Lieber Herr Broder! Da müssen Sie von mir abgeschrieben haben. Schade, dass ich mir die Vergleiche des Heute-Journals mit der aktuellen Kamera und von Claus Kleber mit Carl-Eduard von Schnitzer nicht habe patentieren lassen. Ich hatte das so schon vor einigen Wochen an eine Redaktion geschrieben. Gut finde ich "Allles-Kleber", das werde ich jetzt übernehmen.Na, dann Prost Neujahr. Mal sehen, was da noch an Irrwitz auf uns zukommt.Beste Grüße Thomas-Christian Kaiser
Herr Broder, die Berichterstattung der DDR mit heute zu vergleichen, geht zu weit. Ich fand ihre Artikel mal gut, aber jetzt wird es langweilig.
Hallo Herr Broder, Sie haben mal wieder den Finger in die Wunde gelegt.Komischerweise bin ich gar nicht mehr erschüttert, weil ich nichts anderes erwarte. Darum schalte ich die Nachrichten gar nicht erst an.Ich wünsche Ihnen ein gutes Neues Jahr. Ich wünsche mir für 2016 informative und ehrliche Nachrichten. Wahrscheinlich ein frommer Wunsch aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Nun ja, zur Ausreise bewegen will man die Zweifler heute noch immer, wie unlängst bewiesen wurden. Die Mittel haben sich nicht geändert, nur haben die Politiker "noch" nicht die Macht, es durchzusetzen. Aber die Krise ist ja noch jung, warten wir mal ab, was 2016 kommt.
Tja, der Kleber hält alles zusammen . Warum ist mir trotzdem so klebrig unwohl zumute?
Das "heute Journal" ist harte Arbeit. Also, es anzuschauen. Sie haben den klebrigen Monolog ab Minute 14 bearbeitet. Die blitzlichtartige Bilderserie ab Minute 15 ist auch bemerkenswert:15:05: Dramatische Musik setzt ein. Die Informationssendung geht also los. Man mache sich bereit für sachlich-nüchtern-objektive Berichterstattung, für die man den "Beitragsservice", wie es auf dem GEZ-Überweisungsträger heißt, gerne und nahezu freiwillig zahlt.15:09: Man sieht Männer. Irgendwas muss also schief gelaufen sein. Und tatsächlich: eine Explosion, Männer mit Waffen, der Islamische Staat, und sogar ein Mann mit Polizeiweste! "Die Welt scheint auseinander zu brechen", sagt der Erzähler.15:20: Nahaufnahe einer Frau (wohl eines sog. "Flüchtlings") und zwei schlafenden Kindern hinter Natostacheldraht, mit dem der Stimmungsbruch von einem apokalyptischem Untergangsszenario hin zu einer schönen neuen "Refugees welcome"-Welt eingeleitet wird.15:22: Nahaufnahme eines Kindes neben weinendem Mann (wohl sog. "Flüchtlinge").15:23: Eine Menschenkolonne (wohl sog. "Flüchtlinge"), gefilmt aus ausreichender Distanz, sodass man nicht erkennen kann, ob die Kolonne mehrheitlich aus Männern, Frauen oder Kindern besteht. Der Film wird schneller abgespielt, sodass das Marschieren der Kolonne weniger bedrohlich, ja fast niedlich, wirkt.15:25: Auf das Stichwort "...verändern uns" das Bild eines lächelnden Jungen (wohl eines sog. "Flüchtlings") am Arm eines Mannes. Der Junge wird als repräsentativer Teil der Menschenkolonne suggeriert.15:30: Die Musik wird wieder dramatischer. Wir sehen eine Frau mit Kopftuch auf den Trümmern eines Hauses. Sie streckt die Hand aus, wurde von unten fotografiert und die Kamera zoomt an sie heran. Diese Kombination gibt der Frau etwas Sakrales. Der Erzähler reduziert sich jetzt auf Stichwörter: "Kriege... Krisen... Katastrophen". Anapher und Trikolon suggerieren Determiniertheit in der Asylkrise - sag einer, die beim ZDF hätten nix gelernt!15:33: Man sieht einen Jungen mit einer Flecktarnjacke, auf dem das kleine Staatswappen der Ukraine aufgenäht ist. Der Junge schwenkt eine Ukraineflagge vor schwarz rauchenden Flammen. Dramatik kaum auszuhalten. Zurück zur Asylkrise!15:36: Man sieht eine Frau vor Häusertrümmern, mit einem Mädchen im Arm, das müde und traurig über die Schulter der Frau in die Kamera schaut. Starker Tobak. Die Szene ist in der kürze der Zeit unmöglich irgendeinem politischen Ereignis zuzuordnen.15:39: Ein sog. "Flüchtlingsboot" wird gezeigt, fotografiert aus einer ausreichenden Distanz, bei der man nicht erkennen kann, ob die Passagiere mehrheitlich Männer, Frauen oder Kinder sind. Dazu sagt der Erzähler nur "ganz nah". Und dann, hoffentlich als zynischer Scherz: "Wir können informieren." Irgendwie klingt es drohend.15:43: Man sieht einen Mann (wohl einen sog. "Flüchtling"), der ein junges Mädchen hochhält und küsst. Bedeutungsschwanger fügt der Erzähler an seinen letzten Satz die unfassbare Erkenntnis an: "Begreifen ist viel schwieriger".Bis 15:55 Outro und der eigentliche Film beginnt. Mehr als diese eine Minute habe ich nicht gesehen und halte ich auch nicht aus. "Alles sehen - nichts begreifen". Am Ende des Tages hat der ZDF-Zuschauer weder etwas Realistisches gesehen, noch wurde er informiert. Aber er glaubt, "begriffen" zu haben. Das nennt man dann wohl Propaganda.
Bei so viel omnipräsenter Bl... ähhm... Naivität in Politik und deutschem Staatsfernsehen hilft nur noch bitterster Sarkasmus die Jahreswende ohne übermäßigen Alkoholmissbrauch halbwegs gut gelaunt zu feiern.Danke Herr Broder, ein frohes 2016
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