Henryk M. Broder / 26.12.2020 / 00:25 / Foto: Pixabay / 209 / Seite ausdrucken

Der Angriff der Killertomaten auf die ARD und das ZDF

Kaum hatte Tom Buhrow, der Intendant des WDR und Elder Salesman der ARD, angekündigt, die Nichtanpassung der Rundfunkgebühren werde "gravierende Folgen haben, auch für das Programm, das wird man sehen und hören“, wurde die Drohung in die Tat umgesetzt. Wer den Heiligabend mit den Öffentlichen-Rechtlichen verbringen wollte, hatte die Wahl zwischen der "Feuerzangenbowle" im Ersten und "Carmen Nebel" im Zweiten. Es war, als würde man vor die Wahl gestellt, entweder von Boko Haram oder von Al-Kaida als Geisel genommen zu werden.

Bei Frau Nebel gab es einen Kessel Buntes aus allem, was man kurzfristig in der ZDF-Kantine finden und auftauen konnte: Ireen Sheer und Kerstin Ott, Ross Antony mit Ehemann Paul Reeves und Angelo Kelly mit seiner gesamten Familie, Bernd Stelter und Alfons Schuhbeck. Nur der Truppenunterhalter Johannes Heesters fehlte. 

Die Gäste saßen nah beieinander, hatten keine Masken an, das Klatschen eines unsichtbar anwesenden Publikums wurde nach jedem Akt dazugemischt. Es waren die längsten zwei Stunden und 13 Minuten seit dem Angriff der Killertomaten auf die USA. 

Was damals lustig war, kann heute nicht unlustig sein

Nebenan in der ARD lief derweil ein 76 Jahre alter Film aus dem Hause Goebbels, Rühmann und Partner, die Feuerzangenbowle. Die Dreharbeiten hatten vom März bis zum Juni 1943 gedauert, also etwas weniger als die Schlacht von Stalingrad, die Anfang Februar 1943 beendet wurde, so dass das Team geschlossen nach Babelsberg umziehen konnte, um dort die "Feuerzangenbowle" zu drehen.

Und weil das, was damals lustig war, heute nicht unlustig sein kann, sendet die ARD die alte Schmonzette ohne jeden Hinweis darauf, wie tief Rühmann in das NS-System verwickelt war. Nicht zufällig und nicht umsonst wurde er noch 1944 in die Liste der Gottbegnadeten aufgenommen.

Geht es um eine Doku über den aktuellen Antisemitismus, die der WDR widerwillig ins Progrmm genommen hat, treten die hauseigenen Faktenchecker und Haarespalter auf den Plan. Und hinterher gibt es eine Diskussion, in der das Thema zu Tode relativiert wird. Bei Rühmann erlaubt sich die ARD nicht einmal einen Hinweis, dass er ein Günstling von Goebbels und Göring war und sich von seiner jüdischen Frau scheiden ließ, um seine Schauspieler-Karriere nicht zu gefährden.

Und weil die Feuerzangenbowle so ein toller Film war, hat ihn die ARD am späten Heiligabend "wiederholt". Bei Neuproduktionen ist das eine beliebte Methode, die Produktionskosten pro Minute zu senken, diesmal war es ein Liebesdienst für alle, die "Carmen Nebel" im ZDF überlebt hatten.

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Dr. Joachim Lucas / 26.12.2020

Der Staatsfunk will halt das beweisen, was ihm vorgeworfen wird. Jedenfalls ist die Feuerzangenbowle bei weitem besser als eine einstündige Weihnachtsansprache von Herrn Buhrow. Wir sollten dankbar sein. Wieviel Weihnachtsgeld gab es eigentlich für die Staatsangestellten des Ö.-R.-Funks angesichts dieser “herausragenden” Leistungen?

Peter Groepper / 26.12.2020

Diese Sendungen haben auch etwas Gutes: Sie immunisieren den mit dem geisttödlichen TV-Virus infizierten Zuschauer gegen die alljährliche Schenkelklopfer-Attacke durch „Dinner for one“ (nebst Vorprogramm von André Rieu, Karl Moik, Zillertaler Herzbuben u.v.a) zu Silvester. Diese Zuschauer werden noch gebraucht.

Christel Beltermann / 26.12.2020

Guten Morgen, Herr Broder, genauso empfand ich es auch. Das TV-Programm der ÖR war unter aller Würde. Selbst bei umfassendem Rückgriff auf die Archive hätte man mit gutem Willen ein schönes und geradezu liebevolles Potpourri zaubern können. Aber da lag wohl der Hase im Pfeffer, sie wollten einfach nicht. Die Verantwortlichen benehmen sich wie beleidigte Leberwürste, wie unreife Teenies, denen man die Erhöhung des Taschengeldes versagt. Offensichtlich gehen denen die, die ja immerhin ihre Pfründe finanzieren, völlig am Allerwertesten vorbei. Unklug - das führt nur zu weiterem Einbruch der Zuschauerzahlen und mehr Diskussionen darüber, ob der Anachronismus ÖR überhaupt noch sein muss. Die jüngere Generation zeigt ja bereits, wohin es gehen wird - in die Streamingdienste und ich kann sie gut verstehen. Und dazu ist das Verhalten von Buhrow und Konsorten eine schlichte Unverschämtheit. Forderungen zu stellen in Krisenzeiten, in denen Etliche um ihre Existenz fürchten, ist schon nicht mehr nur unsensibel, sondern dreist. Na ja, da ist man ja im Einklang mit einigen Politikern, die über Steuererhöhungen sinnieren ... obschon wir inzwischen wohl Belgien überholt haben und mit dem weltweit höchsten Steuersatz brillieren können. Sowas wie auch nur die Spur von Schamgefühl scheint völlig aus der Mode gekommen zu sein. Automatisierte und durchaus üppige Versorgung führt offensichtlich zu Verwöhnung und damit zum Verderb des Anstands, um nicht gleich Gier zu sagen.

Bastian Kurth / 26.12.2020

Ja, ja, die Öffentlichen Medien….....mich wundert bei denen schon lange nichts mehr. Da werden alte, verdiente Nazis, die natürlich alle innerlich im Widerstand waren (sie konnten den Nazis nicht widerstehen) so lange auf Film abgenudelt bis das Material glüht. Oder olle Ostschrippen, auch unwiderstehlich, uffjebacken. ;-) Mein Tipp: verfilmt doch mal das zauberhafte Leben von Hilde Benjamin? Den Titel hab ich auch schon: Schicksalsjahre einer Richterin! Nee? Na dann eben nicht! :-)))

D. Schmidt / 26.12.2020

Froher Weihnachts-Lockdown allen! Wer bisher Corona überlebt hat, wird in Quarantäne mit Zwangsgebühren Fernsehen Gehirn gewaschen. Solange bis endlich mal jemandem die Glöckchen klingeln.  Die haben doch nicht mehr alle auf dem Christbaum. Vom Himmel hoch, da komm ich her und muss euch sagen, es kriselt sehr.

Gabriele Klein / 26.12.2020

“Und weil das, was damals lustig war, heute nicht unlustig sein kann, sendet die ARD die alte Schmonzette ohne jeden Hinweis darauf, wie tief Rühmann in das NS-System verwickelt war.”  Also Herr Broder, das kann ich jetzt aus Sicherheitsgründen sehr gut nachvollziehen. Denn solch Belehrung vorneweg würde wirklich die “Killertomaten” auf den Plan rufen. Jetzt stellen sie sich mal vor was los wäre, wenn die Antifa von all den brisanten Details die sie da nennen erfahren würde.,  Also die würden doch das Studio kurz und klein schlagen, die GEZ ausplündern, in Brand setzen und deren Personal zusammenfalten,  Das wiederum könnte dann noch weiter eskalieren und die BLM auf den Plan rufen, denn, in dem Film sah ich niemand mit dunkler Hautfarbe.  Hitler mochte doch nur weiß und deutsch.  Dann, die Trans- Bi- und Homo Szene in den eigenen ÖR Reihen könnte   postwendend den Dienst aus Gewissensgründen quittieren weil stocksauer über einen Film den Hitler einst frei gab während er Homosexuelle einlochte.  Ihre Brüder und Schwestern vor den Bildschirmen hingegen dürften prompt das Quetschgeld verweigern, selbst wenn man den Streifen mittels Untertitel gendern würde . Und, vom Ende her betrachtet, wäre dann das deutsche Fernsehen bei sämtlichen “Taskforces” die im Auftrag der UN global auch die “Zähne” (pardon d. Bewußtsein) unserer Minderheiten schärfen restlos unten durch mit internationalen Konsequenzen.  Die Beziehung Merkel Guterres UN wären nachhaltig gestört . Kann mir nicht vorstellen dass Herr Steiner wütenden Minderheiten mit UN Taskforces vorneweg   nachhaltig noch unter Kontrolle hätte,  Es könnte dann sein, dass sie in die falsche, z.b. seine Richtung beißen. Retten müsste sich wer kann.

A. Ostrovsky / 26.12.2020

Bei Killertomaten tachte ich zuerst an Böhmermann, Welke und Raab. Mir kann der Tommy nicht drohen, ich boykottiere seinen Laden und seinen Horizont. Das ist mir zu eng, zu miefig, zu sehr an der Unterkante ausvgerichtet. Mir wäre es am liebsten, wenn sie mit dem Senden aufhören.

Gerd Heinzelmann / 26.12.2020

Rühmann ist Rühmann. Sollten wir ihn nicht endlich ruhen lassen? Schließlich hat er sich mit dem Clown selbst ein Denkmal gesetzt. Ein Widerspruch in sich? Die Amis wissen schon wie sie Deutsche zu besetzen haben und ich hoffe, es wird ihnen nie langweilig. Mir auf jeden Fall nicht. Und gerade heute dürften sie sich wieder bestätigt fühlen. Deswegen muss ich aber die Türken nicht lieben, oder?

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