Vera Lengsfeld / 21.03.2019 / 16:00 / 15 / Seite ausdrucken

Der deutsche Herbst 2015 ist nun Alltag

Alexander Meschnig schrieb im August 2016:

„Inzwischen weiß ich nicht mehr, was mich wütender macht: Die immer gleichen Ausflüchte und Beileidskundgebungen der politisch Verantwortlichen; die Arroganz derjenigen, die im September 2015 in jedem Punkt unrecht hatten; die Rolle der Leitmedien, die sich weiter als Erziehungsinstanzen der Uneinsichtigen sehen; die Dummheit der Welcome-Schreier und Weltretter oder die Naivität einer großen Zahl von Menschen, die immer noch glauben, nicht Attentate wie in Nizza, Ansbach oder Würzburg wären die größte Gefahr für unsere gesellschaftliche Ordnung, sondern PEGIDA, die AfD und die Instrumentalisierung der Ereignisse durch die 'Rechten'.“

Das schrieb Alexander Meschnig im August 2016. Seitdem ist es nicht besser geworden, sondern schlimmer. Aktuell wird von linken Medien wie der TAZ das abscheuliche Attentat von Christchurch für den "Kampf gegen rechts" instrumentalisiert, während über die Tötung von mindestens 120 Christen durch radikale Muslime in Nigeria nur am Rande berichtet wird. Die von Meschnig beschriebene politische Entgrenzung ist inzwischen Alltag geworden.

Das Experiment, unsere Gesellschaft mit aller Macht in eine multikulturelle zu verwandeln (Yasha Mounk) wird von Politik und Medien unbeirrt vorangetrieben. Weil die Folgen immer spürbarer und die Ablehnung dieser Operation am lebendigen Körper der Gesellschaft immer größer werden, wird auch immer schneller als „Rechter“, „Rechtspopulist“ oder gleich als „Nazi“ abgestempelt, wer nicht mit der veröffentlichten Meinung übereinstimmt. Und wer als „Rechter“ gebrandmarkt ist, der soll kein Bier mehr bekommen, in Restaurants nicht mehr bedient werden, keinen Raum mehr mieten dürfen, nicht mehr eingeladen werden. Ja, dessen Geburtstagsfeiern soll man nicht mehr besuchen dürfen, wenn man nicht sofort angeprangert werden will. Wer sich jemals gefragt hat, wie es sein kann, dass große Teile der Bevölkerung zur widerspruchslosen „Gleichschaltung“ bereit sind, der hat jetzt die Gelegenheit, das zu studieren.

An der Grenze zum Failed State?

Meschnig analysiert das in seinem Band „Deutscher Herbst 2015 – Essays zur politischen Entgrenzung“ mit Schärfe. 

„Das grundlegende Prinzip im Umgang säkularer europäischer Gesellschaften mit dem Islam lässt sich, nicht nur in Deutschland, in einem Satz zusammenfassen: Die von einem wachsenden Teil der muslimischen Zuwanderer und ihrer Nachkommen praktizierte strikte Abgrenzung gegenüber den Werten der Mehrheitsgesellschaft wird in eine Schuld der Aufnahmegesellschaft verwandelt, die sich mit dem Vorwurf der Ausgrenzung konfrontiert sieht.“

Bei den Schuldzuweisungen wird übersehen, dass entscheidend bei der Auseinandersetzung mit dem Islamismus und islamischer Einwanderung der Wunsch nach Differenz, nicht nach Integration ist. Der Westen wird als dekadent und verachtenswert empfunden. Es kann auch niemand behaupten, dass die Islamisten ihre Ziele verschweigen würden – sie propagieren laufend, was sie anstreben – die Herrschaft in den von ihnen besiedelten Gebieten. Das Problem ist, dass die herrschende Elite im Westen das nicht hören will. Absurderweise wird in Frankreich schon diskutiert, den Muslimen bestimmte Gebiete einfach zu überlassen und eine Art friedliche Zweistaatenlösung anzustreben. Dabei kann man an den Spannungen mit den muslimischen Banlieus bereits studieren, dass dies nicht funktionieren wird. Parallelgesellschaften haben sich inzwischen überall in Europa gebildet. In Schweden hat das bereits zu örtlichen bürgerkriegsähnlichen Zuständen geführt, über die kaum berichtet wird. In Deutschland hat dieser Prozess erst relativ spät begonnen, dafür aber umso nachdrücklicher.

Meschnig: „Die Irrwitzige Zuwanderungspolitik. die Weigerung, die Grenzen des eigenen Staates zu sichern […] die bis zum Erbrechen wiederholte Formel des „Wir schaffen das“, die tägliche Propaganda der öffentlich-rechtlichen Medien für eine staatlich verordnete Willkommenskultur, die massive Abwertung und Denunziation aller Kritiker der unbegrenzten Zuwanderung, die Vertuschung und Verleumdung unliebsamer Fakten – all das ist auch von mir in vielen Artikeln analysiert worden. Und dennoch bleibt ein Rest des Unglaubens, ein Staunen, ein Kopfschütteln, dass ein souveräner Staat wie Deutschland sich gewissermaßen vor unser aller Augen langsam auflöst […] historisch erscheint mir die freiwillige Aufgabe der eigenen Grenzen und die moralische Geiselhaft der Bevölkerung ein absolutes Novum.“

Weil es ein absolutes Novum ist, scheint es für allzu viele schwer zu durchschauen zu sein. Deshalb sind Bücher wie das von Meschnig so wichtig. Auch wenn alles schon tausendmal gesagt scheint, - viele wollen es immer noch ignorieren. Das legitimiert jede Wiederholung, denn wer schweigt, stimmt zu.

Alexander Meschnig: „Deutscher Herbst 2015. Essays zur politischen Entgrenzung“, 2018, Manuscriptum: Lüdinghausen, Klappenbroschur, 220 SeitenHier bestellbar.

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Helmut Driesel / 21.03.2019

Na ja, in Frankreich ist der Ausnahmezustand nicht mehr nötig, weil die Verschärfung der normal geltenden Gesetze ausreichend ist. Sollten wir doch mit unserer moderat kungelnden Regierung schön zufrieden sein. Wenn ich solche kritischen Passagen lese wie Ihre hier, sehr geehrte Frau Lengsfeld, da fällt neuerdings der Name Joan Baez ein. Muss irgend wie mit diesem trüben Wetter vorige Woche zusammen hängen. Heißt “We shall overcome” nicht auf gut DDR-Deutsch “Wir schaffen das”? Ich weiss nicht, wie das früher bei Ihnen war, wir haben ehrfürchtig an den Lippen der Baez gehangen, wenn sie zu hören war. Und an “Fairwell Angelina” kann ich mich auch sofort erinnern. Und links im heute verwendeten Sinne war das vermutlich auch noch. War denn unsere Generation damals so bescheuert? Eine Spielart tollwütiger Toleranz kann das doch unmöglich gewesen sein.

Dirk Jungnickel / 21.03.2019

Ja, Vera, wer schweigt stimmt zu !  Und wer aufklärt wird nicht gehört. Wie aber ist dieses Dilemma in den Griff zu bekommen ?  Manchmal komme ich mir vor wie in einer Sekte, nach außen abgegrenzt und von außen weitgehend ignoriert. Es gibt ” Vereine”  in denen es um die Veredlung des Individuums geht. Sie erschöpfen sich in der “Innenwirkung”  und jeder genügt sich selbst.  (Das sind u.a. harmlosere als z. B . Scientology . ) Zwar nehmen die Leser der Achse erfreulicherweise zu, aber die Masse der interessieren Bürger informieren sich z.T. schimpfend aus den zur Genüge   selbstdisqualifizierten Medien.  Ein relevantes Gegengewicht ist die Achse (noch) nicht.  Natürlich könnte man sagen, Qualität setzt sich letztendlich durch.  Wie aber könnte man das beschleunigen ?  Mit einer Kampagne ?  Dafür braucht es Mittel. Mit einer Parteigründung “Die Guten” ? Oder “Die Anti - Ewiggestrigen ”  ?  Oder in Anspielung auf die etablierten:  “Die Farblosen ” . Jedenfalls dürfen und sollten wir uns nicht selbst genügen unter dem Motto   ” Wir haben es ja schon immer gesagt ” . 

Arne Brandt / 21.03.2019

Geht mir genauso Frau Lengsfeld & ich weiß auch nicht, was man da noch machen kann. Ich selbst habe Unterhaltung geschrieben, weil sich diese meines Erachtens nach mit Abstand am besten eignet, die Diskurshoheit der ÖR zu brechen. Sachbücher erreichen nur wenige Menschen, eine Fantasy Geschichte liest jeder gerne.

Frank Heyer / 21.03.2019

Sie haben ja Recht, werte Fr. Lengsfeld, wie aber soll die Loesung aussehen? Gibt es ueberhaupt noch eine Loesung und wenn ja, liesse sich diese noch umsetzen nach gegebenem Recht? Wohl eher nicht, dafuer ist der Zerfall wohl zu weit fortgeschritten. Selbst in Kitas werden die Kinder schon entsprechend indoktriniert. Die halbwegs mutigen und klugen Leute verlassen das Land und tragen damit weiter zum Verfall bei. Wer laesst sich schon gerne ausgrenzen oder moralisch anprangern, wenn nicht gar schlimmeres passiert?

Bernhard Freiling / 21.03.2019

Bekommt man da nicht langsam ein Gefühl dafür, wie die Menschen Anfang der 1930er indoktriniert wurden? Da gab es noch kein Internet, keine SMS und kein Facebook. Und die gleichen Leute, die uns heute so hemmungslos indoktrinieren maßen sich an, über die Menschen in den 1930er Jahren zu richten? Ulbricht und Honecker, gemeinsam mit der Stasi hatten das Hitler-Programm zur Meisterschaft gebracht und Merkel mit Kahane, Maas und Genossen, nicht zu vergessen die Antifa, brachten es zur Perfektion. Und 80% der Wähler finden das absolut in Ordnung und sehen keinen Grund, dies zu ändern. “Wählt mich zum Diktator” - und sie tun es. Max Liebermann meinte dazu: “So ville kann ick gar nich essen, wie ick kotzen möchte.”

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