Henryk M. Broder / 18.12.2006 / 01:35 / 0 / Seite ausdrucken

“Der andere Friedman”

Der “Oberrabbiner der Orthodoxen Jüdischen Gemeinde in Wien”, Moishe Arye Friedman, hat nicht erst seit gestern ein Rad ab. In seinem Drang nach Ruhm und Ehre gab er schon vor über zwei Jahren der “National-Zeitung”, die sich besonders gerne der Pflege jüdischen Brauchtums widmet, ein Interview, in dem er u.a. sagte:

“Unsere Rabbiner haben seit Jahrtausenden eine besonders gute Beziehung zur arabischen und muslimischen Welt, ganz besonders in Palästina. Wir sind durch das von Gott gegebene Schicksal in die Diaspora vertrieben worden und Gott hat uns beschworen, die Obrigkeit zu akzeptieren, egal ob in Deutschland, Österreich, Australien, Iran oder Palästina. Wir streng orthodoxen Juden haben übrigens auch mit den deutschen Behörden, ob rechts oder links regiert, stets ein gutes Verhältnis gehabt. Wir waren immer loyale Bürger und haben im Unterschied zu Zionisten das deutsche Volk nicht provoziert. Wir streng orthodoxen antizionistischen Juden sind letztlich wie die Palästinenser Opfer des Zionismus.”
http://www.dsz-verlag.de/Artikel_02/NZ24_1.html

Hmm. Klingt zu gut, um wahr zu sein. Mohammed, der Begründer des islam, wurde um 57o in Mekka geboren. 622 zog er von Mekka nach Medina, das Jahr gilt als der Beginn der islamischen Zeitrechnung. Selbst wenn man extrem großzügig rechnet, ist der Islam eine recht junge Religion, etwa 14oo Jahre alt. Schon deswegen können Friedmans Vorfahren nicht “seit Jahrtausenden eine besonders gute Beziehung zur arabischen und muslimischen Welt”, gehabt haben, “ganz besonders in Palästina”, denn auch Palästina gab es damals noch nicht, nicht einmal bei den Friedmans daheim, obwohl ihn die “National-Zeitung” zum “Spross einer traditionsreichen Rabbiner-Familie” ernennt, wofür es in den Archiven des Reichssicherheitshauptamtes bestimmt überzeugende Beweise gibt. Gleich neben dem Ordner, in dem die Nazis die Belege gesammelt haben, wie die Deutschen von den Zionisten provoziert wurden, bis ihnen der Kragen platzte und sie die “Endlösung der Zionistenfrage” beschlossen.

Inzwischen hat Friedman mit dem kommenden Endlöser der Zionistenfrage, Ahmadinedschad, geschmust, um sicher zu gehen, dass diesmal alles klappt. Vorher schon hielt er eine Rede beim Al-Kuds-Tag am 21. 1o. in Berlin und gab anschließend dem muslim-markt ein Interview, in dem er u.a. sagte:

“Und es hat keinen Sinn deshalb zu sprechen über Koexistenz, was ohnehin unproblematisch ist. Und deshalb muss man jetzt für Gerechtigkeit sorgen, dass die Millionen Flüchtlinge in ihre Heimat und auch in ihre Häuser zurückkehren können, und dann kann man den ursprünglichen Zustand wiederherstellen. Dann muss man sprechen von einem Problem von Koexistenz von Juden mit dem Islam, was überhaupt kein Problem ist.”
http://www.muslim-markt.de/interview/2006/friedmann.htm

Eine Aussage, die ebenso klar und nachvollziehbar ist wie Friedmans Betrachtungen zu seinen Jahrtausende alten guten Beziehungen mit der arabischen und islamischen Welt. Wer vom muslim-markt interviewt wird, der hat ausgesorgt, tiefer kann einer nicht fallen, auch wenn er gerne über Probleme redet, was überhaupt keine sind.  Irgendwo in der Hölle muss es eine warme Ecke für Knalltüten geben, die gerne ein Heißluftballon geworden wären.

Im Jahre 2oo4 hat Friedman auch an einer Konferenz in Wien teilgenommen, deren Teilnehmer “Gerechtigkeit für Martin Hohmann” forderten, der völlig grundlos wegen seiner überhaupt nicht antisemitischen Äußerungen aus der CDU ausgeschlossen wurde. Es gibt ein schönes Foto von Friedman und Hohmann, das wir demnächst online stellen werden.

Schon da. Dank an Chr. B. für den Fund.
http://www.honestly-concerned.org/Temporary/Oberrabbinerkonferenz_Ahron-Cohen_Hohmann_Moishe-Ayre-Friedman.jpg

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