Von André Marschall.
Von der westlichen Moderne und ihren Errungenschaften hatte das herrschende Personal Deutschlands offenbar die Schnauze voll. Und stürzte das Land in beeindruckender Weltabgewandtheit einem suizidal wirkenden Niedergang entgegen. Lesen Sie hier einen fulminanten Abriss der neueren deutschen Geschichte.
Hollywood & Co haben uns seit Langem freudig auf die Apokalypse eingestimmt. Doch der größte Affront der derzeitigen Politik wird es gewesen sein, uns ohne Knall und nahtlos in die Postapokalypse überführt zu haben.
Seit Beginn der Aufklärung hat das Abendland eine enorme Zahl von Kriegen gesehen, die auch aufgrund technologischer Sprünge immer größere Ausmaße annahmen. Diese Entwicklung kulminierte im Zweiten Weltkrieg, in dem die als Antwort auf die Aufklärung entstandenen, totalitären Ideologien ihre Utopien gewaltsam verwirklichen wollten.
Aus der Asche dieses Krieges stieg der amerikanische Adler, nichts beeinflusste das kollektive Wesen der westlichen Kultur so sehr wie die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen der USA in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diese Zeit war geprägt von einem enormen westlichen Patriotismus, einem Wirtschaftsaufschwung und einer atemberaubenden Dichte von für den Durchschnittsmenschen greifbaren Technologiefortschritten. Waschmaschinen, motorisierter Individualverkehr, Farbfernseher, Computer und schließlich Mobiltelefone und das Internet. Sie alle haben die westliche Gesellschaft, beflügelt von der amerikanischen Hochphase, in einer derart kurzen Zeit erobert und sie grundlegend verändert, dass sich die Ältesten unter uns sogar noch an diese andere Epoche mit autofreien Straßen und kohlebeheizten Küchen erinnern können.
Der Fortschritt der Unterhaltungstechnologie hat zu einer amerikanischen Kulturhegemonie geführt, bei der mittels Ton und Film der amerikanische Geist selbst in die Wohnzimmer der stasibespitzelten DDR-Bewohner verbreitet wurde. Plötzlich waren wir alle Amerikaner im Geiste, Hollywood prägte unsere Werte auf meritokratischem Wege nachhaltiger, als es die Versuche zur zwanghaften Volkserziehung unter den totalitären Regimen der Vergangenheit je gekonnt hätten. Die Menschheit wurde seinerzeit amerikanisiert, ob nun in Ost-Berlin, Teheran oder Tokio. Wir wurden multimedial in die Entwicklung der USA eingebunden, so entging uns auch nicht der durch den Vietnamkrieg ausgelöste soziokulturelle Paradigmenwechsel, aus dem ab den 60er Jahren ein erstaunlicher Antihumanismus geboren wurde.
Westlicher Selbsthass ist sexy
In dieser Zeit wurde die Apokalypse trendy, das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen. Im Bereich der Fantasy konnte sich insbesondere die Zombieapokalypse bis heute als Dauerbrenner durchsetzen, angefangen mit Romeros „Die Nacht der lebenden Toten“ bis hin zu dem zeitgemäßeren „The Walking Dead“. Die durch den Kalten Krieg inspirierte und durchaus mögliche nukleare Apokalypse lodert als Thema nach wie vor als regelmäßiges Motiv auf. Nicht zu vergessen sind natürlich die apokalyptischen Naturkatastrophen, allen voran ein katastrophaler Klimawandel, deren Genre durch politische Akteure wie Al Gore in den 90er Jahren einem breiten Publikum schmackhaft gemacht wurde.
In Film und Spiel geht es regelmäßig um das Erleben der Apokalypse, aber zunehmend häufiger um das romantisierte Überleben nach ihr, das – aus der Ferne erlebt – durchaus inspirierende Szenario der Postapokalypse und des Wiederaufbaus. Sicherlich begründet sich diese Sehnsucht im Westen auf den historisch nie dagewesenen Wohlstand der aktuellen Generationen, welche niemals Krieg erlebt hatten und sich ihr eigenes Heldenepos herbeiwünschen, das sie eines Tages ihren Nachkommen erzählen können. Auch wir wollen mal Helden gewesen sein, sei dieses Heldentum auch so billig, dass wir dafür einfach nur kartoffelchipsfressend auf unserer Couch saßen und nicht zur Arbeit gingen, so war jedenfalls das Narrativ der deutschen Regierung.
Seit einem halben Jahrhundert ist das Bangen um das baldige Ende der menschlichen Zivilisation ein fester Bestandteil unseres Medienkonsums. Die Menschen scheinen kollektiv mit dieser Aussicht zu liebäugeln, da sind einem selbst abstruseste Weltuntergangsfantasien wie der „Millenium Bug“ zur Jahrtausendwende und das Ende des Maya-Kalenders im Jahre 2012 nicht zu schade, oder die zuletzt immer wieder im Stile eines „12 Monkeys“ zur Killerpandemie überspitzten Wald-und-Wiesen-Krankheitserreger.
Hinter diesem künstlerischen Motiv steckt allzu häufig ein plumper aber dennoch weitreichend akzeptierter Antihumanismus, in dessen Augen die Menschheit als Parasit auf diesem Planeten existiert, ohne den die Natur besser dran wäre. Es ist der gemeinsame Nenner in der Kommunikation zahlreicher politischer Akteure, geteilt von den hysterischen Klimaapokalyptikern à la Thunberg und Extinction Rebellion, dem postkapitalistischen Club of Rome und auch dem verbandelten Weltwirtschaftsforum mit seinen als „stakeholder capitalism“ umgeframten Faschismusfantasien. Der Planet sei überbevölkert, die Menschheit verschmutze ihre Umwelt und müsse zwangsläufig in den nachhaltigeren Zustand einer vorindustriellen Agrargesellschaft zurückversetzt werden. Vor der Globalisierung gab es apokalyptische Sekten als Personenkulte schon häufig in der Geschichte, doch noch nicht als international tätige Konglomerate mit zahlreichen eingebundenen Staatsapparaten.
Nun ist Deutschland mit seinem Nazi-Trauma besonders anfällig für Selbsthass, ein emotional nahrhafter Boden für derartige depressiv-apokalyptischen Fantasien. Wie es Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ schon recht früh auf den Punkt brachte, giert die deutsche Politikkaste – und auch ein großer Teil der alteingesessenen Bevölkerung – zumindest im Unterbewusstsein nach dem erlösenden gesellschaftlichen Suizid, nach dem die Welt vermeintlich besser da stünde. Wie ein Extremsportler, der beim Aufstellen immer irrsinnigerer Rekorde seinen eigenen Tod als Risiko akzeptiert, so ist Deutschland stets bemüht, bei jeder irrsinnigen Bewegung unter Selbstaufgabe führend an der Spitze zu stehen.
Da es sich allzu oft um ideologische statt realpolitischer Lösungen handelt, sind diese niemals kohärent und gehen auf lange Sicht mit einer steten Verschlimmbesserung der Situation einher. Diese führt dazu, dass sich die getroffenen Maßnahmen zunehmend gegenseitig begründen und aufeinander aufbauen, die ideologischen Scheuklappen erzeugen selbsterfüllende Prophezeiungen am laufenden Band mit einer immer weiter um sich greifenden Staatsgewalt. Um eine alte Allegorie des Kabarettisten Volker Pispers in einen neuen Kontext zu setzen: Der Sozialstaat verhält sich wie ein Glaser, der des Nachts herumgeht und Scheiben einwirft, um am Morgen darauf seine Hilfe anzubieten. Der Staat existiert nur mehr um seiner selbst willen, statt den Bürger zu schützen und seine selbstgeschaffenen Probleme zu lösen.
Eine Historie von selbstverschuldeten Problemen
Der wachsende Wohlstand des Landes in der Nachkriegszeit führte zum einen zu einer Akademisierung der verfügbaren Arbeitskräfte, zudem zu einer sinkenden Fertilität und somit zur immer weiter anschwellenden Rentenkrise. Die politisch praktikable und kontraproduktive Lösung der Politik war neben der steuerlichen Subventionierung des Studiums und dem Riester-Renten-Scam der Import von Arbeitskräften. Eine Erosion unserer Grenzen, welche im Jahr 2015 kulminierte, als ein 3.500 km und mehrere Landesgrenzen entfernter Krieg als moralische Rechtfertigung für den unkontrollierten Massenimport von sogenannten Flüchtlingen diverser nordafrikanischer und südasiatischer Länder herausgepickt wurde.
Als dringend benötigte Facharbeiter sollten sie sich verhältnismäßig nahtlos in die Wirtschaft integrieren. Ein Wunschglauben, der häufig argumentiert wurde und in der Realität eine große Zahl von kulturfremden Sozialhilfeempfängern bedeutete, die aufgrund der bürokratischen Gegebenheiten nicht mehr des Landes verwiesen werden können und den bereits zuvor überteuerten Wohnungsmarkt weiter anfachten. Der Versuch, das sozialschädliche Ungleichgewicht im eigenen Arbeitsmarkt durch Import von Arbeitskräften zu lösen, führte zu weiteren gesellschaftlichen Verwerfungen, der Erzeugung einer Parallelgesellschaft, einem Anstieg der Kriminalität und unterm Strich einer weiteren Schwächung dessen, was man ursprünglich zu schützen versuchte.
Mit dem Beginn der Corona-Krise stimmte sich Deutschland auf den internationalen chinesischen Chor ein und warf mutwillig einen Schraubenschlüssel in das Getriebe seiner eigenen Wirtschaft, während die Menschen zu medizinisch fragwürdigen und letztendlich langfristig gesundheitsschädlichen Eingriffen genötigt wurden und immer noch werden. Statt die vermeintliche Notlage zu nutzen, um dem bereits seit einem Jahrzehnt beklagten Pflegenotstand durch positive Anreize zu begegnen, legte man noch eine Schippe obendrauf und schaffte weitere Gängelung und Berufsverbote im Namen des Patientenwohls, die selbst nach zwei Jahren politischen Komplettversagens noch unbeirrt fortgeführt werden.
Ganze kulturschaffende Branchen erdrosselte man mit dem Verbot von Aufführungen und einem an Zeiten der Rassentrennung erinnernden „Einlassmanagements“, ebenso wie die Gastronomie, die der sozialen Vernetzung in einer Zeit sozialer Verunsicherung förderlich gewesen wäre. Durch die verantwortungslose Stilllegung der Wirtschaft erzeugte man Wellen im freien Markt, die sich zeitlich verzögert durch die Lieferketten fressen und massenweise Existenzen vernichten, sobald diese Wellen auf weitere, oftmals ebenfalls selbstverschuldete Faktoren treffen.
Ein energietechnisch fliegendes Suizidkommando
Weil 2011 ein Kernkraftwerk in einer Erdbebenregion havarierte, schaltete die Industrienation ihre modernen und sicheren Kernkraftwerke ab und nutzte dies als Anlass, die bereits 30 Jahre zuvor gestartete und vor sich hin dümpelnde „Energiewende“ nun innerhalb kürzester Zeit stoisch umzusetzen, ohne Rücksicht auf Verluste oder Naturgesetze. Wie in einem Monthy-Python-Film inszenierte sich Deutschland auf der Weltbühne als energietechnisch fliegendes Suizidkommando, dessen letzte Worte „Jetzt haben wir es euch aber gezeigt“ sein werden. Unzuverlässige und vermeintlich nachhaltige Solar- und Windenergie wurde staatlich alimentiert, finanziert wurde dieses Prestigeprojekt über die weltweit höchsten Energiepreise durch eine planwirtschaftliche Sündensteuer namens EEG-Umlage. Den unliebsamen Kernkraftwerken sollten Öl- und Kohlekraftwerke folgen, ersetzt werden mussten diese heimlich still und leise durch eine Armee von Gaskraftwerken, die durch ihre flexible Zuschaltbarkeit geeignet waren, das regenerative Flatterstromnetz vor der Frequenzkatastrophe und dem daraus resultierenden Blackout zu bewahren.
Nur ein lukrativer Deal mit dem erdgasreichen Russland ermöglichte diese duale Kraftwerkskapazität, während die deutsche Industrie weiterhin international wettbewerbsfähig blieb. Doch nachdem Deutschland nun die Integrität seiner Energieversorgung aus der selbstgeschaffenen Not heraus von Russland abhängig machte (ein Gedanke, über den Heiko Maas seinerzeit noch kopfschüttelnd lachte), schoss man sich aus erneuter moralischer Empörung und gegen besseres Wissen auf einen selbstzerstörerischen Wirtschaftskrieg mit Letzterem ein. Wie der böse Wolf pustet Russland nun unser energietechnisches Kartenhaus über unseren Köpfen davon, denn die an Naivität nicht mehr zu überbietende deutsche Regierung beißt gerne in die Hand, die sie füttert, sei es die der eigenen Steuerzahler oder die anderer Staatsoberhäupter.
Während sich die korrupte mediale und politische Elite Deutschlands in ihrer eigenen Blase in regelmäßigen Abständen beinahe orgiastisch über ihre angebliche Nähe zur Demokratie selbst abfeiert, wurde die Pandemie als Vorwand genutzt, um Menschen die demokratische Teilhabe durch friedliche Demonstrationen zu verwehren. Ohne sich der Selbstironie bewusst zu sein, wurden friedlich protestierende Menschen im Namen des Gesundheitsschutzes mit Prügelkommandos von den Straßen vertrieben, kritische Journalisten mit Hausdurchsuchungen eingeschüchtert und ihnen die Konten gesperrt.
Während in der Ära Merkel der Sozialstaat in einer geschichtsbuchträchtigen Arroganz dem Pöbel Demokratie beibringen wollte, wurde diese Umkehr des demokratischen Prinzips nun unter der Leitung von Nancy Faeser getoppt, derzeit Minister für Inneres. Unter der sperrigen Bezeichnung „Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates“ wird jedwede Kritik an den Entscheidungen der Exekutive, sofern diese sie als ungerechtfertigt ansieht, zu einer hochoffiziellen Angelegenheit erklärt, hinter der das Gewaltmonopol des Staates steht. Vermutlich dient dies nicht nur der konsequenten Fortsetzung des abgewandelten McCarthyismus vorangegangener Regierungen, sondern auch der Vorbereitung auf den kalten Winter, in dem der Staat voraussichtlich die Früchte seiner Vergehen an der Bevölkerung ernten wird.
Postapokalypse ohne Apokalypse: Leise, würdelos und bemitleidenswert
Hanlons Rasiermesser fordert: „Schiebe nicht auf Böswilligkeit, was sich ebenso mit Inkompetenz erklären lässt.“ Betrachtet man das politische Personal, welches auf dem unterirdischen Niveau des Derzeitigen agiert, so stimmt der Leser dem auf rein rationaler Ebene sicherlich zunächst zu. Doch nach über einem Jahrzehnt derart nachhaltig desaströser Politik, die mit jedem Etappenziel die Zerstörung der eigenen Nation weiter voranzutreiben scheint, avanciert die Annahme einer bloßen unheilvollen Verkettung von Zufällen doch selbst zur Verschwörungstheorie der Inkompetenz. „Einmal ist Zufall, zweimal ist Fügung und beim dritten Mal ist es Feindeinwirkung“, so der berühmte Satz vom James-Bond-Bösewicht Goldfinger. Das soll nicht heißen, dass die derzeitige Situation in ihrer Gänze mit geplanter Absicht herbeigeführt wurde, aber die grundlegende Ablehnung der deutschen Staatsintegrität liegt bereits in der Grundmentalität derer, die derzeit unser Land regieren. Ob der falsche Film, in dem wir uns befinden, nun eher ein James Bond, Idiocracy oder Jackass: The Movie ist, liegt im Auge des Betrachters.
Wir wurden bereits von zahlreichen „Verschwörungstheoretikern“ (und nach längerem Protest auch von Experten und Faktencheckern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk) darauf eingeschworen: Sollte es in diesem Land zu einem flächendeckenden und längerfristigen Blackout kommen, so würde die gesellschaftliche Ordnung innerhalb weniger Tage wegen Versorgungsnöten zusammenbrechen. Wer die grundlegende Möglichkeit dieses Szenarios weiterhin anzweifelt, der sei erneut an die historisch einzigartige Qualität unseres politischen Führungspersonals erinnert, in deren Verständnis das Stromnetz Energie speichert und Tiefkühlhühnchen wie Akkus funktionieren, Flakpanzer keine Panzer sind und „mit ihrem Rohr“ nicht auf den Feind, sondern „in die Luft“ schießen und Unternehmen nicht insolvent gehen, sondern einfach nur aufhören zu produzieren.
Im utopischen Idealfall der Regierung würden sich die Menschen in staatlich bereitgestellten „Wärmehallen“ zum gemeinsamen friedlichen Ausharren der Katastrophe zusammentreffen, während sie bis zum erneuten Hochfahren des Stromnetzes gemeinsam an der Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks arbeiten. Realistischer betrachtet, würden Marodeure durch die Straßen ziehen, um für ihre eigenen Banden die verbliebenen Lebensmittel von den Schwächeren zu stehlen, in Selbstverteidigung unbedarfte Prepper sind in diesem Szenario dankbare Opfer. Denn letztlich ist sich jeder selbst am nächsten, vor allem wenn der Magen leer, das Wasser aus, die Wohnung kalt und der Einzelhandel tot ist.
Als westliche Kultur haben wir diese apokalyptischen Szenarien bereits zuhauf multimedial durchgespielt und uns gerne mit den erfolgreich Überlebenden verschiedenster Katastrophen identifiziert. Sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten, wird es aber nicht der größte Affront der Politik gewesen sein, uns in dieses bedauernswerte postapokalyptische Abenteuer einer zerfallenen Gesellschaft gestürzt zu haben. Sondern dass sie uns nahtlos dorthin navigiert haben, ohne uns zumindest die lange ersehnte Apokalypse gegönnt zu haben. Ein siechender Abgang ohne Knall, leise, würdelos und bemitleidenswert, wie das Ende des Jahres 2020.