Ulli Kulke / 03.01.2023 / 15:00 / Foto: Imago / 99 / Seite ausdrucken

Der Generalverdacht der Herkunft-Leugner

Mit verbalen Ablenkungsmanövern wollen viele Akteure verschleiern, dass ein ganz bestimmtes Milieu für die Silvester-Unruhen in Berlin und anderswo verantwortlich ist. Damit sind sie es, die unzulässig pauschalisieren, nicht die, die konkrete Informationen wünschen.

Dass ein ganz bestimmtes Milieu für die Silvester-Unruhen in Berlin verantwortlich ist, wird von niemand ernsthaft bestritten. Dennoch: Die Argumente der in Berlin politisch Verantwortlichen gegen die Feststellung, dass dies mit mangelnder Integration zu tun habe, verbunden mit der Aufforderung, dies doch bitte nicht weiter zu thematisieren, werden indessen immer hilfloser.

So bittet Neuköllns Integrationsbeauftragte Balci darum, die Herkunft der Täter nicht zu beachten, mit dem Argument, dass diese gewaltbereiten Täter in den Vierteln schließlich nicht die Mehrheit der Bevölkerung stellten. Thema erledigt. Neuköllns Bürgermeister Hikel lehnt einen „pauschalen“ Hinweis auf die Täterherkunft mit dem Argument ab, dass Menschen mit Migrationshintergrund schließlich auch zu den Opfern der Gewalttaten gehörten. Im Übrigen gebe es unter diesen auch friedliebende Menschen.

All diese Argumente sind Pappkameraden. Niemand behauptet bei all den Punkten das Gegenteil. Es handelt sich um Ablenkungsmanöver, die sehr durchsichtig sind, nur das eigene Klientel bedienen sollen. Man möge nicht alle Ausländer über einen Kamm scheren, heißt es nur noch wohlfeil. Aber wer tut das denn?

Es wird so getan, als ob diejenigen, die feststellen, dass 90 Prozent der Täter Menschen mit Migrationshintergrund aus „Westasien“ (neues Polizeideutsch) seien, damit behauptet hätten, 90 Prozent aller jener „Westasiaten“ hier im Land seien Gewalttäter. Das haben sie aber gar nicht, es sind völlig verschiedene Dinge, und wer sie in einen Topf schmeißt, begeht hochgradig Demagogie gegen den nötigen Realitätssinn – wie es jetzt alle Politiker der Senatsparteien praktizieren, die sich zum Thema äußern.

Wer hier über einen Kamm schert, sind nicht diejenigen, die sagen, dass die Täter durchweg Migrationshintergrund haben, sondern diejenigen, die meinen, dass dieser Hintergrund mit der ganzen Sache nichts zu tun habe. Sie sind es, die unzulässig pauschalisieren. Nicht die anderen.

Foto: Imago

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giesemann gerhard / 03.01.2023

Das Problem ist, dass die Deutschen auf Teufel komm raus den Islam im Land haben wollen – aus alter Verbundenheit: Für Führer und Prophet Hitler konnte das Christentum nicht ausstehen. Dem Islam konnte er etwas abgewinnen. Das NS-Regime ließ Hunderttausende muslimische Rekruten für Deutschland kämpfen. Dahinter stand „militärisches Kalkül“, sagte der Historiker David Motadel im Dlf. Ideologische Motive waren sekundär. Quelle bekannt, jedenfalls mir.

Fred Kammerer / 03.01.2023

Die Frage, die niemand stellt, ist eigentlich:  Wie kriegen wir diese Menschen wieder los? Und mit welchen Mitteln? Und ja, ich meine die “jungen Männer”, die da den Bürgerkrieg light probiert haben in der Silvesternacht. Wenn man es zu Ende denkt, - gibt es auf diese Fragen eine Antwort?

Dieter Kief / 03.01.2023

eugyppius hat hier was über die Konformität, die die Bürokraten und Politprofis antreibt, wenn sie mit den Wölfen heulen, am Beispiel der Ethikrätin Buyx: “Natürlich ist der Grund, warum Sie kriminell fahrlässige Bürokraten und politische Entscheidungsträger öffentlich anprangern, untersuchen, entlassen und inhaftieren, nicht der, dass irgendjemand „jetzt von einer öffentlichen Geißelung profitieren würde“. Der Schaden ist angerichtet. Wo es jedoch hilfreich sein könnte, besteht darin, zukünftige Bürokraten und politische Entscheidungsträger davon abzubringen, etwas Ähnliches zu tun, wenn das nächste Mal ein neuartiges Coronavirus auftritt. Das ist etwas, was Buyx einfach nicht verstehen kann. Sie hat keine wirkliche Ahnung, was in den letzten Jahren schief gelaufen ist, obwohl sie zunehmend nicht leugnen kann, dass etwas schief gelaufen ist, weil sich der breitere gesellschaftliche Konsens, dem sie verfallen ist, jeden Tag ein bisschen mehr gegen die Auswüchse der Pandemie wende . Als Schulsprecherin glaubt sie jedoch fest daran, dass Konformität prosozial ist. Wenn sie allen zustimmt, fühlt sie sich tief im Inneren gut. Ihrer Meinung nach hat sie die ganze Zeit das Richtige getan.” Der ganze Artikel ist auf eugyppius’ Substack.

Norbert Brausse / 03.01.2023

Herr Kulke, sie erkennen und benennen das Problem: „Wer hier über einen Kamm schert, sind nicht diejenigen, die sagen, dass die Täter durchweg Migrationshintergrund haben, sondern diejenigen, die meinen, dass dieser Hintergrund mit der ganzen Sache nichts zu tun habe. Sie sind es, die unzulässig pauschalisieren. Nicht die anderen.“ Aber wer das tut wie sie, der wird aktuell erbarmungslos an den Pranger gestellt. Solange bis das Kartenhaus der Lüge mal wieder zusammen fällt und wieder alle gewusst haben, dass etwas schief gelaufen war. Aber hatten wir das nicht gerade so noch vor wenigen Jahrzehnten in einem Teil Deutschlands?

Fritz kolb / 03.01.2023

@Sabine Schönfelder: meine volle Zustimmung, genau so ist die Lage.

Marc Jenal / 03.01.2023

In Ungarn, Polen, Tschechei, Slovakei, usw. gibt es solche Vorfälle nicht. Wenn sich diese Jugendlichen dort so verhalten, ist das sehr ungesund für sie. Das wissen sie. Das Problem sind also nicht die jugendlichen Straftäter. Das Problem ist die Straf- und Konsequenzenlosigkeit in mehreren, europäischen Ländern, wenn sich ein Jugendlicher oder junger Mann wie ein Wahnsinniger verhält. Die Jugendlichen, die sich so verhalten sind nur das Symptom. Die Ursachen sind die Gesellschaften selbst und zwar alle, die jegliche Selbstachtung verloren haben, irgendwelche Ansprüche an Gäste zu stellen und diese einzufordern. Das ist das eigentliche Tabu, nicht woher die Straftäter kommen. Das ist an sich völlig irrelevant. Die arabischen Jugendlichen sind einfach die ersten, die genug frech sind, das Machtvakuum auszunutzen und zu geniessen. Wären es nicht sie, kämen irgendwann Andere. Ohne Selbstachtung kann keine Gesellschaft überleben. Die Deutschen haben momentan jegliche Selbstachtung abgegeben und sie zelebrieren es auch noch. Sie sind nicht die Einzigen, es gibt viele Andere, die sich genauso verhalten, die dafür zu Recht verachtet werden und denen dafür zu Recht die brutalste Verachtung entgegenschlägt.

Jürgen Düker / 03.01.2023

Schuld an diesen Zuständen sind in erster Linie die Wähler die diese Volksvertreter gewählt haben, aber das Thema hatten wir ja schon.

Max Mütze / 03.01.2023

Das ist dann schon mal ein guter Vorgeschmack auf eventuelle Blackouts…

Wolfgang Richter / 03.01.2023

@ Hans Meier - ” In welchen islamischen Ländern konnte sich eine “Zivilisation entwickeln”? ”  So einfach ist es nicht, denn Zustände wie jetzt wieder in Berlin und andernorts werden Sie in islamischen Ländern nicht erleben, es sei denn, es ist “Revolution”, ggf. mit Waffen aus dem Westen unterstützt. Wo gab es zB eine Fußball-WM wie die in Qatar, die vor allem damit glänzte, o h n e Alkohol-Ekszesse und Fan- Kloppereien, haufenweise Randale, auszukommen. Das Problem liegt hier vor allem auf der Seite der “Gastgeber” , die nicht in der Lage oder Willens sind, klare Regeln zu erlassenn und diese auch durchzusetzen, bis hin zur rigorosen “Ausschaffung” bei erwiesenen Rechtsverstößen. Ein Land, das nicht in der Lage ist, schon mal die bekannten, um die 300 000 Ausreisepflichtigen auch auszureisen, sondern selbige auch noch mit “Bürgergeld” versorgt und demnächst mit der erleichterten Einbürgerung lockt, hat doch jeglichen Respekt verspielt (so waren die nach Randale Festgenommenen in Berlin den Kommentaren nach vielfach “alte Bekannte” der “Staatsmacht”)  und fordert geradezu heraus, dieses nicht lebensfähige System a) erst immer wieder auf die Probe zu stellen, b) sodann nach eigener Vorstellung zun kippen. Und dann ist auch wieder Ordnung, allerdings anders als die Linksgrünen (vor allem weiblich und divers) sich das vorzustellen intellektuell in der Lage sind. Man lese zB. mal die Fiktionen von M. Houellebeqc (kriegen die ja nicht hin, weil rechte Literatur) , alt. reise nach Qatar oder Riad.

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