Der Hass auf das Eigene (1): Dekadente Selbstanklage

„Nichts charakterisiert den Westen besser als die Abscheu vor dem Westen“, schreibt Pascal Bruckner. Dies ist der Beginn einer dreiteiligen Reihe über den irrationalen Selbsthass des Westens, über seine Ursachen, Ausdrucksformen und seine Auswirkungen.

Wer in Berlin regelmäßig an der S-Bahn Station Warschauer Straße anhielt, konnte bis zu seiner Entfernung jahrelang den riesigen Schriftzug auf dem Dach eines Wohnhauses in der Revaler Straße nicht übersehen: „Deutschland verrecke!“ Diese Parole ist dem Song „Deutschland muss sterben“ der Punkband Slime entnommen und wurde im Jahr 2000 nach einer juristischen Klage durch die Richter des Bundesverfassungsgerichtes (BVG) zur „Kunst im Sinne eines Grundrechts“ erklärt. Lautete die Songzeile oder der Schriftzug „Türkei verrecke“, würde das BVG die Freiheit der Kunst wohl nicht mehr als Argument gelten lassen. Noch unwahrscheinlicher ist es, dass eine Parole wie „Volkstod stoppen“ länger als ein paar Stunden auf einem Hausdach in Deutschland stehen bleiben würde. 

Nun kann man die Parole „Deutschland verrecke!“ einfach als spätpubertären Ausfluss linker Fanatiker abtun, die häufig selbst vom verhassten Staat finanziert, als Student aus gutem Elternhaus von seinen Bildungsangeboten profitieren und alle Annehmlichkeiten zähneknirschend in Kauf nehmen, die das „Schweinesystem“ ihnen bietet. Dass die mit Steuergeldern gepäppelte Staatsministerin Claudia Roth 2015 sich bei einer Demonstration hinter dem Banner „Deutschland, du mieses Stück Scheiße“ präsentierte, ist hier nur ein prominentes Beispiel. Auch der derzeitige Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck schrieb bereits 2010: Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland noch nie etwas anzufangen und weiß es bis heute nicht.“ 

2014 zog eine Aktivistin der damaligen Piratenpartei in Dresden durch die auf den nackten Oberkörper gemalte Botschaft „Thanks Bomber Harris“ die Aufmerksamkeit der Presse auf sich. „Bomber Harris, do it again“ ist seit Jahren ein beliebter Slogan auf Plakaten der Antifa. Sir Arthur Harris, genannt Bomber-Harris, war ab 1943 Air Chief Marshal der Royal Air Force und ordnete die Flächenbombardements deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg an. In Dresden starben im Februar 1945 zehntausende Menschen, da die Stadt ein Zufluchtsort für viele Flüchtlinge, insbesondere aus dem Osten, war. Es ist schwer nachvollziehbar, wie jemand dazu kommt, sich den Tod von Kindern, Frauen, Alten und Flüchtlingen zu wünschen oder sich dafür zu bedanken.

„Moralische Verpflichtung auszusterben“

Man kann in dieser Verachtung des Eigenen ein allgemeines Symptom erblicken, das man mit dem Begriff der Dekadenz beschreiben kann. Diese besteht in einer feindseligen Haltung gegenüber der eigenen Gesellschaft und ihrer politischen Ordnung, bei gleichzeitiger Glorifizierung alles „Fremden“, kurz: einem Mangel an Selbstachtung und einem Hass auf das Eigene. Dieser Hass auf die eigene Geschichte, Herkunft und Erbe hat besonders in Deutschland geradezu pathologische Züge angenommen. Kurz vor der politischen Wende 1989 wütete etwa der taz-Autor Wiglaf Droste in einem Rundumschlag gegen alles Deutsche: 

„Lieber möge sich ‚das deutsche Volk‘ in seiner Gesamtheit von dieser Erde herunterbefördern, als dass auch nur noch ein Angehöriger einer anderen Nation von einem Deutschen um sein Leben gebracht wird. Lieber jeden Tag Schüsse an der deutsch-deutschen Grenze als noch ein wegen Ladendiebstahl erwürgter Asylbewerber in Schwaben oder ein einfach abgestochener Türke in Westberlin. Es gibt nichts Abstoßenderes als die Vorstellung einer Wiedervereinigung: noch mehr Deutsche, und alle auf einem Haufen. (….) Das deutsche Volk hat die moralische Verpflichtung auszusterben, und zwar subito (sofort).“

Ob der Schreiber ein Fall für die Psychiatrie oder nur in die eigene Radikalität verliebt war, mag der Leser selbst entscheiden. Dass dieser Text in einer deutschen Tageszeitung Ende der 80er Jahren überhaupt erscheinen konnte, zeigt aber den Zustand eines Landes, das seiner permanenten Abwertung nichts mehr entgegensetzt, vor allem da die politische und mediale Elite sich weitgehend mit der Herabsetzung des Eigenen identifiziert.

Wie der Selbsthass zum zentralem Gefühl der westlichen Kultur – Deutschland ist hier nur ein besonders krasses Beispiel – geworden ist, bleibt vielleicht die entscheidende Frage unserer Zeit. Man kann sich dem Phänomen annähern, versuchen, die historischen und psychologischen Gründe für den Selbsthass zu beschreiben, plausible Argumente dafür vorbringen – es bleibt stets ein Rest an Unverständnis und Staunen. Allgemein gilt: Je mehr westlich-kulturelle Elemente eine Gesellschaft aufweist, umso schärfer wird sie kritisiert. Kolonialismus, Imperialismus, Ausbeutung der Dritten Welt, Nationalsozialismus, Kapitalismus, Rassismus – alles seien Ausdrucksformen der Verbrechen des Westens, die mit sichtbarem Genuss und großem Pathos jederzeit zur eigenen Distinktion vorgebracht werden können. Ausgeblendet wird von den Kritikern alles, was die westliche Welt auszeichnet und sie lebenswert macht: Abschaffung der Sklaverei, Menschenrechte, Frauenrechte, rechtsstaatliche Verfahren, Wohlstand durch Marktwirtschaft, soziale Sicherungssysteme, medizinischer Fortschritt, Hilfen für arme Länder, Ächtung von Gewalt. Trotz all dieser unbestrittenen Errungenschaften sind Schuldzuweisungen praktisch immer einseitig an die westliche Gesellschaft gerichtet. Alle Missstände in der Welt haben „wir“ zu verantworten. Nur wenn man „den Westen“ bzw. „Weiße“ mit Unrecht und Elend in Verbindung bringen kann, ist die Empörung der edlen Seelen groß. Diese tief verwurzelte Neigung, jede Untat auf Handlungen oder Nicht-Handlungen des Westens zurückzuführen, kann als wesentliches Merkmal der westlichen Gesellschaften betrachtet werden, zeigt aber umgekehrt auch eine latente Hybris: Denn wer für alles verantwortlich ist, wer an allem Schuld trägt, ist zugleich omnipotent. 

Das Böse, Rassismus, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Ausbeutung, das alles ist stets genuin in unseren westlichen Ländern zu verorten. Wir tragen letztlich auch die Schuld an den Massakern, die die Nachkommen der ehemals Kolonisierten nicht nur in ihren Ländern, sondern seit dem Erstarken des islamistischen Terrors auch in den Städten Europas und der USA anrichten. Die immer selbe Frage nach jedem Anschlag oder Attentat lautet: „Was haben wir nur getan, dass sie uns so hassen?“ Denn es muss einen Grund in uns selbst, in unserem Verhalten haben, dass wir angegriffen werden. Es sind WIR mit unserer ausbeuterischen Wirtschaft, mit unserem Rassismus, unserem Eurozentrismus, die den Anderen zu seinen Taten provoziert. Unsere Demokratie und Staatsform, Deutschland speziell, der Westen allgemein, erscheinen in den Augen der Kritiker als die eigentliche Heimat der Tyrannei und der Unterdrückung. Umgekehrt wurde und wird jedes noch so blutige und autoritäre Regime in Südamerika, Asien oder Afrika und seine Akteure gerne von der politischen Linken entschuldigt, wenn nicht gefeiert, soweit es antiwestlich ausgerichtet ist, sind wir doch verantwortlich für alle Fehlentwicklungen in der Welt.

Dem Westen darf man alles vorwerfen 

Der Begriff „Westen“ muss dabei unbestimmt und vage bleiben, damit das Schuldbewusstsein und die Selbstanklage munter zirkulieren können. Der Westen, das sind in geografischer Perspektive im Wesentlichen die nördliche Hemisphäre, eine Anzahl demokratischer Staaten, eine hoch entwickelte Ökonomie, eine kulturelle Entität. Auch wenn es unmöglich ist, den Begriff des Westens genau einzugrenzen, für seine „Gegner“ ist er eine eingängige Formel, die als Projektionsfläche dient. Dem Westen kann und darf alles vorgeworfen werden. Nicht nur afrikanische und asiatische Despoten, auch das Russland Putins, das sich heute als Antipoden der westlichen Kultur sieht, beziehen sich negativ darauf. Der Westen ist rassistisch, dekadent, imperialistisch, ausbeuterisch. Eine Sichtweise, die sich der durchschnittliche Intellektuelle hierzulande schon lange zur Pflicht gemacht hat und die zum Nachweis eines kritischen Bürgers gehört. Die Anklageschriften gegen die verbrecherische Politik des Westens füllen so ganze Bibliotheken und die allabendlichen Fernsehprogramme. 

Das heutige Europa, so heißt es etwa in Frantz Fanons antikolonialistischem Klassiker Die Verdammten dieser Erde aus dem Jahr 1961, „dieses Europa ist buchstäblich das Werk der Dritten Welt. Die Reichtümer an denen es erstickt, sind den unterentwickelten Ländern gestohlen worden.“ Bis zur Ankunft des weißen Mannes in Afrika gab es in Fanons Augen eine harmonische Eintracht. Danach hielt das Böse Einzug in die Welt. Deshalb ist auch die Anwendung von Gewalt gegen Weiße eine legitime Praxis für jeden Revolutionär. Der berühmte Aufruf Fanons in seinem Hauptwerk lautet denn auch: Der weiße Kolonist ist der Feind, der Antagonist, mit einem Wort, der Mann, den es zu töten gilt. Es ist kein Zufall, dass niemand geringerer als der weltberühmte Jean-Paul Sartre ein Vorwort zu Fanons Buch schrieb, das dem Mordaufruf eine philosophische Note gab und in aller Deutlichkeit die Eigenart des typischen westlichen Intellektuellen zeigt. Sartre schreibt: Einen Europäer erschlagen, heißt zwei Fliegen auf einmal zu treffen, nämlich gleichzeitig einen Unterdrücker und einen Unterdrückten aus der Welt zu schaffen. Was übrig bleibt, ist ein toter Mensch und ein freier Mensch.“

Spätestens ab den frühen 60er Jahren brachte die politische Linke jeder Tyrannei und Willkürherrschaft großes Verständnis entgegen, solange sie mit der „Unschuld“ der ehemals Kolonisierten, den Opfern der europäischen Geschichte, verbunden war. Die Formel „Unser Reichtum basiert auf deren Armut“ wurde zur Quintessenz des schlechten Gewissens der europäischen Wohlstandsländer. Die stärkste Asymmetrie besteht heute in einer moralischen Konstellation, die uns in den Zustand eines reuigen Sünders versetzt. Insbesondere in der spätestens seit 2015 verheerenden Migrationspolitik Deutschlands wird diese psychische Disposition zu handlungsleitender Politik. Da unser Reichtum, so die sakrosankte Überzeugung, auf der Ausbeutung der südlichen Hemisphäre beruht, ist es nur gerecht und unsere moralische Pflicht, die ganze Welt mit offenen Armen aufzunehmen. Denn die aktuell einwandernden Migranten holen sich nur das zurück, was wir ihnen über Jahrhunderte genommen haben und immer noch nehmen. Anetta Kahane, ehemalige Stasi-Mitarbeiterin, früher Leiterin der mit Steuergeldern finanzierten Amadeu-Antonio-Stiftung, sah denn in der Massenmigration einen legitimen Akt der Vergeltung gegen das „weiße Europa”. Wir haben die Flüchtlingswellen historisch und aktuell mehr als verdient. Hier wird also nur eine historische Gerechtigkeit hergestellt, eine Form der Reparation von uns begangener Verbrechen an den Einwandernden. Der französische Soziologe Pascal Bruckner schreibt dazu polemisch in seinem Buch Der Schuldkomplex:

„Europa schuldet Letzteren alles: Unterkunft, Verpflegung, Gesundheitsversorgung, Erziehung, ordentliche Löhne, prompte Erledigung ihrer Anliegen und vor allem Respektierung ihrer Identität. Bevor sie noch einen Fuß auf unseren Boden gesetzt haben, sind sie Gläubiger, die ihre Schulden einfordern.“

Naive ökonomische Vorstellung 

Offensichtlich existiert in den Augen vieler Bürger Westeuropas, nicht nur in Deutschland, eine Art von „Schuldvertrag“ zwischen dem „reichen Europa“ und dem „armen Rest“, der jederzeit abgerufen werden kann. Dass „wir“ alle auf Kosten der Anderen leben, wird unermüdlich behauptet. Deshalb sind wir in der moralischen Pflicht, wie aktuell von Innenministerin Faeser nochmals bestätigt, ohne Obergrenze Einwanderer aufzunehmen, es hat auch jeder der Ankommenden ein Recht, an unserem jahrzehntelang aufgebauten Sozialstaat zu partizipieren, parallel müssen wir die Fluchtursachen bekämpfen und massiv Gelder für Hilfen bereitstellen. Denn das alles ist nur ein kleiner Teil dessen, was wir in einer größeren historischen Perspektive den Anderen schulden. Unzählige Fernseh-Beiträge, Stapel von Büchern, Zeitungsartikel und Anklageschriften gegen die Verbrechen des Neokolonialismus, die Ausbeutung Afrikas und anderer nicht-weißer Länder stoßen dabei auf breite Zustimmung über alle Parteien hinweg.

Diese Grundhaltung hat sich dermaßen stark verfestigt, dass kritische Stimmen oder auch nur Zweifel daran als Beweis für die Menschenfeindlichkeit dessen genommen werden, der es wagt, Einwände dagegen vorzubringen – und das sogar dann, wenn er reale Schieflagen zugesteht. Einen Kontinent wie Afrika, der nur ca. ein Prozent des Welthandels trägt, mit der immensen Bedeutung für unseren Reichtum in Verbindung zu bringen, ist aber wenig plausibel. Im Mittelpunkt des Vorwurfs der Ausbeutung der armen Länder steht eine Vorstellung von Ökonomie, die das Welteinkommen als eine von der Produktivität unabhängige Größe suggeriert, das nur gerecht zu verteilen wäre, denn was ich besitze, muss ja einem Anderen weggenommen worden sein. 

Die ungleiche Produktion des Reichtums beruht aber, wie Siegfried Kohlhammer in seinem viel zu wenig beachtetem Buch Auf Kosten der Dritten Welt? anhand zahlreicher empirischer Daten nachweist, im Wesentlichen „auf der hohen Produktivität der Arbeit in den Industrieländern, deren hohen Stand von Ausbildung, Wissenschaft und Technologie, funktionierender Administration, dem sozialen und demokratischen Rechtsstaat und anderem mehr, nicht aber auf der Ausbeutung der Dritten Welt.“

Der europäische und ostasiatische Wohlstand basiert auf technologischer, wirtschaftlicher und politischer Kompetenz, aber auch auf mentalen und gesellschaftlichen Strukturen die nicht ohne Weiteres auf andere Kulturen übertragbar sind, was man etwa am schulischen und wirtschaftlichen Misserfolg bestimmter Einwanderergruppen ablesen kann. Kohlhammer zeigt, dass die wirtschaftliche Stagnation der Entwicklungsländer, wie er im Einzelnen in seinem Buch sorgfältig nachweist, speziell in Afrika, wesentlich interner Art ist. Korrupte Eliten, Zollrestriktionen, horrende Exportsteuern, aufgezwungene Rohstoffpreise durch einheimische Regierungen, eine fehlende Steuerpolitik, kulturelle Faktoren. Eine korrupte afrikanische Elite benutzt die von ihnen mitverschuldete Armut auch gerne, um die Erste Welt auf UNO-Sitzungen anzuklagen und für alles Elend verantwortlich zu machen. Das funktioniert immer, wie inzwischen auch die islamischen Länder erkannt haben, deren Unterentwicklung ebenso eine Folge kolonialer Schuld und westlicher Arroganz sein soll.

„Weiße Rasse als Krebsgeschwür“

Das weit verbreitete Narrativ, das sich quer durch die westlichen Gesellschaft zieht, ist die psychisch tief verankerte Vorstellung von Unten und Oben, Arm und Reich, das Gefühl, auf Kosten Anderer zu leben, auf die einfache und eingängige Formel gebracht: „Da wir so reich sind, sind sie so arm“. Der „Antikolonialismus“, der auf die Verbrechen der weißen Europäer zielt, deren Expansion sozusagen das Grundübel in die Welt brachte, bedient sich dieser Formel auf exzessive Weise und besteht im Kern, so der Althistoriker Egon Flaig, aus einer „emotionalisierten Solidarität mit den sogenannten Unterdrückten“ die jederzeit abgerufen werden kann. Die Kulturanthropologin Sabine Hess kann hier stellvertretend für einen breiten Konsens in der heimischen Büßergesellschaft zitiert werden, der unsere Schuld und unser Versagen untermauert und gleichzeitig eine Drohung beinhaltet: 

Es ist historische Verdrängung zu glauben, wir könnten einen Wohlstand, der aus jahrhundertealter Ausbeutung entstanden ist, einfach für uns behalten. (…) Aber wir können auch nicht glauben, dass wir ein System, das auf Raub basiert, über Jahrhunderte militärisch sichern können.“

Im gleichen Maße wie alles Antiwestliche, Antikapitalistische und spätestens seit dem Vietnamkrieg vor allem alles Antiamerikanische kritiklos von Links gefeiert wurde, mutierte der Westen, so der französische Politiker Roger Garaudy, zum „Hort der größten Verbrechen der Geschichte.“ Als Kolonialist, Imperialist und Weißer hatte man ganze Kontinente unterworfen und Kulturen zerstört, die vor der Ankunft des weißen Mannes (natürlich!) in friedlicher Eintracht lebten. Ein typisches Beispiel für diese Auffassung ist die US-Autorin Susan Sontag, die die „weiße Rasse als Krebsgeschwür der Menschheitsgeschichte” bezeichnet. Selbstverständlich gilt diese Zuschreibung nicht als Rassismus, sondern als „kritische Stimme“ in einer Welt, die sich einem neuen Flagellantentum verschrieben hat. 

Unabhängig davon, ob eine deutsche Antifa-Aktivistin den „Volkstod der Deutschen“ fordert oder eine Ikone der globalisierungskritischen Bewegung wie Noam Chomsky den Westen anklagt, in der Abwertung der zivilisatorischen Errungenschaften und in der Betonung der eigenen Verbrechen kommt ein kulturelles Muster zum Ausdruck, das in dieser Weise nur die demokratischen Gesellschaften des Westens kennen. Der bereits zitierte Pascal Bruckner kommt deshalb zum eindeutigen Schluss: „Nichts charakterisiert den Westen besser als die Abscheu vor dem Westen.“

Lesen Sie morgen Teil 2: Exzessives Schuldempfinden. 

Dieser Text ist ein Vortrag, den der Autor im April 2023 für die Reihe Audimax des Radiosenders „Kontrafunk“ gehalten hat. 

 

Dr. Alexander Meschnig studierte Psychologie und Pädagogik in Innsbruck und promovierte in Politikwissenschaften an der HU Berlin. Auf Achgut.com analysiert er unter mentalitätsgeschichtlicher und psychologischer Perspektive die politische Situation Deutschlands.

Foto: W.C. Mendenhall /U.S. Geological Survey Photographic Library via Wikimedia Commons

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Holger Chavez / 18.05.2023

Der Westen gräbt nicht nur sich selbst das eigene Grab, sondern der Weltreichtumsumverteilung überhaupt. Denn welche andere Kultur ist bereit, zu teilen? Die Chinesen? Die Japaner? Die Araber? Ruski Mordor?  Mit dem Untergang des Westens wird die Idee, daß alle Menschen Brüder sind, ziemlich unwichtig werden. Vielleicht wird sie ein abgeschwächtes Dasein führen als “Eigentlich sind alle Menschen Brüder, aber..”. Die Idee ist christlichen Ursprungs, daran dürfte kein Zweifel bestehen. Zu beantworten wäre die Frage, warum das Christentum überhaupt entstand. Ob es auf anthropologischen Eigenschaften des Menschen beruht? Muß wohl, denn nur als Schnapsidee hätte es keine solche Attraktion entwickelt. In seiner verweltlichten und pervertierten Form, dem Marxismus,  konnte es sogar in China zeitweise allmächtig werden. Es ist die Moral der christlichen bzw. nachchristlichen Demokratien des Westens und ist gleichermaßen ihr Sprengstoff. Denn es liefert unermüdlich Begründungen für demokratische Exzesse, die seine, des Westens, Stabilität untergraben und ihn in den demokratischen Selbstmord treiben. Eine reife Demokratie wäre sich dieser Gefahr bewußt und würde Vorkehrungen gegen den Suizid treffen, indem sie die Neutralität der demokratischen Institutionen schützt. Wobei auch das, wie alles, pervertiert werden kann. Denn demokratische Reife bedeutet Einsicht in die eigene Begrenztheit und deshalb Kompromisse mit dem Bösen. Auweia! Welche Grenzen haben diese Kompromisse? Und hält es eine demokratische Gesellschaft aus, partiell böse zu sein?

Marc Munich / 18.05.2023

Marc Greiner “Die (neu-) Rechten bevorzugen einen Putin weil er gegen den Westen ist, auch wegen oder trotz der Diktatur, welche in ihren Augen gar keine ist sondern nur…etc.” Würde man Ihren, doch sehr schlichten,  Einordnungen folgen, wären die “(alt)-Rechten dafür heute glühende Sozialisten/Kommunisten - resp. im Schützengraben der grünen Frontkobolde zu verorten.  Das es einem dabei nebst dem Freiheits-und verteidigungsgeschwafel korrupter West-“Eliten”, die sich via lupenreinem Staatsterrorismus selbst an der kritischen Infrastruktur “befreundeter Partner” zu schaffen machen, mittlerweile übel wird, kann der vorbildliche Wertewestler natürlich nicht verstehen.  Ich nenne es das “Tagesschau-Syndrom”!  Meine Großonkeln-und Tanten peilen auch bis heute nicht, dass dort mittlerweile ein anderes Personal sitzt, als noch in den guten, alten 50’igern.  Und wer sich für eine neutrale Position bzw. diplomatische Lösung um jeden Preis ausspricht, anstatt der größten Atommacht der Welt - noch dazu als nackter, militärischer Nobody - abermals den Krieg zu erklären, muss deshalb nicht “Putin bevorzugen” oder auf irgendwelchen “Achsen des Bösen” zu verorten sein.  Kommen Sie aus Ihrem überholten Kopfkino raus und befassen Sie sich mit wirklichen Geo-Strategen und Historikern von Kissinger bis Mearsheimer oder einem Neutralen Schweizer wie Daniel Ganser o. Roger Köppel.  Das sind auch alles keine enttäuschten West-oder altrechten Amerikahasser - versprochen!  :D

Günter H. Probst / 18.05.2023

Sie sehen, hören und achten zu sehr auf die Niederungen der Gesellschaft: obdachlose Hausbesetzer, Klimakriminelle, Drogenabhängige, nichtskönnende Scheinkünstler , usw, also diejenigen, die Marx als Lumpenproletariat zusammenfassen würde, das disponibel für die Herrschenden ist. Es gibt das Probleme, daß die maoistischen und stalinistischen Parteien Personen aus diesem Lumpenproletariat in gesellschaftliche Führungspositionen hieven, wo sie dann ihren Haß und Selbsthaß über die privaten und öffentlichen Medienhuren ausposaunen dürfen. Da ich in den normalen Niederungen der Gesellschaft, Familie, Nachbarschaft, Freunde lebe, weiß ich, daß diese Propaganda nicht gut ankommt, und die Gedanken und Gefühle der normalen Bürger um ganz andere und nähere Ereignisse kreisen. Leider haben die Tranformationsparteien ihre wahren Absichten erfolgreich verschleiert und bringen die normalen Bürger dazu, das Wahlkampfgequatsche zu glauben und diese Tranformationsparteien immer wieder zu wählen. Und leider hat die Mehrheit der D die Eigenschaft, den Abstieg immer ganz bis zum Ende: 1919, 1945, 1990, auszukosten. Bei Individuen nennt man das Masochismus. In der nächsten Verfassung sollte man darauf achten, daß die Regierungszeit von Personen zeitlich begrenzt wird, und Personen aus dem Lumpenproletariat nicht in Führungspositionen von Politik und Medien aufsteigen dürfen.

Thomin Weller / 18.05.2023

Bassam Tibi hat die Deutschen gut erkannt. “Die Tyrannei der Willkommenskultur. Über die Veröstlichung der Politik in Deutschland unter Angela Merkel und das Fehlen einer Debating Culture.” Die deutsche gesinnungsethische Denkweise des moralisierenden «Pathos des Absoluten» passt ebenso. Besser wäre die monotheistisch christliche Weltmissionierung. Die grenzenlose Selbstausbeutung geht nur mit dem Hass auf sich selbst. Das haben die Religionen mit dem Prügelstock gut hinbekommen. Passend “Arbeit macht frei. Von Luther bis Hitler Deutscher Arbeitswahn und Judenhaß” von Klaus Thörner. Seit 100 Jahren wird ein Verfassungsbruch gefeiert und keinen interessiert es. Erst recht nicht diese unsägliche Büchner Gesinnungsjustiz. Buchauszug “Schuldgefühle und Angst sind in dieser unserer Gesellschaft nötig; ihre Prinzipien, Strukturen und Abhängigkeiten wären sonst nicht möglich. Angst ist nötig, um »freiwillig« zu gehorchen. Angst ist Voraussetzung der »freiwilligen« Unterordnung. Schuldgefühle bringen mir bei, daß Eltern und Lehrer mich erziehen müssen. Schuldgefühle lassen mich Strafe akzeptieren. Schuldgefühle machen mich abhängig von der »Autorität«.” Das ist der Kern der monotheistischen Welt, erst recht der Kirchenstaat Deutschland.

Rollo Tomasi / 18.05.2023

Das Dilemma : gleich nach dem Mauerfall begann man systemaisch die Industriearbeitsplätze abzubauen . Der Sozialismus war endgültig erledigt , der Industriearbeiter zu fett und unverschämt geworden(und der Abstand zu den Bürgerlichen zu gering) , also schaute man sich um , wo man billig produzieren konnte und warf Millionen Menschen einfach auf den Müll , weil deren Arbeit angeblich zu teuer wurde . Die USA voran , die Deutschen ,wie immer, eifrig hinterher .  Dummerweise hat man damit ein Land groß gemacht , das ideologischer Erzrivale geblieben ist und sich nicht mehr zähmen läßt , weder technologisch noch militärisch . Es ist mittlerweise besser aufgestellt als der Westen und droht ihm in der Außenpolitik den Rang abzulaufen . Die Zeit läuft hier eindeutig gegen den Westen , weil praktisch alle wichtigen Nationen in Asien , die den Westen satt haben , lieber Geschäfte mit dieser aufsteigenden Nation machen . Statt zu punkten , wo man kann , verzettelt man sich im Westen lieber in endlose Debatten der Nabelschau und in einen Krieg mit der einzigen Großmacht in Asien , mit der man sich überhaupt noch verbünden könnte. Resultat : es kommt zu einem Bündnis mit der Nation, die zur Hauptbedrohung des Westens geworden ist , vor allem wirtschaftlich . So ein Pech. Schlägt die Befreiung der Ukraine fehl , werden sich andere Nationen dem Zweckbündnis anschließen und wenn man zu viele Feinde hat , ist endgültig Essig mit dem Einfluß des Westens . Wie löst man das Problem ? Friedlich? - Mögest du in ” interessanten Zeiten” leben .

Heino Mursi / 18.05.2023

Meines Erachtens verachten nur die Menschen ‚den Westen‘, die einen sehr begrenzten Horizont haben. Sowohl intellektuell, als auch international. Ich habe auf meinen vielen Auslandsreisen in anderen Ländern andere Erfahrungen gesammelt. Sinnbildlich will ich die Aussage eines chinesischen Kollegen nennen: „Manchmal wollen die Kunden einfach ein weißes Gesicht sehen“. Noch Fragen?

Thomas Szabó / 18.05.2023

Die Nazis sahen sich als “Arier” und erklärten andere Völker zu “Untermenschen”, die man beseitigen müsse, und gewisse Minderheiten innerhalb des “arischen” deutschen Volkes zu “lebensunwertem Leben”, die man ebenfalls beseitigen müsse. Die Kommunisten akzeptierten nur Kommunisten als Menschen. Sie sahen sich primär als Kommunisten und nicht als Angehörige ihrer eigenen Völker. Während die Nazis andere Völker töteten, töteten die Kommunisten ihre eigenen Völker. Lenin meinte 5 -10% der Russen seien für die Segnungen des Kommunismus nicht zu begeistern und deshalb zu liquidieren. Die geistigen Erben der Kommunisten sind die Linken & Grünen. Linke & Grüne & Globalisten sehen sich nicht als Angehörige ihrer eigenen Völker, sondern primär als Linke & Grüne & Globalisten. Robert Habeck hasst Deutschland. Warum soll er die Deutschen Menschen lieben? Grüne sehen sich als Grüne und nicht als Deutsche. Die Nazis bekämpften andere Völker, die Kommunisten bekämpften die eigenen Völker. Grüne, Linke, Globalisten bekämpfen auch die eigenen Völker. Deutsche Linke & Grüne sehen sich als “Arier” und blicken auf die “deutschen Untermenschen” herab. Sie selber sehen sich nicht als Deutsche. Sie kaufen sich vom Deutschsein frei, indem sie Deutschland verraten. “Wollt ihr die totale Transformation? Wollt ihr die totale Energiewendende?” “Wollt ihr den Totalen Krieg gegen alles was euch lieb & teuer ist?” Das ist eine Kriegserklärung! Die “arische grüne Rasse” hat der “deutschen Rasse” den Krieg erklärt. Auf allen Ebenen, gesellschaftlich, ethnisch, wirtschaftlich, kulturell! Genauso wie die Kommunisten sich als Kommunisten sahen, sehen sich die Grünen als Grüne, aber nicht als Deutsche. Deutsche Grüne sind keine Deutsche! Grüne hegen einen eliminatorischen Rassismus gegen Deutsche. Ja, die Grünen sehen sich als eine eigene “arische Rasse im Geiste”. Deshalb auch die erbarmungslose Energiewende. Nazis, Kommunisten, Grüne - Arier - totaler Krieg - totale Transformation!

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