Vor einem Monat erschütterte der Fall des Journalisten Claas Relotius und seiner zum Teil erfundenen Reportagen die deutsche Medienlandschaft. Nun werden ähnliche Vorwürfe gegen einen Journalisten aus den Niederlanden laut. Der Branchendienst Meedia und die Aachener Nachrichten berichten über den Fall Peter Blasic. Der freie Journalist soll diversen Medien in den Niederlanden und dem flämischen Belgien „glatte Geschichten“ aus Bereichen geliefert haben, in die man nur schwer Einblick bekommt, etwa aus der Drogenszene, der italienischen Mafia oder der Dschihadisten-Szene. Dabei soll er im großen Stil Quellen und Zeugen erfunden und Texte plagiiert haben.
Laut Aachener Nachrichten ist der belgischen Webseite Apache bereits 2014 aufgefallen, dass Blasic Artikel aus dänischen Zeitschriften fast wortwörtlich übersetzt und übernommen hat. Danach habe die Webseite die Zusammenarbeit beendet. Jetzt hat das niederländische Wochenmagazin „De groene Amsterdammer“ unter der Überschrift „Zu schön um wahr zu sein“ umfangreiche Rechercheergebnisse zu Blasic präsentiert. Zur Liste der betroffenen Medien gehören demnach unter anderem De Tijd, Nieuwe Revu, Elsevier, Knack, VICE und OneWorld. Allein Nieuwe Revu habe 27 Artikel von Blasic zurückgezogen, an denen erhebliche Zweifel bestehen.
In den Veröffentlichungen des Autors finden sich laut Aachener Nachrichten: „Experten, mit denen er wohl nie gesprochen hat, zwei Psychologen aus Amsterdam und Groningen, die nie existierten, ein Zollbeamter, dessen Nachname in den Niederlanden gar nicht zu finden ist oder Geschichten, die er fast eins zu eins aus Artikeln anderer übernommen hat.“ Aufgeflogen sei Blasic schließlich durch eine Story über die Ukraine, die er fast Wort für Wort aus der Zeitschrift Foreign Policy übernommen habe.
Wie die Aachener Nachrichten berichten, arbeitet Peter Blasic zurzeit als Beamter der niederländischen Stadt Roermond. Die Stadtverwaltung habe die freiberufliche journalistische Tätigkeit ihres Mitarbeiters gegenüber De groene Amsterdammer zunächst als „Privatsache“ bezeichnet. Am Mittwoch soll die Stadtverwaltung jedoch die Einleitung einer Untersuchung bekanntgegeben haben.