Henryk M. Broder / 26.11.2016 / 18:35 / 11 / Seite ausdrucken

Demokraten in tiefer Trauer

Wie würden die Nachrufe auf den "Führer" klingen, wäre Hitler 90 Jahre alt geworden und dann eines natürlichen Todes gestorben? Etwa so:

Der französische Staatspräsident würdigte den Deutschen als „eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sagte, er sei eine „historische Figur“ und "ein Mann von großer Entschlossenheit" gewesen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nannte den Verstorbenen "eine große Person der Zeitgeschichte". Mit seinem Tod habe die Welt einen Mann verloren, der für viele ein Held gewesen sei: „Er änderte den Kurs seines Landes und sein politischer Einfluss ging weit darüber hinaus.“ Über sein Vermächtnis werde "die Geschichte urteilen.“ Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, verwies darauf, Deutschland habe "auch in schwierigen Zeiten vorbildliche Sozialsysteme" gehabt. Papst Franziskus zeigte sich "betroffen", in einem am Samstag veröffentlichten Beileidstelegramm äußerte er seine „Gefühle des Schmerzes“, er bete für den „lieben Bruder“. Der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, twitterte: "Ein Kapitel der Geschichte schließt sich. Die EU schaut gemeinsam mit dem deutschen Volk in die Zukunft.“  

Nicht schlecht für einen Despoten, unter dessen Führung "jede Regung der Bevölkerung strengstens überwacht und jede Unbotmäßigkeit unnachgiebig bestraft" wurde. Und: Trotz der "vorbildlichen Sozialsysteme" hat seit der Machübernahme des großen Führers jeder fünfte Einwohner das Land verlassen.

Sie glauben es nicht? Schauen sie bitte hierhier und hier

Und hier gibt sich der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, die Kante.

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Martin Wessner / 27.11.2016

Der Vergleich mit Hitler ist meines Empfindens nach eher unglücklich. Besser wäre es, wenn man den Maximo Lider Castro mit seinen ihm viel näher stehenden großen Brüdern im kommunistischen Geiste in einer Reihe stellen würde. “Väterchen” Stalin und der große erste Vorsitzenden Mao Tze Dong teilten mit ihm zudem sowohl den selben Größenwahn, die gleiche Egozentrik, bzw. der gleichen Narzissmus, die selbe psychopathologische Empathielosigkeit, die gleiche Vabanque-Spielernatur und am Lebensende auch die gleiche wahnhafte Verfolgungspsychose. Castro war wohl nur deshalb nicht so ein Menschenfresser, wie seine beiden Gesinnungsgenossen,weil ein vergleichbarer Blutrausch in seinem kulturellen Umfeld nicht vermittelbar gewesen wäre, als auch, weil man das kleine, von Wasser umgebene Cuba mit ganz erheblich weniger Repression und Gewaltakte unter Kontrolle bringen konnte, als im Vergleich dazu die beiden Riesenreiche Russland und China auf dem eurasischen Kontinent. Allerdings soll ja sein Kumpel Che die Skrupellosigkeit bessen haben, die dem Fidel zum Massenmörder noch fehlte. Das theoretische Potential zum Allerschlimmsten war also auf der Zuckerinsel durchaus vorhanden. Nebenbei bemerkt: Soweit ich weiß, waren die westlichen Nachrufe auf Stalin und Mao von westlicher Seite her nicht minder konziliant. Ich schätze mal, dass ein derartiges Verhalten wohl notgedrungen der Diplomatie geschuldet ist. Naja, zumindest der"Rüpel” Donald Trump und amerikanische Präsident in Spe hat zu meiner Befriedigung die notwendigen und passenden Worte zum Ableben des “El Comandante” gefunden. Darauf eine extra dicke Cohiba. Schönen Sonntag noch, MW.

M.Neubert / 27.11.2016

Der Vertreter einer untergegangenen Ideologie ist gestorben. Tatsächlich endete Castros bescheidene Rolle in der Geschichte schon mit dem Ende des kalten Krieges. Sein Tot ist nur noch eine Fußnote. Also was soll das Gedöns?

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