Thomas Rietzschel / 04.12.2021 / 15:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 12 / Seite ausdrucken

Demokratiespiele im Sandkasten

Die Linken sind politisch inkontinent. Wieder einmal konnten sie das Wasser nicht halten. Nachdem ihre Genossin Elke Breitenbach als Berliner Sozialsenatorin zurückgetreten war, sollte der nächste Parteitag über die Nachbesetzung der Stelle entscheiden. Allein die Ausersehene, Katja Kipping, ehemals Chefin der Linken, war so erfreut von der Aussicht auf das Amt, dass sie alle Welt daran teilhaben lassen wollte.

Wer könnte es ihr verübeln. Dreht sich in der Politik doch alles und einzig darum, einen Posten zu ergattern. Nur wer zu denen zählt, die den Hut aufhaben, ist eine gemachte Frau, mitunter auch noch ein gemachter Mann. Die Sprung auf den Regierungssessel sichert die eigene Zukunft. Erst kommt die Person, dann  die Partei und irgendwann das Volk, staunend sieht es, was auf dem politischen Spielplatz geschieht. Kriegen sich dort zwei in den Haare, weil sie an das gleiche Gerät wollen, rasselt es im Karton, dass der Schrecken unter „die Menschen draußen im Land“ fährt. Die Linken muss das nicht weiter kümmern. Wissen Sie doch, dass die „sozialistische Demokratie“ ohnehin von wenigen über viele verhängt wird. 

Die Grünen sind auch nicht besser

Dass ist in den anderen Parteien ähnlich zugeht, liegt auf der Hand. Nur lassen sie sich das ungern nachsagen. Angekränkelt vom Virus der bürgerlichen Demokratie suchen sie zu vertuschen, was sich nur irgendwie vertuschen lässt. Dass sie etwa selbstherrlich über die Köpfe der Grünlinge hinweg entscheiden würden, kann man ihren Anführern nicht vorwerfen. Ganz im Gegenteil, läuft doch seit einigen Tagen eine „Urabstimmung“, bei der jeder, der das grüne Parteibuch besitzt, sagen kann, erstens ob er mit dem ausgehandelten Koalitionsvertrag einverstanden ist und zweitens, ob ihm die Besetzung der Ministerposten, so wie sie vorliegt, zusagt oder nicht. 

Alles in Butter auf dem grünen Kutter, könnte man auf den ersten Blick meinen und würde gleichwohl einer politischen Täuschung, aufsitzen. Zählen die Grünen doch gerade mal 125.000 Mitglieder. Ins Verhältnis gesetzt zu den 83 Millionen, die derzeit amtlich anerkannt in Deutschland leben, ist das mit Verlaub eine Randgruppe, die gerade mal 0,15% des Volkes repräsentiert, kommandiert zudem von Politikern, auf die zutrifft, was Karl Valentin einmal sagte: „Mögen hätte ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut.“ Um sich in die Regierung zu wagen, brauchen sie den Zuspruch der "Basis". Dafür spielen sie Demokratie.

Wer anderen eine Grube gräbt...

Der Anschein soll die Kritiker blenden. Deutschland ist in die Hände einer Glaubensgemeinschaft gefallen. Gibt es Streit in der Sekte, gerät Sand ins innerparteiliche Getriebe, bebt die Republik, das ganze Land stolpert. Heißt aktuell:  Schießen die Fundis jetzt quer, weil Ihnen zu viel Realos auf dem Tableau stehen, könnte die neue Koalition schon im Rohbau einstürzen. Der Führungsriege bliebe gar nichts anderes übrig, als sich vom Kabinettstisch zurückzuziehen, noch bevor ihre Erwählten daran Platz genommen haben. Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein, heißt es schon in der Bibel, in der richtigen, nicht in der Mao-Bibel unter den Kopfkissen linksgrüner Karrieristen.

Gleich dem Rattenfänger von Hameln locken 125.000 Grüne über 83 Millionen in eine Demokratie, die auf dem Kopf steht: Oben residiert die Minderheit, unten haust die eingelullte Mehrheit. Schrilles Auftreten lenkt von dem ab, worum es wirklich geht – zuerst um Posten, dann um die Macht und am Ende ums Ganze. Einmal mehr Fundis gegen Realos, wobei keiner weiß, worin sie sich unterscheiden, ideologisch irgendwie anders, aber doch vereint im Willen zur Macht. Kommen sie beim Gezerre um den Sessel des Landwirtschaftsministers nicht überein, gibts keine Regierung. Das Land fällt in den Winterschlaf, während sich die Welt darüber amüsiert, wie deutsche Kindsköpfe Demokratie im Sandkasten spielen. 

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Stefan Riedel / 05.12.2021

“Wer könnte es ihr verübeln. Dreht sich in der Politik doch alles und einzig darum, einen Posten zu ergattern.” Einmal “DDR”- Bonze, immer “DDR”-Bonze? Nicht vom Jahrgang, aber jetzt von der G e s s i n u n g?

Wolfgang Richter / 04.12.2021

Hat zwar nicht direkt mit der Regierungsbildung zu tun, aber hängt mit dem Thema zusammen. So ist es schon ziemlich erstaunlich, wie aufgeregt man über das Erscheinen von ein paar Schreihälsen vor dem Haus der sächsischen Gesundheitsministerin berichtet, selbiges vermutlich von der Staatsmacht mit ein paar Beamten geschützt. Man spürt die Angst derer durch den Fernseher ins heimische Wohnzimmer kriechen, die meinen, die Macht zu haben, Millionen willkürlich einzusperren, ihnen ihre Grundrechte abzuerkennen, dies aus politischem Kalkül, nicht wegen irgendwas mit Gesundheit (“2G” gilt egal wie hoch oder niedrig die sog. Inzidenzen sind), dabei so wenig souverän, vor die Tür zu treten und mit den so gescholtenen Untertanen wenigstens zu sprechen. Und die selben, die jetzt ihre eigene Angst nach außen leben, hatten eher hämische Kommentare übrig, wenn politisch Andersdenkende vor den Wohnstätten der “AfDler” auftraten, dort Sachbeschädigungen verübten, schon mal ein Fahrzeug abfackelten und sonstwie randalierten. Mal sehen, was die Zukunft noch für Überraschungen bereit hält.

Andrej Stoltz / 04.12.2021

Lustig, ich hatte es schon längst wieder vergessen, aber wegen dem “Rattenfänger von Hameln” Vergleich bin ich seinerzeit von Welt-online gesperrt worden.

Günter Fuchs / 04.12.2021

Die “Grünen” als Sekte zu bezeichnen stimme ich voll und ganz zu! Ähnlich dem “Islam” (für mich ebenfalls eine Sekte) wollen beide “Glaubensgemeinschaften” ihren “Gläubigern” vorschreiben wie sie zu leben haben (Essen, Kleidung usw. (im Islam Halal bzw. Haram)! Daher auch die hohe Affinität der Grünen zum Islam! Sie wollen die volle Kontrolle über ihre “Sektenmitglieder” erreichen, was hat das noch mit Demokratie zu tun? 

Karla Kuhn / 04.12.2021

“Dreht sich in der Politik doch alles und einzig darum, einen Posten zu ergattern.” Und durch ihn enorme KNETE DER STEUERZAHLER- MONATLICH !  „sozialistische Demokratie“, SOZIALISMUS und DEMOKRATIE schließen sich aus !!  Der Sozialismus WAR, IST, und wird IMMER ein AUSBEUTER SYSTEM sein!  “Erst kommt die Person, dann die Partei und irgendwann das Volk, ....”  ERST kommt das “GROßE FRESSEN” und , wenn überhaupt!!, weit danach die “MORAL.”.....könnte die neue Koalition schon im Rohbau einstürzen.” Ach, das wäre ja WUNDERBAR “Das Land fällt in den Winterschlaf,....” Das wäre NACH 16 Jahren MERKEL endlich das GRÖßTE GESCHENK für das Land !! War es nicht Belgien was 18 !!  Monate keine Regierung hatte ? Lieber KEINE REGIERUNG als SO eine, !!

Steffen Huebner / 04.12.2021

Wenn ich mir die Zustände in Deutschland ansehe, denke ich, man hat Frau Roth unrecht getan - das Land ist inzwischen tatsächlich ein “mieses Stück Scheiße” geworden , wenn man es mit früher vergleicht, völlig kaputt. Es stinkt an allen Ecken und Enden und am meisten von Oben.

Dirk Jungnickel / 04.12.2021

Das Ampel - “Bashing” ist vorab schon angebracht ! - Scholli - Scholz dürfte zunächst versuchen, die Grabenkämpfe der Klima - Sekte   wegzugrinsen . Wie aber wird er die grünschnäblige Außenministerin in die Schranken weisen, wenn sie Deutschland im Ausland blamiert ?  Die läßt möglicherweise mal einen “rothen” Satz fallen, um ihren Nationalmasochismus zu untermauern. Oder den ihres Klimaministers am am Kabarett - Tisch, der Deutschland für ein Hirngespinst hält. Man darf gespannt sein ! Seltsam, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass Scholli die Spritz - Pflicht einführt. Vielleicht ist sein Alptraum - der G20 - Gipfel in Hamburg - ein Hinderungsgrund ....

Frank Holdergrün / 04.12.2021

“Alles in Butter auf dem grünen Kutter,...” Sehr gut charakterisiert. Die intellektuelle Heultiefflugsuse Habeck am Steuer und die Galeerensträflinge erstrampeln Energie für die neue Außentrampolinspringerin und Prophetin des Untergangs. Ich freue mich in diesen Tagen über jeden Fahrradschubkarren, den ich erblicke und erkenne die Zukunft Deutschlands.

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