteikarriere eingeschlagen und bereits in mittleren Jahren ausgesorgt zu haben, ist das Ihr Problem. Man muss im Leben für alles bezahlen.

Unter der Leitung von Carsten Linnemann arbeitet die CDU bereits an einem neuen Grundsatzprogramm, in dem es auch um die Rente gehen soll. Für den stellvertretenden CDU-Parteivorsitzenden steht fest, dass eine Krankenschwester oder ein Dachdecker nicht bis 67 arbeiten können. „Aber wer noch fit ist und noch kann, der wird in Zukunft länger arbeiten müssen“, schließt Linnemann messerscharf. So heißt es wohl bald: Rente gegen Lebenszeit.

Foto: Ulrike Stockmann

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finn waidjuk / 20.12.2022

So wird das nichts, Herr Spahn. Wenn schon, denn schon. Ich schlage vor, dass man für jeden Monat länger leben ein Jahr später in Rente gehen darf. Was man mit dem eingesparten Geld alles an Klima retten könnte! Und jedem Goldstück sein Rundum-Sorglos-Paket, inklusive weltweiter Abholung. Das schreckliche Los dieser armen Teufel darf uns nicht kaltlassen. Da die niemals arbeiten, kommen die nie in Rente! Also, habt euch mal nicht so.

Nate Green / 20.12.2022

Die braven regierungshörigen Deutschen freuen sich sicher jetzt schon auf die Rente mit 76 - oder 89 oder was immer ihren unterbelichteten Politikern bis dahin einfällt. Wer arbeitet nicht gern bis zum Umfallen, um dann für ein paar Monate eine Almosenrente unterhalb des Existenzminimuns zu erhalten, während der Rest Europas - der seit Jahren kräftig Schulden auf eure Kosten macht - sich nicht nur höhere Renten gönnt, sondern seine Rentner auch weitaus früher in den Ruhestand schickt. Von den Herren “Flüchtlingen” mal ganz abgesehen, die sich die Rente mit 17 gönnen, und bereits in jungen Jahren nur noch in Berliner Cafes hocken, sich am Hintern kratzen und auf die nächste Überweisung vom Sozialamt warten. Oder den Damen und Herren Abgeordneten oder den Funktionären des Staatsfunks die allesamt Privilegien auf Kosten der Allgemeinheit geniessen, von denen diese nicht einmal mehr träumen kann. Wie gesagt, die Deutschen machen wirklich nichts lieber als am Hungertuch zu nagen und einen Haufen nutzloser Schmarotzer durchzufüttern die wie die Maden im Speck leben. Zumindest möchte man das glauben, wenn man sich ansieht, was das Land und seine Bürger sich so bieten lassen. Sollte dem nicht so sein, dann solltet ihr schleunigst anfangen, euren Herrschern gewaltig in den Hintern zu treten und vor allem euer Stimmverhalten bei den Wahlen zu ändern.

giesemann gerhard / 20.12.2022

Kurzum: Wir brauchen mehr Übersterblichkeit. Das rettet das System.

Reinhard Ickler / 20.12.2022

Herr Seiler die naheliegendste Konsequenz haben Sie vergessen (s. meinen Beitrag weiter oben): länger arbeiten… Denn wenn man älter wird, ist man auch länger rüstig. Nicht in allen Berufen allerdings. Wünschenswert und vermutlich auch zukunftsfähig wäre ein flexibles Eintrittsalter. Wegen des Mangels an Nachwuchs wird man sowieso auf die Älteren zurückgreifen müssen. Frühverrentung generell mit entsprechenden Abschlägen. Länger arbeiten mit Zuschlägen. Praktiziert übrigens die schweizerische AHV

Anna Scheufele / 20.12.2022

@Marcel Seiler: Ach nein, guck zu! Warum und wehalb ist das Rentenniveau z.Bsp. in Italien (ca. 93%) deutlich höher als im besten Deutschland ever????????

giesemann gerhard / 20.12.2022

@Claudius P.: Wieso, das waren doch die Türken ... .

Andreas Elmshorner / 20.12.2022

Einfach weniger Leute an Unis sinnloses Geschwätz studieren und dafür was Anständiges erlernen lassen, dann regelt sich das mit dem Fachkräftemangel ganz von alleine. Dazu bedarf es keiner Zuwanderung. Also: Schule retour auf 60er- oder 70er-Jahre - das wäre weit nachhaltiger als dieses ganze linksgrüne Getöse.

Arne Ausländer / 20.12.2022

Die Rentendiskussionen der letzten Jahrzehnte beziehen sich fast ausschließlich auf Demographie, dazu gelegentlich noch etwas Moral. Ein weiterer üblicher Trugschluß, genauer: übliche Irreführung ist die Vorstellung, demographische Defizite der Zukunft könnten durch heutiges Ansparen ausgheglichen werden. Gerade alte Leute, also die Rentner brauchen aber zunehmend Arbeitsleistung, wie z.B. (aber nicht nur) in der Pflege. Das muß IMMER in der Gegenwart erbracht werden. Selbst die verbrauchten Waren wie Lebensmittel lassen sich auch nur bedingt auf Vorrat bereithalten. Rentenfonds dienen daher oft den Spielen der Banker und anderer Spekulanten. Wenn sie nicht ganz unterschlagen werden, wie schon oft in der Welt geschehen. Die Lösung der Probleme von Demographie und Rente kann im Wesentlichen nur im Wachsen der Arbeitsproduktivität bestehen. Die gibt es ja tatsächlich. Vor 30 Jahren wurde ja auch noch über dadurch drohende Arbeitslosigkeit diskutiert. Dann aber steigerte sich der Arbeitsdruck für Menschen mit Job noch in teils ungekanntem Maße. Was war geschehen? Man hat die Gewinne aus der steigenden Produktivität einfach in wenige ausgewählte Taschen gelenkt, so daß heute Milliardäre fast eine Massenerscheinung sind, während andererseits in den produktiven Bereichen die Leute schuften müssen wie immer, mindestens. Ganz als hätte es seit 40 Jahren keinen technischen Fortschritt mehr gegeben, der das Arbeiten leichter machen würde. Aber genau hier liegt auch der Schlüssel zum Rentenproblem: Wenn der Routinediebstahl in Richtung der Superreichen aufhört, reicht es für alle, jung und alt. Das hat weder mit Neid noch Gerechtigkeit zu tun, sondern mit halbwegs leistungsgerechter Verteilung der Ressourcen und Arbeitsergebnisse. Ein ehrlicher Mittelständler schuftet sich fast kaputt, bevor er Millionär wird. Und glaubt dabei, ein Milliardär würde 1000x so viel leisten? Welch Schwachsinn! Was “leistet” denn ein erfolgreicher Bankräuber? Und dann erinnere man sich an Brecht…

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