Martin Semmelrogge ist pleite. Es gibt Zeiten, da es solche Meldungen bei den Boulevardblättern ganz nach vorne schaffen. Zumal die „Bild“-Zeitung natürlich wie immer fleißig recherchiert hat: Das Aktenzeichen seines Offenbarungseids lautet AZ 663 M 2500/10. Gut zu wissen! Doch gerade ist ja Newsboom, Nachrichtenexplosion sozusagen: Griechenland ist ja auch noch pleite (Aktenzeichen?), Iran kurz vor der Atombombe, Syrien fliegt aus der Arabischen Liga, die CDU beschließt den Mindestlohn, der Lafo-Wagenknecht-Paarteitag, Rücktritt von Gottschalk und Berlusconi und und und… so viele Seiten 1 hat keine Zeitung. Na und dann noch die Sache mit den Dönermorden. Ja, es heißt „Dönermorde“, weil hauptsächlich Türken ermordet wurden. Döner-Freaks also. Hätte es Deutsche getroffen, hätten die Medien ganz sicher von Kartoffelmorden geschrieben. Logisch! Hat es aber nicht. Im Gegenteil. Deutsche waren die Täter. Und zwar besonders deutsche Deutsche: Nazis. Jetzt ist Deutschland im „Schockzustand“. Denn das hat nun wirklich niemand erwartet: Deutsche Täter! Ausländerfeindliche Nazis - wo gibt’s denn so was? „Der Spiegel“ schreibt: „Deutschland hat es mit einem neuen Phänomen zu tun - kaltblütig mordende Rechtsextremisten.“ Ja dies ist ausgerechnet in Deutschland ein völlig neues Phänomen. Hier, wo der Fremde seit Jahrhunderten hoch geachtet und verehrt wird, bringt er uns doch Pizza und Döner und holt anschließend den Müll ab. Kaltblütig mordende Rechtsextremisten? Niemals. Also gut, warmherzig mordende Rechtsextremisten, das gab es vielleicht mal, damals diese unschöne Mordserie mit den sechs Millionen Matzeknödelmorden, die konnte auch nie richtig aufgeklärt werden. Oder die 137 Frühlingsrollen- und Couscousmorde nach der Wiedervereinigung. Aber da meinten es die Rechtsextremisten ja noch gut! Mit den Deutschen! Heute jedoch ballern sie ihnen einfach ihren Dönermann weg, kappen ihnen die Essensversorgung! Das ist echt kaltblütig. Immer nur Pommes und Currywurst, da fehlt es ja an Salat, an Vitamine, das ist auf Dauer nicht gut fürs Volk. Sicher, als man 1998 in Jena in einer Garage eine Bombenwerkstatt ausgehoben hatte mit vier Rohrbomben und 1,4 Kilogramm TNT und als daraufhin zwei Männer und eine Frau, deren Verbindungen zum “Thüringer Heimatschutz” bekannt waren, in den Untergrund abtauchten, da hätte man natürlich von der Gefahr eines rechtsextremen Terrorismus reden können, aber hey, vielleicht war man ja gerade damit beschäftigt Zehntausende Mobilfunkdaten auszuwerten, weil man wegen einer Anti-Nazi-Demonstration dringend Bewegungsprotokolle sämtlicher Handybesitzer der Stadt erstellen musste, und außerdem war damals bestimmt auch gerade irgendwas mit Semmelrogge, wetten?! Ich meine, der macht ja öfter mal Ärger. Und man kann ja nicht alles im Blick haben.