DDR-Aufarbeitung: Klitterkurs mit Anetta

Über die Hintergründe der Fachtagung „Der rechte Rand der DDR-Aufarbeitung“ der Amadeu Antonio Stiftung berichtete auf Achgut.com im Vorfeld ja bereits Vera Lengsfeld. Den Charakter dieser Veranstaltung fasste Lengsfeld dabei einprägsam in ihrem Artikel „Warum öffentlich, wenns auch konspirativ geht?“ zusammen:

Seit die SED-Herrschaft von den rebellischen Bürgern im Ergebnis der Friedlichen Revolution abgeschafft wurde, tobt der Kampf um ihr Bild in der Geschichte. Die alten SED-Kader und die Mitarbeiter der Staatssicherheit hatten und haben das größte Interesse daran, den Diktaturcharakter des zweiten deutschen Staates zu vertuschen. Dabei erzielte die SED, die sich nach viermaligem Namenswechsel heute Linke nennt, beträchtliche Erfolge.“

Zu dieser Einschätzung passt ein Bericht auf Belltower.News, dem Haus- und Hof-Propagandaorgan der Amadeu Antonio Stiftung, das versucht, die Opfer des SED-Unrechtsregimes im Besonderen und die Opfer des Kommunismus im Allgemeinen zu relativieren. Und dabei auch nicht davor halt macht, die Bürgerrechtler und Oppositionellen der DDR mit braunem Dreck zu bewerfen. Der Trick dabei ist ein Musterbeispiel linker Dialektik. 

Hanebüchene und absurde Sätze

Statt sich mit den Untaten der sozialistischen Volksgemeinschaftler auseinanderzusetzen, verweist man auf die Verbrechen der Nationalsozialisten. Das will ich zuvörderst an einer Aussage des Historikers Klaus Bästlein – neben Anetta Kahane einer der Initatoren der Fachtagung – veranschaulichen, welche so abenteuerlich und absurd ist, dass man meinen sollte, die Amadeu Antonio Stiftung hat nicht mehr alle Seiten in ihrem Kommunistischen Manifest:

Das DDR-Unrecht wird übersteigert, um im Kräftemessen mit der Deportation und dem Massenmord an Jüdinnen und Juden standhalten zu können.“

Dieser neuzeitige und typisch deutsche Missbrauch des Holocaust bei jeder unpassenden Gelegenheit – hier geht es schließlich um die DDR und nicht um die Shoa! – habe ich in meinem Artikel „Erinnerungskultur als deutscher Fetisch“ bereits als „Selbstvergewisserung“ der „guten Deutschen“ beschrieben:

Der Jude als Fetisch einer Phantasiebefriedigung der Nachfahren der Tätergeneration. Ihr Ritus soll die bösen Geister der Ahnen vertreiben und sie in Einklang mit sich und dem Hier und Jetzt bringen […] Und der Holocaust ist, in seiner massenmörderischen Ausführung wie in seiner erinnerungskulturellen Selbstabsolution, sein typisch deutsches Ritual.“

Des Weiteren ist obige Aussage ein Beispiel des in der Sowjetunion und allen realsozialistischen Diktaturen exerzierten Whataboutism. Das Wiktionary definiert Whataboutism als „Argumentationstechnik, bei der man auf einen kritischen Vorwurf über ein Versagen mit einem Verweis auf ein Fehlverhalten oder einen Missstand auf der anderen Seite, zum Beispiel der des Gesprächspartners, verweist“.

Hier eine weitere Auswahl hanebüchener und absurder Sätze aus dem Bericht, bei der sich eigentlich jeder seriöse Historiker, der sich an dieser „Fachtagung“ beteiligt hat, selbstkritisch hinterfragen sollte, warum er an einem Treffen von DDR-Reichsbürgern teilgenommen hat, die ihre ganz eigene verschwörungstheoretische und geschichtsglättende Sicht auf die DDR verbreiten:

Die Opferpyramide der Stiftung

(1) „Zentrum der Debatte ist die Frage, wie die deutsche Geschichte so aufgearbeitet werden kann, dass den Opfern [von Faschismus und Kommunismus, Anm. des Autors] Gerechtigkeit getan wird, ohne Verhältnismäßigkeiten zu marginalisieren“

(2) „Aus der Schwere der Erfahrungen der Opfer des DDR-Regimes entstand das in den 1990er Jahren prägende ‚Totalitarismus-Paradigma‘: Eine vermeintliche Gleichsetzung der Verbrechen des Nationalsozialismus und der Verbrechen der SED-Diktatur, wenn etwa beide als ‚Unrechtsstaaten‘ bezeichnet werden oder als ‚die beiden Diktaturen‘“

(3) „Helmut Müller-Ensberg berichtet etwa über Stasi-Forschung, die belegt, dass gerade einmal 5 % der Stasi-Mitarbeiter*innen mit Repressionen gegen Gegner*innen des Staates beschäftigt waren – der überwiegende Teil versuchte, die nicht funktionierende Ökonomie zu organisieren.“

(4) „Die Stasi war eine Militärpolizei, aber keine Gestapo. Es gab physische Gewalt, aber nicht als System, sondern als Eskalation. Das Ministerium für Staatssicherheit war gefährlich, aber es war nicht die Gestapo.“

Erstens. „Verhältnismäßigkeiten“ bei Opfern? So eine Art Opferpyramide? Oder eine Art Orwellsche Dialektik massenmörderischer Gleichungen der Verhältnismäßigkeit: Dreimal kommunistischer Massenmord ergibt genau einen nazistischen Massenmord? Zweimal Stasi-Folter ist gleich eine Gestapo-Folter? Und zwanzigmal Gulag ergibt einmal Auschwitz?

Zweitens. Die DDR war kein „Unrechtsstaat“ und auch keine „Diktatur“? Da liegt man ganz auf der Linie der Propagandisten des antifaschistischen Schutzwalls. Das hat Erich Mielke ja bekanntlich auch noch schöner formuliert: „Ich liebe – Ich liebe doch alle – alle Menschen – Na ich liebe doch – Ich setze mich doch dafür ein.“ Das glaubt ihm die Amadeu Antonio Stiftung vermutlich heute noch.

Drittens. Fünf Prozent der Stasi-Mitarbeiter haben ausgereicht, ein ganzes Staatsvolk auszuschnüffeln, in permanenter Unsicherheit zu wiegen und ihm die Freiheit zu entreißen? Da mag man sich gar nicht vorstellen, was hundert Prozent hätten bewirken können? Andererseits: Welch ein Glück, dass sich die verbliebenen 95 Prozent der Menschenschlächter nur darum bemüht haben, das wirtschaftlich bankrotte Unrechtsregime noch so lang wie möglich am Leben zu erhalten.

Viertens. Die Stasi war nur eine „Militärpolizei“? Physische Gewalt war Eskalation? Die kommunistische Geheimpolizei also als nette und humane Variante der Gestapo? Quasi physische und psychische Folter mit menschlichem Antlitz? Das beruhigt alle Opfer des Kommunismus, die in Stasi-Gefängnissen beziehungsweise im sowjetischen Gulag sitzen und sterben durften.

Jeder Massenmord ist singulär

Der Vergleich des SED-Regimes mit der NSDAP-Diktatur ist auch nur ungenügend. Man müsste, wenn man es denn korrekt machen wollte, dies ohnehin in einen größeren Kontext einbetten: einen Vergleich der Opfer von Faschismus und Kommunismus. Die DDR war nur ein kleines Zahnrad in der kommunistischen Todesmaschinerie, die sich in Stalinschen Säuberungen, dem Gulag, dem Großen Sprung nach vorn, der Kulturrevolution oder den Killing Fields zeigte. Braucht man diesen Vergleich der Opfer aber überhaupt?

Zum Vergleich der Opfer von „Diktaturen“ und „Unrechtsregimen“ und der Singularität des Holocausts hat Henryk M. Broder in seinem Artikel „Auschwitz ist heute ein Disneyland des Todes“ in der WELT eigentlich alles gesagt:

Der Holocaust ist auf seine Weise so singulär wie jeder andere Völkermord auch: der an den Hereros in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, an den Armeniern im Osmanischen Reich, an den Tutsis in Ruanda. Die ‚industrielle Vernichtung‘, die immer wieder als Charakteristikum der ‚Singularität‘ angeführt wird, taugt nicht als Alleinstellungsmerkmal. Jeder mordet, so gut er kann. Ob die Opfer in eine Gaskammer getrieben werden, wo sie ersticken, oder in die Wüste, wo sie verdursten, macht am Ende keinen Unterschied – weder einen juristischen noch einen moralischen. Wer die eine Methode ‚grausamer‘, beziehungsweise ‚humaner‘ als die andere findet, der hat noch nie vor der Wahl gestanden, sich für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden zu müssen.“

Betrachtet man die Verbrechen der Kommunisten, erweisen sich die Stalinschen Säuberungen, der Gulag, der Große Sprung nach vorn, die Kulturrevolution oder die Killing Fields eben auch als solche historische Singularitäten. Warum sollte man diese massenmörderischen Verbrechen eigentlich miteinander vergleichen? Wer hat davon überhaupt etwas? Sie stehen jeweils gesondert für Abgründe der menschlichen Zivilisation. Und was genau haben die Opfer und ihre Nachfahren von einer derartigen Opferpyramide? Bringt es ihnen ihre Eltern, Großeltern und Verwandten zurück? Macht es ihr Leid ertragbar, wenn sie wissen, dass andere Opfer noch schlimmere Massenmörder hatten und so die „Verhältnismäßigkeit“ des Horrors bewahrt bleibt?

Stasi-Knast und Gulag als „Lebensglück“

Und dann lässt es sich die Amadeu Antonio Stiftung auch nicht nehmen, den DDR-Bürgerrechtlern und Dissidenten noch ordentlich einen aus der Faschismus-Pulle einzuschenken:

In der DDR habe die Bürgerrechtler-Szene sich als gemeinschaftsstiftende Empörungsgemeinschaft entwickelt, in der der Staat als Feind fest etabliert war, so eine These von Habbo Knoch. Es treibe einige dieser Bürgerrechtler*innen ins politisch rechte bis rechtspopulistische Lager, dass sie ihre Lebensleistung als politische Häftlinge in der Nachwende-Gesellschaft als nicht genug gewürdigt empfänden. Einige empfänden zudem die Streitbarkeit und Fundamentalopposition gegen das System als Lebensglück – egal gegen welches System.“

Alleine die Aussage „Streitbarkeit und Fundamentalopposition gegen das System als Lebensglück“ ist eine derartige Verhöhnung der Opfer des Sozialismus, die Geschichts-Professaor Habbo Knoch hier tätigt, dass man ihm vielleicht einmal den Besuch eines Stasi-Knasts oder eines Gulags empfehlen wollte. Welch „Lebensglück“ es ist, psychisch wie physisch gefoltert zu werden oder sich zu Tode zu arbeiten, fasst Belltower.News dann recht eindrücklich in einer Arbeitsanweisung an die Geschichtswissenschaft zusammen, der sich Professor Habbo Knoch offenkundig auch verpflichtet sieht:

Opfer und Zeitzeugen bringen immer Emotionen und eine persönlich gefärbte Sicht mit in ihre Erzählung ein. Normalerweise ist es Aufgabe der Geschichtswissenschaft, hierzu ein Korrektiv zu bilden, also zu prüfen, welche Fakten nachvollziehbar sind oder wo persönlicher Schmerz Objektivität überlagert.“

Man möchte nach dieser ganzen Verbalrabulistik, dieser Verhöhnung der Opfer und diesem Füllhorn an Whataboutism die Amadeu Antonio Stiftung, die Teilnehmer der Fachtagung im Allgemeinen und Herrn Professor Knoch sowie Herrn Bästlein im Besonderen hier noch einmal deutlich fragen: Warum verweisen Sie in ihrer Analyse auf den Nationalsozialismus? Warum versuchen Sie die Verbrechen der Realsozialisten damit zu rechtfertigen, dass die Hitler-Faschisten doch viel Schlimmeres taten? Was soll am Treiben der Stasi gut sein, nur weil die Gestapo es so menschenverachtend trieb? Wenn der Holocaust eine faschistische Singularität war, so sind Gulag, Kulturrevolution und Killing Fields jeweils doch auch gesondert kommunistische Singularitäten? Und schließlich: Der fetischistische Penisvergleich der Menschenschlächter hilft genau wem?

Allzeithoch kommunistischer Todesopfer

Offenkundig mangelt es bei den oben referenzierten Damen und Herren, die sich im Umfeld der deutschen Geschichts- und Politikwissenschaften bewegen, an einer erheblich wissenschaftlich fundierten Einsicht in ihr eigenes Arbeitsfeld. Daher möchte ich hier aus einem wissenschaftlichen Artikel von Juan José Linz zitieren, der als Sterling Professor für Politikwissenschaft an der Yale University und Ehrenmitglied des Wissenschaftlichen Rates am Juan March Institute wirkte. 

In seinem Artikel „Types of Political Regimes and Respect for Human Rights: Historical and Crossnational Perspectives“ von 1992 sagt er eigentlich alles über die Opfer der faschistischen wie kommunistischen Unrechtsregime. Ich gebe dies mit der Übersetzung aus dem Sammelband „Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung“ wieder:

Robert Conquest hat die verstreuten Belege zur Zahl der Festnahmen, Hinrichtungen sowie der Gefangenen und Todesopfer in Lagern des UdSSR während der Stalinzeit ebenso zusammengetragen wie die Schätzungen, die sich aus Volkszählungsdaten ergeben. Für Ende der dreißiger Jahre werden rund eine Million Hinrichtungen geschätzt. Berechnungen über die Zahl von Lagerinsassen um 1940 bewegen sich zwischen 6,5 und 12 Millionen, je nach Jahr und Schätzungsmethode. Nimmt man bei vorsichtiger Schätzung einen Durchschnitt für die Periode von 1936 bis 1950, bei einer Lagerbevölkerung von acht Millionen und einer Sterberate von zehn Prozent jährlich, dann ergibt sich eine Gesamtzahl von 12 Millionen Todesopfern. Zählt man die Million Hinrichtungen in dieser Zeit, die Opfer der Prä-Yezhov-Ära unter Stalins Herrschaft (1930-1936), die verstorbenen Lagerverurteilten und die 3,5 Millionen Opfer der Kollektivierung hinzu, errechnet Conquest die Zahl von 20 Millionen Todesopfern in 23 Jahren Stalinherrschaft. Die Zahlen für China waren in der Konsolidierungsphase niedriger, aber Mao gab im Februar 1967 zu, daß rund 800 000 ‚Feinde des Volkes‘ getötet worden waren, während andere Schätzungen eine Zahl zwischen einer und drei Millionen Menschen nennen, – das wäre nach Dallin und Breslauer ein drittel bis ein halbes Prozent der Bevölkerung. Reitlinger schätzt, daß die Zahl der Opfer der nationalsozialistischen ‚Endlösung des Judenproblems‘ sich zwischen 4,2 und 4,5 Millionen Menschen bewegt, wobei die Gesamtzahl der jüdischen Todesopfer auf sechs Millionen geschätzt wird […] Das letzte Beispiel eines totalitären Systems, das für den Tod einer unglaublichen Zahl seiner Bürger verantwortlich war – die Schätzungen reichen von 740 700 bis zu drei Millionen (bei einer Bevölkerung von 7,3 Millionen) – ist die Herrschaft der Roten Khmer im Kambodscha von 1975 bis 1979.“

Stalin hat es also in 23 Jahren geschafft, den Body Count des Kommunismus auf 20 Millionen Todesopfer hochzutreiben, die Nazis haben in zwölf Jahren Terrorherrschaft sechs Millionen Juden getötet. Bezüglich China sind in der obigen Rechnung die 15 bis 45 Millionen Hungertote des „Großen Sprungs nach vorne“ noch gar nicht einkalkuliert worden. Die Steinzeitkommunisten der Roten Khmer haben es in nicht einmal fünf Jahren geschafft, nahezu 40 Prozent der eigenen Bevölkerung zu ermorden. Letzteres ist, rein prozentual gesehen, das moderne Allzeithoch des Massenmords.

„Nie wieder“ heißt „Nie wieder“

Linz beschreibt diesen spezifisch massenmörderischen Charakter von Kommunismus beziehungsweise Nationalsozialismus als „Einsatz von Terror gegen ganze Gruppen von Menschen ohne irgendeinen Beweis ihrer Schuld oder auch nur ihrer Absicht, das politische System zu bedrohen“. Darunter fallen „der Entzug der Menschenrechte, Massenverhaftungen und die Beseitigung der Menschen durch die Handlanger des Staates oder der Partei als Ergebnis absichtlich formulierter Regierungspolitik“. Doch die Auswahl der Opfer veranschaulicht die individuelle Singularität von Kommunismus beziehungsweise Nationalsozialismus:

Im Falles der Nationalsozialisten waren die Opfer Juden, Zigeuner, Mitglieder religiöser Sekten, die ‚biologisch Ungeeigneten‘, bestimmte Kriegsgefangene oder Teile der Bevölkerung in besetzten Gebieten. Die Kommunisten verfolgten Menschen, die zu bestimmten sozialen Schichten gehörten und die man als konterrevolutionär bezeichnen konnte, wie die Grundherren, den Klerus und die Kulaken (Großbauern) sowie Mitglieder ethnischer Gruppen auf der Grundlage einer kollektiven Schuld. Diese Liste der Opfer ist einzigartig für die moderne Zeit. In diesen Fällen mußten die Opfer nicht persönlich einer Tat gegen den Staat oder die Sozialordnung schuldig sein. Ihre Peiniger mußten keinen Versuch unternehmen, einen Fall gegen sie zu konstruieren, der auf irgendwelchen erfundenen oder realen Beschuldigungen aufbaute […] Ihr Schicksal war die Folge ideologischer Vorurteile“

Der millionenfache Massenmord von Kommunisten und Faschisten an Ideologie-spezifischen Volksfeinden zeigt, dass jedes Unrechtsregime für sich eine Singularität darstellt. Untereinander nicht vergleichbar, sondern einsam und alleine als Menetekel für die Abgründe menschlicher Zivilisation stehend. Statt sie miteinander zu vergleichen, sollte man gesondert die Lehren aus diesen massenmörderischen Unkulturen ziehen. Damit ein „Nie wieder“ tatsächlich auch ein „Nie wieder“ bedeutet. Ein „Nie wieder Auschwitz“, ein „Nie wieder Gulag“ und ein „Nie wieder Kulturrevolution“. Also: Ein „Nie wieder“ dem Totalitarismus sowie ein „Nie wieder“ dem Kollektivismus. Antifaschismus und Antikommunismus gehen demnach Hand in Hand.

Wer also die Opfer des DDR-Unrechts relativiert, relativiert zugleich die Opfer von Stalin, Mao und Pol Pot, also alle Opfer des Kommunismus. Und entsagt so jedem „Nie wieder“. Ein Verweis auf die Opfer des Nationalsozialismus und ein Vergleich mit dem industriellen Massenmord an den Juden dient nur einem Zweck: den eigenen kommunistischen Fetisch gegen jede Kritik zu immunisieren. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Dass nämlich der Kommunismus eine massenmörderische Singularität ist, der man nicht huldigen, sondern der man mit allen rechtsstaatlichen wie zivilgesellschaftlichen Mitteln begegnen sollte.

Lesen Sie zu diesem Thema auch:

Die Akte Anettta Kahane 1

Die Akte Anetta Kahane 2

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Leserpost

netiquette:

Sybille Schrey / 02.03.2019

@ Petra Wilhelmi:  Richtig, der Terror gegen Menschen beginnt im täglichen Leben. Richtig ist auch, daß die genannten Leute darum völlig fehl am Platze sind. Wer sich dann aber über Kritik an „Westklamotten“ beschwert und gleichzeitig wissen will: „Ab wie vielen Opfern wird von Massenmord gesprochen?“ - ohne Kommentar! Zitat bzgl. Massenmord: „Sind es 10, sind 50, 500, 1000, 1 Million und mehr? Sind die 10 Ermordeten es nicht wert genauso betrauert zu werden, wie der Einmillionste, den ein totalitäres Regime zu verantworten hat? Ich will damit sagen, dass es irrelevant ist, sich gegenseitig die Ermordeten aufzurechnen.“ Es geht doch nicht darum, ob jeder einzelne zu betrauern ist, was soll diese Ablenkung? Aber hinsichtlich „Irrelevanz“ der „Aufrechnung“ hilft Ihnen vielleicht folgendes simple Beispiel: Wenn Sie vor die Wahl gestellt würden, ob man Ihnen den kleinen Finger oder beide Hände abhackt, ergäbe das für Sie evtl. einen, wenn auch nur geringfügigen, Unterschied? Oder wie Herr Dost treffend schrieb: „Es macht schon einen Unterschied, ob man zwangsweise ein Pionierhalstuch oder einen Strick um den Hals gelegt bekommt.“ Ich weiß wie riskant solche Vergleiche sind, ich fürchte allerdings, bei Ihnen hilft nichts anderes. „Auf einen groben Klotz ein grobes Beil.“ Was auch für die meisten anderen Leserkommentare zutrifft. Merkt Ihr´s eigentlich noch? Die meisten, incl. dem Autor, bewegen sich im gleichen Fahrwasser dessen, was sie kritisieren. Danke den wenigen besonnen Kommentatoren.

Jens Frisch / 02.03.2019

“Erstens. „Verhältnismäßigkeiten“ bei Opfern? So eine Art Opferpyramide?” Dazu gibt es ein eigenes Buch von Martin Lichtmesz: “Die Hierarchie der Opfer” Wenig schmeichelhaft für die “Linke”...

Werner Arning / 02.03.2019

Bisher zu kurz gekommen, ist doch offensichtlich die Aufarbeitung des DDR-Regimes. Ich verstehe deshalb gar nicht, warum diese Stiftung so eifrig darauf aus zu sein scheint, von eben dieser so nötigen Aufarbeitung weg auf andere Themen abzulenken. Will die Stiftung denn gar keine Aufarbeitung dieser Zeit? Will sie lieber über Nazis sprechen? Ist ihr das denn angenehmer? Vielleicht weil deren Zeit schon länger zurück liegt? Also keine Lebenden mehr belästigt werden müssen? Ist es Rücksichtnahme? Möchte man keine Beteiligten behelligen? Das wäre ein Erklärungsansatz. Oder will die Stiftung jemanden schützen? Einen Beteiligten? Aus irgendeinem Grund möchte sie sich anscheinend mit den „Vergehen“ seitens der DDR nicht so gerne auseinandersetzen. Oder hat die Stiftung für diese „Vergehen“ am Ende Verständnis? Manchmal kommt es mir so vor.

Wolfram Fischer / 02.03.2019

Linke Opfer Wo und wann auch immer Linke (“Sozialisten”, “Kommunisten” oder wie auch immer sie sich bezeichnen oder bezeichnet haben) die Macht in Ihre dialektisch deformierten Finger bekommen haben, das Resultat war ohne jede Ausnahme: Diktatur, Unrecht, Entrechtung ds Volkes, Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung Andersdenkender, Verfolgung “verdächtiger Subjekte”, Spitzelwesen, wirtschaftliche Katastrophen, schamlose Selbstbereicherung der Nomenklatura usw. usw. Und vor allem: 100 MILIONEN TOTE - 100 MILLIONEN Opfer linker Systeme! Ob Stalin in der SU (20-25 mio Opfer), Mao in China (50-70mio Opfer), Pol Pot in Kamodscha (1,5-2mio Opfer), Kim il Sung in N-Korea (1,5-2mio Opfer) und viele andere Links-Experimentatoren… eine breite linke Blutspur zieht sich durch die letzten 100 Jahre! Und die Linken klopfen immer noch völlig unverfroren ihre verkopften Schlaumeiersprüche, statt sich vor Scham in Grund und Boden zu schämen! Ich finde das unerträglich! Die Linken hatten bereits viel zu viele Gelegenheiten um zu beweisen, daß Ihre Systeme funktionieren… UND IMMER - OHNE AUSNAHME - sind sie krachend GESCHEITERT! Schluss… aus… vorbei… Klappe halten… schämen… abtreten! Und den Experimentierkasten “Sozialismus” als das bezeichnen was er ist, nämlich ein Irrweg, und ihn endgültig in den Orkus der Geschichte versenken. Ich will mir diesen verlogenen Schwachsinn nicht mehr anhören müssen, weil er nichts anderes zu bieten hat als tolle Sprüche und gleichzeitig unermessliches Leid!

marc von aberncron / 02.03.2019

Milieus, aus denen üblicherweise gegen die bundesdt Polizei als ein strukturelles “Übel“ mobilisiert wird, demaskieren ihre Dummheit mit diesen Relativierungen, die eine “Militärpolizei“ zur kuscheligen Anstandsgarde reduzieren sollen. Es gab da auch mal so ein Mauerschützenurteil, viel Trubel um Retroaktivität, Radbruchsche Formel u. so ... - Die Kooperationen von SPD-geführten Bundesministerien mit Protagonisten, Zensorett_innen und Nutznießern der SED-Unrechtsherrschaft sollten bei den anstehenden Europa- u. Landtagswahlen abgestraft werden. - In einem Land, in dem die “Stasi-Akte“ einer Frau Dr. Murksel, née Kasner, weiterhin unauffindbar bleibt, möchten sicherlich auch andere Wendehälse u. Profiteur_innen gut u. gerne leben, indem Schuld u. Verantwortung relativiert oder vertuscht werden ...

Dr. Peter Müller / 02.03.2019

Apropos Propaganda: “Die Geschichtsaufarbeitung in der heutigen Bundesrepublik ist geprägt durch vereinfachte westliche Erfolgsgeschichten auf der einen und durch ostdeutsche Horrorgeschichten auf der anderen Seite. Geschichtsbetrachtung wird von aktuellen Westnormen bestimmt, ostdeutsche Erfahrungen werden marginalisiert. Der Einigungsprozess wird dadurch stark belastet.” (Prof. Andrew H. Beattie in “Learning from the Germans? History and Memory in German and European Projects of Integration”, University of Technology Sydney, 2007)

Ursula Horvath / 02.03.2019

wenn ich 17 Mio. meiner Landsleute in quasi russischer Gefangenschaft lasse bin ich dann nicht mitschuldig? Ja, Herr Schneider, theoretisch bin ich dann mitschuldig, dazu muss ich aber alle zeitbezogenen Möglich- oder Unmöglichkeiten mit bedenken. Als Ex Ossi Frau wäre ich gern befreit worden, doch dies hätte einen großen Krieg zur Folge gehabt,  aus dem kalten, wäre wahrscheinlich ein glühend heißer Krieg geworden und kein Deutscher weder in Ost noch in West hätte diesen überlebt. Deshalb Herr Schneider,  war das gegängelte Leben der Brüder und Schwestern hinter dem Eisernen Vorhang, immer noch besser, als so wie in Hiroshima zu verglühen! Soviel Eigennutz musste sein, denn wir waren jung und hatten auch Träume von einer besseren Welt. Leider ist daraus Nichts geworden, wenn man auf die heutige Welt blickt.  Das ist sehr traurig auch für zukünftige Generationen!

Michael Dost / 02.03.2019

„Whataboutism“ on dem von Ihnen zugewiesenerm Sinn ist aber nicht nur, wenn auf einer Veranstaltung „Der rechte Rand der DDR-Aufarbeitung“ auf die Verbrechen des Nationalsozialismus relativierend verwiesen wird – auch Ihr Artikel ist nicht frei davon, denn Sie ihrerseits verweisen auf Gulag,Kulturrevolution und killing fields im gegebenen Zusammenhang , obwohl Thema eigentlich die DDR-Aufarbeitung ist. Sosehr ich den Umgang der AAS und der von Kahane geknüpften Stasi-Merkelianismus-Netzwerke mit der Geschichte der DDR verabscheue, so bin ich doch froh, in der DDR geboren und aufgewachsen zu sein, statt zur falschen Zeit in der stalinschen Sowjetunion, in Rotchina oder Kambodscha.  Es macht schon einen Unterschied, ob man zwangsweise ein Pionierhalstuch oder einen Strick um den Hals gelegt bekommt. Die DDR war eine Diktaur und ein Unrechtsstaat,  aber zur korrekten Aufarbeitung gehört auch, die wesentlichen (und für die Menschen wie mich lebenswichtigen) Unterschiede zu erkennen.  Auch die aus historischer Erfahrung nicht selbstverständliche Zurückhaltung der anderen Seite zur Wende 1989 ist als eine Form der Katharsis anzuerkennen, so dass sich m.E.  eine Zuweisung einer Mitverantwortung für die Verbrechen Stalins, Maos und der roten Khmer an zumndest jene Systemlinge der DDR verbietet, die 1989 einen friedlichen Übergang mit ermöglichten. Eine solche Differezierung zwischen den Verbrechen des Kommunismus gegenüber den nationalen Ausprägungen und der individueller Verantwortung Einzelner muss die historische Wissenschaft leisten.

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