Wie immer, ein launig-amüsant verfasster Artikel von Herrn Bonhorst (ein unverkennbar gebliebener Freund spezifisch britischer Eigen- und Schrägheiten) über ein wichtiges Thema. Dennoch: “David Cameron, der seinen Landsleuten und uns Kontinental-Europäern den Schlamassel eingebrockt hat, ... .” würde ich so nicht stehen lassen. Erinnern wir uns. Lange vor der dem “angedrohten” Abstimmungsdatum hat Cameron zig Vorschläge zu (überfällig gewesenen) Reformvorschlägen Brüssel unterbreitet. Anfänglich wurden diese sogar im Grundsatz von Merkel positiv aufgenommen, allerdings nie wirklich an die große (mediale) Glocke gehängt. Insbesondere die Mittelmeer-Anrainer, allen voran Frankreich (mit dessen unkaputtbarer Frankreich-First-Strategie) hat als vermeintlicher resp. ewig erhoffter Busenfreund Neu-Germaniens und umtriebiger Souffleur im EU-Machtgefüge regelmäßig dafür gesorgt, dass Cameron & Friends einen ordentlichen Dämpfer verpasst bekamen. Der britische Ex-PM hatte irrtümlich auf die als (angeblich) nüchtern-rational geltende deutsche Kanzlerin gesetzt und ließ sich deshalb selbst (wie später in britischen Medien zu lesen war) von der Vorstellung leiten, dass eine tatsächliche Brexit-Abstimmung obsolet wäre. Seitdem sind die Unwuchten, vor denen die Briten gewarnt hatten, innerhalb der EU sogar noch größer geworden; Fliehkräfte (Visegrad, Italien) gesellen sich hinzu, und dritte Gegenspieler (RU, USA) halten ihre Füße nicht still. Dass UK nun doch die Reißleine gezogen hat, ist also nicht primär der Schnapsidee eines Alexander Boris de Pfeffel Johnson geschuldet, sondern dem Versagen der Brüsseler Nomenklatura. Dass sich die Abgeordneten im Unterhaus fetzen (traditionell nichts Ungewöhnliches auf der Insel) ist eher die Folge der seinerzeit von Frau May durchgezogenen Neuwahl. Leider hat diese dem (politisch fast schon abgesoffenen) Altkommunisten (und passionierten Anisemiten) Corbyn obendrein noch Oberwasser beschert.
Nun, Herr Bonhorst, eine Frage zum Nachdenken: hätte Mrs. May bessere Karten gehabt, wenn die Brüsseler Bürokraten ein besseres und faireres Angebot gemacht hätten? Haben sie aber nicht. Warum wohl? (OK, sind 2 Fragen; wollen wir mal nicht über-bürokratisch sein…)
Man will den Brexit nicht wirklich. Daher diese Schmierenkomödie, seitens eines Teils der Tories. Ich verwette meinen Hubschrauber, es wird kein Brexit geben. Oder eine harte Variante. Die Briten sind durcheinander? In der Opposition wartet ein lupenreiner Kommunist darauf, die Regierung zu übernehmen. Spannend bleibt es allemal. Meine Güte, wie leicht ist es geworden, den modernen Menschen zu betrügen.
Eine Muppetshow, bei der allerdings die Zeche von allen Arbeitnehmern in allen EU-Ländern gezahlt werden wird, eine wirtschaftspolitische Geisterbahnfahrt. In der Geschichte Groß-Britanniens kann man wunderbar sehen, dass Demokratien nicht davor schützen, das mediocre Gestalten mit mediocren Ideen und zum Teil sogar komplette Scharlatane und Verbrecher an die Macht gelangen. Groß-Britannien hatte mehrmals Glück, dass im richtigen Moment die richtigen Leute da waren - aber eben nicht immer, wie zum Beispiel im Vorfeld der amerikanischen Revolution, die letztlich durch Inkompetenz, Ignoranz und schlichte Unfähigkeit von Politikern in London mitverursacht wurde, die vor lauter Machtspielchen, Intrigen, Eitelkeiten und anderem Unfug eine falsche Entscheidung nach der anderen getroffen haben. Dass man, wenn man “das Volk” fragt, nicht gerade die beste aller Antworten erhält, dürfte zudem klar sein. Soviel zur Schwarmintelligenz. Das ganze hat durchaus witzige Züge, nur eine Muppetshow, die uns Abermilliarden kostet, kann ich nicht wirklich geniessen.
Lieber Herr Bonhorst, ich schätze ja Ihre Ironie, aber Sie mögen es den Briten nachsehen, dass sie die Angelegenheit des Brexit mit etwas mehr Bierernst betrachten als das so Ihre Art ist. Ich glaube nicht, dass die Freude darüber, auch weiterhin in eher unwirksamer Weise den libertären Sand im Getriebe einer im rasanten Tempo mächtiger werdenden EU-Bürokratie spielen zu dürfen, für die faktische demokratische Entmündigung durch jene auf Dauer entschädigt. Wenn ich also UK-Bürger wäre, wäre mir Ihr (auch für Sie selbst durchaus nicht existenzielles) Bedauern über die künftige Abwesenheit der lieben Briten in der EU weit weniger wichtig als die echte Souveränität meiner Nation und meine damit einhergehenden Möglichkeiten, mittels meines Wahlzettels zur effektiven Abwahl meiner Regierung beitragen zu können. Ja, es ist nur eine knappe Mehrheit der Briten, denen das wirklich wichtig zu sein scheint. Aber is halt so. Gruß, Kuhnibert
I am beginning to think that the UK may stay in the EU by default and that the posturing ninnies in Brussels will wake up and say, Fuck me, now the buggers are still with us and will add to the difficulties with yellow vests, Di Maio/ Salvini and all countries east of Germany. Then they will say to themselves that if only we had showed a bit of imagination we could have got rid of the buggers at a reasonable price.
Ich begrüße es, wenn die Briten zeigen, dass man auch außerhalb der EU leben kann. Es wird dann vielen als Vorbild dienen. Etwa der Schweiz. Dann vielleicht Italien. Oder gar: DEUTSCHLAND. Ich bin wirklich nicht gegen gute europäische Zusammenarbeit. Wohl aber gegen die Zusammenarbeit, die die EU gegenwärtig vorantreibt, in der die europäische Bürokratie sich zum sozialistischen Diktator aufschwingt und die reichen Länder, also Deutschland, für den entstehenden Unsinn zahlen. Die Einwanderung in die deutschen Sozialsysteme aus EU-Ländern halte ich für Diebstahl an Deutschland und damit für verwerflich.
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