“Wie wenn nun moderat geschätzt drei Milliarden Menschen beschließen, „opportunity“ - frei übersetzt als „ihr Glück“ - in Europa zu suchen?” Diese Frage ist in dem Roman “Das Heerlager der Heiligen” von dem als quasi Seher daher gekommenen Franzosen Jean Raspail (da bereits verfaßt bis 1973) sehr anschaulich und teilweise schaurig beschrieben, die teilweise vorherrschende Hilflosigkeit, gegründet auf im weitesten Sinne “christlich” motivierter und politischer Korrektness, auf der anderen Seite die Jubler, die eine neue und vor allem gleiche Gesellschaft der Armut für alle im Sinn haben. Am Ende steht der völlige Zusammenbruch der Ordnung des westlichen Europa. Und wir sind auf dem Weg (geschickt worden, massiv seit 2015).
Der Punkt ist: Wenn ich alleine zum Bahnhof gehe, und mich dabei falsch verhalte, muss nur ich die Konsequenzen tragen. In der großen (politischen) Realität sieht es anders aus: Leute treffen Entscheidungen für Millionen von Menschen. Und sie selbst sind davon meist kaum betroffen. Deren Hauptproblem ist, dass sie weiterhin an der Macht bleiben. Und dabei sind viele Punkte (Medienkontakte, Netzwerke in der Partei, sonstige gute Kontakte in die Wirtschaft, zu NGOs und Co, ...) viel wichtiger als die Frage, ob das Problem gut oder schlecht gelöst wurde. D.h. es gibt kaum eine direkte Kopplung “Problem schlecht gelöst—> schlecht für mich”. Man könnte es auch (aus der Sicht z.B. eines Politikers) so sagen: Ob das Ganze irgendwann zu Bruch geht, kann für mich egal sein, solange es mir nur selbst besser geht.
Sehr interessante Buchempfehlung. Vielen Dank! Der universitäre Duktus war gleich erkennbar, ober ohne “Zerreden”.
Unsere Politiker sind wie der Gast in einem Restaurant, der sein Essen bestellt hat und dann merkt, dass er seinen Geldbeutel vergessen hat. Was macht er jetzt? Er bestellt einen noch einen teuren Nachtisch, damit er nicht so schnell zahlen muss.
Gesichtswahrung, Machterhaltung, die Sorge, sich unglaubwürdig zu machen, der Wunsch als “guter” Mensch dazustehen, waren meines Erachtens die Motive Angela Merkels für ihre Jahrhundertfehlentscheidung. Man muss sich diesen wahrhaft grenzenlosen Egoismus einer Kanzlerin, die geschworen hat, dem Wohle des deutschen Volkes zu dienen, mal in seiner ganzen Tragweite vor Augen führen. Einen Misstrauensantrag hätte man damals stellen müssen. Regierungschefs oder Minister sind schon über weniger gestolpert. Hätte sie einem Praktikanten ans Knie gefasst, hätten wir inzwischen wohl schon eine/einen anderen Kanzler… Die Welt ist verrückt. Ich habe es immer gewusst. Über Denkfehler hat Rolf Dobelli sehr kurzweilig zwei empfehlenswerte Bücher geschrieben: “Die Kunst des klaren Denkens” und “Die Kunst des klugen Handelns”.
Ein aktuelles hoch beliebtes Argument für antielisches Verhalten haut mich mit seiner bestechenden Logik immer wieder buchstäblich vom Stuhl: “Die Welt ist hochkomplex. Umkehren wäre eine einfache Lösung, und die kann nicht richtig sein, weil nur Populisten einfache Lösungen anbieten, und Populisten haben nie recht”.
Soziales Schwarmverhalten erlernt das Individuum in der Kindheit und setzt es, ob nun rational oder emotional, mit wechselndem Erfolg lebenslang um. Meine Großmutter sagte “eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus”. Führungspositionen sind einsam, es bedarf stoischer Gelassenheit wenn nicht Sturheit um entstehende Konflikte schadlos an der eigenen Seele auszuhalten. Warum sind die Legislaturen der Bundeskanzler nicht auf zwei beschränkt? Wo ist der Bundesrat, wenn es darauf ankommt? Vielleicht darum fallen “motivierte” Versager häufig nach weiter nach oben?
Vorhandenen Besitz mit Armutsmigranten teilen? Das mag vielleicht unter Druck noch möglich sein, abhängig davon, um wieviel es geht. Geht es darum von 1 Million meinetwegen 500000 abzugeben mag es schmerzen, wäre aber de facto nicht essentiell zerstörend. Bei dem, der gerade mit dem was ihm zur Verfügung steht, über die Runden kommt, ist es wieder ganz anders. Das eigentliche Problem kommt allerdings erst danach. Die Motivation der schon länger dort Lebenden “sich ins Zeug zu legen” und den “gesamtgesellschaftlichen” hohen sozialen Status wiederherzustellen bzw. zu erhalten, wird gegen Null gehen. Das heißt, es entstehen soziale Verwerfungen bis hin zu gewaltsamen Auseinandersetzungen um die dann immer geringeren Ressourcen.
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