Ansgar Neuhof / 15.09.2017 / 06:09 / Foto: Bundesregierung/Steins / 24 / Seite ausdrucken

Der Deutsche Wähler – eine Polemik

Von Ansgar Neuhof.

Den Umfragen zufolge sind die Bundestagswahlen 2017 entschieden, bevor sie überhaupt begonnen haben. Die CDU wird mit Abstand stärkste Partei und Angela Merkel bleibt Bundeskanzler. Angesichts zahlreicher Kritik an der Regierungspartei CDU und Merkel in den letzten Jahren ein überraschendes oder doch zumindest erklärungsbedürftiges Ergebnis. Zur Klärung dieses Befundes wurde daher eine - natürlich - repräsentative Studie bei einem renommierten Meinungsforschungsinstitut in Auftrag gegeben, die die Motivation des deutschen Wählers untersucht hat. Hier die zehn zentralen Ergebnisse der Studie:

10) Mir macht es nichts aus, vom Staat kontrolliert und überwacht zu werden. Denn ich habe nichts zu verbergen.

9) Mich stört es nicht, wenn Menschen als „Nazis“ diffamiert werden. Denn ich bin kein „Nazi“.

8) Mich kümmern die zahllosen „Einzelfälle“ nicht. Denn ich bin nicht zur falschen Zeit am falschen Ort und jogge nicht alleine im Park.

7) Ich habe nichts gegen höhere Steuern für andere = „Reiche“. Denn ich bin kein Reicher (und merke nicht, daß dennoch ich es bin, der ausgenommen wird).

6) Mich beunruhigt die „linke“ Gewalt gegen Andersdenkende nicht. Denn ich denke nicht anders.

5) Mich stört es nicht, wenn die Regeln des Zusammenlebens jeden Tag neu ausgehandelt werden müssen. Denn ich handele nicht und zahle jeden Preis.

4) Ich habe nichts gegen die Abschaffung des Bargelds. Denn ich habe eine Karte.

3) Mir bereitet der Islam keine Sorgen. Denn ich weiß: er hat mit nichts zu tun.

2) Ich habe nichts gegen unbegrenzte Zuwanderung. Denn ich habe keine Kinder und Kindeskinder, deren Zukunft mich sorgen müßte.

1) Ich habe nichts gegen Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Denn ich habe keine Meinung.

Die Ergebnisse lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Der deutsche Wähler wählt weiterhin die Brandstifter zum Feuerwehrhauptmann.  

Ansgar Neuhof ist Rechtsanwalt und Steuerberater mit eigener Kanzlei in Berlin

Foto: Bundesregierung/Steins

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Leserpost

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Dietmar Schmidt / 16.09.2017

@Konrad Herrmann, köstliche Leserpost, eigentlich zum schmunzeln, aber leider mit viel unangenehmer Wahrheit. Danke und Gruß Dietmar

Wolfgang Lang / 16.09.2017

Einst schrieb Dostojewski ein Buch mit dem Titel: “Der Idiot.” Würde er heute in Deutschland sein Buch schreiben, hiesse es “Die Idiotin”.

Stefan Müller / 16.09.2017

Was wäre, wenn es ein “völlig unvorhersehbares Ereignis” gäbe, was dazu führt, daß Wahlen bis auf Weiteres ausgesetzt wären, da “ein ordnungsgemäßer Ablauf nicht gewährleistet (bla bla usw.)”... Wie verhielten sich die Wähler?

Herbert Otten / 16.09.2017

Man kann ja viel Negatives über Angela Merkel sagen, aber eins muss man ihr lassen: Niemand kann die Deutschen besser vera..a..a..lebern als die Bundeskanzlerin.

Lutz Muelbredt / 15.09.2017

Diese 10 Punkte, die einen auf die Palme bringen können, hat es ja zu allen Zeiten mit knapp veränderter Thematik immer gegeben. Was den Wähler aber sehr konkret beunruhigt ist die Frage, welche Konstellation nach der Wahl die Verhältnisse in Deutschland zum Tanzen bringen. Und er will nicht tanzen, ganz bestimmt nicht. Er will Ruhe. Schließlich ist das Haus noch nicht abbezahlt und die Autofinanzierung für den Diesel läuft auch noch ewig. Also was tun? Garnicht so einfach in Deutschland anno 2017.

Frank Müller / 15.09.2017

Schöne Polemik. Wenn Sie die Leute aber tatsächlich überzeugen wollen, sollten Sie sich fragen, warum sie tatsächlich CDU und damit Merkel wählen. Und wie Herr Dörre sagte: die Rückkehr einer Partei und der Einzug einer neuen zeigen, daß der deutsche Wähler sehr wohl den Willen zur Änderung hat.

Thomas Nuszkowski / 15.09.2017

Dazu braucht es kein Meinungsforschungsinstitut sondern einen versierten Dachdecker. Der findet die Dachschäden der CDU-Wähler im Nu.

Karsten Dörre / 15.09.2017

Was den Wenigsten auffällt ist, dass die Bundestwagswahl 2017 die einschneidenste Bundestagswahl (BTW) sein wird: drei Altparteien (Grüne, SPD, Linke) werden massiv verlieren, totgeredete Partei kehrt zurück (FDP) und neue Partei (AfD) wird ohne Hochpushen der Medien in den Bundestag gewählt (im Gegensatz zur BTW 2013 mit beachtlichen 4,7%). Wenn das nicht Sensation und Änderung ist, ist den Kritikern nicht zu helfen. Ob man die Kanzlerschaft einer Person zeitlich eingrenzen sollte wie z.B. in den USA die Präsidentschaft ist eine andere und durchaus berechtigte Frage. Die wenigsten Deutschen wählen aus Spaß an der Freude neue Experimente, Ungewissheit, Chaos, Strukturveränderungen, die das Private ungewollt negativ beeinflussen könnten. So gesehen, gehen die Deutschen in der Mehrheit wirklich bewusst wählen.

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