Preis für einen Strom-Adapter für mein Lenovo-Notebook im Fachgeschäft: 18.99€. Im Internet: 2.99€. Ware ist identisch. Ich finanziere schon Claudia Roth und Kamarilla. Das reicht mir erst mal. Meiner Ansicht nach können übrigens auch 90% der Apotheken weg. Sie liefern eh nicht weil die Medikamente nicht verfügbar sind. Ich vermute mal auch alles “Made in China”.
Verehrter Herr Etscheit, als Egozentriker haben Sie vergessen zu erwähnen, daß der Einzelhandel (Ladenlokal, Beschäftigte, Güter, Kunden) ein Kernstück der lokalen und nationalen Kultur ist. Der Einzelhandel ist auch ein Spiegelbild der Bevölkerung - im Guten wie im Schlechten. Vor 50 Jahren war der Einzelhandel fremder Länder das unausgesprochene/unbewußte Haupt-Faszinosum für Nichtpauschaltouristen.
In Leipzig ist die Situation inzwischen so dramatisch, dass tatsächlich mal ein Artikel in der Lokalzeitung war. Einer dieser kleinen Händler kam zu Wort, es sei halt doof, dass es in so ziemlich allen Geschäften das selbe gibt, wie überall, die selben Marken. Kein Grund mehr in die Stadt zu kommen. Das C Electronikgeschäft ist schon lange zu. In Leipzig ist längst Stadtumbau. Das Ende der 2000er erst fertiggestellte zweite “K” Kaufhaus ist schon umgebaut. Letztens Jahr haben im Zentrum mehrere Supermärkte eröffnet. Die Center können den Leerstand kaum mehr kaschieren. Zeitenwende. Zu schätzen weiß ich die Verfügbarkeit heutzutage. Ersatzteile, was auch immer, schnell gefunden, im Internet.
Eine Bekannte hatte während der Corona-Zeit Schwierigkeiten, die Miete für ihren Schönheitssalon aufzubringen, da ihr die Kundinnen wegblieben. Der Vermieter weigerte sich, die Miete auch nur einen Euro runterzusetzen, da er die Miete für die Abzahlungsrate bei der Bank brauchte. Unsere Innenstädte, früher schön zum Einkaufen, Flanieren und Eisessen, sind zu merkwürdigen Ansammlungen von Ein-Euro-Läden, ungemütlichen Männer-Teestuben mit Neonlichtbeleuchtung und unfreundlich dreinblickenden Gruppen junger Männer geworden, denen man instinktiv ausweicht. Ob es an den Banken liegt? Den Vermietern? Ich weiß es nicht, aber ich fühl´ mich da auch nicht wohl. Als ich noch jung war, hatte ich jedenfalls besseres zu tun als in Einkaufsstraßen abzuhängen. Der deutsche Durchschnittszeitgenosse ist wohl auch zugegebenermaßen eher unfreiwillig zum Sparbrötchen geworden. Wer sich in Fachgeschäften beraten läßt und dann im Internet einkauft, hat es dann eigentlich auch nicht besser verdient, aber für mich und meine Frau kommt eben auch nur noch das Einkaufzentrum auf der grünen Wiese infrage. Teurer? Ja, aber trotzdem okay, denn richtige Läden, gepflegte Atmosphäre, kostenloses Parken, angenehmes Publikum. Vielleicht ist das Ganze ja ein normaler, demokratischer Prozeß: Die üblichen Verdächtigen bekommen ihr aus ihren Heimatländern gewohntes Rumlaufgebiet und wir Einheimische ziehen uns in unsere bevorzugte Gebiete zurück. Nancy Faser wohnt übrigens ganz in der Nähe. Die fährt auch lieber in die Shopping-Mall. Ich schwör, Alder.
Ich bin vor gut 2 Jahren in die Hamburger Innenstadt gefahren, um bei Karstadt ein Leder-Adressbuch zu erwerben. Sie hatten dort mal eine große Leder-Abteilung. Meine Mutter hatte Geburtstag und wünschte sich eins. Was soll ich sagen… bis auf ein paar billigste Plastikadressbücher war von Adressbuch im großen Karstadt nichts zu sehen. Ich hatte ohnehin den Eindruck, die Hälfte der Abteilung bestand nur aus Deko. So lief es in den letzten Jahren immer, wenn ich in die Stadt ging. Ich fand das, was ich suchte, nicht. Und dafür musste ich dann noch horrende Parkgebühren zahlen.
Guten Morgen, lieber Poldi, Dein Herrchen sucht händeringend ein Fachgeschäft für Dich. Also, wenn Du mal z.B. am Wesslinger See Gassi gehen möchtest, könntest Du vorher kräftig an der Leine ziehen, in Richtung Gilching und vor der Hausnummer Landsberger Str. 40 dickköpfig sitzen bleiben. Aber nur noch bis 24.März, wie Herrchen schon sagte, nix mehr Fachgeschäft. Pfiat di Poldi …
Früher konnte man bei uns in Flensburg in der Innenstadt ganz wunderbar einkaufen gehen. Unbegrenzt und kostenlos parken und dann runter in die Stadt. Ganz gemütlich. Die Augen auf Empfang gestellt und meist dauerte es nicht lange, bis man jemanden für einen kleinen Plausch traf. Keine Hektik, kein Streß. Dann in die Läden und eingekauft. Karstadt war voll, aber auch die „alten“ Einzelhändler wie Schuh-Aldag oder der Laden, in dem man alles für seinen Nachwuchs bekommen konnte. Heute? Kostenlos parken? Damit fängt es an. Man hat ständig die Uhr und die laufende Parkzeit auf dem Rücken, keine Zeit, schnell hin und gucken und nichts mehr finden. Und von der Verkäuferin auf das Internet verwiesen werden. Das macht einfach keinen Spaß mehr. Die „Shopping-malls“ bringen mit ihren freien Parkplätzen auch keine Erleichterung; die stramm kommerzielle Ausrichtung dieser Einrichtungen und das fehlende Flair der gewachsenen Stadt schlagen voll durch. Also, was bleibt?
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