Gerd Buurmann / 21.01.2023 / 09:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 10 / Seite ausdrucken

Der allerletzte Neujahrsgruß

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern der Achse des Guten ein glückseliges Neues Jahr. Ich bin nämlich Kölner und darf dies nur noch heute wünschen!

In Köln gibt es einen Ratsbeschluss zu der Frage, wie lange man sich ein glückseliges Neues Jahr wünschen darf. Am 3. Januar 1642 entschied der Rat der Stadt Köln, dass man dies bis zum Tag der Heiligen Agnes tun darf. Es handelt sich dabei um den 21. Januar.

Wer in Geschichte aufgepasst hat, weiß, dass der 3. Januar 1642, also der Tag, an dem der Kölner Rat seinen wegweisenden Beschluss gefasst hat, sich mitten im Dreißigjährigen Krieg befindet. Da sieht man mal wieder, was Köln ausmacht. Europa befindet sich im Krieg, aber der Rat der Stadt Köln sagt sich: Es ist jetzt aber wirklich mal an der Zeit, sich um die wirklich wichtigen Dinge zu kümmern!

Warum aber der 21. Januar? Es hat was mit der Heiligen Agnes zu tun. 

Die Heilige Agnes stammte aus einer römischen Adelsfamilie. Mit zwölf Jahren sollte sie mit dem Sohn des Präfekten von Rom zwangsverheiratet werden. Agnes wehrte sich jedoch, was dazu führte, dass ihr ein Prozess gemacht wurde. Weder der Prozess noch die deutlichen Drohungen des Richters vermochten es, Agnes zur Einwilligung zu zwingen. Sie wurde daher zum Tod verurteilt. Es gab nur ein Problem. Das römische Recht verbot damals die Hinrichtung von Jungfrauen. Daher befahl man, Agnes vollständig zu entkleiden und anschließend zu vergewaltigen. 

Mit dem Schwert enthauptet

Laut der Legenda aurea soll es dann zu einem Wunder gekommen sein:

Als Agnes vergewaltigt werden sollte, bedeckte plötzlich auf wundersame Weise ihr Haupthaar ihren gesamten Körper und der ganze Platz erstrahlte in weißem Licht. Bei dem Versuch, sie zu vergewaltigen, wurde der Sohn des Präfekten von einem Dämon heimgesucht und starb. Agnes aber rief ihn zurück ins Leben und zwar durch ein Gebet. Diese Wiedererweckung des Toten durch Agnes führte dazu, dass sie als Hexe bezeichnet wurde. Als man sie jedoch auf dem Scheiterhaufen verbrennen wollte, wich selbst das Feuer vor ihr zurück. Schließlich wurde sie von einem römischen Soldaten mit einem Schwert enthauptet. Soviel zur Legende. 

Der letztendliche Akt der Ermordung von Agnes soll also eine Enthauptung durch das Schwert gewesen sein. Die Legende betont, dass diese Art der Tötung der Art gleicht, wie man Lämmer tötet. Daher wird Agnes in späteren bildlichen Darstellungen oft in Verbindung mit einem Lamm dargestellt. Das Wort Agnes kommt zudem aus dem Lateinischen und bedeutet „Lamm“.

Der 21. Januar ist heute in der katholischen Kirche der Gedenktag der Heiligen Agnes. An diesem Tag segnet der Papst die sogenannten Agneslämmer. Mit der Wolle dieser Lämmer werden besondere liturgische Gewandstücke hergestellt, die am Hochfest Peter und Paul den im vergangenen Jahr ernannten Erzbischöfen überreicht werden. Für den Kölner Rat war dies ein so bedeutender Akt des neuen Jahres, der noch auf das vergangene Jahr rekurriert, dass es eben bis zum Tag statthaft sei, sich ein frohes neues Jahr zu wünschen. 

Noch ein Hinweis

In diesem Sinne, wünsche ich zum letzten Mal ein frohes neues Jahr 2023 und verbinde dies mit folgendem Hinweis:

Zwangsheirat ist eine Menschenrechtsverletzung und nach deutschem Recht strafbar (§ 237 StGB).

Wenn Sie eine Frau kennen, die Hilfe braucht oder wenn Sie selbst betroffen sind, können Sie sich an das Hilfetelefon gegen Zwangsheirat wenden. Unter der Nummer 08000 116 016 werden Betroffene, Angehörige, Freundinnen und Freunde an 365 Tagen im Jahr und rund um die Uhr unterstützt. Die anonyme und kostenfreie Beratung steht in 17 Sprachen zur Verfügung.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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A.Schröder / 21.01.2023

” ... Beratung steht in 17 Sprachen zur Verfügung.” Sind wir denn für alle Welt Sorgenkinder zuständig?

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