Den Weg in die Wirtschaftswissenschaften über den sperrigen Ausdruck “sunk-cost-fallacy” zu gehen, halte ich für etwas beschwerlich. Ich konnte mir immer die gute alte Kaufmannsregel merken: “Dem schlechten Geld soll man kein gutes hinterherwerfen”. Nur- ob in der früheren DDR aufgewachsene, sozialisierte Personen einfachstes kaufmännisches Einmaleins verinnerlicht haben,, muß doch gelegentlich bezweifelt werden. Da geht man lieber pleite, wenn auf dem gloreichen “Wir schaffen das”-Weg vorangeschritten wird; Richtungswechsel oder Umkehr sind hier nicht ein einkalkuliert. (..............................................halten weder Ochs noch Esel auf)
Vollkommen richtig beschrieben, Herr Vahlefeld! Nun mag mach versucht sein, zu fragen: gibt es tatsächlich keine Alternative als das Abwarten des nächsten Crash? Könnte man fragen, frei nach Machiavelli: sollte man sich an die Spitze einer Bewegung setzen, die man anders nicht kontrollieren sprich abwenden kann? Oder bedarf es eines fundamentalen “resets”? Wie auch immer: es scheint, dass sich das parlamentarische System der Bundesrepublik nach 70 Jahren erodiert hat. Die Verfassung der Bundesrepublik hat sich in dieser langen Zeit sich nicht wesentlich geändert. Sie hat alle nachkriegsbedingten Geburtsfehler liebevoll konserviert, so zum Beispiel das Asylrecht oder das Recht der Kriegsdienstverweigerung, die als humane Gesten eines völlig diskreditierten Deutschland gedacht waren, bei denen aber 1948 niemand dachte, sie würden je eine Rolle spielen. Was ist nu aus dem Ruder gelaufen? In loser Reihenfolge und nicht abschließend sind das: Ausgeuferter Föderalismus, Parteienprivileg, Wahlrecht und Marginalisierung des Souveräns, Abschaffung der Gewaltenteilung, Privilegierung nicht demokratisch legitimierter Interessenverbände (Kirchen, NGO´s p.p.), Parteienmacht im staatlichen Rundfunk, Ämterpatronage (Oberste Gerichte, Kommunale Betriebe, Staatsbanken etc.), Parteienfinanzierung durch die Hintertür (z.B. Parteienstiftungen), usw. usw. Das und noch viel mehr sind die heiligen Kühe, an denen das System auf ewig festhalten wird. Es sei den… Es sei denn der ober angeführte Crash kommt ganz von woanders derzeit erwartet. Eine jederzeit mögliche Hyperinflation würde vollkommen ausreichen, den reset zu bewirken, um den das Land auf Dauer gesehen nicht herumkommen wird
Dem deutschen System der checks and balances fehlt ein ganz entscheidendes Element: In allen deutschen Verfassungen, beginnend mit 1848, war die Ministeranklage für Fälle des Verfassungs- und/oder Gesetzesbruchs durch die Mitglieder der jeweiligen Regierung vorgesehen mit dem Ziel, die etwa so fehlenden Kanzler/Minister rasch aus dem Amt entfernen zu können. Dieses Verfahren ist auch bekannt unter dem englischen Begriff des Impeachment. Das Grundgesetz sieht seit 1949 nur noch in Artikel 61 die Präsidentenanklage vor, Regierungsmitglieder können folglich durch dieses Verfahren mangels Rechtsgrundlage in der Verfassung nicht mehr aus dem Amt beseitigt werden. Auch wenn die derzeit herrschenden Mehrheitsverhältnisse im Bundestag wohl nicht erwarten liessen, daß eine solche Impeachmentanklage beschlossen werden würde, hätte m.E. allein die Drohung mit dieser Möglichkeit eine gewisse disziplinierende Wirkung auf Kanzlerin und Kabinett, wenigstens aber könnte öffentlich darüber im Parlament diskutiert werden. Stattdessen bleibt derzeit nur die Hoffnung, dass entfernter liegende Wahlen in 2017 etwas ändern könnten oder auch eben nicht.
Ganz großes Kino. Dafür liebe ich die Achse! Ich bete jeden Tag, dass dieser Umdenkungs-Prozess bei uns in Deutschland irgendwann flächendeckend eintritt. Gleichzeitig habe ich Angst vor dem möglicherweise furchtbaren Ereignis, welches diesen Denkprozess verursacht.
Sehr guter Vergleich, Herr Vahlefeld! In der Energiewende handelt die Politik nach dem gleichem Muster. Die wird bis zum Strom-Blackout durchgezogen und ist völlig unbeeindruckt davon, was sie Mensch, Gesellschaft und Natur kostet und antut. Handeln nach dem Prinzip: ‚Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert.‘ Und wo Schweinereien nicht mehr sanktioniert werden, da werden sie zum Normalfall. Das ist der republikanische Gesamtzustand Deutschlands.
Der Concorde-Effekt wurde von den Deutschen erfunden und zwar viel früher , als 2000, um genau zu sagen 55 Jahre früher. Der damalige Kanzler wollte seine Politik nicht ändern und hielt bis zum bitteren Ende durch. Angela Merkel macht das jetzt das selbe. Das scheint Deutsche Tugend zu sein.
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