Vera Lengsfeld / 21.04.2024 / 10:00 / Foto: Imago / 34 / Seite ausdrucken

„Der General muss weg!” Der Fall Siegfried Buback

Als ich noch in der DDR eingemauert war, hielt ich die Bundesrepublik für einen Rechtsstaat und bewunderte ihren entschlossenen Umgang mit den RAF-Terroristen. Bis herauskam, dass auch hier offenbar betrogen und vertuscht wurde. Was können wir daraus lernen?

Immer mehr Menschen fragen sich heutzutage, wann es eigentlich angefangen hat, dass die Arroganz der Macht die rechtsstaatlichen Prinzipien zersetzte. Die Antwort ist, dass dieser Prozess ein schleichender war und viel früher begann, als die meisten von uns annehmen würden. Als ich noch in der DDR eingemauert war, dachte ich tatsächlich, dass die Bundesrepublik Deutschland ein zuverlässig funktionierender Rechtsstaat wäre, mit einer unabhängigen Justiz und einer freien Presse. Ich war weit davon entfernt, die BRD zu idealisieren, denn mich hat immer irritiert, dass die Witwe des berüchtigten Nazi-Richters und Präsidenten des Volksgerichtshofes Roland Freisler trotz der vielen unrechtmäßigen Todesurteile, die ihr Gatte zu verantworten hatte, Witwenrente bezog (Freisler zeichnete für etwa 2.600 Todesurteile verantwortlich, Anm. d. Red.).

Eine Ironie der Geschichte ist, dass die SED, die dies vehement anprangerte, nach der Wiedervereinigung als PDS mit ihrem Vorsitzenden Gregor Gysi sich für die Stasitäter mit dem Schlachtruf stark machte, es dürfe kein Rentenstrafrecht geben. Dreißig Jahre später hat sich das Bundesverwaltungsgericht der Auffassung der Bundesregierung angeschlossen, dass jemand bereits ein Feind der freiheitlich-demokratischen Grundordnung ist, wenn er den Staat „delegitimiert“ und seine Repräsentanten „verächtlich“ macht. Hans-Georg Maaßen hat das folgendermaßen kommentiert: „Diese Entscheidung ist gefährlich, denn sie kann so verstanden werden, dass schon überspitzte Kritik an der Bundesregierung bei Beamten, Richtern und Soldaten dazu führt, dass ihr Verhalten als verfassungsfeindlich angesehen wird und sie ihren Job, ihre Pensionsansprüche und ihren Krankversicherungsschutz durch die Beihilfe verlieren.“

Wie sah es in den 80er Jahren in der BRD aus? Die Republik hatte mit den Folgen des RAF-Terrors zu kämpfen. Ich fand es imponierend, wie ein entschlossener Rechtsstaat die Täter zur Strecke brachte und verurteilte. Ich teilte die Mehrheitsmeinung, dass diese Urteile Terroristen betrafen, die für die Morde verantwortlich waren. Aber war das immer so?

Die Akte ist in der Bundesanwaltschaft nicht auffindbar

Das erste Opfer der RAF-Mordserie war der damalige Generalbundesanwalt Siegfried Buback, der mit seinen Begleitern am Gründonnerstag 1977 von RAF-Terroristen in Karlsruhe erschossen wurde. Bundeskanzler Helmut Schmidt verkündete auf der staatlichen Trauerfeier für die Ermordeten: Der Rechtsstaat „weiß sich Siegfried Buback und Wolfgang Göbel und Georg Wuster schuldig, ihre Mörder zu ergreifen und vor Gericht zu stellen“.

Schon am Abend des Tattages wurden RAF-Mitglieder als mögliche Täter namentlich benannt. Am Tag danach wurden Günter Sonnenberg, Christian Klar und Knut Folkerts zur Fahndung ausgeschrieben. Am 10. Mai 1977 gab es einen Haftbefehl gegen Verena Becker wegen Mittäterschaft am Karlsruher Attentat. Nach ihrer Verhaftung wurde das Verfahren gegen sie aber eingestellt, später auch das gegen Sonnenberg, der mit ihr verhaftet worden war. Schließlich wurden am 2. April 1985 Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar als Attentäter in Karlsruhe verurteilt, wie im Juli 1980 schon Knut Folkerts. Das Attentat auf Buback schien aufgeklärt und die Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt worden zu sein.

Aber im März 2007 hatte der RAF-Aussteiger Peter-Jürgen Boock den Sohn des ermordeten Siegfried Buback, Michael Buback, davon unterrichtet, dass keiner der drei Verurteilten zu den Tätern von Karlsruhe gehörte. Für Michael Buback war das der Anlass, sich intensiv mit den Ermittlungen zu beschäftigen. Das Ergebnis seiner Recherchen veröffentlichte der Sohn in seinem Buch „Der zweite Tod meines Vaters“, indem er zahllose Ermittlungspannen, die mit Schlampereien nicht zu erklären waren, aufdeckte: Nicht berücksichtigte Zeugenaussagen, verschwundene Asservate, Hinweise, denen nicht nachgegangen wurde, warfen die Frage auf, ob die Ermittlungsbehörden vielleicht den wirklichen Tathergang kannten, ihn aber nicht der Öffentlichkeit zugänglich machen wollten.

Mit seiner Frage, wie ein aufgeklärter Mord das Wohl des Staates gefährden könne und welches Interesse es geben konnte, die wahren Täter zu decken, trat Buback eine Lawine los, die sein und das Leben seiner Familie stark veränderte. Er musste fortan mit der systematischen Schädigung seines Rufes kämpfen. Die Unterlagen des Bundesamtes für Verfassungsschutz könnten viele Fragen beantworten, sie wurden aber 2008 von Innenminister Schäuble mit einem Sperrvermerk versehen. Eine Veröffentlichung würde dem Wohl des Bundes Nachteile bereiten. Den Angehörigen hatte Schäuble im Juli 2007 mitgeteilt, „dass sowohl das Bundesamt für Verfassungsschutz als auch das Bundeskriminalamt seinerzeit über ihre jeweiligen Befragungen und Vernehmungen sowie die dabei gewonnenen Erkenntnisse umfassend und schriftlich in Kenntnis gesetzt hätten“. Die Akte ist in der Bundesanwaltschaft nicht auffindbar.

Keine Protokolle und keine Tonbandmitschnitte

Trotz des scharfen Gegenwinds, der ihm vor allem von Behörden und teils auch in den Medien entgegenschlug, recherchierte Buback weiter. Er wollte wissen, wer der Mörder seines Vaters war. Seine Ermittlungen konzentrierten sich auf Verena Becker, die zu Beginn öffentlich als mögliche Täterin genannt worden war. Dutzende Zeugen hatten ausgesagt, dass die zweite Person auf dem Attentats-Motorrad eine Frau war oder eine Frau gewesen sein könnte. Diese Person hatte die tödlichen Schüsse abgegeben. Buback bekam Hinweise, dass es sowohl im Verfassungsschutz als auch in der RAF Personen gab, die überzeugt waren, dass Becker die Attentäterin gewesen sei und dies gegenüber Dritten geäußert hatten.

Verena Becker wurde 1989 von Bundespräsident Richard von Weizsäcker begnadigt, obwohl sie bis heute über das Karlsruher Attentat schweigt. Im Jahr 2007 berichtete der Spiegel, dass Becker geheime Informantin des Verfassungsschutzes gewesen sei. Am 6. April 2010 wurde Verena Becker wegen dreifachen Mordes in Karlsruhe angeklagt. Der zweijährige Prozess wurde hauptsächlich in Stammheim geführt. Die Bubacks waren Nebenkläger, Ehefrau Elisabeth in Vertretung ihrer Schwiegermutter. Von diesem Prozess handelt das zweite Buch von Michael Buback: „Der General muss weg!“.

Es ist sicher einer der seltsamsten Prozesse, die in der Geschichte der Bundesrepublik stattgefunden haben. Es wurden in diesem Prozess keine Protokolle und keine Tonbandmitschnitte angefertigt. Was wir vom Prozessverlauf nachlesen können, stammt von den Mitschriften Elisabeth Bubacks. Es dürfte nicht oft vorkommen, dass die Anklage und die Verteidigung am gleichen Strang ziehen und den Nebenkläger attackieren. Schon früh stellt sich für den Leser heraus, dass der Prozess anscheinend geführt wurde, um Becker im Ergebnis per Urteil zu bescheinigen, dass sie nicht die Todesschützin war.

Über weite Strecken war der Chefankläger Walter Hemberger damit beschäftigt, Michael Buback anzugreifen, in zum Teil beleidigender, sogar ehrabschneiderischer Weise. Sein Schlussplädoyer beschäftigte sich mehr mit Michael Buback als mit der Angeklagten. Die kam hauptsächlich in den Passagen seiner Rede vor, in denen es darum ging, dass sie auf keinen Fall die Schützin gewesen sei. Buback hielt in seinem Plädoyer ruhig und sachlich dagegen. Er fügte Beweis an Beweis und Indiz an Indiz an, die für Beckers Täterschaft sprachen. Er benannte noch einmal die schlimmsten Ermittlungsfehler, wie das Verschwinden des Fluchtautos, den Verkauf des Tatmotorrads, die Nichtweitergabe von wichtigen Informationen oder die Erstellung von Berichten, die von den Befragten nicht unterschrieben worden waren und im Prozess nicht als ihre Aussagen wiedererkannt wurden.

Die Merkwürdigkeiten begannen schon am Tattag. Das Attentat fand an einer Kreuzung in Karlsruhe statt. Aber anstatt die Autofahrer zu befragen, die das Attentat mit ansehen mussten, wurden sie ohne Registrierung vom Tatort weggeleitet. Georg Wuster, einer der Begleiter Bubacks, hatte überlebt, war ansprechbar und blieb es vier Tage lang im Krankenhaus, wo er vom Justizminister besucht wurde. Niemand von den Ermittlern hat ihn befragt, bevor er – nach ärztlicher Einschätzung auf dem Weg der Besserung – unerwartet verstarb.

Deutsche Staatsanwaltschaft unterliegt politischen Weisungen

Sofort nach dem Plädoyer von Buback meldete sich Chefankläger Hemberger noch einmal zu Wort. In einem scheinbar spontanen Wutausbruch warf Hemberger Buback vor, mit einer „durch nichts zu rechtfertigende Unverfrorenheit“ einem integren Behördenleiter und seinen Mitarbeitern Rechtsbeugung vorgeworfen zu haben und drohte sogar mit eventuellen rechtlichen Konsequenzen. Buback hatte nichts dergleichen getan, sondern nur auf die Tatsache hingewiesen, dass der Verfassungsschutz Generalbundesanwalt Kurt Rebmann darauf hingewiesen hatte, dass Stefan Wiesniewski ein Schütze von Karlsruhe sei, Rebmann aber kein Ermittlungsverfahren eingeleitet hatte.

Das Framing für die Presse war damit gegeben. Die meisten Medien berichteten von dem „Eklat“, dass Buback den Behörden Rechtsbeugung vorgeworfen habe. In der Süddeutschen stand sogar, Buback hätte lediglich seine „Verschwörungstheorie“, dass Becker die Schützin gewesen sei, referiert und endete mit der Frage, ob Buback „ganz bei Trost“ sei. Damit war der Blick auf die sachliche und überzeugende Argumentation von Buback verstellt.

Was können wir aus diesem Prozess lernen? Die deutsche Staatsanwaltschaft unterliegt politischen Weisungen. Sie kann gar nicht unabhängig ermitteln. Das ist ein schwerer Makel, der beseitigt werden muss. Zeugen, zumal von Schwerverbrechen, sollten unabhängig von Aussagegenehmigungen aussagen können, denn anders ist die Wahrheitsfindung nicht möglich.

Wer war Siegfried Buback, an dessen Mordaufklärung so wenig staatliches Interesse herrschte? Er war ein korrekter Beamter, wie man ihn sich wünscht. Als junger Bundesanwalt musste er in der „Spiegelaffäre“ Rudolf Augstein verhaften und vernehmen. Augstein hatte Buback aus Anlass zur Ernennung zum Generalbundesanwalt gratuliert und sein neuestes Buch geschickt, mit einer Widmung „…zur Erinnerung an gemeinsame und schöne Tage“. Buback war sowohl mit dem Fall Julius Steiner, der während des Misstrauensvotums der Unions-Bundestagsfraktion für Willy Brandt gestimmt hatte, als auch mit dem Fall des Kanzlerberaters Günter Guillaume befasst. Im letzterem riet er Brandt, nicht zurückzutreten. Buback war alles andere als ein Parteisoldat. Er war parteilos und widersprach politischen Anweisungen, wenn er sie für falsch hielt. Das hat den politischen Anweisern kaum gefallen.

„Der General muss weg!" Siegfried Buback, die RAF und der Staat. Von Michael und Elisabeth Buback, 400 Seiten, € 26,00, Osburg Verlag 2019

 

Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt.

Die in diesem Text enthaltenen Links zu Bezugsquellen für Bücher sind teilweise sogenannte Affiliate-Links. Das bedeutet: Sollten Sie über einen solchen Link ein Buch kaufen, erhält Achgut.com eine kleine Provision. Damit unterstützen Sie Achgut.com. Unsere Berichterstattung beeinflusst das nicht.

 

Foto: Imago

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Ralf Pöhling / 21.04.2024

Der zweite Streich: In so einer geheimdienstlichen Gemengelage ist Aufklärung und Öffentlichkeit unerwünscht. Während BND, MAD und Verfassungsschutz als stille Akteure im NATO Apparat eingebunden waren bzw. immer noch sind, gilt dies für das Bundeskriminalamt und die Bundesanwaltschaft so natürlich nicht. Während die drei erstgenannten Diplomatie bzw. Krieg im Hinterzimmer führen, versuchen BKA und GBA dem Recht vor dem Deutschen Volke Geltung zu verleihen. Es sollte klar sein, dass die beiden genannten Gruppen im Apparat damit in ihren Aufgabenstellungen kollidieren. Insbesondere deshalb, weil Deutschland, damals wie auch heute, sich de facto in einem Schattenreich zwischen Krieg und Frieden befindet. Ich gehe davon aus, dass Generalbundesanwalt Buback nicht von irgendwelchen verbrecherischen Terroristen aus dem Volk, sondern von geheimdienstlich gesteuerten militärischen Kräften ausgeknipst worden ist, weil er zu viele Fragen gestellt hat und mangels Parteibuch zu keinem der beiden internationalen politischen Lager gehörte. Die Polizei “gefährdet” mit ihren Ermittlungen die Geheimhaltung bei militärischen Aktivitäten in Deutschland, die eigentlich gar nicht stattfinden dürften, weil wir uns offiziell gar nicht im Krieg befinden. Das war beim NSU auch zu sehen. Das Militär hat die Polizei knallhart mundtot gemacht, um geheime militärische Operationen in Deutschland zu vertuschen, indem sie mit Hilfe des VS auf “rechts” geschoben worden sind. Operationen, die gar nicht im Interesse Deutschlands waren bzw. sind, sondern im Interesse des Auslands. Wir sind immer noch Teil des NATO Apparates. Damit gehen Bündnisverpflichtungen einher, die bis in unser Land hineinreichen.  Das bedeutet schlimmstenfalls, dass hier in unserem Land im Interesse ganz anderer Länder zugewanderte feindliche Agenten ausgeknipst werden, die sich hier eigentlich gar nicht aufhalten würden, wären wir ein souveränes Land, das selbst darüber entscheidet, wen es einlässt und wen nicht.

Dietrich Herrmann / 21.04.2024

Ich glaube ja, dass es keinen einzigen wirklichen Rechtsstaat gibt. Die Justiz wird wahrscheinlich überall von den politisch Mächtigen aller Couleur beeinflusst, um nicht zu sagen erpresst. Das könnte man aber eigentlich nicht mehr Demokratie nennen.  Bspw. werden wir auch niemals erfahren, was ursächlich zum Brand von Notre Dame in Paris führte, Verschlussache? Überall wird verschwiegen, vertuscht, die Völker belogen.

Ralf Pöhling / 21.04.2024

Der erste Streich: Dann wollen wir mal: Die RAF war keine einfach so aus der Zivilbevölkerung entstandene Terrororganisation, sondern eine bewusst lancierte Geheimdienstoperation, die als direkte Folge des Machtkampfes zwischen den USA und der Sowjetunion hier in Deutschland als quasi Grenzregion zwischen West und Ost zum Einsatz kam. Ein künstliches aus Geheimdienstkreisen forciertes Vehikel, hinter dem man das gezielte Ausschalten von feindlichen Agenten verstecken konnte. Die Deutschen selbst hatten dabei so gut wie nichts zu sagen. Klingt komisch, ist aber Fakt. Während im Westen die CDU an den Amis hing, tendierte die SPD eher zu den Russen. Was aber nicht absolut gemeint ist. Agenten beider Lager gab es in beiden Parteien. Auch in der FDP. Bis zu einem gewissen Grad ist das alles auch heute noch so. Im Osten war die Sache hingegen klar: Die SED war aus Russland gesteuert. Jetzt kommt die Besonderheit Deutschlands dazu, hier (ganz zufällig ;-) eine Weisungsbefugnis zu haben. Das heißt, dass die Regierung selbst darüber entscheiden kann, ob gegen sie ermittelt wird ja oder nein. Und jetzt muss man sich vorstellen, was das in der Konsequenz bedeutet: Ich muss nur ein paar feindliche Agenten in die Regierung einschleusen und kann dieses Land fernsteuern, ohne dass da irgendwer rechtlich was dagegen machen kann. Wer dann politisch dagegen agiert, der muss damit rechnen ausgeknipst zu werden. Und zwar von feindlichen Agenten in unserem(!) eigenen Staatsapparat, die unsere Geheimdienste hier steuern. Die Attentate auf Lafontaine und Schäuble waren natürlich keine spontanen Attentate durch zwei Irre. Das waren geheimdienstlich gesteuerte Attentate jeweils gegen die politische Konkurrenz. Einmal von sowjetischer Seite aus, einmal von den Amerikanern. Das Attentat auf Lafontaine kam vom Ami Lager, das darauf folgende auf Schäuble aus dem Lager der Sowjets. Das ist so klar wie die berühmte Kloßbrühe.

Peter Holschke / 21.04.2024

In der Zwischenzeit weiß man ja wie sowas läuft. Die RAF war vermutlich, aber höchstwahrscheinlich, das Kind und die Keule von bundesdeutschen Geheimdiensten. Insofern wurden die Leute weg gemacht, welche gewisse Kreise störten. Buback, Schleier, Herrhausen, Rohweder usw. muss man dazu noch was sagen? Ja, einen tiefen Staat gab es schon damals, was damals aber kaum jemand ahnte.

Lutz Liebezeit / 21.04.2024

Sie konnten aber auch anderer Meinung sein, ohne daß sie ihren Job verloren oder verfolgt worden wären? Die Bundesrepublik war ein Rechtsstaat, der beste Rechtsstaat, den die Welt je gesehen hat. Sie haben ein zu absolutes Bild von Demokratie, Frau Lengsfeld. Es gibt keine perfekte Demokratie und keinen perfekten Staat. Wer sowas will, hängt einer Utopie an, wie die DDR oder die EU. Die Suche nach totaler Gerechtigkeit hat bisher jedesmal in den schlimmsten Unrechtsstaat geführt. Der nicht perfekte Staat ist der beste Staat. / Die RAF hatte erkannt, daß ihr Terror die Ursache für die Aufrüstung der Polizei, immer schärfere Gesetze und schließlich die Rasterfahndung ist. Die Einsicht in die Spirale der Gewalt hat sie aufhören lassen.

Helmut Driesel / 21.04.2024

  Man kann nichts in der Vergangenheit reparieren, auch nicht den Rechtsstaat. Das hat auch nicht irgendwann “angefangen”, sondern die urteilende und ermittelnde Justiz ist schon immer so, wie die Menschen sind, die das Recht verkörpern sollen. Ich wüsste jetzt auch nichts darüber, ob das bestimmte Menschen sind, die Jura studieren, oder ob es vielleicht Leute sind, deren Streben nach anderen Studienplätzen gescheitert war. Vielleicht muss man da ein gewisse Grundaffinität zum Staat haben. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass DDR-Anwälte oder Richter andere Typen waren als die im Westen. Der NSU-Prozess hatte ja eine ungute Tendenz in der Dimension von Reichstagsbrand. Ganz ähnlich werden die Reichsbürger-Kapriolen derzeit aufgeblasen. Das scheint alles so, als stünde die Justiz zunehmend in der Rolle von Theater-Intendanten, die Gefälliges zu liefern haben, andernfalls sie ausgewechselt werden. Eingängige Stücke, aus denen der Pöbel Lehren ziehen kann. Der wahre Pöbel zieht aber seine Lehren auf der Straße. Wenn man dem Buback nun eine wahnhafte Penetranz unterstellt, dann ist das traurig, aber konsequent. Bestimmt nicht der einzige Fall und auch nicht der letzte. Die Unschuldsvermutung gilt, daran ist nichts schlecht oder rechtsstaatlich fragwürdig. Mich täte ganz am Rande interessieren, wer die Mutter der Verena Becker war. Ja, weil die Großtante damals gesagt hatte, “die kleene Beckern” käme ganz nach ihrer Mutter, da sei sie aber gespannt. Vielleicht sogar Widerstand im III Reich, Resistance? Es gibt ja heute Leute, die denken, alle Staatsfeinde der DDR würden inzwischen mit dem Bundesverdienstkreuz herumlaufen, oder wenigstens mit einer Abgeordnetenpension, ist es nicht so, sehr geehrte Frau Lengsfeld?

Peter Maier / 21.04.2024

Bereits korrigiert wurde, dass Sigfried Buback nicht in Stuttgart sondern in Karlsruhe ermordet wurde, allerdings steht im Text noch, dies sei an Karfreitag gewesen, was nicht richtig ist; der 7 April 1977 war ein Donnerstag, ich erinnere mich daran noch sehr genau, weil ich an diesem Donnerstag am Karatetraining des Karlsruher Polizeisportvereins teilnahm und es natürlich dort an diesem Abend kein anderes Thema gab.

Michael Hinz / 21.04.2024

Liebe Frau Lengsfeld, wann schreiben Sie einen Artikel zu aktuellen Fällen? - Zur Causa Ballweg oder Füllmich zum Beispiel.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Vera Lengsfeld / 25.09.2024 / 14:30 / 98

Rücktritt bei den Grünen? Ein Ablenkungsmanöver

Nicht die grüne Parteispitze ist es, die zurückzutreten hätte. Die hat mehr oder weniger nur als Sprechpuppe agiert. Nein, die grünen Minister und ihre Politik…/ mehr

Vera Lengsfeld / 23.09.2024 / 10:00 / 58

Berlin: Die Angst geht um – jetzt auch unter Politikern und Journalisten

Aus dem schleichenden Prozess wird ein galoppierender: Immer unverfrorener werden in Berlin Gesetze offen missachtet und Menschen eingeschüchtert, bedroht und verfolgt. Berlin ist bekanntlich ein…/ mehr

Vera Lengsfeld / 02.09.2024 / 16:00 / 23

Das wird man in Nordhausen wohl noch sagen dürfen

An einem bemerkenswerten Abend im Nordhäuser Theater waren Gespräche möglich, wie sie heutzutage im öffentlichen Raum selten geworden sind. Daran ändern auch kleine Misstöne nichts.…/ mehr

Vera Lengsfeld / 28.07.2024 / 14:00 / 16

Jans Attentat

Der Übersetzer und Autor Oliver Zimski hat einen Roman vorgelegt, der sich an ein heikles Thema wagt: Wie hätte ich mich in der Nazidiktatur verhalten? Die Frage…/ mehr

Vera Lengsfeld / 27.07.2024 / 10:00 / 101

Die Kanzlerin, die den Gaul zu Tode ritt

In der Retroperspektive erweist sich Angela Merkels Regierungszeit als historisches Desaster und tiefere Ursache der heutigen Probleme. Das Ampel-Versagen sattelt lediglich oben drauf. Dass Angela Merkel…/ mehr

Vera Lengsfeld / 08.07.2024 / 14:00 / 30

Achtung, Sie verlassen den demokratischen Sektor

Die meisten Gesetzesänderungen und Bestimmungen laufen unter dem Radar der Öffentlichkeit. Wir sollen möglichst nicht mitbekommen, was auf uns zukommt. Die Weichen dafür wurden von…/ mehr

Vera Lengsfeld / 16.05.2024 / 06:25 / 110

Die tägliche Gewalt gegen Bahn-Mitarbeiter. Ein Notruf im Wortlaut

Gewalt gegen Politiker ist das große Thema. Worüber nach wie vor kaum gesprochen wird, ist die alltägliche Gewalt, der die Bürger unseres Landes inzwischen ausgesetzt sind. Ein…/ mehr

Vera Lengsfeld / 13.05.2024 / 16:00 / 17

Im Moralgefängnis

Das Virus, das unsere Gesellschaft befallen hat, heißt Moralitis. Es ist ein kulturelles Virus, das die Gesellschaft schädigt, wie ein biologisches Virus den Körper. Wahrlich,…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com