Der Bücher-Gärtner: Von der Eiszeit zur globalen Erwärmung

Die natur- und kulturhistorische Forschung hat genug Anhaltspunkte zutage gefördert, die zeigen, dass wir uns grundsätzlich inmitten einer warmen Episode in einer Jahrtausende währenden Periode der globalen Abkühlung befinden.

Zur Abwechslung widme ich mich heute keinem brandneuen Buch, sondern einem Klassiker, dessen Erstauflage schon im Jahre 2007 im Münchner Verlag C.H. Beck erschienen ist, nämlich der „Kulturgeschichte des Klimas“ von Wolfgang Behringer. Grund dafür ist weniger das „Sommerloch“, sondern die fortwährende Aktualität dieses Buches, das es inzwischen längst auch in einer preiswerten Taschenbuchausgabe bei dtv gibt.

Denn angesichts der von politischer Propaganda erzeugten Konfusion um die angebliche „Klimakrise“ sind Historiker wahrscheinlich besser in der Lage, dieses Thema nüchtern zu analysieren als Naturwissenschaftler, die zu einem großen Teil unter Verdacht stehen, den Finanziers ihrer ebenso teuren wie fragwürdigen Computersimulationen nach dem Munde zu reden.

Die natur- und kulturhistorische Forschung hat in den letzten Jahrhunderten genug Anhaltspunkte zutage gefördert, die zeigen, dass wir uns grundsätzlich inmitten einer warmen Episode in einer Jahrtausende währenden Periode der globalen Abkühlung befinden. Homo sapiens sapiens tauchte zwar erstmalig in der Eiszeit auf, die menschliche Kultur konnte sich aber nur in deutlich wärmeren Perioden des Holozän entwickeln. In dieser Zeit gab es ein Auf und Ab von Lufttemperatur und Niederschlägen, die regional katastrophale Ausmaße erreichen, viele Menschenleben fordern und ganze Weltreiche an den Rand des Untergangs bringen konnten. Der heute beobachtbare Klimawandel erscheint demgegenüber als harmlos und rechtfertigt es kaum, von einer „Krise“ zu sprechen. 

Die „Kleine Eiszeit“ des 17. Und 18. Jahrhunderts als „Testlauf“

Wolfgang Behringer weist schon in der Einleitung seiner Abhandlung darauf hin: „Wir leben in einer Eiszeit.“ Alle verfügbaren Analysen von Eiskernen der Antarktis sowie die paläobiologischen Funde und kulturellen Zeugnisse der fernen Vergangenheit wie Megalithen und Felsmalereien sowie in den letzten Jahrtausenden schriftliche Berichte zeigen, dass Warmzeiten „kostbare Ausnahmen“ blieben. Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Abgleitens in eine Kaltzeit ist jedenfalls größer als Null. Bereits in seinem Vorwort schlägt Behringer vor, die „Kleine Eiszeit“ des 17. und 18. Jahrhunderts, die die angenehme mittelalterliche Warmzeit ablöste, als „Testlauf für die globale Erwärmung“ zu betrachten.

Deshalb illustriert Behringer die Zeit des Übergangs von der hochmittelalterlichen Warmzeit zur Kleinen Eiszeit, über die es mangels verlässlicher Messtechnik nur Temperaturschätzungen gibt, mit zahlreichen zeitgenössischen Bildern und Dokumenten über die Entwicklung der Brot- und Weinpreise und so weiter. Bekannte Beispiele sind Darstellungen eines Londoner Jahrmarktes auf der zugefrorenen Themse oder von Rutschpartien auf zugefrorenen niederländischen Grachten.

Das gegen Ende der 1980er Jahre von der UNO eingesetzte Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zeigte in seinem ersten Report von 1990 ein Schaubild des damals noch führenden englischen Klimahistorikers Hubert H. Lamb (1913–1997) über die Entwicklung der Durchschnittstemperatur der letzten 1.000 Jahre. Lamb, der den Begriff „Mittelalterliche Warmzeit“ prägte, schätzte, dass es in Europa zwischen den Jahren 1000 und 1300 um ein bis zwei Grad wärmer war als heute. In der anschließenden Kleinen Eiszeit sank die Durchschnittstemperatur wieder um etwa den gleichen Betrag unter den Mittelwert. In dieser relativ kurzen Kaltzeit litten die Menschen nicht nur an Hunger und anderen materiellen Entbehrungen, sondern auch an psychischen Nöten, die die Suche nach Sündenböcken auslösten. Das führte zur Hexenverfolgung im großen Stil. Behringer weist darauf hin, dass Lambs grobe Darstellung noch heute gültig ist. 

Es kamen Jahre ohne Sommer

Dasselbe gilt für die Entdeckung des serbischen Ingenieurs und Hobby-Astronomen Milutin Milankovic (1879–1958). Die Analyse von Eisbohrkernen hat seine Theorie der Verursachung von Eiszeiten durch Schwankungen der Sonneneinstrahlung voll bestätigt. Diese Schwankungen können durch Veränderungen der Rotationsachse und/oder der Umlaufbahn der Erde, aber auch durch zyklische Veränderungen der Sonnenaktivität ausgelöst werden. Die Stärke der Sonnenaktivität kann am einfachsten anhand der Zahl der Sonnenflecken abgeschätzt werden. Tatsächlich korrespondiert die Kleine Eiszeit mit einem ausgeprägten Sonnenflecken-Minimum, genannt „Maunder-Minimum“ (1675–1715) nach dem Astronomen Edward Walter Maunder (1851–1928), der die zeitgenössischen Beobachtungen später zusammenfasste und auswertete. 

Die Sonneneinstrahlung kann auch durch große Vulkanausbrüche auf der Erde beeinträchtigt werden. Das war der Fall unter anderen beim Ausbruch der indonesischen Vulkane Tambora im Jahre 1815 und Krakatau im Jahre 1883. Diese Vulkane schleuderten Asche und Schwefelsäure bis in die Stratosphäre. Die daher rührenden dunklen Wolken umrundeten die ganze Erde und wirkten jahrelang wie ein Sonnenschirm. Es kamen Jahre ohne Sommer, die zu Missernten und Hungersnöten führten. Bis gegen Ende der 1990er Jahre war es also ziemlich klar, dass die Menschen, außer im regionalen Rahmen, im Vergleich zu Naturkräften, nur einen geringen Einfluss auf die mittel- und längerfristige Entwicklung des Klimas ausüben konnten.

Doch dann erschien gegen Ende der 1990er Jahre eine Arbeit von Michael Mann (Pennsylvania State University), Raymond S. Bradley (University of Massachusetts) und Malcolm K, Hughes (University of Arizona), die aufgrund statistischer Analysen von fossilen Pflanzen-Pollen und Baumringen nachgewiesen haben wollte, dass die 1990er Jahre wärmer gewesen seien als jedes Jahrzehnt vorher in den letzten 600 bis 1.000 Jahren. Im Unterschied zur Grafik von Hubert Lamb präsentierten diese Forscher eine Temperaturkurve, die über 900 Jahre leicht absinkt und dann mit Beginn der industriellen Revolution plötzlich steil nach oben schießt. Diese Kurve der indirekt ermittelten Durchschnittstemperaturen hatte die Form eines Hockeyschlägers. Die durch Gemälde und andere Kulturzeugnisse gut belegte mittelalterliche Warmzeit war auf einmal verschwunden. 

Religion, die Karriere- und Machtinteressen dient 

Geübte Statistiker wiesen nach, dass die Autoren bei der statistischen Analyse der fossilen Temperaturindikatoren untaugliche Methoden angewandt hatten. Doch das blieben Einzelstimmen. Stattdessen wurde dieses Forschungsergebnis in den Massenmedien gefeiert, denn es entsprach der aus westlichem Selbsthass geborenen Woke-Ideologie, die die industrielle Revolution und damit das menschliche Schöpfertum für alle Übel der modernen Welt verantwortlich macht. Im Jahre 2001 wurde die Hockeyschläger-Kurve durch den Dritten IPCC-Bericht an prominenter Stelle verbreitet. Aus einer wissenschaftlichen Beschäftigung wurde dadurch die staatlich finanzierte Klimaforschung, wie Behringer bissig vermerkt, zur Religion, die Karriere- und Machtinteressen dient.  

Behringer zeigt in seinem nicht auf Europa beschränkten geschichtlichen Überblick, dass die Hockeyschläger-Kurve fern der Realität ist. Dabei berichtet er über viele interessante Details, denen ich hier nicht vorgreifen möchte. Obwohl die Hockeystick-Grafik inzwischen tausendfach widerlegt ist, gibt es nicht nur in den USA, sondern auch in der EU immer wieder Versuche, sie als offizielles Narrativ zu etablieren.

Mit seinem riesigen Anmerkungsapparat, seinem detaillierten Register, seiner Literaturliste und seiner allgemeinverständlichen Darstellung eignet sich Behringers Kulturgeschichte des Klimas noch immer gut als Handbuch für die Widerlegung einer strafenden Öko-Ideologie, die vornehmlich den Interessen jener dient, die mit der Klima-Angst und staatlichen Investitionen in unwirtschaftliche, aber „klimaschützende“ Technologien Profit machen wollen.

 

Edgar L. Gärtner ist studierter Hydrobiologe und Politikwissenschaftler. Seit 1993 selbstständiger Redakteur und Berater, als solcher bis 1996 Chefredakteur eines Naturmagazins. Bis Ende 2007 Leiter des Umweltforums des Centre for the New Europe (CNE) in Brüssel. In Deutschland und in Südfrankreich ist er als Autor und Strategieberater tätig.

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Donatus Kamps / 21.07.2024

Der Sozialismus in all seinen Varianten und Farben (braun, rot, grün) ist seit seiner seiner Existenz sehr einfallsreich und umtriebig darin, “Probleme” zu erfinden, für deren “Lösungen” er dann die Demokratie abschaffen und die Bevölkerung knechten will. Daß dieser Unsinn überhaupt über 150 Jahre bestehen und dabei sogar zum aktuell größten Menschheitsproblem und größten Krisentreiber der Welt werden konnte, liegt daran, daß er als Ersatzreligion seichte Kost für diejenigen ist, denen Christentum oder alternativ Atheismus mit ihrem Realismus zu schwere Kost sind. Erst wenn sich in der breiten Bevölkerung die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß nicht nur Sozialismus in der Farbe braun, sondern Sozialismus in jedweder Farbe eine hoch gesellschaftsschädliche Ersatzreligion ist, wird der ganze Spuk ein Ende haben. Die Frage ist, wie viel weiteres unsägliches Leid der Sozialismus bis dahin noch zusätzlich in der Welt verursacht haben wird.

Jürgen Fischer / 21.07.2024

@Hjalmar Kreutzer, ich bin ja schon froh, wenn ich einen Mainstream-Verlag sehe, der sein „traditionelles“ Programm textlich nicht dem Zeitgeist anpasst, also z.B. Klett-Cotta die noch erhältlichen Ausgaben von Chargaffs Büchern unverändert lässt, keine neuen Vor-oder Nachworte verfassen lässt und keine belehrenden Fußnoten einfügt. Und bei den (rächten!) Verlagen, die auf derartige Sperenzchen verzichten, lässt häufig das Lektorat zu wünschen übrig. Früher war nicht alles besser, aber das Verlagswesen auf jeden Fall. Schon deshalb, weil damals Bertelsmann noch nicht alles aufgekauft und zugrundegerichtet hat.

Jochen Lindt / 21.07.2024

Die größten Probleme der Menschheit sind Vermüllung, Abholzung, Bevölkerungsexplosion.  Alles Dinge die in der Dritten Welt stattfinden, bzw von der Dritten Welt ausglöst wurden.  Genau davon lenkt die Klimareligion ab.  Die Dritte Welt und ihre Umweltsünden (besser:Umweltverbrechen)  tauchen in diesen Modellen überhaupt nicht auf.

Andreas Mertens / 21.07.2024

Früher gab es Ablaßhandel, heute CO2-Handel. Früher gabe es Flagellanten, heute gibt es Veganer die sich selbst traktieren und jedem mit ihrer Ideologie auf den Sack gehen. Früher gab es sengende Ikonoklasten, heute die Kinder der “Last Generation” welche Bildwerke im blinden Furor zerstören um ihren Wahn vom Ende der Welt zu predigen. Früher gab es die unheilige Alliamz aus Schwertern und Weihrauchkesseln (Die Weihrauchkessel segneten alles ab was die Schwerter trieben, dafür trieben die Schwerter den Zehnt für die Weihrauchkessel ein) Heute gibt es die Unheilige Allienz aus Medien und Politik. (Die Medien segnen alles ab was die Politzik vermurkst, dafür treibt die Politik den GEZehnt ein)  Ergo: Nichts Neues unter der Sonne

Dirk Jungnickel / 21.07.2024

Was man hier über das Klima und den Klimawandel liest, kann man nur als Klimaketzerei bezeichnen. Das Klima hat inzwischen eine Art Heiligenschein. Daran rüttelt und schüttelt man nicht. Mit Ketzern ging man vor wenigen Jahrhunderten noch gnadenlos um ! Ich plädiere für die Wiedereinführung der öffentlichen Verbrennung auf einem Scheiterhaufen. WIE ? WAS ? Das belaste das Klima ? Wozu haben wir eine Innenministerin ?  Big Sister N.F. möge sich gefälligst was einfallen lassen !!!!

Gerd Maar / 21.07.2024

Rechtgläubige lassen sich durch Fakten und Skandale nicht beirren: “Climategate” hatte keinerlei Konsequenzen, der Kreuzzug gegen die Klimaleugner muss weitergehen.

Winston Schmitt / 21.07.2024

Sollte Pflichtlektüre im Unterricht werden! Unsere Jugend wird durch indokrinierende Leerkräfte zusehends verblödet.

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