Die Volksinitiativen weiten ihre Unterschriftensammlungen gegen das Gendern auf das Vorfeld der deutschen EM-Spiele aus. Die Botschaft: Die Europameisterschaft ist ein Fest der Verständigung. Gendern hingegen ist sexistisch und diskriminierend, da es ständig das Geschlecht betont, wo es belanglos ist.
Ich hab den Hut nicht aufgesteckt zu Altdorf
Des Scherzes wegen, oder um die Herzen
Des Volks zu prüfen, diese kenn ich längst.
Ich hab ihn aufgesteckt, dass sie den Nacken
Mir lernen beugen, den sie aufrecht tragen –
Das Unbequeme hab ich hingepflanzt
Auf ihren Weg, wo sie vorbeigehn müssen,
Dass sie drauf stoßen mit dem Aug, und sich
Erinnern ihres Herrn, den sie vergessen.
(Reichsvogt Herrmann Gessler, 3. Szene, Wilhelm Tell, Friedrich Schiller)
Im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft der Männer zeigen Volksinitiativen dem Gendern nicht nur sprichwörtlich, sondern de facto jetzt die rote Karte. Sie bringen vor: Gendern ist sexistisch, rassistisch und diskriminierend, da es ständig das Geschlecht betont, wo es belanglos ist. Gendern unterteilt die Menschen nach gruppenbezogenen Merkmalen und stigmatisiert in der Art und Weise seiner Durchsetzung all jene als ethisch minderwertig und rückschrittlich, die es ablehnen, also die überwiegende Mehrheit der Deutschsprecher. Auch benachteiligt und diskriminiert es Analphabeten, Behinderte, Menschen mit Lernschwächen und Einwanderer.
Die Volksinitiativen weiten nun ihre Unterschriftensammlungen gegen das Gendern in der öffentlichen Kommunikation auf das Vorfeld der deutschen EM-Spiele aus. Die Botschaft: Die Europameisterschaft ist ein Fest der Verständigung und des Zusammenhalts. Diese Attribute sollten auch für die Sprache des gastgebenden Landes gelten, nicht zuletzt deswegen, weil sich die Bevölkerung in Bezug auf die deutsche Sprache so einig ist wie in keiner anderen Sachfrage. Ergebnisse vieler Umfragen zeigen, dass zwischen 80 und 90 Prozent der Befragten „Gendersprache" ablehnen.
Daher hat die bundesweite Infoplattform „Stoppt Gendern!" diese symbolische Aktion ins Leben gerufen und unterstützt damit die Arbeit der Volksinitiativen vor Ort. Die Aktion soll dem Wunsch der überwältigenden Mehrheit der deutschen Bevölkerung nach der verständlichen Gemeinschaftssprache Gehör und Geltung verschaffen.
Eindeutig „Abseits"
Auch ein anderer Begriff aus der Fußballsprache taugt, um metaphorisch die Gemengelage beim Gendern in Deutschland zu beschreiben. Im „Abseits" sind nämlich eindeutig diejenigen, die der Bevölkerung das Gendern mitsamt ideologischen Hintergründen bei jeder Gelegenheit aufnötigen und gewiss nicht die Mehrheit der Bürger, nicht all jene, die sich dem Gendern auf vielfältige Art und Weise, meist ehrenamtlich, also in ihrer Freizeit widersetzen. Genderverfechter versuchen allerdings, genau diesen Eindruck zu erwecken, so als repräsentierten sie selbst die Mehrheit. Sie gebärden sich dabei so, als ob alle, die sich dem Gendern verweigern, respektlos, diskriminierend, ungerecht und rückständig seien und nehmen sich heraus, Verteidiger der gewachsenen Standardsprache als Antidemokraten, Frauen- und Minderheitenfeinde zu verleumden, die aktiv auszugrenzen man nicht nur das Recht, sondern die moralische Pflicht habe, nach dem Motto: „Keinen Millimeter nach rechts".
Kritik am Gendern wird als Hassrede ausgelegt, Beiträge auf Social Media-Kanälen werden gelöscht. Stornierung von Veranstaltungsräumen und Verweigerung der Teilnahme an anmeldungspflichtigen Veranstaltungen sind an der Tagesordnung. Weil die Mehrheitsverhältnisse in der Sprachsache so klar auf der Hand liegen, ist der Erfolg der bundesweiten Volksinitiativen gegen das Gendern absehbar. Proportional zu den Erfolgsaussichten versucht die Genderlobby permanent, das Volksvotum zu verhindern. Eine erlesene Kaste von oft genug gut abgesicherten Staatsdienern versucht, ein Heer von Ehrenamtlichen am ganz langen Arm auszuhungern. „Dass sie den Nacken mir lernen beugen!“
Da wundert es nicht, dass auch die Fußball-Europameisterschaft von der woken Elite instrumentalisiert wird, um Sprachlenkung und Transgenderideologie unter die Leute zu bringen. Wenn Massen in die Stadien strömen, können sie sich nicht dagegen wehren, dass diese in Regenbogenfarben erstrahlen oder dass die deutsche Nationalmannschaft in pink-rosafarbenen Trikots aufläuft, in denen sie eher aussieht wie ein Werbeträger für den Christopher Street Day oder die LGBTQI-usw.-Gemeinschaft. Interessanterweise werden diese Propagandashirts nur bei Auswärtsspielen getragen, bei Heimspielen hingegen kommen weiße Shirts zum Einsatz. Das hat was Demonstratives, so als wollte man dem Rest der Welt – schon wieder! – zeigen, wie vorbildlich und fortschrittlich das Land ist, welches die Nationalelf vertritt. Laut dem Hersteller Adidas stehen die Trikots für „die neue Generation an deutschen Fußballfans und die Vielfalt des Landes“.
Massenereignis im Stakeholder-Kapitalismus
Aber der Volksmund ist nicht kleinzukriegen. Mitteilsame Fußballfans finden mit robustem Humor immer wieder ein Ventil für ihren Unmut über Bevormundung, Indoktrinierung und Sprachlenkung. Dabei lassen sie sich auch von hohen Geldstrafen nicht abschrecken. Zuletzt trat das DFB-Sportgericht despotisch für die Durchsetzung der woken Identitätspolitik auf, indem es gegen Bayer Leverkusen eine Strafzahlung von 18.000 € für ein Banner verhängte, an dem nichts Diskriminierendes zu entdecken war: „Es gibt viele Musikrichtungen, aber nur zwei Geschlechter“. Fans von Dynamo Dresden schenkten nach: „Es gibt nur einen lächerlichen DFB … und zwei Geschlechter“, konterten sie das DFB-Urteil.
Der Fußballsport, ein Massenereignis im Stakeholder-Kapitalismus, hat sich dem woken Zeitgeist schon weitestgehend untergeordnet. Das erkennt man auch auf den Netzseiten von Fußballverbänden und -vereinen. Dort wimmelt es nur so von Genderbegriffen. „Bei genderneutralen Einlasskontrollen können sich Stadionbesucher*innen aussuchen, ob sie von weiblichen oder männlichen Ordern*innen kontrolliert werden. Zusätzlich finden Briefings für Ordner*innen durch DFB Mitarbeiter*innen zum Thema geschlechtliche und sexuelle Vielfalt statt", heißt es z.B. beim DFB.
Der Fußball ist so populär wie keine andere Sportart oder kulturelle Bewegung, ein weltumspannendes mediales, wirtschaftliches und politisches Spektakel. Als Massenphänomen und Spiegel gesellschaftlicher Debatten eignet er sich daher bestens zur Instrumentalisierung durch gesellschaftliche Teilsysteme wie z.B. die Politik, die auch weidlich Gebrauch von ihren Einflussmöglichkeiten macht. „Vegane Kost, Unisex-Toiletten, Meldestelle – so ‚woke‘ wird die Fußball-EM 2024“ titelte der Focus.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), die schon bei der Fußball-WM in Katar mit der „One Love“-Armbinde überwiegend unangenehm aufgefallen war und auch sonst nicht zimperlich ist, politisch unliebsame Bürger einzuschüchtern, begrüßte die woke UEFA-Strategie für die EM 2024.
Wenn Politik, Wirtschaft und finanzstarke Interessengruppen im globalen Maßstab strategische Allianzen bilden, können sie viel anrichten. Das Netz des Durchregierens ist dicht gewebt und verfügt über schier unendliche finanzielle und personelle Ressourcen. Eins der größten Einfallstore für Sprachlenkung und die damit verbundene woke Ideologie in die deutsche Volkswirtschaft ist die „Charta der Vielfalt“, eine „Arbeitgebendeninitiative zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen“. Schirmherr ist der deutsche Bundeskanzler. Die Charta wurde von Daimler, der Deutschen BP, der Deutschen Bank und der Deutschen Telekom 2006 zusammen mit Staatsministerin Professor Dr. Maria Böhmer (CDU) initiiert. Inzwischen haben ca 3.000 Unternehmen und Konzerne unterschrieben. Der DFB unterschrieb 2011, er bietet mit seinem „Genderneutralen Stadionerlebnis“ also schon seit längerem ein Rundum-Sorglos-Transgender-Paket.
Gendern ist Sprachlenkung und Bevormundung
Als Initiator der ersten deutschen Volksinitiative gegen Gendersprache (Hamburg 2023) und Gründer der unabhängigen Infoplattform www.stoppt-gendern.de sehe ich mich in der Auffassung bestätigt, dass der direktdemokratische Weg, so mühsam er auch ist, der richtige ist, nachdem Aufrufe, Petitionen und Beschwerden jahrelang keine Rückkehr von Politik und Verwaltung zur Standardsprache in der öffentlichen Kommunikation erbracht haben. Bei einem Volksentscheid geht es um die Abstimmung über eine konkrete Sachfrage. In Deutschland ist eine direkte Beteiligung des Volkes an der Ausübung von Staatsgewalt nur auf Landesebene möglich. Hier haben die Bürger ein Initiativrecht. Und das nutzen sie im wachsenden Ausmaß.
Die Infoplattform liefert Informationen über die Anti-Gender-Volksinitiativen bundesweit, während etablierte Medien versuchen, die Volksinitiativen totzuschweigen. Dabei ist eine ideologisch und moralisch aufgeladene Kunstsprache wie das Gendern weder sachlich noch fachlich begründet, und allein durch sprachliche Einheitlichkeit ist auch Chancengleichheit gegeben. Und schließlich ist Sprachlenkung charakteristisch für totalitäre Systeme. In einer Demokratie hat sie nichts zu suchen. Darin sind sich die Volksinitiativen einig.
Die Sprache der Dichter und Denker, Richter und Henker
Deutsch ist die meist gesprochene Muttersprache in der Europäischen Union und Amtssprache in sieben Ländern. In seiner gewachsenen und gebräuchlichen Form erfreut sich die Sprache der Dichter und Denker großer Beliebtheit. Selbstverständlich ist sie auch die Sprache der Richter und Henker, denn die Sprache an sich ist ja weder gerecht oder ungerecht, noch friedlich oder gewalttätig. Das können immer nur die Sprachnutzer sein. Allen Sprachen ist zu eigen, dass sie grundsätzlich als Ausdrucksmittel und zur Verständigung der Sprachgemeinschaft über gemeinsame Werte und Regeln, über Bildungsinhalte, Kultur und Weltwissen dienen. Eine gewachsene Gemeinschaftssprache basiert auf sozialer Übereinkunft und ist geradezu Voraussetzung für jegliches gesellschaftliche Miteinander. Sie schafft erst die Grundlage für eine freiheitlich-demokratische Grundordnung. Die feindliche Übernahme der Sprache durch mächtige Interessengruppen mit totalitärer Anmaßung zerstört die Sprache und schadet den Menschen, die durch die täglichen Dosen an herrschaftlicher Ignoranz und dem daraus resultierenden Ohnmachtsgefühl lächerlich gemacht, verzwergt, zermürbt und gegenüber der Demokratie immer misstrauischer werden.
Der ideologische Neusprech, den das Volk schon seit Jahren ertragen muss, wirkt schon allein durch das Ausmaß der forcierten Verbreitung bizarr, ganz abgesehen von der sprachlichen Unsinnigkeit des Genderns. Der „Usurpator", undurchschaubar wie die Maske von Darth Vader, hat inzwischen alle gesellschaftlichen Ebenen befallen, Gendern findet sich in Film- und Fernsehproduktionen, Medien, Mailprogrammen, Apps, Plakatwänden, Buswerbung, in der Unternehmenskommunikation, in Amtsschreiben oder in den Sprechweisen von Politikern. Laufend werden über die Köpfe der Bürger hinweg Fakten geschaffen, Genderfakten eben.
Trotz der ausdrücklichen Ablehnung gendern Behörden, Medien, Unternehmen usw. unverdrossen weiter. Was soll man da noch sagen? Bricht bald wieder eine Zeit der Flüsterwitze an? Dann hätte ich schon einen: Es gibt nur ein’ Rudi Völler, und zwei Gelächter – und wer zuletzt lacht, lacht am Besten."
Sabine Mertens ist Kunsttherapeutin und Autorin und leitet die AG Gendersprache im Verein Deutsche Sprache (VDS). Sie ist die Initiatorin einer Hamburger Volksinitiative gegen die Gendersprache in Verwaltung und Bildung.