Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter einer philosophischen Fakultät fühlt sich ermuntert “dem Souverän im Wohnzimmer” ein Psychogramm zu erstellen, Diesem unterstellt er, nur in seiner Blase bzw. mit Seinesgleichen seine kruden Weltanschauungen zu kommunizieren. Seinem Konterfei zufolge noch jung an Jahren-womöglich von der Lebenswirklichkeit hier und da noch unbedarft- und seinen Horizont offensichtlich nur bis zur Campusgrenze schweifend. Nichts desto trotz hofft der Jungautor dem anspruchsvollen Publikum dieses Forums seine blasierte Lebensformel über die Legitimation und Wirkung politscher Partizipation aufdrücken zu können. Den infantlisierten Bürger wird es sicherlich zu Genüge geben, jedoch brauche ich hier auf der Achse keine Akkreditierungsstelle für richtige Wahrnehmungsinterpretation und Handlungsanweisungen für erlaubte politisch/ gesellschaftliche Teilhabe.
Ich denke, dass sich gar nicht soviele Menschem an Diskussionen im Internet beteiligen. Auch Kommentare in Online-Medien wie Welt u.a. lassen nicht darauf schliessen - wenn es hochkommt, gibt es mal einige Hundert Beiträge. Bei Youtube dominieren schwachsinnige Beiträge die Diskussion, nach meiner Beobachtung. Vermutlich liegt das alles daran, dass jemand, der eine Arbeit und Familie hat, weder Zeit noch Muße hat, sich stundenlang im Netz rumzutreiben und irgendwelchen Debatten zu folgen. Insofern ist das Bild, das sich im Netz bietet, nicht represäntativ für die Gesellschaft.
Danke. Also weniger “Teilhabe”, wobei unter “Teilhabe” wohl eher Pseudoteilhabe zu verstehen ist, eine Teilhabe-Illusion, die die totale Entfremdung zwischen politischer Kaste und Wähler übertünchen soll. Beides - echte Teilhabe wie die Illusion - erscheint mir ohnehin kontraproduktiv. Wenn man Politik als eine beherrschbare und erlernbare Kunst oder ein Handwerk versteht, dann ist die Politik auch nicht mehr oder weniger als das, was ein Schreiner oder ein Metzger macht. Ich für meinen Teil gehe aber nicht zum Schreiner und sage dem, wie er das, was ich von ihm will, machen soll. Er soll es einfach nur tun, vertragsgemäß und nach den Regeln der Kunst. Ebenso bin ich an keiner Teilhabe bei der Aufzucht, Schlachtung und Wursterzeugung interessiert. Ich will die Wurst nur essen. Demokratie in diesem Bereich heisst “Marktwirtschaft” - mit der totalen Macht des “Verbrauchers” (= Kunde), der (letztlich) den Preis diktiert und so weiter. Ich will nicht an politischen Prozessen teilhaben. Ich will, dass diejenigen, die dafür (von wem auch immer) gewählt wurden, ihr Handwerk beherrschen und sie den Vertrag erfüllen, den wir mit ihnen geschlossen haben (dem gemeinen Wohl zu dienen). Das genügt mir. Das wäre schon erheblich mehr als das, was wir jetzt bewundern dürfen, nämlich, dass nicht die besten Köpfe und die beeindruckendsten und durchsetzungsstarken Persönlichkeiten dieses Handwerk ausüben (von erlernen kann schon keine Rede mehr sein), sondern diejenigen, die niemand anders haben wollte. Nicht das Handwerk und seine Regeln sind schuld, wenn der Stuhl wackelt und der Auftraggeber kann im Regelfall auch nichts dazu - außer, dass er den falschen Schreiner ausgesucht hat.
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