Der gesunde Menschenverstand hat (und ist) wie die Primzahlen eine undefinierbare Ordnung. Also lässt sich das Chaos nur mit Vernunft nicht beseitigen.
Bereits seit längerem vertrete ich die Auffassung, dass unsere Gesellschaft an Beliebigkeit erkrankt ist. Es ist erlaubt und gewünscht, dass alles austauschbar ist. Sei es der Mensch als solches, der später im Rentenalter nur noch als Wirtschaftsfaktor gesehen wird, wenn er zwangsläufig keine Leistung mehr erbringen kann (die Lebensleistung erbrachte er bereits!), im Schulunterricht, in denen praktisch nur noch auf die Interessen der Schüler eingegangen und nicht auf die Allgemeinbildung bzw. Kulturvermittlung geachtet wird (gemeint sind Lehrinhalte und -methoden: Hauptsache, der Abschluss wird geschafft), als auch die Sprache. Worte werden einfach gebraucht, ohne den eigentlichen Sinn. (“Hetzjagd” würde sich gerade anbieten, wenn auch abgenutzt.) Und ob das Wort “Studierende” im Sinne der Sprache nun richtig oder falsch ist (studierend bin ich nur in dem Augenblick, in dem ich es gerade tue), es dient der “inklusiven Sprache”. Einerseits soll alles gleich gemacht werden, andererseits wird ganz besonders auf die Individualität geachtet (vgl. “soziale Geschlechter”). Jeder soll individuell angesprochen werden, wie ja auch die Klage einer älteren Dame bewies, die nicht als Bankkunde betitelt werden wollte, sondern als Kundin. (Meine kognitiven Fähigkeiten lassen es zu, den Zusammenhang zu erkennen ohne mich diskriminiert zu fühlen.) Dass es keine Normalität (im Sinne von allg. Normen) mehr gibt, scheint sehr erwünscht zu sein - jedoch nicht von mir ...
Danke Herr Bolz, es ist zum Mäuse melken. Logische Argumentation ist nicht mehr möglich. Abstrusitäten sind normal. Es gibt gute Filme über Geistesgestörte die sind urkomisch, da sind wir jetzt die Komparsen.
“Die Universitäten, deren Geisteswissenschaften schon immer Brutstätten der Realitätsfremdheit waren, spielen in dieser Dynamik des Normalitätsschwunds eine Schlüsselrolle.” Die Geisteswissenschaftler der Dekonstruktion werden von tüchtigen Flughafenbauern, Wind- und Sonnenenergetikern unterstützt. “Fortschrittliche” Juristen erklären uns, dass bei der unkontrollierte Massenimmigration alles mit rechten Dingen zugehe und das GG “suspendiert” sei, also Konventionen und übernationalem Recht nicht im Wege stehen dürfe. Linke Studentenschaften treiben ihr Unwesen an den Universitäten und schrecken nicht davor zurück, Lehrveranstaltungen zu verhindern und Professoren zu terrorisieren und damit der Hochschule ein für alle Mal den akademischen Geist auszutreiben. In diesem Zusammenhang ist das hochtrabende Gerede von Digitalisierung, “Excellenzclustern” und “künstlicher Intelligenz” einigermaßen grotesk.
Die Mehrheit ist heute stolz darauf, ‘für alles offen’ zu sein. Pathologischer Zustand! Heisst diese ‘Offenheit für alles’ doch im Umkehrschluss, dass die (mensch muss dies leider so sagen) Mehrheit mittlerweile nicht mehr ganz dicht ist. Das Resultat erleben wir gerade. Gesunder Menschenverstand ist nicht mehr gefragt.
“Die Quertreiber wähnen sich erst dann am Ziel ihrer Träume, wenn sie die Paradiesvögel zur Hölle gejagt und die Höllenhunde ins Paradies gebracht haben.” peter e. schumacher (1941 - 2013)
Bei dem Begriff Identität(Politik) sehe ich eine Umkehr meines vorsintflutlichen Identitätsbegriffs. Nach diesem Begriff ist die Identität die Person selber. Heute scheint man wohl die Gruppenzugehörigkeit also das Kollektiv als Identität stiftend anzusehen. Das heisst, daß nicht die Merkmale aller Gruppen oder meine Gene die Identität bestimmen, sonder das Geschlecht, Hautfarbe etc. Das halte ich für falsch.
Gesunder Menschenverstand, so würde ich eine Partei nennen, wenn ich eine gründen würde.
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