Stephan Kloss, Gastautor / 15.11.2021 / 16:00 / Foto: Thomas Edwards / 30 / Seite ausdrucken

Der Impfstatus von Sachsens Corona-Kranken

Von der „Pandemie der Ungeimpften“ ist die Rede, weil es ja nur an selbigen liegt, dass der Corona-Ausnahmezustand nicht endet. Stimmt das? Ein Blick in das deutsche Land mit dem größten Ungeimpften-Anteil.

Der Ausdruck „Pandemie der Ungeimpften“ ist zur Schlagzeile geworden. Bevorzugt dann, wenn erklärt und bewiesen werden soll, dass nicht-vakzinierte Bürger verantwortlich für die steigenden Coronazahlen sein sollen. Doch stimmt das Narrativ? Ein differenzierter Blick auf diverse Zahlen der sächsischen Corona-Statistik lässt Zweifel aufkommen.   

Schauen wir zunächst auf registrierte Impfdurchbrüche in Sachsen (40. bis 44. Kalenderwoche) aufgelistet nach Altersgruppe die Zahl der Menschen mit vollständigem Impfstatus, bei denen Covid-19 labordiagnostisch festgestellt wurde und die Angaben, wie viele davon hospitalisiert und intensivpflichtig waren und wie viele verstorben sind:

Alter    /  Fälle / hospitalisiert  / intensiv / verstorben           

>20     /     134 /            -          /      -       /       -

20–30 /     577 /           3          /      -       /       -

30–40 /  1.026 /           5          /      -       /       -

40– 50 / 1.164 /         11          /      -       /       -

50– 60 / 1.223 /         18          /      -      /       1

60–70 / 1.013 /          34          /      1     /       1

70–80 /    591 /          53          /      4     /       7

80–90 /    419 /          84          /      5     /     18

90+     /      88 /          23          /      -      /     17

(Quelle: Sozialministerium Sachsen, Stand 8.11.2021)

Während des Erfassungszeitraums gelangten 231 vollständig Geimpfte auf Normal-Corona-Stationen in Sachsen, und 10 davon waren intensivpflichtig. Die insgesamt 6.235 positiv Getesteten (vollständig Geimpften) gehen mit in die Daten ein und verursachen eine sogenannte statistische Verzerrung. Zwar sind Reliabilität und Validität der Inzidenz-Daten gering, dennoch gelten sie als Parameter für politische Entscheidungen. Verzerrte Statistiken bedingen verzerrte politische Entscheidungen, könnte man sagen. Es ist zu befürchten, dass auch die 44 Verstorbenen als Corona-Tote in die Zahlen des Landesamtes für Statistik in Kamenz eingehen werden. Die Aussage „Pandemie der Ungeimpften“ ist – statistisch gesehen für Sachsen – nicht belegbar.

Wirkungslose Aussagen des Klinikchefs

In einer Online-Konferenz am 1. November, u.a. mit Sachsens Ministerpräsident Kretschmer, Sozialministerin Köpping, dem Vorsitzenden der sächsischen Impfkommission und Klinikchefs, machte der Chef des Leipziger Uniklinikums, Prof. Christoph Josten eine Bemerkung, die aufhorchen ließ. (Ab 1:49:52 min in der Videoschalte.) Wörtlich:

„Ich komme auf das Verhältnis Geimpft / Ungeimpft. Von unseren 18 Intensivpatienten sind 8 Geimpfte. Und bei der Normalstation ist sogar ein größerer Anteil Geimpfte als Nichtgeimpfte. Das heißt, auch die Geimpften … stellen eine nicht unerhebliche Gefahr da. Insofern muss man über 2G und 3G noch mal nachdenken … das heißt: Geimpfte konkurrieren um Behandlungsplätze mit Nichtgeimpften.“

Am Ende fragt der Ministerpräsident nach, ob er das gerade richtig gehört habe. Als Josten mit Ja antwortet, erwidert Kretschmer knapp: "Aha".

Im Landkreis Görlitz sind die Stationen ebenfalls zu 50 Prozent mit doppelt Geimpften belegt. Spätestens hier offenbart sich die Erkenntnis: Impfquote, Impfdruck, 2G- bzw. 3G-Regeln oder diverse Anti-Coronamaßnahmen konnten die endemische Ausbreitung des Virus, also gleichmäßig über alle Alterskohorten hinweg über einen bestimmten Zeitraum in einer Region, nicht aufhalten. Befördert wird das Szenario von der offenbar nur sehr geringen Wirksamkeit der Impfstoffe. Dazu gibt es auf Achgut.com zahlreiche Ausführungen u.a. hier, hier und hier.

Interne Mitteilung der Uniklinik Leipzig wirft Fragen auf

In einem Covid-19-Update vom 11. November 2021 wird die Belegschaft des Uniklinikums Leipzig folgendermaßen informiert:

„Der Anteil der ungeimpften Patienten beträgt auf der ITS 75 Prozent, auf der Normalstation 35 Prozent. Dementsprechend sind auf der COVID-Normalstation 65 Prozent der Patienten geimpft“.

Weiter heißt es:

„Das hat den Hintergrund, dass alle SARS-CoV-2 positiven Patienten auf den beiden COVID-Stationen kohortiert werden, auch wenn diese nicht an COVID-19 erkrankt sind, sondern nur im Aufnahmescreening positiv getestet wurden. Dazu gehören auch Wöchnerinnen, gynäkologische Patientinnen, Unfallverletzte, Patienten nach Herzinfarkt etc. Das schließt eine hohe Zahl von Patienten mit Vor- und Begleiterkrankungen ein, die den Immunschutz einschränken …“

Gegen Aufnahmescreening und Kohortierung ist nichts einzuwenden. Das geschieht zum Schutz aller Patienten. Doch es wird deutlich: Patienten, die nicht wegen Covid-19 in die Klinik kommen, aber dort positiv getestet werden, gelangen in die Corona-Statistik, die somit in gewisser Weise konfundiert wird. Denn die Statistik sieht die Variable „Aufgenommen, positiv getestet, ist aber wegen anderer Behandlung hier“ nicht vor.

Die statistische Aussagekraft der Corona-Grunddaten in Sachsen – und nicht nur hier – ist dünn. Es ist u.a. zu hinterfragen: 

  • Wie viele positiv Getestete gibt es auf wie viele durchgeführte Tests?
  • Wie viele sind positiv getestet und nicht symptomatisch?
  • Wie viele positiv Getestete und an Covid Erkrankte gelangen auf Klinik-Stationen?
  • Sollten Kinder, die die Infektion relativ gut und oft symptomlos durchstehen, in der Statistik anders gewichtet bzw. gesondert ausgewiesen werden?

Das bleibende Hauptproblem ist: Die Corona-Daten sind nicht repräsentativ für die Grundgesamtheit, also für die gesamte Bevölkerung, denn sie stammen nicht aus einer Zufallsstichprobe. Daher ist die Aussagefähigkeit der Parameter (Inzidenzen, Klinikauslastung etc.) – wie bereits beschrieben –, die die politischen Entscheidungen beeinflussen, schwach.

Flexible Quarantäne bei Schülern

Auf der Seite des Kultusministeriums sind die wöchentlichen Infektionszahlen aufgeführt. Allein in der 44. Kalenderwoche gab es demach 1.175 Corona-Fälle bei Schülern. Statistisch unsauber ist, dass eine wichtige Frage unbeantwortet bleibt: Wie viele Fälle davon sind PCR-positiv und landen in der Corona-Statistik? Das Kultusministerium Sachsen hat in einigen Aspekten umgedacht. Es gilt jetzt das „Banknachbar-Prinzip“. Wird ein Schüler positiv getestet, zieht das nicht mehr eine 14-tägige Quarantäne für die gesamte Klasse nach sich, sondern nur für den positiv Getesteten und dessen jeweiligen Banknachbarn. Der kann sich aber nach fünf Tagen freitesten. Vorher führte in diese sinnvolle Regelung kein Weg rein. 

„Mit einem falschen Impfversprechen betrogen“

In seinem Corona-Kompass beim MDR beschreibt der Hallenser Virologe und Epidemiologe Prof. Alexander Kekulé, der ein Befürworter der Impfung ist, die momentane Situation.

Zunächst äußerte sich (ab 5:16 min) der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach:

„Wir haben uns ja von einem stärkeren Impfgeschehen versprochen, dass wir doch wieder ein Stück Normalität zurückbekommen. Und wenn wir jetzt sagen: es ist ganz egal, ob wir eine hohe Impfquote haben oder nicht, es wird sowieso alles abgesagt. Dann werden viele natürlich die andere Frage stellen: warum soll ich mich impfen lassen, wenn es danach sowieso wieder einen Lockdown gibt.“

Dazu Prof. Kekulé im Podcast: (ab 5:55 min)

Was Bosbach da ausspricht: … die Menschen sind ein bisschen betrogen worden. Das ist das sogenannte falsche Versprechen der Impfung, dann Bundeswerbung gemacht und volle Konzertsäle gezeigt, Leute die also munter Party machen und so die Devise ausgegeben: Wir impfen uns für die Freiheit, damit alles so ist wie vorher … das war ja für die Hörer dieses Podcast von Anfang an klar, dass es ein falsches Versprechen ist, weil es keine sterilisierende Immunität gibt bei dieser Impfung … es bleibt also die knallharte Wahrheit: auch Geimpfte übertragen dieses Virus in erheblichem Maße …“

Noch im Sommer hieß es in einigen Medien: „Jahrelanger Schutz nach Impfung!“

 

Stephan Kloss ist freier Journalist. Er lebt in Leipzig und studiert Psychologie.

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Leserpost

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Ottmar Zittlau / 15.11.2021

Jede weitere Diskussion auf politischer Ebene, flankiert mit der “geballten Kompetenz medizinischer Würdenträger”, bestärkt mich richtig gehandelt zu haben! Status: Nicht-Corona geimpft!!

P. Wedder / 15.11.2021

Mein Kind kam heute zu mir und fragte mich, ob ich auf youtube auch ständig Werbung von „Zusammen gegen Corona“ bekommen würde. Habe das nachgeschlagen, Herausgeber der Website: Bundesministerium für Gesundheit (BMG), Referat L7 “Presse, Internet, Soziale Netzwerke”. Da wird eine Menge Werbung für die C-Impfung auf Steuerkosten gemacht.

T. Schneegaß / 15.11.2021

@Gus Schiller: Die Statthalter übermitteln dem RKI abends ihre Wünsche, die werden dann am nächsten Morgen erfüllt. Nun gibt es bescheidene Menschen und solche, die nie genug bekommen können und immer gewinnen wollen. Die sächsische Krankheitsministerin hat erst heute früh wieder erklärt, dass sie der AfD dankbar ist für die zuverlässige und anhaltende Unterstützung bei der Verteidigung der Spitzenposition in D. Der Södolf hat heute völlig unerwartet das AfD-Land Thüringen vom 2. Platz verdrängt. Man geht davon aus, dass Ramelow morgen sein Missfallen gegenüber Höcke zum Ausdruck bringen und ihm Vertrauensmissbrauch vorwerfen wird. Übrigens darf ich Ihnen schon heute verraten, dass wir in einem Jahr voller Unverständnis auf die aktuell recht bescheidenen Wünsche der Statthalter blicken werden.

Wolfgang Aust / 15.11.2021

Für einen Klinikchef ist schon die Aussage, Geimpfte würden nicht Nicht-Geimpften um Behandlungsplätze konkurrieren, von bemerkenswert dumpfer, bösartiger Schlichtheit. Bei Licht betrachtet konkurrieren auch Bartträger mit Nichtbartträgern, Blonde mit Dunkelhaarigen, Blau- mit Braunäugigen um die Behandlungsplätze. Und selbst, wenn es nur Geimpfte gäbe, würden diese konkurrieren. Wieso erwähnt er das nicht? Weil es Schwachsinn ist und überhaupt nichts zur Sache tut. Er hat eine Gesamtzahl Kranker zu behandeln, Punkt. Wenn er die Menschen gerne in Schubladen einteilt, ist es sein Problem. Aber diesen Spleen als fachlich fundierte Grundlage dafür zu nutzen, um kranke Menschen gegeneinander aufzustacheln ist pervers und für einen Mediziner, der ausschließlich für das Wohlergehen dieser Menschen zu sorgen hat, unverzeihlich.

Reinhold Schmidt / 15.11.2021

Den absoluten Spruch hat eben Stefan Weil, MP Niedersachsen bei Hart aber Fair losgelassen: “Wir müssen die GEIMPFTEN schützen” Merken die eigentlich noch überhaupt noch was?

T. Schneegaß / 15.11.2021

@Dr. Albert Müller: Ihre Beiträge werden von mal zu mal peinlicher, für Sie, um das klarzustellen. Wenn ich schreiben würde, was ich von Ihnen halte und über Sie und Ihren Titel denke, würden Sie es leider nicht lesen dürfen.

Elisabeth Böhm / 15.11.2021

Ich möchte mich nochmal einschalten, da ich an einer sächsischen Schule arbeite: Es gilt nicht das Banknachbarprinzip, sondern das Gesundheitsamtprinzip. Das Amt schickt die Schüler heim, nicht die Schule. Bei uns sieht das so aus, dass die Fälle pro Klasse gezählt werden und ab 3x positiv innerhalb von 7 Tagen geht die komplette Klasse in Quarantäne, egal mit welchem Banknachbarn. Trotz Maskenpflicht, Abstand und Lüftung. Hoher Krankenstand, weil manche Lehrer das Fenster gar nicht schließen und für den Durchzug des Virus auch noch die Tür offen lassen. Mir ist aufgefallen, dass das Gesundheitsamt neue Regelungen erst erfährt, wenn sich ein Betroffener beschwert und sie ihnen dabei mitteilt. Da mittlerweile Telefonnummern auf den Quarantäneschreiben gar nicht mehr angegeben werden und die Zentrale nach wie vor überlastet ist, setzt das für den Betroffenen eine sture Hartnäckigkeit voraus. Die meisten Menschen sind nicht hartnäckig und harren der Dinge, die da unweigerlich kommen. Meine Erfahrung sagt außerdem, dass interessanterweise meist der PCR-Test bei den positiv getesteten Schülern auch positiv ist, glaubt man den Rückmeldungen. Das ist die Sachlage. Von einheitlichen Regelungen oder Umsetzungen keine Spur. Alles nach Bedarf und Talent des Bearbeiters. Das lehrt, sich nicht durch kryptische Regelungen irre machen zu lassen… in Sachsen sowieso nicht, wo ein überzeugter Impffetischist als Ministerpräsident ja sogar in Quarantäne geht wegen einem Positivfall in der Familie. Der Gute… so ein leuchtendes Beispiel an Rücksichtnahme. Fußballer gehen nicht ungestraft in Quarantäne, die sind dann gleich positiv oder mindestens Ungeimpft und böse. Aber geimpfte Ministerpräsidenten nehmen aus Rücksicht 14 Tage frei und strahlen das auch in alle Wohnzimmer aus. Also mir war als hieß es auch, das Geimpfte von der Quarantäne befreit sind… nicht jedem Geimpften gefällt das. Lehrer jedenfalls müssen nicht zu Hause bleiben, wenn sie bereits abgefüllt sind.

lutzgerke / 15.11.2021

“Eine Impfung, auch Schutzimpfung (ursprünglich die Infektion mit Kuhpockenmaterial; von lateinisch vacca ‚Kuh‘) genannt, ist die Gabe eines Impfstoffes mit dem Ziel, vor einer (übertragbaren) Krankheit zu schützen. Sie dient der “Aktivierung des Immunsystems” gegen spezifische Stoffe.” Das Gen-Produkt ist weder ein Gen-Produkt noch entspricht es der Definition von Schutzimpfung. Es aktiviert das Immunsystem überhaupt nicht. Es schädigt das Immunsystem und verspricht nur eine Desinfektion! Wie oft läßt man sich gegen Windpocken impfen? Jedes halbe Jahr? Oder gegen Kinderlähmung? Das sog. Gen-Produkt ist synthetisch und daher eine Methode, welche im Spital eingesetzt wird, um Keime abzutöten. Die gewohnheitsmäßige Desinfektion führt paradoxerweise dazu, daß mehr desselben entsteht. Deshalb sterben jedes Jahr 40.000 Menschen an Krankenhauskeimen. Tote, die Jens Spahn sozusagen am Arsch vorbei gehen. Chemotherapie führt auch nicht zur Heilung des Krebsgeschehens. Medikamente auf Basis von Erdölfluid unterdrücken in der Regel nur die Symptome und führen dazu, daß der Krankheitsherd sich verbreitert. Jugendliche fallen oft den Versprechen der Phama-Industrie zum Opfer, mit einer chemischen Keule die lästigen Mitesser loszuwerden. Das gelingt nur für den Augenblick und oft sind sie nach intensiver Behandlung völlig entstellt. Die Ernährung muß umgestellt werden und parfümierte Seife abgeschafft. / Die statistische Aussagen der Coronatoten zu Gesundeten ist genauso dünn, weil sie auf einer Schieflage beruht. Sie müßte nach Altersklassen gestaffelt werden und dazu eine Quote für die Klasse erstellt. 2% verzerrt das Gesamtbild. Rund 13.300 Menschen bis 70 gelten bis dato als an Corona verstorben. berechnet man die Quote zu den Gesundeten, ist man bei 0,3%. Ein Black Jack Spieler, der mitzählen und rechnen kann, setzt erst, wenn seine Berechnung sagt, daß mit 51% die richtige Karte erscheint. Der hält jeden, der bei 0,3% sein Leben einsetzt, für geistesgestört.  

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