Gefälligkeitswissenschaftler heißen übrigens offiziell “anerkannte Wissenschaftler”. Die meisten Intellektuellen sind auch nicht intelligent, sondern ausgesprochen dumm, sind sie doch nicht in der Lage, die einfachsten logischen Zusammenhänge zu begreifen. Die Fähigkeit, sich unverständlich zu äußern oder einige wenige rhetorische Kniffe zu beherrschen sollte man keinesfalls mit Intelligenz verwechseln.
Wer das Paradebeispiel des journalistischen Oberlehrers noch einmal zur Ansicht nehmen will, der kann sich heute auf WO den Herrn Posener noch einmal zu Gemüte führen. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die Kommentarspalte gelegt werden.
Mein Problem ist nicht der vor die Hunde gegangene Journalismus, sondern die erschreckende Tatsache, dass die politischen Entscheidungsträger an den Unsinn, den sie den lieben langen Tag reden, auch noch glauben. Die wollen WIRKLICH die Welt retten und zu einem “besseren Ort” machen! Du meine Güte! Was für eine Narretei! Gegen ein solches Ausmaß an Selbstüberschätzung, Inkompetenz, ja Ahnungslosigkeit, gegen diesen Abgrund an Naivität, der an Irrsinn grenzt, erscheint die Bildungsferne und das moralische Gesülze der Propaganda-Journaille als Petitesse.
Schöner Text, jedoch sei ein kleiner Einwand eines Menschen gestattet, der sich weder als “intellektuell”, noch als “Experten” sieht. Diese Begriffe halte ich inzwischen für “verbrannt”, wie man immer so schön sagt. Scherz beiseite: Es ist nachvollziehbar und richtig, dass sich Ratio und der Sachverstand bei der Meinungsbildung wieder stärker durchsetzen muß. Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass zum Beispiel studierte Fachleute zu einem speziellen Thema fundiertere Kenntnisse besitzen, als ein Laie. Die Betonung muß jedoch auf dem “speziellen Thema” liegen! Wenn ein erfahrener, promovierter und habilitierter, international anerkannter Käferforscher mit Drittwohnsitz in Berlin-Grunewald sich zum Zustand der Gesellschaft äußert, dann hat seine Stimme nicht mehr Gewicht, als die des jungen Rettungsassistenten Max Müller aus Köln, der jede Nacht mit der Realität der Straße konfrontiert wird. Eher im Gegenteil. Max Müller wird aber nie in irgendeiner Talkshow sitzen. Trotzdem lauschen Hunderttausende dem Professor oder Leuten wie Schweiger oder Grönemeyer, die zu jedem Thema ihren Senf als besondere Weisheit verkünden dürfen. Bestimmte Themen sind nicht auf einzelne Fachgebiete zu reduzieren. Dazu gehört Lebenserfahrung und Allgemeinbildung, die bei so manchem Laien größer ausgeprägt ist, als bei vielen der “Experten” die uns die Massenmedien immer vorsetzen. Das Problem der Gier und der Eitelkeit spielt auch eine riesige Rolle: Nur wer das “Richtige” sagt, wird wieder eingelanden, kann verkaufen, seine Bekanntheit vergrößern. Deshalb sind die Gesichter immer gleich. Was mich schon lange stört, ist allgemein das Prinzip “Meinungsgeber/ Meinungsnehmer”. Das selbstständige Denken der Masse muß gefördert werden. Echte Experten sollen dazu nüchterne Fakten liefern, während das Denken wieder den Leuten zugetraut werden muß. Das jedoch fürchtet die Politik! Hier halte ich das Internet viel stärker für eine Chance, als für ein Problem.
“... Auch die meisten Journalisten machen ihre Arbeit gut ...” Dem möchte ich (mit Bedauern) widersprechen. Sogar vehement widersprechen. Bei den allermeisten Journalisten herrscht die Schere im Kopf. Wenn sie nicht geradezu begeisterte Claqueure und Winkmittelträger der politisch vorgegebenen Marschrichtung sind, dann getrauen sie sich ob des Wissens um mögliche Repressionen nichts anders zu schreiben als das was als opportun angegeben wird. Die Hexenjagd auf Abweichler, Dissidenten, Leugner hat ein Ausmaß angenommen, das wer (z. Bsp. als Journalist) gegen den politisch korrekten Mainstream zu schwimmen gedenkt, entweder finanziell völlig unabhängig, oder seines Lebens als sozial geduldetes Wesen überdrüssig sein muss.
Wo kommen all diese Typen nur her? Wie sind die so geworden? Aus der wiederholten Einzelerfahrung heraus meine ich, ist es das recht haben wollen des als Intellektuellen missverstandenen Besserwissers: es gibt diesen Typus nicht nur auf der gehobenen Ebene des Gebildeten, sondern er reüssiert in allen Schichten. Eine Konzentration dieses Typus in Redaktionen, Thinktanks, aber auch in Büros und an Stammtischen führt durch gegenseitige Bestätigung zu allmählicher geistiger Levitation. Das Wachstumshormon dieses Clusters ist nicht nur das Geld, das den mit ihren Erkenntnissen ihren Lebensunterhalt Bestreitenden winkt, sondern es liegt in einer Obsession zum Widersprechen. Ihr Ruf nach Debatte ist ein Trick, die Auseinandersetzung, die ja immer auch ein Einlenken beinhaltet, ist in dieser Form für den Besessenen nicht akzeptabel. Deshalb ist das Diskutieren für ihn nur dann hinnehmbar, wenn es, sozusagen von vornherein, darauf abstellt, den Gegner vorzuführen. Dazu wird Öffentlichkeit missbraucht in doppelter Hinsicht. Der Ruf nach Fakten ist in Wahrheit eine Lüge: Fakten werden nur akzeptiert, wenn das aufgerufene Weltbild durch sie repräsentiert wird; damit nicht kohärente Fakten werden übergangen (Sebnitzlüge, Chemnitzlüge). Letztendlich beschreiben wir hier einen Typus, der in jeder Umgebung, selbst oder insbesondere bei Gleichgesinnten, aber insgesamt bei jedwedem Nächsten zur Aversion führt: niemand will wirklich deren Reden lauschen und nur in der Form der “Arbeit”, also beim Attackieren des gemeinsamen Feindes, beißen sich diese Schlittenhunde nicht. Trotz Unreflektiertheit hat der einfache Mann diesem Typus einen vulgären Namen gegeben, entlehnt aus der anatomischen Bezeichnung eines Schließmuskelnahen Abschnittes des Verdauungstraktes, und ich meine: nicht ganz zu unrecht. Nun ist er also da, dieser Typus; was tun? Abstand halten und nicht einmal ignorieren. Denn: lädt er dich ein, belügt er dich schon, will er dich lediglich vorführen, aushorchen, denunzieren
Vielen Dank, Ihr Artikel spricht mir aus der Seele! Ich habe in den letzten Jahren etliche Mails an die öffentlich rechtlichen geschrieben, um auf den von Ihnen angesprochenen Missstand hinzuweisen, mit leider sehr geringem Erfolg. Es tut aber gut, zu sehen, dass man nicht der Einzige ist, der sich gegängelt und bevormundet fühlt
Der Journalist sollte ein Beobachter sein, der die Sachverhalte zusammenträgt, die Argumente der Beteiligten. Er sollte kein Richter sein - es sei denn, er schreibt über den Artikel “Kommentar”. Doch den dürfen nur die abgeben, die vorher die bewiesen haben, dass sie die Grundlagen des Journalismus in Satz 1 mühelos und über Jahre hinweg beherrschen. Doch in Deutschland meint Journalismus Propaganda. Es geht um Meinungsvermittlung. Daher sind die Tatbestände kurz und einseitig; die Argumente auch. Nicht selten gibt es sogar eine Verquickung von politischer Arbeit im Privaten mit dem Beruf. Niemals könnte man sich vorstellen, dass ein Richter einen Prozess über einen Verein führt, dem er selbst angehört. Im Journalismus ist das eher üblich. Die Chefredakteure, die so etwas zulassen, haben weder ihren Laden im Griff noch sind sie ihr Geld wert. Eine einfache Googleanfrage bringt die Interessensvermischung an den Tag. Doch die Redaktionen wissen sicher ohnehin um die privaten Engagements der Kollegen. Die politischen Misstände sind direkte Folge dieser fehlenden Qualität in der Berichterstattung, der mangelnden Kritik, dem Fehlen von Distanz. Und so bewegen wir uns in einer Dauerschleife von Machtmissbrauch, Propaganda, Absturz, Reue und Neuanfang. Sie lernen nicht dazu.
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