Gastautor / 04.07.2025 / 12:00 / Foto: Imago / 10 / Seite ausdrucken

Der 7. Oktober und die Illusion des Rückzugs – was uns Gaza lehrt

Während Israel international immer wieder für seine Präsenz in den sogenannten besetzten Gebieten verurteilt wird, ist es genau diese Präsenz, die den 7. Oktober im Westjordanland verhindert hat. In Gaza fehlte diese Kontrollstruktur – mit tödlichen Konsequenzen.

Von Helena Bauernfeind.

Die Diskussion um die sogenannten besetzten Gebiete – insbesondere das Westjordanland (Judäa und Samaria) – wird international oft unter falschen Annahmen geführt. Die Kernthese vieler Kritiker lautet: Würde Israel sich vollständig zurückziehen, käme der Frieden. Doch diese These ist nicht nur empirisch widerlegt – sie wurde am 7. Oktober 2023 auf grausamste Weise zerstört.

Denn Gaza, aus dem sich Israel 2005 vollständig zurückgezogen hat – inklusive Räumung sämtlicher Siedlungen und Militäreinrichtungen –, wurde nicht zum Modell eines friedlichen palästinensischen Staates. Es wurde zu einer Terrorfestung der Hamas. Israel überließ den Gazastreifen den Palästinensern in der Hoffnung, sie würden ihn zu einem Ort des Aufbaus machen. Stattdessen wurden die verlassenen Gewächshäuser zerstört, iranische Raketen hineingeschmuggelt, Tunnelsysteme gegraben und Kinder in Camps zu „Märtyrern“ ausgebildet.

Und am 7. Oktober 2023 kulminierte dieser Hass in einem Pogrom: Über 1.200 Menschen wurden in Israel ermordet – Babys, Frauen, alte Menschen, ganze Familien. Nicht im Westjordanland. Nicht in einem umstrittenen Grenzgebiet. Sondern in Kibbuzim, auf einem Musikfestival – tief im anerkannten Staatsgebiet Israels. In einem Gebiet, das keine „Besatzung“ kannte. Dort, wo der Schin Bet eben nicht vor Ort war, um solche Massaker rechtzeitig zu verhindern.

Auch in Hebron, Nablus oder Dschenin

Diese schreckliche Realität führt eine unbequeme Wahrheit vor Augen: Nicht die Grenzen sind das Problem, sondern die Ideologie, die auf Vernichtung statt Koexistenz setzt. Und diese Ideologie ist nicht auf Gaza beschränkt. Auch in Hebron, Nablus oder Dschenin existieren dieselben Netzwerke – mit dem Unterschied, dass Israel dort noch in der Lage ist, rechtzeitig zu reagieren. Gerade weil es Präsenz zeigt. Gerade weil es den Schin Bet hat. Gerade weil es dort keine völlige Autonomisierung wie in Gaza zugelassen hat.

Ein Rückzug Israels aus dem Westjordanland unter derzeitigen Bedingungen wäre nicht Frieden durch Rückgabe – es wäre die Wiederholung des Desasters von Gaza in strategisch noch gefährlicherem Terrain: mitten im Herzen des Landes, wenige Kilometer von Jerusalem, Tel Aviv oder dem Ben-Gurion-Flughafen entfernt.

 Die tragische Ironie: Während Israel international immer wieder für seine Präsenz in den sogenannten besetzten Gebieten verurteilt wird, ist es genau diese Präsenz, die den 7. Oktober im Westjordanland verhindert hat. In Gaza fehlte diese Kontrollstruktur – mit tödlichen Konsequenzen.

Frieden braucht Partner, nicht nur Landkarten. Und solange Organisationen wie die Hamas, der Islamische Dschihad oder ihre Derivate in Judäa und Samaria aktiv sind, ist die Forderung nach einem vollständigen Rückzug Israels aus Sicherheitslogik nicht nur naiv – sie ist gefährlich.

Keine Wiederholung von Gaza 

Die Verteidigung Israels ist nicht Ausdruck eines imperialen Anspruchs – sondern bitteres Ergebnis historischer Erfahrung. Wer aus Hebron heute einen zweiten Gazastreifen macht, muss sich fragen lassen, ob er bereit ist, auch einen zweiten 7. Oktober in Kauf zu nehmen.

Israel strebt keinen ewigen militärischen Ausnahmezustand – aber es kann und darf die Verantwortung für seine Sicherheit nicht auf ein Vakuum übertragen. In Gaza ist dieses Vakuum mit Blut gefüllt worden. In Hebron wurde es gerade noch verhindert.

Wer also über „Besatzung“ redet, muss auch über Verantwortung reden. Und über Wahrheit. Und über den 7. Oktober. Denn Gaza war frei – und genau darin lag das Problem.

Helena Bauernfeind, geb. 1970, aufgewachsen im Frankfurter Raum, lebt seit 1992 in Israel und schreibt seit dem 7. Oktober 2023 ein Online-Tagebuch auf FB.

Foto: Imago

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Leserpost

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Michael Ripe / 04.07.2025

@Franz Klar Selbsterklärend allein ist Ihre Gleichsetzung des Befürfnisses der Juden nach einem Staat von der Größe Hessens mit “imperialen Ambitionen”.  Der Jud´verteidigt erfolgreich sein Fleckchen Land, das wurmt einen Franz Klar.

Zdenek Wagner / 04.07.2025

” ... was uns (mich persönlich) Gaza lehrt?” Ganz einach, dass die Welt ohne den Islam ein weitaus besserer Ort wäre. Punkt!!!

R. Matzen / 04.07.2025

Sehr geehrte Frau Bauernfeind, gerne möchte ich jedes Ihrer Worte unterstreichen. Mir blutet das Herz bei dem Gedanken an den 7. Oktober. Auf YouTube werden mir jetzt von den IDF Fotos von jungen Soldaten gezeigt, die in Gaza zu Tode gekommen sind. Jeden dieser jungen Männer würde ich mir als Freund meiner Kinder, die übrigens beide mehrfach in Israel waren, wünschen. Es bricht mir das Herz. Und ich wünsche, daß Israel nicht nachgibt und seine eigenen Interessen erkennen kann und durchsetzt. Jetzt ist die Zeit gekommen.

Horst Knack / 04.07.2025

Die Gründung des Staate Israel der neu und alt Zeit ist leider nur auf militärische Aktion gegründet! Wir können lernen das durch Krieg niemals Frieden entsteht….....Krieg ist immer Verbrechen und Unrecht Gut gedeiht nicht shalom!

Stefan Riedel / 04.07.2025

“Und über den 7. Oktober. Denn Gaza war frei – und genau darin lag das Problem.” Frei für die Gotteskrieger in Teheran. Wer finanziert die Hamas, wer rüstet die Hamas aus, wer bildet die Hamas aus? Tod Israel, Tod Amerika,...  Tod a l l e n Ungläubigen! Wenn das R e g i m e der Islamo-Nazis in Teheran nicht vernichtet wird, wird es uns vernichten! Ein klarer Fall von Notwehr! Danke IDF! Danke Präsident Trump!

Marcel Seiler / 04.07.2025

Die Araber im Gaza-Streifen und im Westjordanland sollten in den übrigen arabischen Raum umgesiedelt werden. Das verletzt vielleicht das sogenannte Völkerrecht. Aber im Moment wird das sogenannte Völkerrecht immer nur gegen die demokratischen Zivilisationen des Westens angewandt; ob sich die Diktatur Russlands, die Diktatur Chinas oder die barbarischen Herrscher in Israels Nachbarschaft daran halten, interessiert keinen. Ein solche Umsiedlung wäre auch für die Bevölkerung dort sinnvoll, jedenfalls für die, die sich nicht in nie endenen Kämpfen opfern lassen wollen––Kämpfen, die nicht ihnen selbst, sondern ihren Herrschern dienen. Wenn Gazas Bevölkerung klar denken würde, würde sie einer Umsiedlung sofort zustimmen.

Jochen Lindt / 04.07.2025

Ich denke Netanjahu wird die Palästinenser aus Gaza vertreiben, und zwar nach Europa.  Denn alle anderen Optionen wären für Israel noch schlechter.  Zumal Europa mittlerweile Millionen islamische Antisemiten aufgenommen (und eingebürgert) hat.  Dann kommt es auf 2 Millionen Hamasanhänger auch nicht mehr an.  Es wird zu einem Bevölkerungsaustausch in Gaza und Europa kommen.  Die muslimischen Einwanderer in Europa werden die Juden aus Europa verteiben und die Juden werden die Araber aus Gaza vertreiben. Damit ist der Dschihad dann in Europa angekommen.  Europa wird wie Libanon und Syrien.

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