Der FC Köln trägt nun Erdogan

Für viele Homosexuelle unter uns gibt es in Deutschland vor allem zwei Sehnsuchtsorte. Berlin und Köln. Ersteres verwundert insofern, als die Gewalt gegen queere Menschen in der Bundeshauptstadt im Wesentlichen eines tut: Sie steigt. Dann lieber nach Köln, „da is dat Szene jrößer“, denkt sich der interessierte Homo. Und er hat recht. Die Metropole am Rhein ist so gay und so jeck und so bunt, hach, wat schön is doch dat Heimatstadt vom Effzeh!

Und weil Köln so sakrisch offen ist, also so richtig Scheunentor-offen, hat sich der Fußballverein, eben dieser ehrenwürdige FC Köln, eine besonders schöne Sache überlegt. Man trägt Moschee! Nun, nicht auf dem Kopf, oder unter dem Arm, nein. Auf der Brust. Jawoll. Und zwar neben dem abgedruckten Dom. Denn wie wir alle wissen, lautet der Spruch zum Karneval: „Mer losse d‘r Moschee en Kölle!“

Jetzt mal Spaß beiseite. Was der „Effzeh“ macht, ist nicht mehr als kulturelle Verwässerung. Denn, es tut mir leid, liebe Migrantinnen und Migranten, aber Deutschland ist nun mal christlich geprägt. Und Köln mit seinem Prachtbaut, dem Dom, ist katholisch. Damit mag man nun den einen oder anderen vor den Kopf stoßen, aber kulturelle Geschichte und Gegenwart lassen sich nicht leugnen. Schon gar nicht, wenn sie architektonisch so prominent mit diesem Wahrzeichen eine Metropole definiert. Ich werde nie vergessen, als ich das erste Mal in Köln aus dem Bahnhof lief und mich der Anblick des Doms regelrecht umwarf. 

Das ist das eine, die kulturelle Identität. Man könnte es auch anders sehen, wenn es sich beim Islam um eine bloße spirituelle Angelegenheit handelte. Dann bliebe die Frage, warum ein Fußballverein eine Moschee auf dem Trikot haben muss. Aber es wäre eine harmlose Debatte um Geschmack oder der Abwesenheit von Geschmack unter Fußballfans.

Die Diasporatürken für seine Ziele vereinnahmen

Da der Islam jedoch nicht nur Religion ist, sondern auch eine politische und gesellschaftliche Ideologie, wird die Sache komplizierter. Die Stadtmoschee ist neben dem Dom zu Köln auf dem Trikot abgedruckt. Keine große Sache, denkt sich der eine oder andere. Naja. Während der Dom für die Kölner, ob Agnostiker, oder überzeugter Christ, vor allem ein Stück Heimatsymbol darstellt, das dicht mit der Geschichte der Stadt verbunden ist, vergleichbar wie Notre Dame mit Paris, wirkt die Zentralmoschee, erbaut 2018, wie ein Fremdkörper. Als ein inzwischen flugunfähiges, fernöstliches Raumschiff pflanzte DITIB das Gotteshaus in den Stadtteil Ehrenfeld, was viele Anwohner irritierte.

Unvergessen bleibt für die Kölner die Einweihungsfeier. Ranghohe deutsche Politiker durften keine Rede schwingen, wohl aber Staatspräsident Erdogan, was sogar die toleranzbesaitete Oberbürgermeisterin Reker verstörte. Auch die zuständige Staatssekretärin für Integration, Frau Güler, fasste sich an den Kopf: „Damit hat die DITIB das Zeichen gesetzt: „Ja, wir sind vor allem türkisch“. Sie und die Kölner hätten sich für die Eröffnung ein Fest der Kulturen gewünscht. Bekommen haben sie einen Staatsakt auf türkischem Boden. Und wenn man weiß, wie eng die türkische Regierung mit DITIB verbandelt ist, kommt man nicht umhin zu sagen: Der FC Köln trägt auf seinem Trikot Erdogan. 

Dieses Symbol trägt nun der Verein auf seinem Trikot. Es ist ein weiterer Sieg Erdogans, die Diasporatürken für sein Ziel zu vereinnahmen. Wer sagt, eine Islamisierung findet in Deutschland nicht statt, der sollte sich dieses Trikot ansehen. Es handelt sich um den beflockten Beleg, dass eine Islamisierung in Deutschland voranschreitet. Wer die Augen davor verschließt, wird womöglich in einer anderen Zeit aufwachen, in der Houellebecqs „Unterwerfung“ zur Realität geworden ist.

Ich mache den Kölnern einen Vorschlag zur Versöhnung. Wenn der „Effzeh“ eine Moschee auf ihrem Trikot abdruckt, dann bin ich dafür, dass der Türk Genc SV Köln, ein türkischer Fußballclub, den Davidstern ihren Spielen auf die Vereinsleiber setzt. Das wäre doch so richtig offen und jeck und bunt.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf „Neomarius"

Foto: Tim Maxeiner

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Leserpost

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Claudius Pappe / 13.08.2020

Die selbsternannte ” Islamwissenschaftlerin ” Kaddor findet die FC (Islam) Kritik absurd. Herr Broder, übernehmen sie.

Karl-Heinz Vonderstein / 13.08.2020

Ein Fan des FC trat jetzt per Schreiben aus dem Verein aus, weil er ein Problem mit Muslimen und dem Islam hätte und nicht will, dass sein Klub sich mit denen solidarisiert.Der 1.FC Köln veröffentlichte sogar das Schreiben und verhöhnte den Fan, indem sie schrieben, dass sie dessen Austritt gutheißen, wohl nach dem Motto, für Rassisten und Islamophobe habe der Klub keinen Platz.Dafür wurde der Verein vom bunten Köln gefeiert.Für eine Stadt und einen Verein, die sich so für Vielfalt und Toleranz einsetzen und dafür werben, find ich das schon bedenklich, dass sie sich jetzt mit etwas solidarisieren, was mit Vielfalt und Toleranz wenig zu tun hat.

Oliver Wilkening / 13.08.2020

Ich habe auf der Seite der WELT folgenden Kommentar zu dieser Angelegenheit verfasst: “Dass ausgerechnet der Islam für “Toleranz, Fairness, Offenheit und Respekt” steht, wäre mir neu. Aber so etwas zu unterstellen, kommt wahrscheinlich vom Kölschsaufen. Aber der Ziegenbock als Wappentier passt immerhin, da freut sich der Erdogan”. Davon abgesehen, dass das nicht veröffentlicht wurde, hat man mich auch noch für einen Tag gesperrt. Islam und Deutschland bleibt ein schwieriges Thema. Und Böhmermann bin ich auch nicht. Pech gehabt.

Harald Unger / 13.08.2020

Wer hätte das gedacht, der Effzeh zeigt sich als gesellschaftspolitische Avantgarde. Ist doch eine Großmoschee das politische Symbol der erfolgreichen Umwandlung eines Dar al-Harb, in das vom Koran angeordnete Dar al-Islam. Es wird also nicht mehr lange dauern, bis Recepus Tayyipus Germanicus dem Kölner Dom die Hagia Sophia Sonderbehandlung zukommen lässt, indem er dessen beide Türme zu Minaretten umgewandeln lässt. Zur Einweihung der Dommoschee, die von da an den Namen “Fatih” trägt, nach Sultan Mehemt II, dem Eroberer Konstantinopels und dessen Umwandlung in Istanbul. Das ganze wird von der abwesenden und kreuzfreien Deutschen Bischofskonferenz als gelungenes Zeichen der Integration und Zeichen gegen Islamophobie und Fremdenfeindlichkeit beschwärmt.

Robert Jankowski / 13.08.2020

Was für Idioten! Demnächst verneigen sie sich dann auch gen Mekka, als Reminiszenz an Erdogan den Großen? Mein Vorschlag wäre eine Moschee neben der Kölner Domplatte abzubilden, damit der causale Zusammenhang wieder stimmt.

Heribert Glumener / 13.08.2020

Ich fordere den Ausschluss des 1. FC Köln aus der Bundesliga. Begründung: Das seinerzeitige Verhalten der FC-Ikone Toni Schumacher. Frage an Toni, „was er von dem Affengeschrei der Fans bei Aktionen von Anthony Yeboah denkt“ [Hinweis: dunkelhäutiger Spieler]. – Antwort, Toni: „Das ist kein Rassismus. Ja, das ist normal bei einem gegnerischen Spieler.” – Gegenfrage an Toni, „warum die Fans das nicht auch bei deutschen Spielern machen“. Toni: „Vielleicht, weil die nicht aussehen wie Affen.” Diese entsetzlichen, zutiefst rassistischen Entgleisungen Tonis sind bis heute ungesühnt. Schlimmer noch: Toni war beim FC bis 2019 Vizepräsident und ist diesem Verein weiterhin in Treue verbunden. Ich fordere neben dem Ausschluss des FC ein Tribunal, das Toni richten sollte – Vorschlag: Henriette Reker, Wolfgang Niedecken und der olle Woelki. Meines Erachtens kann es nur eine gerechte Strafe geben: Jeweils 50 Black-lives-matter-Kniebeugen morgens, mittags, nachmittags, abends, vorm Schlafengehen. Vor der Zentralmoschee.

Klaus Peter / 13.08.2020

Erdogan und Ziegenbock. War da mal nicht was?

Volker Kleinophorst / 13.08.2020

Weltoffen, aber eine abweichende Meinung von Vereinsmitgliedern? Das geht nicht. So viel Realitätskontrolle muss sein. Denn wer nicht mitjodelt im Chor der Einheitsmeinenden der gefährdet die Vielfalt. Die erkennen noch nicht einmal den Widerspruch. George Orwell erklärt das politische System von 1984 Engsoz/Neusprech (englischer Sozialismus, im Original Ingsoc): “Die Fähigkeit, gewissermassen instinktmässig an der Schwelle eines beliebigen gefährlichen Gedankens innezuhalten. Hierzu gehört die Fähigkeit, Analogien nicht zu erkennen, logische Irrtümer nicht als solche wahrzunehmen, selbst die einfachsten Argumente nicht zu verstehen, wenn sie im Widerspruch zu Engsoz stehen, und von jedem Gedankengang, der in eine ketzerische Richtung führen könnte, gelangweilt oder abgestossen zu sein. Kurz gesagt, vorsorgliche Dummheit.”

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