Redaktion / 02.12.2023 / 08:00 / Foto: Achgut.com / 3 / Seite ausdrucken

Der Achgut-Adventskalender (2): Liebeläutend

„Weihnachten“ von Joachim Ringelnatz:

Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
Mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit,
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
Schöne Blumen der Vergangenheit.

Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
Und das alte Lied von Gott und Christ
Bebt durch Seelen und verkündet leise,
Daß die kleinste Welt die größte ist.

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Marta Geist / 02.12.2023

Ach, schön, dass Ringelnatz auch so sprechen konnte ! :-)  - gerade den Eingangsbereich unseres ziemlich verschneiten Hauses adventlich geschmückt , kalte Hände gekriegt, jetzt Kaffee in der warmen Stube , nachher bissle Musik machen ...

Klaus Keller / 02.12.2023

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken Schneeflöcklein leis’ hernieder sinken. Auf Edeltännleins grünem Wipfel häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel. Und dort, vom Fenster her, durchbricht den dunklen Tann ein warmes Licht. Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer die Försterin im Herrenzimmer. In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht. Er war ihr bei des Heimes Pflege seit langer Zeit schon sehr im Wege. Drum kam sie mit sich überein: Am Niklausabend muss es sein. Und als das Rehlein ging zur Ruh’ das Häslein tat die Augen zu, erlegte sie – direkt von vorn – den Gatten über Kimm’ und Korn. Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase zwei, drei mal die Schnuppernase und ruhet weiter süß im Dunkeln derweil die Sterne traulich funkeln. Und in der guten Stube drinnen, da läuft des Försters Blut von hinnen. Nun muss die Försterin sich eilen, den Gatten sauber zu zerteilen. Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen nach Waidmanns-Sitte aufgebrochen. Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied, was der Gemahl bisher vermied, behält ein Teil Filet zurück als festtägliches Bratenstück und packt darauf – es geht auf vier – die Reste in Geschenkpapier. Da tönt’s von fern wie Silberschellen, im Dorfe hört man Hunde bellen. Wer ist’s, der in so später Nacht im Schnee noch seine Runden macht? Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten auf einem Hirsch heran geritten. „He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen, die armen Menschen Freude machen?“ Des Försters Haus ist tief verschneit, doch seine Frau ist schon bereit: „Die sechs Pakete, heil’ger Mann, ’s ist alles, was ich geben kann“. Die Silberschellen klingen leise, Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise. Im Försterhaus die Kerze brennt, ein Sternlein blinkt – es ist Advent! Loriot

Thomas Taterka / 02.12.2023

” Daß die kleinste Welt die größte ist ” . - Meistens , wenn auch oft erst zu sehr später Stunde , verbringe ich den Heiligabend doch mit ” George Bailey ”  allein ( siehe auch Frank Capra oder James Stewart ) ; es ist mein letzter Roter Faden zu den US - Republikanern . Im Laufe des Lebens sääähr dünn geworden, was u. a. auf das Konto des evangelikalen Fanatismus geht . - Seltsame Wendung , denn eigentlich bin ich sääähr religiös , aber auch sääähr unaufdringlich . Man schlägt ja auch kein Pferd , um es reiten zu können. Man schlägt es dem Pferd vor , geritten zu werden , - wenn es einen mag . Seine Seele kann kein Eigentum sein .

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