Sie haben ausgesprochen, was ich schon lange denke.Einen Zusatz habe ich noch:Nach den-Landtagswahlen im März haben die Regierungsparteien zwar der AfD zugestanden, dass sie durchschnittlich 20% bekommen haben, aber behauptet, dass 80% der Wähler für deren Politik gestimmt haben.Angenommen, das stimmt: Dann sind die von der AfD ja gar keine Populisten, sondern haben im Gegenteil Themen angesprochen, die von 80% abgelehnt wurden.Die Populisten wiederum sitzen somit in der Regierung.
Lieber Herr Grell, da hätten Sie Heute Radio hören sollen. Da war ein "Politikwissenschaftler" oder sowas in dieser Art und er hub unter anderem auf die angebliche Alternativlosigkeit der Vorschläge der Populisten ab und diese bräuchten immer eine andere Gruppe, die sie ausschließen könnten. Er dachte da an die AFD, ich dachte da eher an ein paar Berliner Karnevalsvereine, die mir seit Jahren immer was von "alternativlos" und "die Populisten und Nazis da drüben" und "wir Anständigen hier" erzählen. Vermutlich bin ich einfach zu doof und habe das alles nicht richtig verstanden ...
Semantische Felder werden häufig durch mehrere Begriffe besetzt, die sich dann in der Regel arbeitsteilig auf verschiedene Aspekte des Bedeutungsfeldes konzentrieren. Zum "Kind" gibt es die positiven oder neutralen "kindlichen" Eigenschaften (verspielt, emotional, offen, vertrauensvoll, gutherzig etc.), aber auch die negativen "kindischen" (streitsüchtig, egoistisch, unreif, naiv u.a.). Die Begriffe "demokratisch" und "populistisch" teilen sich ebenfalls die Beschreibung all dessen, was "Herrschaft des Volkes" ausmachen kann, auch wenn die exakte Abgrenzung schwierig bis unmöglich ist. Die Bezeichnung "Rechtspopulist" ergibt natürlich bei einer Partei, die anfangs 5, inzwischen 15-20% der Stimmen erringt und überwiegend doch gerade keine "eingängigen", "populären" Forderungen aufstellt, überhaupt keinen Sinn. Der einzige deutsche "Rechtspopulist" ist Horst Seehofer, der "rechte" Positionen nur kalkuliert und folgenlos einnimmt. Populistisch ist ansonsten nahezu alles, was die Regierung Merkel mit den diversen Rettungs- und Wendeaktionen wie Banken-, Eurorettung, Griechenland-Hilfen, der sog. "Energiewende" und der "Flüchtlingspolitik" (sich) geleistet hat. Das Credo aller echten Populisten lautet: "Wir schaffen das!" ("Aber bitte fragt nicht nach den Einzelheiten!") Ein Demokrat würde zunächst fragen: "Was ist überhaupt "das", wem nützt es, wer muss dafür die Kosten und Lasten tragen, und können und wollen wir es dann wirklich in Angriff nehmen?" Außerdem riskiert ein Demokrat seine Abwahl um seiner Überzeugungen willen, während ein Populist (wie Merkel, Seehofer, Gabriel u.a.) seine Überzeugungen dem Machterhalt oder Machtgewinn opportunistisch (neudeutsch: "dynamisch") opfert.
"…aber natürlich nur, um alle paar Jahre sein Kreuz auf dem Wahlzettel zu machen …"Nicht doch, nicht doch, verehrter Herr Grell. Dem Volk wird auch nach der Stimmabgabe eine ganz wesentliche, wenn nicht sogar die wichtigste, Aufgabe zuteil, nämlich… Richtig! Steuern und Abgaben. Ich schlage "Demophthanie" als Präzisierung vor, ggf. in Verbindung mit "repräsentativ".Viele Grüße aus dem Süden.
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