Marcus Ermler / 13.12.2018 / 06:01 / Foto: Frank Vincentz / 74 / Seite ausdrucken

Der Islam gehört zu Merkel-Deutschland 

Christian Wulff, unser ehemaliger Bundespräsident und heutige Präsident des Deutschen Chorverbandes, formulierte 2010 in seiner Rede zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit seine bis heute kontrovers diskutierte These, dass „der Islam zu Deutschland gehöre“, denn „Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen“. Als politische wie gesellschaftliche Konsequenz forderte er weitergehend, dass wir „Vielfalt schätzen“ sowie „Risse in unserer Gesellschaft schließen“ sollten, was „echten Zusammenhalt“ schaffe und so schlussendlich „Aufgabe der Deutschen Einheit heute“ sei.

Angela Merkel folgte Wulff in dieser Lesart des realexistierenden Islams in Deutschland, indem sie ihm Anfang 2015, also wenige Monate vor der von ihr proaktiv forcierten Migrationskrise, wie folgt beipflichtete: „Der frühere Bundespräsident Wulff hat gesagt, der Islam gehört zu Deutschland. Das ist so. Dieser Meinung bin ich auch“. Und weiter sagte sie in Richtung des damaligen türkischen Premiers von Erdogans Gnaden, Ahmet Davutoğlu: „Ich bin die Bundeskanzlerin aller Deutschen. Das schließt alle, die hier dauerhaft leben, mit ein, egal welchen Ursprungs und welcher Herkunft sie sind“.

Was Wulff und Merkel unter der realpolitischen Umsetzung dieser These verstehen, zeitigt seit 2006 die deutsche Islamkonferenz, deren Dramaturgie der „Soumission“, also einer politischen Unterwerfung Deutschlands unter einen orthodox-konservativ wie antisemitisch konnotierten Scharia-Islam Bassam Tibi folgendermaßen umreißt: 

Die Islam-Konferenz [ist] ein ministeriell gehätscheltes Gremium, das Wunschdenken mit einer Methode der Integration verwechselt […] Der deutsche Staat kapitulierte vor dem organisierten Islam […] Jetzt wird die Konferenz von vier Verbänden getragen, die allesamt aus dem Ausland finanziert werden und islamistisch und schriftgläubig orientiert sind. In der Islam-Konferenz geht es nicht um Integration, sondern um die Nutzung von Minderheitsrechten als Machtinstrument des organisierten Islam. Über Themen wie Sicherheit oder die Regulierung von Zuwanderung oder gar den durch Migranten importierten neuen Antisemitismus weigern sich die Verbände zu reden.“

Diese überaus bedenkliche Zusammenfassung bleibt bis heute ohne politische Folge oder ist im Geiste des Merkelschen „Islam, Islam über alles“ sogar politisch beabsichtigt. Wer hat also recht? Merkel und Wulff? Oder Tibi mit seiner These der „Soumission“ Deutschlands? Hier soll also beantwortet werden, ob und unter welchen Bedingungen der Islam zu Deutschland gehört oder gehören kann. Dabei wird es wieder einmal etwas dialektisch.

Keine deutschen Herrenmenschen ohne multi-kulturelle Weltbürger

In meinen letzten beiden Artikeln Für Höcke, Volk und Vaterland und „Der Sirenengesang der deutschen Volksgemeinschaft“ habe ich mich mit den nationalen beziehungsweise internationalen Kollektivisten auseinandergesetzt, deren Intonationen von „Führer, Volk und Vaterland“, obwohl sich weltanschaulich diametral entgegenstehend, im Kern doch erhebliche Überschneidungen aufweisen. Als Mathematiker würde ich hier von einer Dualität reden, deren semantische Interpretation zwar entgegengesetzt ist (was bei den einen wahr ist, ist bei den anderen falsch), die aber zur Erklärung der Berechtigung ihrer Existenz ihren Gegenpol benötigen und ohne ihn ideologisch nicht überleben könnten. 

Keine deutschen Herrenmenschen ohne multi-kulturelle Weltbürger, keine Kultur des blonden, blauäugigen Weißseins ohne eine Kultur der Buntheit, keine nazistische Rassenideologie ohne sozialistische Identitätspolitik, keine Rassenhygiene der Arier und Untermenschen ohne Diktatur des Proletariats gegen die Bourgeoise, kein Generalplan Ost ohne einen globalen Migrationspakt und schließlich kein spezifischer Volkssozialismus deutschen Nationalcharakters ohne den Globalsozialismus der offenen Grenzen.

Doch ist diese Festlegung auf eine Dualität, die stets genau zwei sich konträr gegenüberstehende Pole manifestiert, zur Beschreibung unserer deutschen wie auch globalen Realität der allgegenwärtigen Kollektivismen ungenügend. Denn es fehlt die zentrale totalitär-kollektivistische Instanz des Islam, der sich global durch Terror und Segregation pandemisch ausbreitet. So müssten wir demnach das Prinzip der Zweiwertigkeit um eine weitere Ausprägung erweitern, in der sich, wie in Jan Łukasiewicz’ dreiwertigem Logiksystem, so drei Gegensätzlichkeiten ausdrücken lassen. Und wie bei der Dualität, braucht in diesem nun dreiwertigen Ansatz einer Trialität jeder Protagonist die zwei anderen Opponenten zur Begründung seiner Existenz.

Alle drei Ausprägungen eint dabei eine totalitäre wie kollektivistische Erfassung des Menschen, der Politik und der Welt insgesamt. Individualismus und die Freiheit des Einzelnen sind grundsätzlich nur im Rahmen der eigenen Weltsicht definiert. Das heißt, sie sind so bis in den letzten Winkel pervertiert und damit letztlich vollständig autoritär entkernt. Wie auch jede Sekte versprechen sie die Freiheit; die Freiheit in absoluter Sklaverei. Wer denke hier nicht an die „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“, das Open-Border-Fest der Kipping-Linken oder die leitkulturelle Identitätsblase der Höcke-AfD

Der Sozialismus der Volksgenossen, Globalisten und Umma

Jedes Abweichen hiervon ist Häresie beziehungsweise Apostasie und wird mit Ausschluss aus der Gemeinschaft der Gläubigen beziehungsweise (Volks-)Genossen bestraft. Der Sozialismus, ob nun völkisch, globalistisch oder religiös verbrämt, ist zentrale Adressierung ihrer jeweiligen Politik, die sich in ihrem esoterischen Kitsch von islamischer, proletarischer wie völkischer Revolution hin zu einem noch fernen, doch bald nahen Paradies als Kontrapunkt zur Jetztzeitigkeit wie Freiheitlichkeit von Liberalismus und Konservativismus versteht. Es ist also ein Sozialismus in seinen Schattierungen für deutsche Volksgenossen, kosmopolitische Globalisten und die muslimischen Anhänger einer weltweiten Umma.

Definiert der Nationalkollektivismus ethnisch wie rassistisch aufgeladen sein nationales Volk beziehungsweise das nationale Vaterland zum Zielobjekt seines völkischen Kampfes, erklärt der globale Kollektivist die „eine Welt“ mit einem ethnisch wie kulturell gut durchmischten Melting Pot zu seinem ideologischen Mythos. Der Islamkollektivist schließlich beruft sich auf die grenzenlose Umma der globalen islamischen Gemeinschaft und postuliert ihr Kalifat zu seinem religiösen wie politischen Ziel. Dem entgegen steht stets ein natürlicher Antagonist: der fremdrassische Untermensch, der westliche, weiße Bourgeois-Kapitalist bzw. der haram-kuffār.

Die auf den ersten Blick recht gegensätzlichen Wahrnehmungen der Welt offenbaren jedoch einige interessante Gemeinsamkeiten. Ist das Volk des Nationalkollektivisten ethnisch national-fixiert, ist es beim Islamkollektivisten ethnisch muslim-fixiert. Ist das Volk der Globalkollektivisten grenzenlos, ist es die Umma der Islamkollektivisten ebenso. Glaubt der Globalkollektivist an die eine, heile Welt der offenen Grenzen, betet der Umma-Sozialist für das eine Weltreich des Kalifats, in dem jeder Muslim nach Allahs Fasson selig werden muss. Macht der Globalkollektivist die Freiheit der westlichen, weißen Bourgeoise für alles Unrecht auf dieser Welt verantwortlich, adressiert der Islamkollektivist dieselbe Menschengruppe mit seiner Haramisierung des aufgeklärten, laizistischen Kuffār.

Gibt es das islamische Heil wie auch das nationalistische Heil des Nationalkollektivisten nur im Reich einer muslimischen bzw. ethnisch-nationalen Reinheit, ist ersteres dennoch so globalistisch wie antiwestlich konzentriert. Vertraut der Nationalkollektivist dabei blind und untertänigst seinem Reichsführer, tut der Islamkollektivist bei seinem Propheten vergleichbares. Der Globalkollektivist zieht sich dabei auf seinen Marx und dessen Kapital zurück.

Verbreitet der Nationalkollektivist das „Gift des Nationalismus“ und will der Globalkollektivist jede Nation zugunsten der einen, grenzenlosen Welt auflösen, so sind dem Islamkollektivisten beide Lesarten für seine Zwecke dienlich. Reklamiert er im ersten Fall einen antimuslimischen Rassismus der Biodeutschen (gibt es eigentlich auch einen Anti-Scientology-Rassismus?), nutzt er die Politik der Grenzenlosigkeit in ihrer gleichermaßen grenzenlosen Naivität ungehindert zur Verbreitung seiner menschenverachtenden Ideologie. Überstrahlt der Nationalkollektivist mit seiner Aura der Volksgemeinschaft jede rationale Kritik von Liberalen und Konservativen an Global- wie Islamkollektivisten, nutzen diese dasselbe, um ihre Kritiker in die Riege der völkischen Nationalkollektivisten als „Nazis“, „Rechtspopulisten“ und „Wutbürger“ einzureihen.

Die Kollektivismen des staatlich sanktionierten Massenmords

Der Umgang mit dem Judentum offenbart so manch überraschenden ideologischen Querfront-Konsens. Bekämpft der Nationalkollektivist die jüdisch-bolschewistische Soros-Weltverschwörung, sind dem Global- wie Islamkollektivisten die jüdisch konnotierten „Banken und Konzene“ und der jüdische Apartheidsstaat Israel ein Dorn im Fleische einer gerechten antikapitalistischen Welt des nazistischen, umma-sozialistischen bzw. weltbürgerlichen Herrenmenschentums. Paktierte zur Zeit des Tausendjährigen Reichs von zwölf Jahren der deutsche Faschismus mit dem Islamofaschismus zur Ausrottung der Juden, tut der sozialistische linke Globalkollektivismus gleiches heute mit den zu Befreiungskämpfern umgedeuteten Schlächtern und Schergen von islamistischen Schurkenstaaten. 

Auch der rassenideologische Aspekt kommt nicht zu kurz. Verachtet der Nationalkollektivist nicht-weiße Menschen als kulturfremde Wesen, erhebt der Globalkollektivist diese in einem nicht weniger rassistisch anmutenden Wahn zu „edlen Wilden“. Dem Islamkollektivisten hingegen sind sie einfach entweder potenzielle Jünger, die er beliebig in seinem Kult des Paradieses der 72 Jungfrauen missbraucht, oder rechtlose Sklaven, die in einem „vergessenen Völkermord des araboislamischen Sklavenhandels“ regelgerecht dahingerafft werden.

Leugnet der Nationalkollektivist jede Kollektivschuld für den Holocaust, den Völkermord an den Armeniern, das Wüten seiner Kolonialherren in überseeischen Gebieten, generalisiert er das massenmörderische Wirken von Scharia-Terroristen nicht nur auf alle Muslime, sondern mehr noch auf jeden Araber oder Türken in Deutschland, mögen sie auch noch so säkular beziehungsweise liberal sein. Der Globalkollektivist hingegen weist eine etwaige Kollektivschuld an den Verbrechen der Globalsozialisten in Kulturrevolution oder den Killing Fields mit Aussagen wie „das war gar kein richtiger Sozialismus“ weit von sich und versucht, seine Hände durch einen Kult um den Holocaust der „richtigen Sozialisten“ nationalistischer Färbung in Unschuld zu waschen. Der Islamkollektivist hingegen meint im Namen einer imaginierten globalen Umma zu sprechen und zu handeln, verleugnet aber jede etwaige Verantwortung für Terror, Paralleljustiz und Segregation: „das habe nichts mit dem Islam zu tun“.

Der Islamkollektivismus ist typisch deutsch

Betrachtet man also diese drei Antipoden nur in ihrer auf den ersten Blick ideologischen Widersprüchlichkeit, zeigt doch der nähere zweite Blick eine nicht weniger überraschende konsensuale Trialität. Es ist der urtypische deutsche Dreiklang von Kollektivismus, Totalitarismus sowie bedingungslosem Untertanengeist, der sie alle auszeichnet, und sich schließlich in seiner realpolitischen Manifestation zu einem Vierklang mit grenzenlosem Völkermord ausweitet. 

Einen massenmörderischen Vierklang, den nicht nur die nazistischen Volkssozialisten von ihren Anhänger einforderten, sondern deren Abwesenheit bei Realsozialisten und Kommunisten mit Umerziehungslager oder gleich dem Gulag bestraft wurde. Auch der vom einfachen Muslim zum islamischen Herrenmenschen sublimierte Umma-Sozialist fordert von seinen Glaubensbrüdern einen bedingungslosen Genozid gegen alle Ungläubigen, Häretiker und Apostaten. 

Von westlichen Werten der Aufklärung, der Freiheit des Einzelnen, von Humanismus, Laizismus, Toleranz und Demokratie wollen alle drei Kollektivismen nur solange etwas wissen, wie es ihrer Sache dient. Frei ist, wer Volksgenosse, Bruder/Schwester oder Weltbürger ist. Human ist, wer sich für die Rechte der Blut-und-Boden-Deutschen, der weltweiten Umma oder der kosmopolitischen Avantgarde einsetzt. Tolerant ist, wer sich vor faschistoiden Herrenmenschen, ob nun typisch deutscher oder islamischer Natur, voller Ehrfurcht und in vorauseilendem Gehorsam verneigt. Demokrat ist, wer Volksdemokrat ist, einem Euphemismus für ein preußisch anmutendes Klassenwahlrecht mit Volksgenossen, Weltbürgertum und Umma an seiner Spitze, das so jede demokratische Willensbildung persifliert.

Sprach ich anfangs davon, dass diese drei Kollektivismen eine Trialität eines also dreiwertigen Antagonismensystem bilden, muss man jedoch bei genauerer Analyse ihrer Dialektik feststellen, dass ihre Widersprüchlichkeit sich mittels eines totalitär-kollektivistischen Konsens in eine Dualität von „Islam-, National- und Globalkollektivismus versus westliche Werte der Freiheit“ auflöst. Diese unheilige Dreifaltigkeit ist eine zutiefst antiwestliche Melange, die den freiheitlichen Charakter unserer Gesellschaft massiv zersetzt. Und so in ihrem Charakter eben typisch deutsch ist.

In einer unheilvollen Allianz zweier dieser in ihrer Widersprüchlichkeit konsensualen Antipoden manifestiert sich eine überaus interessante Doppelwertigkeit: die Verbindung von Global- und Islamkollektivisten. Wobei ihre jeweilige Ideologie eine Schnittmenge im revolutionären Potenzial des islamischen Lumpenproletariats der Welt findet. So arbeiten sie Hand in Hand für einen globalen Migrationspakt, der die westliche Welt zur Arena des revolutionären Kampfes dieses Lumpenproletariats macht. Jedoch befördert dies eine von den Globalisten nicht vorgesehene Ambivalenz: Statt ihres feuchten Traumes der „einen Welt“, werden sie das Weltreich der Umma errichten und wie bei allen vorangegangenen islamischen Revolution diejenigen sein, die zuerst an den Baukränen baumeln werden.

Deutsche Halal-Apologeten kämpfen gegen aufgeklärten Islam

So passt es ins Bild, dass Deutschland, als Erfinderin des faschistischen wie kommunistischen Sozialismus, den Sozialismus der Umma nicht nur mit weit geöffneten Armen empfängt, mehr noch bietet es den halal-Apologeten in Medien, Wissenschaft und Politik einen geschützten Platz zur Verbreitung ihrer Agitation. Sei es im Spiegel eine Ferda Ataman, die zwar pointiert jede Religiosität von sich weist und sich als nette laizistische Muslima von nebenan inszeniert, aber bei jeder passenden Gelegenheit die muslimische Minderheitenkarte zieht, um das muslimische Herrenmenschentum gegen jede Kritik zu immunisieren. 

Oder sei es die deutsche Islamwissenschaftlerin Schirin Amir-Moazami, die in der ZEIT rationale Kritik an den Auswüchsen des Scharia-Islams einfach in eine Kritik an christlichen Religionen umdekliniert und danach fragt, ob „die christliche Prägung der säkularen Ordnung insgesamt auf dem Prüfstand“ stünde. Und Verfechtern eines Euro-Islam, der sich nicht im Widerspruch zu westlichen Werten ausdrückt, den „Wunsch nach einem keimfreien Islam“ attestiert. Beide Vertreterinnen des Islamkollektivismus haben sich passend mit der Allgegenwärtigkeit von Kollektivismus, Totalitarismus und Sozialismus in Deutschland arrangiert und bedienen die Klaviatur der Umma-Sozialisten wie der Globalkollektivisten höchst vorzüglich. Im Geiste der Aufklärung handeln sie jedoch nicht, sondern sie sind so typisch deutsch verblendet wie die Höcke-Entourage.

Amir-Moazami selbst scheint, wenn man ein Interview mit der Süddeutschen Zeitung aus dem Jahr 2016 als Grundlage nimmt, Demokratie, Menschenrechte, Aufklärung und Humanismus im Dienste des Islamismus für relativierbar, dekonstruierbar und beliebig gestaltbar zu halten. So sagt sie in Bezug auf Bassam Tibis Definition von Leitkultur:

Begriffe wie Demokratie und Menschenrechte, das sind leere Signifikanten - Worthülsen, wenn man so will. Die muss man füllen, und zwar im Austausch mit ganz unterschiedlichen Akteuren einer Gesellschaft, eingeschlossen Muslimen […] Ich würde von den Leuten, die immer noch von der ‚Leitkultur‘ sprechen, sehr gerne wissen, welche Kultur sie rehabilitieren wollen – angesichts aufgeweichter Grenzen, globaler Migration und interkultureller Verflechtungen […] Die sogenannten ‚aufgeklärten‘ Muslime, wie er [Bassam Tibi, Anm. des Autors] zum Beispiel – und er hat sich immer gerne selbst gern so genannt – fallen in das Register der guten Muslime; und die, die sich organisieren, die ihre Religiosität nach außen tragen, das sind die Bösen.“ 

Unabhängig von den abqualifizierenden Worten und Fake News über Bassam Tibi, einem brillanten Vordenker eines aufgeklärten Islam, möchte ich Ihnen dieses Interview zur dringenden Lektüre empfehlen, es artikuliert nicht nur deutlichen Widerspruch zu westlichen Werten, der Aufklärung und des Laizismus, sondern negiert zudem in seiner Konsequenz unsere FDGO. Das muss man als verbeamtete Hochschullehrerin, die der FDGO verpflichtet ist, auch erst einmal schaffen. Überdies: Stellen Sie sich bitte einmal vor, jemand würde sagen „Begriffe wie Faschismus und Holocaust, das sind leere Worthülsen“. Welchen Sturm der Entrüstung würde dies auslösen.

Die Degermanisierung des Islam

Bassam Tibi zeigt uns gemeinsam mit weiteren deutschen Vertretern eines aufgeklärten Islam, dass es auch ganz anders geht, als sich präemptiv einem ultraorthodoxen Scharia-Islam zu unterwerfen. Zusammen mit Ali Ertan Toprak, Cem Özdemir, Seyran Ateş, Hamed Abdel-Samad, Lale Akgün, Ralph Ghadban, Necla Kelek, Susanne Schröter und Ahmad Mansour hat Tibi kurz vor Beginn der Islamkonferenz eine „Initiative säkularer Islam“ gegründet und einen entsprechenden Gründungsaufruf in der ZEIT veröffentlicht, den man auch auf Cem Özdemirs Facebook-Seite nachlesen kann.

Das Selbstverständnis ihrer Initiative beschreiben die Erstunterstützer im Geiste eines westlichen Wertekanons wie folgt:

Säkularität bedeutet für uns die Betonung der positiven Neutralität des Staates und die weitgehende Trennung von Religion und Politik. Wir verstehen MuslimInnen als BürgerInnen einer demokratischen Gesellschaft, die die Rechte und Pflichten aller anderen BürgerInnen teilen. Wir sprechen uns für eine Verbesserung der bürgerlichen Teilhabe von MuslimInnen (etwa durch Bildungsangebote), aber gegen Sonderrechte für MuslimInnen aus. Das im Grundgesetz garantierte Recht auf die Freiheit des Bekenntnisses und auf ungestörte Religionsausübung beinhaltet unserer Ansicht nach nicht das Recht, religiöse Normen im öffentlichen Raum durchzusetzen.“

Auch der daran anschließende Forderungskatalog hat es in sich, stellt er sich doch weitestgehend dem global- wie islamkollektivistischen Narrativ entgegen, dass die Muslime doch stets und überall die armen Opfer wären:

Wir wollen uns nicht abfinden mit der wachsenden Macht eines demokratiefernen, politisierten Islams, der die Deutungshoheit über den gesamten Islam beansprucht. Die Muslime sind selbst in der Pflicht, den Bedenken der nichtmuslimischen Bevölkerung positiv entgegenzuwirken, nämlich durch die Entwicklung eines Islams, der mit den Menschenrechten vollumfänglich vereinbar ist. Dieser Islam muss der uneingeschränkten Gleichberechtigung von Frauen und Männern, den Rechten von Kindern und der sexuellen Selbstbestimmung des Individuums Rechnung tragen.“

Ihr Bild eines „aufgeklärten, demokratiefähigen Islam, der selbstkritisch und offen für Kritik von außen ist“ muss allen Islamapologeten vor den Kopf stoßen:

Eine Unterscheidung zwischen Gläubigen und Ungläubigen lehnen wir selbstverständlich ab. Ein zeitgemäßer ‚deutscher‘ Islam muss außerdem in jeder Hinsicht unabhängig von ausländischen Regierungen und Organisationen sein. Aus diesem Grund, aber auch aufgrund demokratischer Vorbehalte lehnen wir die Anerkennung der Islamverbände als Körperschaften des öffentlichen Rechts ab.“

Dieses Leitbild eines aufgeklärten Islam entsagt dem typisch deutschen Vierklang von Kollektivismus, Totalitarismus, bedingungslosem Untertanengeist und Völkermord. Bezeichnend dabei ist, dass ausgerechnet die Grünen in Person von Cem Özdemir hier federführend vorangehen. Wo genau hat sich die AfD hier eigentlich versteckt, die permanent einen aufgeklärten Islam reklamiert? Eine für die AfD mehr als verpasste Chance.

Gehört der Islam also zu Deutschland? Das hängt davon ab, wie man deutsch definiert. Ist es eine Beschreibung über den oben reflektierten Vierklang, kann die Antwort nur Ja lauten. Dieser Islam steht in herrenmenschlicher Tradition der Unrechtsregime von Nazis und Kommunisten. Die „Initiative säkularer Islam“ um Bassam Tibi, Cem Özdemir und ihren Unterstützerkreis hingegen kann zum Deutschland einer allumfassenden Kollektivität jedoch nicht dazugehören, da jede Aufklärung diesem besagten Vierklang diametral entgegensteht. Umgekehrt passt zu einem Deutschland westlicher Werte kein antiaufklärerischer Scharia-Islam, sondern nur der Euro-Islam Bassam Tibis, der der Aufklärung sowie dem westlichen Wertekanon verpflichtet und somit eben nicht typisch deutsch ist.

Foto: Frank Vincentz CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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F. Lutz / 13.12.2018

Die Durchsetzung eines aufgeklärten Islam in Europa wird schon daran scheitern, dass die deutliche Mehrheit der Muslime in Europa in prekären sozialen Verhältnissen lebt. Die Religion bietet dabei nicht nur eine Sinnstiftung für die eigene (arme und entwurzelte) Existenz, sondern sie bietet eine unschlagbare Option, dass sich die eigene soziale Situation drastisch ändert, sobald der Islam sich durchsetzt und alle (wohlhabenderen) Ungläubigen und Andersgläubigen ihrer (wirtschaftlichen und sozialen) Privilegien beraubt. Inzwischen sind viele Muslime so selbstbewusst hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung, dass sie dies auch ganz offen so aussprechen (“Wartet nur bis wir Muslime das Land übernehmen” etc.). Eine weitere Parallele im übrigen zum Faschismus der Nationalsozialisten und zum kommunistischen Sozialismus. Dort gab es ebenfalls “Systemverlierer”, welche sich unter Zuhilfenahme der mörderischen System auf der sozialen Leiter verbesserten. Die Frage ist nur wann der Islamofaschismus sich offenbart. Tritt er früher auf, wird es zu einem Bürgerkrieg kommen. Hält er sich zurück bis er mächtig genug ist, wird es entweder zu einem islamistischen Unterdrückungsregime kommen oder sogar zum Massenmord bis hin zum Genozid. Und ich meine meinen letzten Satz todernst. Die Geschichte bietet genügend derartige Beispiele.

Werner Arning / 13.12.2018

Ich würde sagen,“typisch Deutsch“ ist Distanzlosigkeit. Mangelnde Distanz zu einer politischen Idee oder Bewegung, zu Fremden, zu Freunden, zu Andersdenkenden, zu Gleichdenkenden, zur Natur, zur Welt, zum Nachbarn, zu einer Religion, zu fremden Religionen, zu Feinden, zu Tätern, zu einer Partei, zu einem Chef, zu einem Führer. Die Deutschen möchten mit allem eins werden, fühlen sich verbunden, fühlen sich verantwortlich, sind neugierig, wollen helfen, wollen vernichten, wollen erneuern, verändern, bestimmen. Sie wahren keine Distanz. Sie sind immer am Ball, immer die Besten, meinen es immer gut und was sie tun, sie tun es „total“. Das erklärt ihre Affinität zum Totalitarismus jeglicher Färbung. Am besten für die Welt ist, wenn sie sich auf Technisches konzentrieren. Aufs Erfinden, aufs Produzieren, aufs Geld verdienen, aufs Arbeiten. Von Politik und Gesellschaftlichem sollte man die Deutschen fern halten. Deshalb war die Phase nach dem 2. Weltkrieg, als sie sich auf das Produzieren konzentrierten, das Beste, was der Welt passieren konnte. Seine einigen Jahren mischen sie sich international wieder in andere Dinge ein. Das geht nicht gut.

Belo Zibé / 13.12.2018

Ich kann einige Ihrer Gedankengänge nachvollziehen, auch das gedankliche Gewebe vom Sozialismus der Volksgenossen ,Globalisten und Umma.  Dennoch kommt mir Ihr Artikel wie eine   Nivellierung auf hohem Niveau vor, in dem der deutsche Schuldkomplex kontrapunktisch mitschwingt. Ich glaube nicht, dass der Islam warten wird bis die Frage beantwortet ist , wie man nun deutsch definiert. Einem klaren Nein mag die feinstoffliche Auseinandersetzung folgen.

K.Anton / 13.12.2018

Es hilft nichts, um den heissen Brei herumzureden. Die Diskussion um dem Islam ähnelt der Diskussion um den Sozialismus. Beide sind totalitäre Ideologien, sonst nichts. Sie sind nicht kompatibel mit ” Europa”. Das Konflikt mit dem Islam wird, wie der Kampf mit dem sg Sozialismus, entweder mit Wiederstand oder mit dem Untergang der ” Europäer” enden. Eine Koexistenz mit dem Islam ist eine Illusion.  In der Geschichte ist es bis jetzt aber immer gelungen, dem Islam aus Europa zu vertreiben. Der ” 3. Schlacht um Wien ” ist nur eine Frage der Zeit. Die Frage ist nur, wollen “wir” überhaupt gewinnen?

Alexander Mazurek / 13.12.2018

Zwischen dem islamischen Kalifat und dem säkularen Leviathan gibt es keine wesentlichen Unterschiede. Beide predigen beliebiges “Recht”, fordern sie Unterwerfung, beide sind inklusiv -wer sich unterwirft darf beim Rattenrennen mitmachen-, beide leben von Beute, zwei Totalitarismen unserer Zeit. Der eine unverblümt, der andere mit Nebelbänken namens Toleranz, Demokratie, Humanismus. Übrigens hat bei der Toleranz das Kalifat ein besseres Geschäftsmodell, Toleranz kostet da eine Kopfsteuer.

P.Steigert / 13.12.2018

Europa ist von Islam insgesamt schon so überfordert, dass der Versuch einen “Reformislam” zu entwickeln, um Jahrzehnte zu spät kommt. Und auch die Reformislamisten kochen ein fremdes Süppchen, das ich mir nicht antun will. Ob man sich Deutschland für den traditionellen Islam oder für den Reformislam unter den Nagel reissen möchte, spielt keine so große Rolle.

Paul Diehl / 13.12.2018

Ich stimme Ihnen im Grunde zu. Ich würde die Betrachtung aber noch ein wenig erweitern wollen. Der Trick der herrschenden Funktionseliten besteht meiner Ansicht nach darin, sich hinter Ideologien, Religionen,  anonymen und komplexen Begrifflichkeiten und Institutionen zu verstecken. Wenn vom “Islam” oder der “Globalisierung” usw. gesprochen wird, erscheint mir das immer wie eine ungeheure Maschinerie, die vom menschlichen Einfluss unberührt ihr unheilvolles Werk verrichtet. Pustekuchen! Hinter all diesen Begrifflichkeiten und Systemen stecken Netzwerke konkreter Personen. Diese gilt es ausfindig zu machen und zu benennen. Von der Globalisierung etwa profitieren ein paar wenige internationale Großkonzerne und superreiche Privatpersonen mit den dazugehörigen Netzwerkern aus Wirtschaft, Politik und den Medien. Diese Neoliberalen haben es geschafft, ihr rein egoistisches und profitorientiertes, unverantwortliches Verhalten, hinter anonymen Begriffen, wie dem der Globalisierung zu verstecken. Die Abarbeitung an Begrifflichkeiten lenkt von persönlichen Verantwortlichkeiten und den bestehenden Machtstrukturen ab. Gerade Muslime werden in diesem Zusammenhang gnadenlos instrumentalisiert. Der Islam hat unter kulturhistorischen Gesichtspunkten keinen Platz in einem humanistischen, der Aufklärung verpflichteten Europa. Trotzdem, oder gerade deswegen, wird seine Expansion seit Jahrzehnten von den Funktionseliten vorangetrieben. Er dient als nützliches Werkzeug, im Rahmen der seit der Französischen Revolution bestehenden Konterrevolution der Herrschenden,  gegen das aufgeklärte Bürgertum und die Demokratie.

Stefan Elbel / 13.12.2018

„Ich bin die Bundeskanzlerin aller Deutschen. Das schließt alle, die hier dauerhaft leben, mit ein, egal welchen Ursprungs und welcher Herkunft sie sind“. Nun, Angela Merkel hat ja schon öfter kompletten Schwachsinn geredet. Vielleicht sollte man Merkel noch einmal ihren Amtseid vorlesen: „Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.” Es steht da nichts von “aller Deutschen inklusive aller die hier dauerhaft leben”, sondern “dem Wohle des deutschen Volkes”. Und der Eid kann mit “So wahr mir Gott helfe” gesagt werden und nicht mit “So wahr mir Allah helfe”. Noch Fragen?

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