60 Jahre Freddy „Weihnachten auf hoher See.“
Tja, wie unterschiedlich das ein oder andere doch auf den ein oder anderen wirkt. “Wish You Were Here” von Pink Floyd habe ich in den 70ern so oft abgespielt, dass ich dieses Album danach nicht mehr hören konnte. Deep Purple habe ich nie exzessiv gehört, deswegen vertrage ich die bis heute wohl immer noch so gut. Allerdings ein Lied konnte ich schon in den 70ern nicht ab: dieses dämliche Da-Da-Daaa, Da-Da-Dadaa. Das war nämlich das einzige Lied aus dem Hardrock-Bereich, das diejenigen mochten, die von “uns” als geistig Behinderte bezeichnet wurden, sonst hörten die nämlich immer nur “Disko”, Saturday Night Fever und so. Deep Purple sind dann richtig gut, wenn sie “eigene Ideen” von Songs umsetzen. Daher gehört das 2013 erschienene Album “Now what?!” nicht nur zu den besten, die sie je gemacht haben, sondern ist auch mein Lieblingsalbum der Gruppe. Das Gegenteil von “eigenen Ideen” sind solche Songs, wo sie die unerträglich ausgelutschte Blues-Schiene unbedingt nochmal glauben bedienen zu müssen - und das geschieht bei ihnen bis zum heutigen Tag geradezu krankhaft oft. Das geht klischeemäßig in etwa so: My father was a poor man (Gitarre: Dadaa, dadaaa), but he was a happy man (wieder Gitarre: Dadaa, dadaaa). He said: I don’t need money (die unvermeidliche Gitarre und sonst nix: Dadaa, dadaaa), because I got my songs (genau, jetzt wieder die Gitarre: Dadaa, dadaaa).
Deep Purple versteht man nur als Boomer. „Child in Time” durfte als Engtanz-Knutsch-Nummer auf einer Schülerparty in den 1970er ebenso wenig fehlen wie „Stairway to Heaven”, der Rest war dann igendwie egal, Meat Loaf und Bonny M ging auch immer, und als Besenmusik Heino. Diese Zeiten sind vorbei. Die Schülerzeit meiner Kinder war in den 1990ern und 2000ern, sie hatten Techno, den Pop und Boys Groups, aber schon keine Partys mehr (es war die hohe Zeit der Clubs) jetzt ist die erste Enkelin im Teeniealter und, während manche Dinge sich nie ändern, sind die Zeiten doch ganz andere. In einem Raum nebeneinander zu sitzen, um auf Smartphones kichernd (aber jeder für sich) Tiktok anzusehen, dafür gab es früher kein Pendant, und darüber bin ich froh. Und auch darüber, daß es in meiner Klasse, von der 1. bis zur 13., nur deutsche Kinder gab. Was ich da bei meiner Enkelin erlebe… besser wirds nimmer.
Nur am Rande: Deep Purple waren keine Kostverächter, aber zugekokst waren sie nie. Alkohol war ihre Droge. Erst mit Glenn Hughes - und noch später Tommy Bolin - kamen die härteren Sachen, mit denen aber Gillan, Lord, Glover und Paice nichts anfangen konnten. Die blieben beim Bier. Und noch was: als Foto über dem Artikel hätte man schon eins aus jener Zeit nehmen können, sprich: Blackmore statt Morse.
@Thomas Schmied Hatte eigentlich nicht vor, zu diesem Thema einen Kommentar abzugeben, aber bei Ihren Stichworten “bekloppt” und “Depression” muss ich einfach was sagen. Deep Purple waren neben Led Zepplin in den 70ern meine absoluten Favoriten und sind es heute noch. Status Quo? Absolute Launemacher! Uriah Heep, Wishbone Ash oder Black Sabbath… alles Helden meiner Jugend. ABER, aus der Depression rausholen konnten die alle nicht. Klar, wenn man in den Songs abtauchte, war alles easy und schön. Aber wenn der letzte Ton erklungen war? Nein, so abgefahren und cool und “geil” diese Musik auch war, bzw. noch ist (ich könnte heute noch drin entschwinden, tu es aber bewusst nicht mehr), meine Antwort auf “nicht bekloppt werden” und auf depressive Anflüge habe ich woanders gefunden: im Glauben an den Auferstandenen! Das mag für viele Rock-Fans noch “abgefahrener” sein, aber was heute kaum noch einer “schnallt” (wenn wir schon über 70er Jahre-Mucke reden, dann auch im 70er Jahre-Jargon :-) ) ist, dass ER sowas von rockt, dagegen ist Alice Cooper eine Vorlesetante aus dem Kindergarten! Warum? Weil nur ER mal am Kreuz hing, starb und wieder zurück auf die Bühne kam! Und dass ohne Bühnentricks wie die der Vorlesetante! (Ich sag nur: Guillotine) Ich will Ihnen die Mucke nicht madig machen, wollte hier nur mal auf das bessere Rezept gegen Beklopptheit und Depris hinweisen. Frohen vierten Advent und schöne Weihnachtstage, lieber Herr Schmied und allen Rockfans.
Bitte googeln: “Joe Morello - the Great Drum Solo” auf YT. Schlagzeuger bei Dave Brubeck. Genialst und null langweilig!
Eine Empfehlung Ihrerseits, die Sie anschließend selbst z e r s e t z e n ? Brauchen Sie Urlaub ? Wenn Sie ein Vibrato stört, greifen Sie zu Till Brönner oder Chat Baker. Da werden Sie garantiert nur stimmliche Monotonie erleben. Auch schön…..aber eben keine ROCKSTIMME. Ebenso geiles Stimmchen: Lou Gramm von Foreigner. Relaxen Sie ein bißchen. Danke für Ihre musikalischen Häppchen, frohe Weihnachten und ein gutes NEUES !!
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.