Roger Letsch / 27.11.2021 / 14:00 / Foto: Pixabay / 24 / Seite ausdrucken

Der Euro wird bald 20 – bitte anschnallen!

Am Neujahrstag 2022 werden genau 20 Jahre vergangen sein, seit wir den Euro als offizielles Zahlungsmittel erstmals in den Händen hielten. Zeit für den öffentlich-rechtlichen Hochglanzsender Arte, dem Ereignis eine Hochglanzdokumentation in Spielfilmlänge zu widmen. In Jurassic-Park-Manier hat man in „Die Euro Story“ keine Kosten der Gebührenzahler gescheut. Doch wie der fiktive Vergnügungspark mit angeschlossener Dinozucht hat auch die Arte-Doku über den Euro einige Schwächen mit Gesetzmäßigkeiten, die sich hartnäckig der Kontrolle nicht nur der Genetikingenieure im Film sondern auch der Währungserfinder in der Politik entziehen. Auch dem Euro liefert der Spielberg-Klassiker „Jurassic Park“ unfreiwillig das Fazit, indem er seine Hauptfigur Ian Malcom alias Jeff Goldblum sagen lässt: „Die Natur findet immer einen Weg“.

Doch wir wollen nicht am Ende beginnen und stürzen uns mit Arte erinnerungsselig in Anfangseuphorie und Gemeinschaftsgefühl und lassen oberflächliche Argumente wie den 2002 weggefallenen Währungsumtausch in Schilling, Lira oder Drachme ihre Wirkung tun. Gewiss, es gab Kritiker, auch damals schon. Doch weil jedem Anfang ein Zauber innewohnt, wie schon Hermann Hesse wusste, überwog vor 20 Jahren eindeutig die Euphorie.

Im Arte-Film werden die Anfänge recht gut beschrieben, Zeitzeugen befragt und auch die speziell deutschen Bedenken, die stabile D-Mark herzugeben, klingen an. Im Januar 2002 war, so im O-Ton der ehemalige Kommissionspräsident Prodi, erst einmal die „Zeit für Gefühle“. In der Retrospektive wirken die Reden, die Symbole und das Ballett-Brimborium anlässlich der Einführung seltsam steif und steril. Kein Wunder, handelte es sich doch um etwas Abstraktes, eine Währung, die funktionieren muss, um Vertrauen zu verdienen und der Überzuckerung nicht bedürfen sollte. Dass das Festprogramm im Jahr 2002 aus heutiger Sicht wie eine Operette wirkt, nimmt vorweg, was wir nun wissen: Hier sollte das Künstliche mit Kunst verdeckt und ein Homunkulus zum Leben erweckt werden.

Es werde Geld

„Am Vorabend des 20. Geburtstages steht der Euro am Scheideweg. Die Corona-Pandemie hat seine Geburtsfehler offengelegt.“ So heißt es im Arte-Kommentar und ich reibe mir verwundert die Ohren. Geburtsfehler? Der Euro, dieses ausdrückliche „Erfolgsprojekt“, hat Geburtsfehler? Stimmt Arte nun in den Chor derer ein, die bemängeln, 2002 hätte man den letzten denkbaren Schritt einer Integration zuerst gemacht? Bisher war ich nur neugierig, nun hat der Film meine Aufmerksamkeit.

„Aber die Krise bietet auch die Chance, Versäumnisse aufzuholen.“

Schon vorbei die Kritik an den Geburtsfehlern (zumindest den imaginierten), die politische Maxime, dass man keine Krise ungenutzt verstreichen lassen dürfe, hat übernommen. Der Weg ist vorgezeichnet für eine recht merkwürdige Beweisführung, an deren Ende die Harthirnigkeit Deutschlands als Ursache des Beinahe-Scheiterns des Euro ist. Aber zum Glück kamen rechtzeitig Einsicht und Rettung:

„Die Fiskalunion, die Deutschland und Frankreich ins Leben gerufen haben, könnte dem Euro neue Kraft verleihen.“

Längst ist eingetreten, wovor angesichts von durch die Decke gehenden Target2-Salden bereits im Jahr 2016 gewarnt wurde, nämlich der auf Dauer gestellte Geldtransfer vom Norden der EU in den Süden. In meiner grenzenlosen Naivität dachte ich, die Fiskalunion – die de facto eine Schuldenunion ist – und die Gelddruckerei der EZB seien etwas Schlechtes. Arte weiß es besser. Nicht nur ich hatte die Aufkaufprogramme von Staatsschulden der Mitgliedstaaten, bei denen Papiere im Wert von Waschzetteln sich in Aktien, Immobilien, Gold und Bares verwandeln, für eine ungeheuerliche Mandatsüberschreitung der Zentralbank gehalten. Ganz zu schweigen von der neuen schlechten Angewohnheit der EZB, die Inflation ausgerechnet mit einer Flut neuen Geldes zu bekämpfen. Auch unser scheidender Finanzminister Schäuble war der Meinung, da laufe etwas gewaltig schief – sogar im Arte-Film durfte er dies sagen und Draghi kritisieren!

„Der Euro war gefangen zwischen Gemeinwohl und Eigeninteresse der Mitgliedstaaten“, heißt es weiter. Nun ist der Euro nach Arte-Lesart wohl „befreit“, doch ob die Befreiung des Hinterns von der Hose eine Verbesserung darstellt, hängt von der anwesenden Gesellschaft und davon ab, ob alle anderen mitmachen. Falls nicht, steht man einfach nur mit heruntergelassenen Hosen da. Ein abschließendes Urteil über die Interessen steht da wohl noch aus.

Suchen Sie „Gemeinwohl gegen Eigeninteresse“ übrigens nicht nach den Bürgern der EU, liebe Leser. Das „Gemeinwohl“ wird von der EU-Kommission verwaltet und dem stehe das „Eigeninteresse“ der Mitgliedstaaten gegenüber. In dem Satz ist der Machtkampf zwischen der EU-Bürokratie und den widerspenstigen Nationalstaaten abgebildet, der Bürger kommt darin gar nicht vor. Heute geht es bei jeder Gelegenheit gegen Polen oder Ungarn, was den Euro angeht, wurde einst Deutschland von der EU als Schurkenstaat betrachtet. Der Widerstand ist gebrochen, die Fiskalunion da, als letzter Verteidiger der Währungsstabilität hat Bundesbankpräsident Weidmann den Raum verlassen. Jetzt kann endlich gefeiert werden.

Whatever it takes

Doch drücken wir wieder auf „Play“, lassen den Film weiterlaufen und achten darauf, mit welch bedeutungsschweren Floskeln uns der Euro, dieses Spielfeld der Staaten, als Projekt der europäischen Einheit verkauft werden soll, das gerade kurz vor seinem entscheidenden Erfolg stehe. Zunächst macht man den Mechanismus der Wechselkurse madig und erklärt ihn zum Problem: „Ihr könnte nicht einfach jedes Mal, wenn eine französische Firma gerade Gewinne macht, eure Währung abwerten und ihre Profite kaputt machen.“ (Chirac an Prodi)

Währungsabwertung bedeuten jedoch nicht automatisch Wettbewerbsvorteil und Wettbewerbsverzerrung, denn jedem Preisvorteil bei Export stehen Preissteigerungen im Import gegenüber. Gibt man das Werkzeug Währungsabwertung jedoch ganz auf wie innerhalb des Euroraums und kommen auch die Wirtschaftsreformen nicht voran, kann man Unterschiede in der Wettbewerbsfähigkeit nur noch durch Transferzahlungen ausgleichen. Das sorgt leider nicht mal auf der Seite für gute Stimmung, der das Geld zufließt, denn es ist auf Dauer demütigend, von Subsidien zu leben.

Die Naivität der Politikerzeitzeugen ist, was die erwartete Disziplinierungswirkung der gemeinsamen Währung angeht, nachgerade rührend. Etwa wenn Romano Prodi mit Blick auf die maroden italienischen Finanzen und Reformstau zu Lira-Zeiten sagt „Wenn die Regierung [Italiens] es nicht kann, kriegt es vielleicht die Europäische Kommission hin!“. Das ist etwa so, als übertrage man die Erziehung des Sprösslings, der sein Zimmer partout nicht aufräumen will, an den Nachbarn und hoffe das Beste.

Während sich die einen Disziplinierung versprachen, hofften andere auf Stabilität, und beide sehen nun ihre Hoffnungen enttäuscht. Für die einen endete der Wunsch nach Disziplin mit dem Erwachen in der Schokoladenfabrik, für den anderen das zähe Ringen um Innovationen und technologischen Vorsprung in dank immer günstiger werdender Euro-Wechselkurse leichter zu erzielenden Exportüberschüssen, was die Innovation hemmte. Der Euro ist eben nicht so stabil wie die D-Mark, sondern ein fauler Kompromiss. Er ist zu hart für die einen und zu weich für andere und klammert zusammen, was laut Mundells Theorie optimaler Währungsräume ausdrücklich nicht zusammenpasst. Dass viele Euroländer es im 19. Jahrhundert mit der lateinischen Münzunion schon einmal miteinander probiert hatten und warum dieses Experiment „gemeinsame Währung“ endete, erwähnt die Arte-Doku übrigens nicht.

Der Film ist ein Meisterstück des Framings einer politischen Agenda, und wer nur über eine kurze Aufmerksamkeitsspanne verfügt, kann dem zur Schau gestellten Optimismus leicht erliegen. Doch heilige Eide wie „Vorbild für die EZB ist die erfolgreichste nationale Zentralbank Europas, die Deutsche Bundesbank“ oder „Banker sind die Hüter des Geldwertes. Die sollen der Versuchung der Politiker, willkürlich Geld zu drucken, widerstehen“ wurden längst gebrochen. Heute ist kein Banker, sondern eine wegen fahrlässigen Umgangs mit öffentlichen Geldern verurteilte Politikerin Präsidentin der EZB. Deren Neigung, die Politiker von den verlockenden Quellen billigen Geldes fernzuhalten, ist wenig ausgeprägt.

Auch die im Film aufgewärmte Legende vom „Problemkind 500-Euro-Schein“, der wegen seines geringen Gewichts und hohen Werts unter Kriminellen so begehrt gewesen sei, dass man die Produktion 2018 einstellen musste, ist nichts als freches Framing, um nicht das scharfe Wort „Lüge“ zu verwenden. Vielmehr war es der Wille, Negativzinsen bei der EZB durchzusetzen, der eine Flucht ins nominal stabile Bargeld auslöste und die Politik wollte durch die Abschaffung des großen Scheins die Lagerkosten für Banken und Versicherungen erhöhen.

Hintereinander gehen sie im Film spazieren, der Selbstbetrug, die Wünsche und Hoffnungen der Politiker an unsere Einheitswährung. Wenn es etwa heißt „Nicht die Politik hat 2008 geschlafen, sondern die Märkte“, wenn Prodi orakelt „Das Drama des Euro war die Sparpolitik“ und Bill Emmot von „The Economist“ behauptet, Draghi habe für sein Programm zum Ankauf von Staatsschulden „…keinen Cent ausgegeben“, dann wissen wir Zuschauer, dass der Euro die beste Währung sein muss, die wir je hatten! Im Film steuert nun alles auf ein finale furioso, auf eine umgekehrte Kopernikanische Wende zu. Drehte sich bisher eine freie Wirtschaft um den Zins, in dem sich Preis und Risiko abbildeten und der von jedermann leicht gelesen und verstanden werden konnte, haben wir es nun mit einer Kehrtwende ins Hermetische zu tun, mit der Rückkehr eines Staatszentrismus, der Erfahrung und Urteil des Individuums ablehnt. Nicht mehr das freie Spiel der Kräfte und der Austausch von Informationen im Schwarm, sondern zentralistisches Denken steuert die Währung. Das kann ja nur gut ausgehen!

Corona als Rettung

Dabei hätte es auch anders kommen können mit dem Euro, es stand gewissermaßen Spitz auf Knopf, wie Giuliano Amato (Ministerpräsident Italiens 2000–2001) zu berichten weiß: „Die populistischen Bewegungen waren vor Corona kurz davor, die Pole-Position in der EU einzunehmen.“ Auch Romano Prodi ist ganz aufgeregt: „Das Coronavirus hat den gemeinsamen Dialog zurückgebracht!“ 

Und ist es nicht wirklich ein verblüffender Zufall, dass eine großgeredete Pandemie heute unsere kleingeredeten Europrobleme zu überdecken vermag? Ein alter britischer Trickfilm aus den 70er Jahren wird von Arte zur Verdeutlichung des Sachverhalts eingeblendet, dass man systemische Probleme nicht durch Behandlung von Symptomen beheben könne. Das führe zum Zusammenbruch wie das Schlucken zu vieler Beruhigungsmittel. Haben die Filmemacher nicht bemerkt, dass diese Diagnose ebenso für die EZB und den Euro gelten kann? Dieser Moment des Schmunzelns und der Erkenntnis blieb jedoch dem Zuschauer vorbehalten. Prodi und Amato wollen feiern! Denn endlich, endlich, ENDLICH gebe es gemeinsame Anleihen für gemeinsame Schulden – dank Corona! Und wer sagt, dass es bei diesen Anleihen bleibt…?

Giuliano Amato ist es schließlich, der den entscheidenden Satz spricht:

„Jemand hat gesagt, das ist der erste Hamilton-Moment für Europa. Und das ist wahr.“ 

Dieser „Jemand“ heißt übrigens Olaf Scholz, und als er den Satz sprach, am Tag, als der diffuse „Corona-Wiederaufbaufonds“ ins Leben gerufen wurde, war er noch deutscher Finanzminister. Nun, da er Kanzler werden wird, kann der Moment auf Ewigkeit gestellt werden.

„Ein historischer Durchbruch“ ist das Kapitel im Film (ab 1:34:48) überschrieben. Dort heißt es: „Der Wiederaufbaufonds gleicht dem Moment, als 1790 der erste Finanzminister der USA, Alexander Hamilton, gemeinsame Schulden und Anleihen einführte. Den damals frisch gebackenen Dollar katapultierte das auf seinen Erfolgskurs.“

Doch das Problem bei Katapultstarts ist häufig die Landung. War anfangs noch von den Geburtsfehlern des Euros die Rede, handelt es sich mit dem nun gefeierten „Hamilton-Moment“ um einen, der nicht angeboren, sondern durch Ansteckung erworben wurde. Die Gründungsstatuten des Euro sahen nämlich als Lehre aus dem letztlich misslungenen „Hamilton-Moment“ des Dollar ausdrücklich keine Schuldengemeinschaft vor, genau wie es bis heute zwischen den US-Staaten geregelt ist. Jeder Bundesstaat muss für seine eigenen Schulden geradestehen und kann auch in die Pleite gehen. Aber wozu sollten Sie auf mein Urteil vertrauen, liebe Leser. Lauschen wir gemeinsam berufenerem Munde und lesen Prof. Hans-Werner Sinn, der schon im Mai in einem FAZ-Artikel den Scholz-Schaum vom „Hamilton-Moment“ bremste.

„Alexander Hamilton, der noch immer die 10-Dollar-Note der Vereinigten Staaten schmückt, war der erste Finanzminister der Vereinigten Staaten. Er hatte 1790 kurz nach der Gründung Amerikas die Schulden der Einzelstaaten zu Bundesschulden gemacht. […]

Da nun Gläubiger und Schuldner davon ausgingen, dass man auch in Zukunft die Schulden der Einzelstaaten vergemeinschaften und nach Washington schieben würde, wurden in wachsendem Umfang Kredite aufgenommen und zur Finanzierung von Investitionen verwendet. Überall wurden Straßen, Brücken, Kanäle und öffentliche Gebäude errichtet. Das ließ sich zunächst prächtig an. Die Bauarbeiter fanden Jobs, und für die Zeit nach der Bauphase freute man sich schon auf eine bessere Infrastruktur, die weiteres Wirtschaftswachstum hervorbringen würde. Die Gläubiger, die sich in der Sicherheit wähnten, dass der Zentralstaat sie schützen werde, begnügten sich mit niedrigen Zinsen, und die Schuldner waren gerne bereit, Kredit aufzunehmen, da sie nicht davon ausgingen, dass sie ihn selbst würden zurückzahlen müssen. […]

Der Bauboom führte jedoch zu einer Bonanza-Stimmung, die insbesondere in der zweiten Hälfte der 1820er Jahre immer mehr Kreditwachstum induzierte und zu einer Wirtschaftsblase führte, die schließlich Mitte der 1830er Jahre platzte. Das lag auch daran, dass sich die extrem aufwendigen Investitionen in die Wasserstraßen wegen der aufkommenden Eisenbahnen als Fehlinvestitionen erwiesen. Die Finanzmärkte gerieten 1837 in Panik, und es begann eine Rezession, von der sogar die europäischen Handelspartner erfasst wurden, allen voran Großbritannien. Die Finanznöte zwangen manche Staaten, die Zahlungen an Bedienstete und Lieferanten einzustellen. 1839 kam die Kreditvergabe auf dem offenen Markt zum Erliegen, und die amerikanische Volkswirtschaft rutschte in eine tiefe Depression.

In dieser Situation versuchte der Zentralstaat zu helfen, indem er den Einzelstaaten mit eigenen Krediten unter die Arme griff, doch waren seine Möglichkeiten alsbald erschöpft. Im Jahr 1841 mussten Florida, Mississippi, Arkansas und Indiana ihre Zahlungsunfähigkeit erklären und stellten die Bedienung ihrer ausstehenden Anleihen ein. Andere Staaten wie Alabama, New York, Ohio und Tennessee hatten ebenfalls Zahlungsschwierigkeiten, konnten aber den formellen Konkurs gerade noch vermeiden. Insgesamt gingen neun der im Jahr 1842 existierenden 29 Staaten und Territorien der Vereinigten Staaten in Konkurs. Nichts als Streit und Unfrieden waren durch die Sozialisierung der Staatsschulden entstanden.

Der Historiker Harold James aus Princeton hat dazu lakonisch bemerkt, Hamilton habe dem neuen Staat nicht Zement, sondern Sprengstoff geliefert. In der Tat kann man eine direkte Linie vom Jahr 1842 zu dem neunzehn Jahre später einsetzenden Sezessionskrieg ziehen. Dieser Krieg ist zwar durch die ungelöste Sklavenfrage und Zollstreitigkeiten ausgelöst worden, doch die unlösbare Schuldenproblematik, so James, hat zu den Spannungen beigetragen, die sich in diesem Krieg entluden.“

Dies im Gedächtnis relativiert auch das zutiefst pazifistische Zitat vom Beginn der Arte-Dokumentation, dass nämlich Länder, die eine gemeinsame Währung hätten, nie wieder Krieg gegeneinander führen würden. Theo Weigel zitierte da den ersten CSU-Vorsitzenden Josef Müller. Klingt schön, ist aber falsch, wie das Beispiel des amerikanischen Bürgerkrieges zeigt, dessen Ursachen zumindest teilweise bis zu jenem „Hamilton-Moment“ im Jahr 1790 zurückreichen.

Wenn Arte zum Schluss also die Frage in den Raum stellt, ob dieser Hamilton-Moment der Moment der Wahrheit sei, auf den der Euro 20 Jahre lang gewartet habe, lautet meine Antwort: Ich fürchte, ja.

Alles Gute zum Geburtstag, Euro! Möge dir das Schicksal des „Jurassic Park“ erspart bleiben, und bis zur Schließung dieses politischen Vergnügungsparks noch eine Weile vergehen. Schon weil wir alle unfreiwillig Dauerkarten gekauft haben, ist es verständlich, zu wünschen, das Karussell möge sich noch eine Weile weiterdrehen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

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Leserpost

netiquette:

Ralf.Michael / 27.11.2021

Herr Letsch, Manche besitzen schon deswegen keine Euros mehr ;o)) Und die Zahl Derer wächst täglich….Ich mag Nicht-Europäische Währungen (Gesplittet) und verteile deshalb das Risiko ! Vertrauen ist Gut, aber in den Euro ? Finde ich Putzig ! Ich bitte Sie….Wachen Sie auf !!!

R. Reiger / 27.11.2021

1) Auf Grund der Staatsverschuldungen kann die EZB ohne Staatsbankrotte die Zinsen nicht mehr erhöhen. 2) Die EZB sitzt in der Falle !! 3) Draghi wollte immer die 2% Investitionen getriebene gute Inflation. Diese 2% wurden nie erreicht. 4) Als die Banken vorsichtig mit Draghis Geldern waren, Finanzminister Steinbrück am 02.09.13: „Statt den Umweg über die Geschäftsbanken zu wählen, könnten die Währungshüter Kredite doch auch direkt an die Unternehmen vergeben“. 5) Aber, wenn einer 20% mehr Umsatz erwartet, dann zahlt er auch 10% Zinsen, wenn einer nicht mehr Umsatz erwartet, dann kann man ihm Geld schenken, er investiert nicht; er kehrt wie jetzt maximal zurück zum Status quo. 6) Die Zombies entstanden. 7) Was wir nach dem Corona-Einbruch sehen hat mit massiven Investitionen der Wirtschaft in Zukunftstechnologien nichts zu tun. 8) Wenn sie etwas über staatliche Investitionen in die Zukunft lernen wollen, dann googlen sie „Quaero“ bzw „De-Mail“ bzw „Gaia-X“ ! 9) Austerität war bei der Griechenlandkrise falsch, Keynes wäre richtig gewesen, 10) aber Keynes als Dauerzustand ist gescheitert. 11) Sie sagen aber: die Geldflut hat nicht zur Inflation geführt, wir können so weiter machen, dazu: 12) Das nicht investierte Geld verlief sich in Sicherheiten, es folgt Stagflation; wird dieses Geld wieder freigesetzt, dann erst schiebt es die jetzige Knappheits-Inflation zusätzlich an. 13) Die Zombies führen zu: EZB: Die notleidenden Kredite der Banken des Euroraums könnten in einem ungünstigen Szenario … bis zu 1,4 Billionen Euro erreichen (mehr als das Doppelte des Bundeshaushalts). 14) Die Nullzinspolitik pulverisiert die Rücklagen: Riestern sie noch? 15) Betriebsrenten, laut IW-Analyse: Für die Hälfte der Unternehmen sind die Pensionsrückstellungen je Mitarbeiter seit 2009 um mindestens 42% gestiegen, ohne dass sich deren Rentenzusage dadurch erhöht hätte. Die Zukunft der Betriebsrenten ist ungewiss. 16) Demokraten haben die EU in Grund und Boden gewirtschaftet.

R. Reiger / 27.11.2021

Zum Euro: Vergleichen sie mal die Aktienindizes: Aber Vorsicht mit dem DAX: Der DAX ist als einziger (warum?) als „Performance-Index“ geführt, wobei Dividenden usw. als reinvestiert betrachtet werden; alle anderen (!) Aktienindizes sind als reiner „Kurs-Index“ geführt, wo nur der reine Aktienwert zu Buche schlägt. Typischerweise liegt der Performance-Index ungefähr doppelt so hoch wie der Kurs-Index. Und jetzt machen sie sich bitte die Mühe und vergleichen für die letzten 20 Jahre (!) mal den DAX (als Kurs-Index ! sonst kann man nicht vergleichen) mit dem Dow Jones, dem S&P 500 und der Nasdaq 100, vergleichen Sie die Charts! Sie können sich auch den den Spaß erlauben und letztere mal mit dem Euro Stoxx 50 Chart vergleichen.

Wilfried Düring / 27.11.2021

Die Geschichte des EURO als (west- !) europäischer Gemeinschafts-Währung ist eine Geschichte der gebrochenen Verträge und Versprechen. Genau: Der Euro ‘ist zu hart für die einen und zu weich für andere und klammert zusammen, was ... nicht zusammenpasst.’ Das klingt wie ein Beschreibung der Griechenland-Krise. Und die seit Jahren andauernden Negativzinsen (bei stetig steigender Inflation) und die ebenfalls seit Jahren andauernden ‘Aufkaufprogramme von Staatsschulden der Mitgliedstaaten, bei denen Papiere im Wert von Waschzetteln sich in Aktien, Immobilien ... verwandeln ...’, sind ungefähr das Gegenteil von dem, was vor 20 Jahren versprochen wurde. Geldwert-Stabilität ade! Kluge Leute ahnen, daß man Sicht verzockt hat. Nun sucht man Schuldige, auf die man den Volkszorn lenken kann. Und bei Betrachtung unserer Nachbarn (‘WIR’ sind natürlich nicht Schuld - Schuld sind IMMER NUR die ANDEREN; dieser Glaubenssatz von 1968 zieht sich wie ein rot-gruener Faden durch alle Ideen und Programme der Guten, der Woken und der ‘Progressiven’) - fällt der Blick der ‘fortschrittlichen Kräfte’ (Grüne, Jusos, woke, ‘Kulturschaffende und Journalistende’) auf: BINGO!  -  den OSTEN: Polen, Ungarn, Rußland!  Es waren die Polen, die durch ihre Renitenz, ihr Solidarnotsch und ihre Weigerung bei der Arbeitsleistung ‘zum Wohle des Sozialismus’ für einige wenige Jahrzehnte mal eine ‘Schippe drauf zu legen’,  bereits ein Weltreich ‘mit kleinen Geburtsfehlern’ zum Einsturz gebracht haben. Die Wiederholung der Dinge wollen die Eurokraten in Brüssel MIT ALLEN MITTELN verhindern. Die Genossin Barley, spricht das auch aus. Sie will Ungarn (bzw. deren demokratisch gewählte Regierung) aushungern. Bei Bedarf, kann man die ‘Zielgruppe’ der Maßnahmen ja ausweiten. Leute wie Barley und ihre medialen Rottenknechte reiten ideologisch und propagandistisch längst wieder nach Osten!!! Es gibt nur ein kleines Problem: die in der Amtszeit von Flinten-Uschi’ zur Marionetten-Armee runtergewirtschaftete Bundeswehr.

Heiko Stadler / 27.11.2021

@Stanley Milgram: “Jeden Tag werden etwa 6 bis 7 Milliarden Euro von der EZB generiert. Wo gehen die hin und was sind sie noch wert?” Stellen Sie sich einen Winzer vor, der ein Fass mit teuren Wein hat. Der Wein ist beliebt und lässt sich gut verkaufen. Was macht der Winzer? Er füllt jeden Tag ein paar Liter Wasser nach und verkauft den Wein trotzdem zum gleichen Preis. So ist das mit dem Euro. Der Weinpanscher ist die EZB. Die Euroländer glauben, sie wären reich und sind stolz auf ihren gepanschten Wein, den aber irgend wann niemand mehr haben will.

Volker Kleinophorst / 27.11.2021

Ich vermute mal: 30 wird er nicht.

Günter H. Probst / 27.11.2021

Wenn Sie statt Framing Propaganda schreiben würden, träte der Charakter auch von arte deutlicher hervor. Abgesehen von dieser ganzen ungedeckten Geldschöpfung der EZB und der Geldverschiebung von Nord nach Süd sind doch schon die gegenwärtigen Folgen fatal: Hat jemand für seine Altersversorgung 100.000 € gespart, fehlen ihm bei 6% Inflation und 0% Zinsen monatlich 500€. Die herrschenden Politiker, die ihm das eingebrockt haben, werden von ihm wieder gewählt, weil sich die Konsequenzen erst zeigen, wenn er auf sein Erspartes zugreifen muß.

Bernhard Freiling / 27.11.2021

Der € war der Preis, den Kohl/Deutschland für die Wiedervereinigung zu zahlen hatte. Insofern versuche ich das €-Experiment ganz pragmatisch zu sehen. Wohl wissend, daß bisher noch keine Währungsunion von wirtschaftlich unterschiedlich starken Staaten Bestand hatte. # Auch innerhalb Deutschlands gab und gibt es wirtschaftlich unterschiedlich starke Staaten(Bundesländer). Warum hatte die DM Bestand? Weil es einen Länderfinanzausgleich gab. Wirtschaftlich starke Bundesländer stütz(t)en die wirtschaftlich schwachen. Warum funktioniert(e) das? Weil alle Bundesländer über ein einheitliches Sozial- und Steuersystem verfüg(t)en. # Das ist m.E. der absolute Schwachpunkt in €-Land. Es gibt keine einheitliche Steuer- und Sozialgesetzgebung. Drum wird m.M.n. der € über lang scheitern. Ein “Länderfinanzausgleich”, und nichts Anderes ist die Schuldenunion und sind de Fakto unausgeglichene Targetsalden, wird bei den Zahlern zu immer größerem Unmut führen und bei den Empfängern zu immer größerer Begeisterung. # Ungefähr 20 Jahre hatten die beteiligten Staaten Zeit (aus der Taufe gehoben wurde der € schon zu Beginn der 1990er Jahre) die Bedingungen anzugleichen. Geschehen ist…NICHTS. Warum auch? Läuft doch. Zumindest jetzt noch und wohl auch noch eine ganze Zeit lang. Dann wird den € das gleiche Schicksal ereilen wie dunnemals die italienische Lira oder den französischen Franc. # Ja und? Dann wird halt abgewertet wie F das mit seinem Franc Anfang der 1960er Jahre tat (und daran nicht kaputt ging) und das Spiel beginnt von Neuem. Faites vos jeux!  

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