Nachdem die engagierten Autonomen vom “Schwarzen Block” am Wochenende
in Rostock gezeigt haben, wie ernst es ihnen mit der Herbeiführung
einer gerechteren Welt ist, indem sie mehrere hundert Einsatzkräfte der
Polizei massakriert und nebenbei dafür gesorgt haben, daß auch
zahlreiche friedliche Globalisierungsgegner das Wochenende wohlbehütet unter
ärztlicher Aufsicht im Krankenhaus verbringen durften, macht nun auch
der andere “Schwarze Block”, nämlich jener “mit Bäffchen”, gegen den
bevorstehenden G-8-Gipfel in Heiligendamm mobil.
Zumindest ist das in der ehemaligen Heldenstadt Leipzig so, wo Pfarrer
Christian Führer von der Nikolaikirche heute Nachmittag anläßlich
des traditionellen montäglichen Friedensgebets zu einem
außerordentlichen Friedensgebet zum G-8-Gipfel in Heiligendamm mit anschließender
Montagsdemonstration am kommenden Mittwoch ab 18.00 Uhr aufrief.
Unter dem Motto “Wir sind mehr als 8!” werden dann sicherlich unter dem
Beifall zahlreicher Gutmenschen von der Pleiße um Punkt Sechs die
Kirchenglocken der Nikolaikirche gegen die Globalisierung und für eine
gerechtere Welt läuten.
Eine gerechtere Welt, das ist laut Christian Führer eine Welt ohne
Gewalt, die sich heute vor allem in Afghanistan, im Irak und in Israel
manifestiert.
Ein amerikanischer Präsident namens George W. Bush, der auch ohne den
ehemaligen Weltbankchef Paul Wolfowitz dafür sorgt, daß die Reichen
immer Reicher werden und der eine neue Rüstungsspirale gegen Gottes
Schöpfung in Gang setzt, terrorisiert die gesamte Welt.
Warum, so Führer, baut man in Heiligendamm einen dermaßen hohen Zaun?
Der Grund liegt auf der Hand:
Eine menschenverachtende Haltung, die von den G 8 ausgeht, wird von
immer mehr Menschen weltweit abgelehnt.
Und dann das:
Sogenannte Autonome, die, so Führer, “von unten” (!) kommen, stürzen
eine friedliche Demo ins Chaos. Zahlreiche Polizisten und mehrere
Demonstranten werden verletzt. Polizisten geraten außer Kontrolle und
prügeln auf friedliche Demonstranten ein.
Und zu allem Überfluß marschiert dann auch noch die rechtsradikale
NPD friedlich durchs Brandenburger Tor in Berlin!
Wären die Kirchen in die Vorbereitung der Demonstration in Rostock
einbezogen worden, so Führer, wäre all dies vermutlich nicht passiert.
“Das Maß ist voll! Keine Gewalt!”, so die Botschaft unseres mutigen
Nikolaipfarrers, dessen Aufruf zum friedlichen Protest gegen die
Globalisierung am kommenden Mittwoch sicher die gewünschte Resonanz finden
wird. Schließlich gilt es in der ehemaligen Heldenstadt Leipzig seit
einiger Zeit als “schick” sowie als Ausdruck von “Zivilcourage”, gegen die
“bösen Amerikaner” und ihre dienstbaren “Vasallen”, heißen sie nun
Blair oder Merkel, auf die Straße zu gehen und die Diktatoren in den
Ländern der Dritten Welt nicht über Gebühr zu behelligen sowie die
Friedhofsruhe in Darfur und anderswo nicht unnötig zu stören. Und mit der
NPD steht der politische Gegner selbstverständlich nach wie vor dort,
wo er schon immer stand, nämlich rechts und nicht links!
Schade nur, daß sich in diesem Jahr der Evangelische Kirchentag und
der G-8-Gipfel in Heiligendamm zeitlich geringfügig überschneiden
werden, so daß “der andere ‘Schwarze Block’ mit Bäffchen” sich
notgedrungen entscheiden muß, was ihm wichtiger ist:
Das Läuten der Kirchenglocken gegen die Globalisierung, welche, wie
wir spätestens seit dem vergangenen Wochenende wissen, “die Welt kaputt
macht” (!) oder aber eine friedliche Sitzblockade gegen den nicht
zuletzt durch die “Mauer” zu verzeichnenden Aufschwung des Tourismus im
wirtschaftlich arg gebeutelten Armenhaus der Republik namens
Mecklenburg-Vorpommern.