Michael W. Alberts, Gastautor / 02.09.2022 / 12:00 / Foto: S. Werner / 45 / Seite ausdrucken

Den Klima-Teufel mit dem Windrad-Beelzebub austreiben

Unsere Berichterstattung über die Windkraft ist immer wieder Anlass zu engagierter Leser-Kritik und Debatten. Der Autor antwortet hier beispielhaft auf Anregungen und Einwände und versucht Streitfragen möglichst nüchtern und leicht verständlich zu erläutern.

Verändern immer mehr, immer größere Windkraftanlagen das Klima im regionalen Umfeld heute schon mindestens ähnlich nachteilig wie das dämonisierte „global warming“, das angeblich durch die „Energiewende“ verhindert werden muss und kann? Darum ging es in diesem Beitrag, der zwar erläuterte, warum es physikalisch nicht ganz passt, die durch Windräder der Atmosphäre entzogene Energie in Atombomben umzurechnen, aber auch darauf hinwies, dass es für das deutsche Klima wohl kaum bedeutungslos sein kann, wenn der Wind durch heute schon 30.000 Stromerzeugungs-Rotoren jeweils etwa um die Hälfte seiner Energie erleichtert wird. 

Mehrere Leser kommentierten mit kritischen Nachfragen – die sportliche Herausforderung wird hier gern angenommen. Vorausschau: Es geht um „Wissenschaft“, schnelle Autos gegen rasende Windräder, eine Windkraft-Wand quer durch Deutschland von 500 Metern Höhe (!) und planetare Höllenvisionen im Promillebereich. Als erstes aber noch einmal zum energiewirtschaftlichen Hintergrund: Ein engagiert mitrechnender Leser hakt nach wegen der „Wirkungsgrade“ der Windkraftanlagen. Die Ursprungsfrage war: Wie viel Energie wird dem Wind für jede kWh erzeugten Stroms entnommen? 

Bestenfalls können theoretisch knapp 60 Prozent der originären Windkraft in Dreh-Energie der Rotoren überführt werden; real werden etwa 50 oder weniger erreicht. (Dann geht noch ein überschaubarer Teil innerhalb der Anlage auf dem Weg bis ins Stromnetz verloren.) Dieser „Wirkungsgrad“ von etwa der Hälfte bezieht sich bei Windkraftanlagen auf die gesamte kinetische Energie der Luftmasse, die die Rotor-Drehfläche durchströmt, und gibt die Ausbeute an. Bei einem Kohlekraftwerk hingegen bezieht sich der Wirkungsgrad darauf, dass vom „Brennwert“ der Kohle am Ende nur etwa 40 Prozent in Strom umgewandelt werden, der Rest verpufft als warme feuchte Luft. 

(Kurzexkurs: Der Brennwert entspricht dem Primärenergie-Einsatz. Bei Windkraft wird hingegen politisch die Stromausbeute der Anlagen als Primärenergie definiert – ein methodischer Handstreich, mit dem der Eindruck erweckt wird, man könne den Energiebedarf Deutschlands wie durch Zauberei massiv verringern. Offizielle Darstellung: „Bei Strom aus zum Beispiel Wasserkraft, Windenergie und Photovoltaik wird von der Endenergie mit Hilfe eines Wirkungsgrades von 100 Prozent auf die Primärenergie geschlossen.“ Das ist physikalisch nur eine Fiktion!)

Die restlichen 60 Prozent beim Kohlekraftwerk gehen quasi „verloren“, sind dann nicht mehr in der ursprünglichen Form als chemisch gespeicherte Energie nutzbar. Anders bei der Windkraft: Verloren geht die kinetische Energie des Winds nur insoweit, als sie weder den Rotor antreibt noch als lineare Luftmassen-Bewegung erhalten bleibt, sondern „Wirbelschleppen“ bildet, also chaotisches Luft-Durcheinander, das niemandem nutzt. Im Ergebnis ist deshalb davon auszugehen, dass dem Wind spürbar mehr Energie entnommen wird, als Strom im Netz landet, aber sicher nicht doppelt so viel, denn dann würde die Luft ein Stück hinter dem Rotor beinahe stillstehen.

Politjournalismus nur noch mit Peer-review?

Ob der Faktor real bei 1,52 liegt oder bei 1,387 – das exakt zu klären, ist nicht trivial, für eine plausible Annäherung an das Thema aber auch nicht entscheidend. Ein Diskussionsbeitrag auf einem populären Internet-Medium kann auch nicht die Form eines wissenschaftlichen Aufsatzes haben. Das findet ein Leser unbefriedigend, er beschwert sich: „Wissenschaft ist doch was anderes als Grünenbashing.“ Hoppla, war der Beitrag etwa total gemein zu den Grünen, die es doch nur gut meinen? Nun ja, erstens: Der grüne Zeitgeist und die entsprechende Politik der Bundesregierung stellen Wohlstand und Freiheit in Deutschland komplett infrage, freundlich formuliert. Etwas „Bashing“, sprich: verbale Ohrfeigen scheinen da durchaus gerechtfertigt.

Die eigentliche Frage ist aber, wer in diesem politischen Streit überhaupt Wissenschaft zu betreiben hätte. Es ist nicht Aufgabe des Journalismus, offensichtlich berechtigte Sach-Kritik nur in Form wissenschaftlicher Aufsätze zu äußern, am liebsten „peer-reviewed“. „Follow the science“ und Glauben an die Expertokratie werden politisch instrumentalisiert; viele Akademiker in einschlägigen Instituten lassen sich auch gern instrumentalisieren, schon um bei Planstellen und „Forschungsmitteln“ nicht das Nachsehen zu haben. (Da werden Milliarden Euro bewegt.) Ob bei Energiewende (Professorin Claudia Kemfert) oder beim China-Virus (Prof. Lauterbach, Prof. Drosten): Die „Wissenschaft“ ist häufig nur noch Polit-Aktivismus mit Doktortitel. 

Es ist legitim und dringend notwendig, das „kritisch zu hinterfragen“, auch mit vorläufigen Hinweisen und Überlegungen. Man darf auch ein angebranntes und versalzenes Gericht im Restaurant zurückgehen lassen – unabhängig davon, ob man selbst auch nur eine Portion Büchsenravioli erfolgreich aufwärmen kann. Welche Folgen für das regionale Klima sind zu befürchten, wenn dem Wind auf breiter Basis etwa die Hälfte seiner Energie entnommen wird, und von einem weiteren Windpark ein paar Dutzend Kilometer „weiter hinten“ gleich noch mal? Natürlich ist das kein triviales Thema, sondern verdient wissenschaftlich präzise Analysen. Aber durch wen, wer ist dafür verantwortlich?

Grüne wollen gleichzeitig das Gegenteil 

Dieselben Grünen, die seit Jahrzehnten jede Großinvestition durch immer kompliziertere „Umweltverträglichkeitsprüfungen“ aufhalten und mit jedem Detailproblem gerichtlich zu blockieren versuchen, fordern bei der Windkraft plötzlich, im „Tesla-Mindset“ auf die chinesische Art „durchzuregieren“ (Deutschlands oberster Energiewende-Bürokrat im Hause Habeck) – so wie sie die (tödlichen!) „Nebenwirkungen“ der „Impfstoffe“ für unbedeutend erklären, obwohl der grüne Bildungsbürger als solcher sonst nicht vorsichtig genug sein kann bei angeblichen „Giftstoffen“ in Lebensmitteln oder Atemluft, geschweige denn angesichts experimenteller Gentechnik. Es braucht keine Raketenwissenschaft, um diese eklatanten Widersprüche zu erkennen. 

Medien sind dazu da, den Regierenden auf die Finger zu klopfen. Aber die Staatsmedien agieren wie Propagandisten, unterstützt durch „Faktenchecker“, deren „wissenschaftlich“ fundierte Argumente auf Unterstellungen und Sophisterei, „Framing“ und Einschüchterung beruhen. Politiker fühlen sich mimosenhaft ungerecht beschimpft und erklären Volkes Stimme zur strafwürdigen Majestätsbeleidigung. Dabei haben eigentlich die Regierenden und ihre Claqueure die Bringschuld, ihre immer maßlosere Politik mit immer schmerzhafteren Folgen für die Bevölkerung hieb- und stichfest zu begründen. Das können sie aber nicht, weil ihre Politik die Realität von Physik und Ökonomie ignoriert, unlogisch und inkonsistent ist – also wird das Publikum pädagogisch abgespeist mit apologetischem, akademischem Kitsch jenseits echter (selbstkritischer!) Wissenschaftlichkeit, verlogenen Sprachregelungen, postmodern verschwurbelten Narrativen und massiver Zensur gegen angebliche „misinformation“, sprich: alles Regierungskritische.

Exponentiell relativiert

Zur Not wird einfach mal forsch behauptet. Mit dieser Art der „Widerlegung“ missliebiger Kritik versucht es ein weiterer Leser – zu einem Punkt, der im Beitrag nur eine Nebenrolle spielte, aus grüner Sicht aber höchste Aufmerksamkeit verdienen müsste: „Autos, Lokomotiven, gelangweilte Katzen und Fensterscheiben sind für exponentiell mehr Vögel und Insekten das Lebensende als Windräder.“ 

Um mit den Vögeln anzufangen: Niemand bestreitet wirklich, dass diese in erheblichen Umfängen Opfer von Windkraftanlagen sind. Was Autos und „Vogelschlag“ angeht, klagen Naturschützer zwar die böse Straße an, geben aber zu: „Zu diesem Thema sind wir kaum auf konkrete, belastbare Zahlen gestoßen.“ Merkwürdig, wo die toten Tiere doch haufenweise am Straßenrand liegen müssten. Hilfsweise benennt man noch eine „Literaturstudie aus dem Jahr 2004“, die aber auch nur großzügig spekuliert.

Für die schöne grüne Eisenbahn hingegen berichtet man genauer von: „… pro Streckenkilometer (!) und Jahr … bis 61 Vogelschlägen …. Auf Strecken, die nur mit bis zu 160 km/h Geschwindigkeit befahren wurden, war dieser Wert maximal 20, an Strecken mit 200 km/h und mehr Maximaltempo zumindest 38,1. … dass Züge mit Stromabnehmer fast 6 m über Schienenoberkante hoch sind und zudem bei Höchstgeschwindigkeiten Vögel aus bis zu 8 m Entfernung durch Luftwirbel angesaugt und verletzt bzw. getötet werden können.“ Nur gut, dass die Grünen doppelt so viel ÖPNV anstreben, aber dalli!

Ja, Katzen fangen Mäuse oder erwischen auch mal (je Tier alle paar Wochen) einen Singvogel – aber das ist „natürlich“, großes Tier frisst kleines Tier, darauf beruht die ganze Biologie: Viele Vögel fressen auch viele Insekten! Windräder erledigen aber – im Gegensatz zu mordlustigen Hauskatzen – sogar große Raubvögel wie z.B. in Amerika Adler, die eigentlich an der Spitze der Nahrungskette stehen.

Zu tödlichen Fenstern lehrt das Internet: „Glasscheiben: Millionenfache Vogelkiller … dass auf diese Weise jährlich wohl über 100 Millionen Vögel in Deutschland umkommen. Dabei wäre es ein Leichtes, diese Unfälle zu vermeiden.“ Das „wohl“ deutet darauf hin, dass auch hier eher geschätzt als korrekt gezählt wird. Im übrigen: Wenn das Vermeiden so leicht ist, dann nur zu! Aber die Vogelopfer von Windrädern, auch wenn es deutlich weniger sind, einfach „relativieren“, wie es der Leserkommentar versucht? 

Im übrigen gilt: Gebäude mit Glasfenstern sind unvermeidbar notwendig, auch weil man sonst irrsinnig viel Strom zum Beleuchten bräuchte. Windräder sogar mitten in alten Naturwäldern werden hingegen politisch mutwillig erzwungen, in ideologischer Fixierung und unter Ablehnung ökologisch vorteilhafter Alternativen (AKW) – und es geht ja nicht nur um die toten Vögel am Rotor, sondern um die zerstückelnde Verwüstung ganzer Lebensräume durch gigantische Betonorgien (6.000 Tonnen je Anlage!) und Versorgungs-Schneisen.

Massenmord auf der Autobahn

Was das „Insektensterben“ angeht, benennt der BUND weder Katzen noch Fensterscheiben als Ursache. Immerhin, aus persönlichem Erleben weiß jeder Autofahrer: An Windschutzscheibe, Außenspiegeln und Kühlergrill sammelt sich bei schneller Fahrt so einiges an ehemaligen Insekten. Aber „exponentiell mehr“ als an Windrädern? Bei langsamer Fahrt können Insekten offensichtlich noch ausweichen, selbst bei Tempo 100 bekommt man nicht leicht einen Fleck auf die Scheibe. Bei Tempo 150 schon eher, und jenseits davon wird die Fahrt allerdings um so ergiebiger: wenige Kilometer bei 180 kosten Minuten fürs mühselige Abschwämmen. So schnell wird aber selten gefahren, denn die freien Autobahn-Strecken dafür sind kaum vorhanden, und wenn doch, sind natürlich nicht viele Autos darauf unterwegs – sonst würde der Verkehr schnell wieder gebremst. 

Trotzdem soll hier gerechnet werden mit einem runden Viertel aller PKW-Fahrleistungen, nämlich 150 Milliarden Kfz-km pro Jahr. Wenn ein mittleres Tempo von etwa 150 angenommen werden könnte, führen deutsche PKW eine Milliarde Stunden pro Jahr ernsthaft schnell. Die „Angriffsflächen“, mit denen sie Insekten gefährlich werden können, betragen je PKW etwa drei Quadratmeter (2 m breit, 1,5 m hoch). Das ergibt ein Gefährdungspotenzial von 3 Milliarden Quadratmeter-Stunden. 

Demgegenüber die Windräder: Sie haben eine installierte Leistung von durchschnittlich etwas über 2 MW; solche Anlagen haben eine Rotorblattlänge von etwa 50 bis 60 Metern. Die Oberfläche der Blätter liegt natürlich zum Teil „hinten“, in Drehrichtung zeigen sicher mindestens gut 100 Quadratmeter je Blatt. Mal drei Blätter je Windrad, macht mindestens (um der runden Zahl willen) 333 qm, das ganze mal 30.000 Anlagen in Deutschland ergibt 10 Millionen Quadratmeter Insekten-Angriffsfläche. 

Windkraft mit Lamborghini-Tempo

Ergiebig in Schwung sind die Rotoren aber nur nach Windlaune; von 8.760 Stunden pro Jahr soll hier nur gut jede sechste (!) eingerechnet werden, nämlich 1.500 – womit sich ein Gefährdungspotenzial von 15 Milliarden Quadratmeter-Stunden ergibt: fünfmal so viel wie das von PKW – wobei die Geschwindigkeiten der Autos deutlich überschätzt worden sind, denn richtig insektengefährlich schnell fährt man nicht auf einem Viertel aller Strecken; die Geschwindigkeit der Rotoren erreicht leicht ein höheres Niveau: Selbst in „nur“ gut 30 Metern vom Drehmittelpunkt hat die Kreisbahn schon 200 Meter Umfang; wenn jede komplette Umdrehung vier Sekunden braucht, ergibt das ein Tempo von 50 Metern pro Sekunde, also 180 km je Stunde! Am Ende eines 60-Meter-Blatts wird dann sogar Tempo 340 „gefahren“. 

Natürlich: das war nur eine grobe Näherungsrechnung, um Autos und Windräder ins Verhältnis zu setzen. Konkretere, sogar richtig wissenschaftlich detaillierte Erkenntnisse zum Insektensterben durch Windkraft mit weiteren Quellen lassen sich leicht finden, z.B. hier. Da ist die Rede von mindestens 1.200 Tonnen (!) Insektenmasse jährlich auf Windrädern. Verteilt auf knapp 50 Millionen PKWs in Deutschland wären das 24 Gramm pro Auto – auch für gemütliche Fahrer, die immer vorsichtig hinterm LKW bleiben. 

Zurück zum Hauptthema: Verändert es das Klima, wenn der Wind abgebremst wird? Das mögen nicht alle glauben. Ein Leser zweifelt: „Wenn ich den riesigen Raum betrachte, die Atmosphäre, in dem diese Windräder ein paar Meter vom Boden aus stehen, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, sie hätten nennenswerten Einfluss auf Wind und Wetter. Ich glaube nicht, dass diese kleinkarierte Betrachtung […] hilfreich ist.“ Und ein Zweiter assistiert: „Wie viel Prozent der zwischen und über den Windrädern durchströmenden Luft bremsen Windräder ab? (Die von den Rotoren erfasste Fläche ist minimal im Vergleich zum Luftraumquerschnitt bis zur Stratosphäre!)“

Über den Wolken ist doch alles gut?

Nun ja, das ist sicher auch wieder kleinkariert, aber: die Windräder stehen eben nicht nur „ein paar Meter vom Boden“, sondern die Drehachsen der Rotoren sind schon mal hundert Meter hoch gelagert, auch noch deutlich darüber, und dann kommen noch Blattlängen von 60 und mehr Metern hinzu. Größere Anlagen überschreiten mit Rotoren leicht 200 Meter Höhe, das ist ein hochkant gestelltes Fußballfeld plus noch mal eins oben drauf.

Aber bis zur Stratosphäre kommt doch noch so viel! Klar, aber entscheidende Teile des Wettergeschehens spielen sich nicht in 10 km Höhe ab, wo der Jumbo-Jet „über den Wolken“ summt, sondern auf 1 km Höhe oder noch darunter, wo regelmäßig auch der Regen fällt. Die ganze Biologie, Wälder, Landwirtschaft, Wetter für Strandläufer oder Bergsteiger im Schwarzwald: Das alles findet „da unten“ statt, deshalb ist der gebremste Wind dort auch so besonders klima-relevant.

Wie warm wird es, wie feucht, und wie windig? Das sind schon fast alle Angaben, aus denen die Wettervorhersage besteht, eben die maßgeblichen. Wind ist der zentrale dynamische Faktor, der für den Ausgleich zwischen Hoch- und Tiefdruckgebieten sorgt, Wolken schiebt, Landschaften und Städte regelrecht „belüftet“ (womit Hitzeperioden erträglicher werden) oder Kaltluft noch frostiger macht. Ob der Wind „naturbelassen“ weht oder auf breiter Front abgebremst wird, ist genau deshalb weder nebensächlich noch kleinkariert.

Ein Rotor mit 62 Metern Blattlänge (Radius) umfasst eine Kreisfläche von etwa 12.000 Quadratmetern; bei 30.000 Anlagen ergibt das 360 Millionen Quadratmeter gleich 360 Quadrat-Kilometer. Eine Wand dieses Ausmaßes quer durch Deutschland, mit 720 Kilometern Länge (ein Kreis mit der Fläche Deutschlands hätte nicht mal 680 km Durchmesser), würde einen halben Kilometer hoch reichen! Auf diesem gewaltigen Querschnitt wird der Wind um die Hälfte seiner Bewegungsenergie erleichtert, schon mit den heutigen Anlagen. 

Werden die Umfänge der Windkraft (vorläufig „nur“) noch einmal verdoppelt, reicht die zum Glück nur gedachte Wand rechnerisch sogar einen vollen Kilometer hoch. Zwar wird ein Teil der entnommenen Energie von höheren Luftschichten aus sozusagen wieder „aufgefüllt“, aber auch diese spielen für Wetter und Klima eine Rolle. Der gewaltige relative Energieverlust – aus meteorologischer Sicht – lässt sich nicht einfach relativieren und für nebensächlich erklären: Das Problem ist offensichtlich „echt“. 

Zwei Promille oder der Planet stirbt

Die grüne Windkraft beeinträchtigt Natur, Landschaft und Klima ohne Zweifel erheblich – darauf hinzuweisen, ist nur billiges „Grünenbashing“? Klar, den Vogelschutz in Bezug auf Windräder kann man taktisch oder pragmatisch für nachrangig halten, wenn wesentlich mehr Vögel an Glasfassaden umkommen. Man kann auch wegen der Insekten „großzügig“ argumentieren und darauf verweisen, dass landwirtschaftliche Monokulturen viel gefährlicher seien. Die klassischen Naturschützer winden sich angestrengt, um Abstand zur Atomkraft zu behalten und den grünen Klimaschutz-durch-Windkraft-Glauben politisch nicht zu gefährden. Wer „von der falschen Seite“ mit Tierschutz kommt, wird als Kohle-Lobbyist, Klimawandelleugner oder zumindest Photovoltaik-Apologet „entlarvt“, und schon zählen die Argumente nicht mehr so richtig.

Der massiv gebremste Wind aber und die Folgen hiervon lassen sich nicht relativieren – weil sie zum einen ganz real quasi vorwegnehmen, was sie doch an angeblichen Klimagefahren zu vermeiden helfen sollen, und weil zweitens der Energie-Entzug aus den unteren Luftschichten locker zweistellige Prozentwerte erreicht, selbst wenn man ihn gedanklich „verdünnt“ und entschärft, indem man höhere Luftschichten zum Ausgleich heranzieht.

Das ist umso grotesker, weil das grüne Weltbild gerade beim Klima suggeriert, dass „die Natur“ ein extrem fragiles, feinsinnig ausbalanciertes System sei, das durch den bösen Eingriff der Menschen „umkippt“, und dann geht rasend schnell alles ganz kaputt – was völlig ausblendet, dass die Natur durch stabilisierende Mechanismen aller Art geprägt ist (z.B. Wärme verdampft Wasser, Wolken entstehen und spenden Schatten!), und dass auch Menschen vielfach erfolgreich „reparieren“ und aufbauen können: Israel macht aus Wüste blühende Landschaften!

Die Windkraft soll den Klimawandel aufhalten und einen Temperaturanstieg begrenzen, der heute bei 1 Grad Celsius liegen soll und bei 1,6 Grad angeblich das Überleben auf dem Planeten gefährdet. Die physikalisch sauber definierte Temperatur auf der Erdoberfläche – gemessen vom absoluten Nullpunkt – liegt im sommerlichen Deutschland bei 300 Kelvin. 0,6 Grad – die uns angeblich noch von der Apokalypse trennen – sind im Vergleich dazu 2 Promille. (Im Vergleich zu normalen Temperaturschwankungen zwischen Winternächten und Sommertagen, leicht 40 Grad Differenz, sind es immer noch nur 1,5 Prozent.)

Wir sollen glauben und als „Wissenschaft“ akzeptieren, dass 2 Promille mehr Wärme-Energie an der Erdoberfläche tödlich gefährlich sind, aber – sagen wir ganz vorsichtig – 10 Prozent weniger Wind über zumindest großen Teilen Deutschlands keine Rolle spielen, obwohl dazwischen mindestens der Faktor 50 liegt? Wahnsinn. Die Windkraft-Fanatiker beweisen in ihrer blinden Euphorie regelrecht, dass ihnen „Klimafolgen“ menschlichen Tuns im Grunde völlig am Allerwertesten vorbei gehen, es ist alles nur eine Lüge

Die noch perfider wird dadurch, dass man die durch Windräder (und großflächige Solarpaneele) ausgelösten Veränderungen selbstverständlich dem teuflischen weltweiten „Klimawandel“ unterschieben wird, der an allem schuld ist: an wärmeren Temperaturen wie an kühleren, an feuchterem Wetter wie an Trockenheit, außerdem auch noch an dicken Kindern und natürlich weltweiten Flüchtlingsströmen. All diese absurden und obszönen Lügen werden von Akademikern, Intellektuellen und anderen „Eliten“ verbreitet. Sie aufzudecken, ist nicht „kleinkariert“, sondern lebensrettend für unsere Gesellschaft, soziale Sicherheit und Freiheit – falls wir noch zu retten sind. 

PS: Achgut.com befasst sich nicht erst neuerdings mit dem Thema; erinnert sei an den Beitrag von Hans Hofmann-Reinecke „Windkraft als Ursache für Wetterlaunen?“ aus Anlass der Ahrtal-Flutkatastrophe 2021; darin werden u.a. amerikanische Studien zitiert. Vor einigen Wochen erst hat auch Stefan Klinkigt das Thema in zwei Beiträgen beleuchtet: hier und hier, Gastautor Peter Adel bereits 2019: hier.

PPS: In diesem Beitrag war ursprünglich aus Versehen ein falscher Wert dafür angegeben, wie sich 1.200 Tonnen Insektenmasse auf Windkraft-Rotoren rechnerisch auf 50 Millionen PKWs verteilen würden, nämlich 240 Gramm. Der Wert beträgt tatsächlich 24 Gramm. 

Foto: S.Werner

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Ludwig Luhmann / 02.09.2022

Das “Klima” ist ein Datensatz!

U. Hering / 02.09.2022

Das arme Klima, es muß neuerdings für alles herhalten. Früher waren wenigstens noch Häretiker, Juden oder Hexen für alles schuld, die man sodann ordnungsgemäß (aber nicht klimaneutral) “thermisch entsorgen” konnte. - Ist´s mal zu warm: Die Klimaerwärmung ist´s schuld. - Ist´s mal zu kalt: Der Klimawandel (nb.: Begriffswechsel!) ist´s schuld. - Gibt´s Starkregen: Der Klimawandel ist´s schuld. - Gibt´s zu trockenes Wetter: Der Klimawandel ist´s schuld. Natürlich ist der Klimawandel schuld, aber der Klimawandel ist natürlich; und die thermische Oxidation von Kohlenstoff setzt nur das frei, was im Karbon (oder sonstwann) schon einmal in der Atmosphäre frei war. Wandel ist das Wesen von Klima. Irgendwann waren sämtliche Landmassen des Globus vereint - mit einem extrem ariden bzw. wüstenartigen Klima im Binnenland. Dann haben sich die Landmassen getrennt, um mittels der Plattentektonik irgendwann wieder zu “Pangäa” zu werden. Wer nur bremst die Plattentektonik, damit es zukünftig nicht zu einer neuerlichen “Klimakatastrophe” kommt? - Vor gut dreißig Jahren traf ich die Leiterin des nationalen Instituts für Seismologie und Vulkanismus Italiens bei einer Party in Rom. Sie sagte mir seinerzeit, die “Klimadiskussion” war damals in den Anfängen, daß der täglich regelmäßig ausbrechende Stromboli jede Woche so viel CO2 freisetze wie das gesamte industrialisierte Italien incl. Verkehr in zwei Jahren, weshalb sie nicht an den “menschengemachten” Klimawandel glaube. Vielmehr halte sie “wesentlich größere Ursachen” als dafür verantwortlich, wie zB.  die Sonnenaktivität oder die Veränderung der Erdachse. Auch habe es schon in der jüngeren Vergangenheit Zeiten gegeben, in denen sogar (für eine Italienerin ein bemerkenswertes Geständnis!) in England und Südschweden Wein angebaut worden seien, also, als das Klima insgesamt wesentlich wärmer gewesen sei als heute.

Bernd Hartke / 02.09.2022

Nur ganz kurz zum Thema peer-review: Wer glaubt, daß eine wissenschaftliche Argumentation ohne peer review nichts wert ist, aber mit peer review eine unumstößliche Wahrheit darstellt, der glaubt auch, daß Zitronenfalter Zitronen falten. Das darf ich sagen, weil ich den wissenschaftlichen peer review seit ca. 35 Jahren als insider und Beteiligter kenne, und zwar beteiligt auf beiden Seiten, sowohl als Autor als auch als peer-reviewer. Die Qualität von peer reviews ist extrem schwankend, mal richtig fachkompetent, mal einfach nur unfähig und schlampig, und zwar viel unabhängiger von der Reputation des wissenschaftlichen Journals als die meisten es wahrhaben wollen. M.a.W., weder “peer reviewed” noch “renommiertes Journal” sind zuverlässige Qualitätsmerkmale, beide in Kombination auch nicht. Ob ein Autor schlüssig und (zumindest potentiell) nachvollziehbar argumentiert oder ob einfach nur moralische Verurteilungen und ad-hominem-pseudo-Argumente rausgehauen werden (bis zur Verbannung in die rechte Ecke), ist ein viel zuverlässigeres Qualitätsmerkmal. Last but not least: Wer sich mit einem kurzen, aber argumentativ gehaltvollen Artikel auf einem Medium wie Achgut einer kommentarfreudigen Leserschaft stellt, hat viel mehr auszuhalten und zu verlieren und muß daher inhaltlich viel sorgfältiger sein als jemand, der nur in einem wissenschaftlichen Journal publiziert, denn dort gibt es in aller Regel überhaupt keine vergleichbare Kommentar- und Reaktionsmöglichkeit. Wer wirklich mal öffentlich kommentieren möchte, muß mit Monaten Verzögerungszeit rechnen. Dementsprechend selten passiert das.

Bernd Oberegger / 02.09.2022

Vor der Bundestagswahl saß Frau Baerbock mit Kindern, die über Kopfhörer instruiert wurden, in einem Märchenzelt und antwortete auf “Kinderfragen”. Sie sagte, Deutschland sei ein reiches Land und das wolle sie ändern. Nach dem Durchzug des grünen Spuks wird Deutschland immer noch ein reiches Land sein, aber auf gänzlich andere Weise. Es kommt mir ein Spruch Arthur Schopenhauers in den Sinn: “Kein Geld ist vorteilhafter angewandt, als das, um welches wir uns haben prellen lassen, denn wir haben dafür unmittelbar Lebensklugheit eingehandelt”. Lassen Sie mich noch ein Zitat hinzufügen, diesmal von Goethe: ” Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube”. Die neue Lebensklugheit werden wohl nur wenige Deutsche gewinnen. Sechzehn Jahre Merkel und die letzte unsägliche Wahl lassen an der Substanz zweifeln, die erforderlich ist, um Klugheit zu entwickeln. Nur der kommende Entzug der Lebensqualität wird diese Menschen mechanisch reagieren lassen. Sie denken nicht, sie reagieren nur. Seit den Zeiten der NSDAP bildet nun wieder eine radikale Partei die Regierung, mit Billigung anderer erlahmender Parteien. Kann das alles ein Zufall sein? Die Grüne Partei möchte ich allerdings nicht als Arbeiterpartei bezeichnen. Die Volkswirtschaft kommt in eine fatale Lage, synchron wird wieder Umvolkung betrieben. Als weitere Folge der Kraftmeierei könnten deutsche Städte wieder im Bombenhagel versinken.

Thomas Szabó / 02.09.2022

Corona, Klima, Migration… es geht nicht um Menschen, es geht um Macht.

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