Henryk M. Broder / 13.06.2010 / 12:54 / 0 / Seite ausdrucken

Der Andy fällt nicht weit vom Apfel

Was haben die taz in Berlin und das deutsche Programm des Iranischen Rundfunks (IRIB) gemeinsam? Andreas Zumach. Er berichtet für die taz aus Genf und gibt dem iranischen Rundfunk Interviews, was weder ihm noch der taz peinlich ist. Man könnte sich fragen, ob er bei IRIB das sagt, was er in der taz nicht schreiben darf oder ob es umgekehrt ist, aber das sind Feinheiten, die wir nicht weiter debattieren wollen, denn im Prinzip liegen Zumach, die taz und IRIB, was Israel angeht, auf der gleichen Linie. Sie praktizieren einen gepflegten Antizionismus, der es nicht auf “die Juden” sondern auf “die Zionisten” abgesehen hat, die - ebenso wie früher die Juden - eine Gefahr für den Weltfrieden sind. Zu behaupten, Antizionisten seien verkappte Antisemiten, wäre natürlich unangemessen, denn im Gegensatz zu den alten Antisemiten haben die neuen Antizionisten jüdische Freunde: Bei Ahmadineschad ist es der Wiener “Rabbiner” Moishe Arye Friedman, bei Zumach der Hochstapler und Titelbetrüger “Dr.” Reuven Moskowitz.
Nun hat Zumach - nicht zum ersten und vermutlich nicht zum letzten Mal - dem deutschen Programm des Iranischen Rundfunks (IRIB) ein Interview gegeben, in dem er u.a. sagt:

“Es war eine verbrecherische Aktion, was die Art des Vorgehens betrifft. Das Schiff, auf dem zum Teil wehrlose Menschen waren, selbst wenn einige Leute Knüppel und andere Instrumente gehabt haben, mit denen sie sich gegen die Soldaten gewehrt haben, rechtfertigt den Einsatz von Schusswaffen und die Tötung und Verletzung von so vielen Menschen nicht… Das Problem ist, dass Herr Obama offensichtlich sich nicht traut, den notwendigen Druck auf die israelische Regierung auszuüben- zumindest nicht bis zu den Kongress-Zwischenwahlen im November, weil er und seine demokratische Partei Angst haben vor dem Einfluss der israelischen Regierungslobby in den USA. Und die EU, vor allem Deutschland, verhält sich in dieser Frage völlig ‘feige und Schlappe’ und ist hier bisher kein Akteur.”

Gleichzeitig schrieb er in der taz einen Kommentar über “Schärfere Sanktionen gegen Iran”, die der Sicherheitsrat beschlossen hatte - ohne jeden Hinweis darauf, dass er das Weltgeschehen in einem staatlichen iranischen Medium kommentiert.

Nun könnte es natürlich sein, dass es nicht der taz-Andy war, der IRIB ein Interview gegeben hatte, sondern der deutsch-syrische Politiker Jamal Karsli, der ebenfalls auf der Liste der IRIB-Gesprächspartner steht. Während Zumach von der “israelischen Regierungslobby” spricht, die Obama unter Druck setzt, ist es bei Karsli die “zionistische Lobby”, die dafür sorgt, dass es in Deutschland keiner wagt, “gegen die israelische Politik, gegen israelische Verbrechen, etwas zu sagen”.

So ähnlich, nur noch klarer, sagt es der Fraktionsvorsitzende der NPD im Sächsischen Landtag, Holger Apfel: “Selbstverständlich muß es möglich sein, die Zusammenarbeit … mit Israel zu kritisieren, nachdem die Israelis mit neunfachem Mord und Völkerrechtsbruch in internationalen Gewässern ein Schiff mit Hilfsgütern für Gaza gekapert haben. Jeden anderen Staat, der so handelt, würde man als Schurkenstaat bezeichnen… Wer raubt und mordet, kann kein Partner… sein… Für den Zionistenstaat darf es keine Sonderrechte geben.”

Auch Holger Apfel ist kein Antisemit sondern nur ein Antizionist, der sich über die Sonderbehandlung des Zionistenstaates aufregt. Anders Karsli und Zumach wurde er von der IRIB noch nicht um ein Interview gebeten. Erstaunlich.

Siehe auch: Atomwaffenfreie Zone
http://www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/weiter-in-der-sackgasse/

 

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