Der schwarze Rapper DAX hat dem Lied des weißen Liedermachers Oliver Anthony über die reichen Männer nördlich von Richmond ein paar Zeilen hinzugefügt.
„Was, wenn die Menschen nicht mehr durch „Rasse“ getrennt werden? Was, wenn es eine Frage der Klasse ist? Was, wenn nicht mehr Schwarz gegen Weiß kämpft und auch nicht Mann gegen Frau? Was, wenn uns nicht mehr so sehr Rassismus und Sexismus trennt, sondern vielmehr die Frage, ob wir dazugehören oder nicht, ob wir Teil sind der reichen Männer nördlich von Richmond oder eben nicht?“
Diese Frage habe ich in meinem letzten Artikel über Oliver Anthony gestellt, da dem Liedermacher nicht selten vorgeworfen wird, er sei ein Rassist. Der öffentlich-rechtliche SWR zum Beispiel titelte am 24. August 2023:
„Rich Men North of Richmond“: Ein Song für die White Supremacy stürmt die US-Charts
Der SWR lügt und diffamiert schlicht und ergreifend mit dieser Behauptung, denn das Lied kommt extrem gut auch in großen Teilen der schwarzen Community an. Es gibt unzählige Videos auf diversen sozialen Netzwerken, wo reichweitenstarke schwarze Influencer mit Worten des höchsten Lobs auf seine Lieder reagieren.
„Unsere Kinder wissen nicht mehr, woran sie glauben sollen“
Jetzt hat sogar der Rapper DAX dem Lied ein paar Zeilen hinzugefügt. Sie lauten in einer deutschen Übersetzung:
„Diese Welt verändert sich. Ich musste es akzeptieren. Sie fragen mich nach meinen politischen Ansichten, während ich nach ihren versteckten Absichten suche. Ich habe keine Antwort, aber ich versuche mich daran zu erinnern, dass es der Teufel ist, der spaltet. Der Druck kommt von den Menschen unter uns. Unsere Streitigkeiten verschwenden unsere Zeit, indem sie helfen, deren Lügen voranzutreiben. Also, fick die politischen Ansichten. Ich habe gesunden Menschenverstand!
Ich weiß, dass Gott den Menschen erschaffen hat, und die Sonne senkt sich für ein Leben, in dem wir uns auf Dinge konzentrieren, die wir nicht kontrollieren können und so viel Bedauern anhäufen, dass wir an dem Tag, da wir endlich beschließen, leben zu wollen, praktisch schon tot sind.
Also gehe ich schlafen mit den Gedanken daran, 45 Jahre in Schulden zu leben, 45 Jahre die Miete nicht bezahlen zu können, 45 Jahre nur für eine Rente zu arbeiten. Ich bin zu alt, um zu genießen und auszugeben. 45 Jahre arbeiten und schuften für reiche Männer, ohne Zeit für meine Familie und Freunde. Dann wache ich auf und bete, dass es enden möge.
Als Nachfahren von Adam und Eva, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, nehmen sie Gott aus den Schulen. Unsere Kinder wissen nicht mehr, woran sie glauben sollen. Von 6 bis 18 Jahren versagt der Lehrplan, und die Generation Z wird von ihren Handys unterrichtet, mit erzwungenen Feeds, die von Unternehmen gesponsert und bezahlt werden. So greifen sie uns an. Es beginnt bei der Jugend.
Wenn du nur oft genug lügst, wirst du jeden überzeugen, dass die Lüge die Wahrheit ist.
Diesen Kindern zu sagen, sie könnten ihr Geschlecht in einem Alter wählen, in dem sie nicht einmal ihre eigenen Schuhe binden können, Auto fahren oder trinken dürfen, ist verrückt. Gesunder Menschenverstand ist nicht gesund, es sei denn, er bezahlt mich, das ist die heutige Denkweise.
Ich höre auf, mit diesen Leuten zu streiten, die denken, dass eine Wahl Veränderung bringen wird.
Wie viele Präsidenten braucht es, um ein lebenswertes Leben zu haben, einen wirklich ausreichenden Lohn?“
Fragen an Gott
Das sind die Worte von DAX, der mit bürgerlichem Namen Daniel Nwosu Jr. heißt. Er wurde 1994 in St. John's, im kanadischen Neufundland und Labrador, geboren und wuchs in Ottawa auf. Er ist Dichter und schreibt Rap-Texte, Gedichte und Reden. Während seiner Zeit an der Newman University arbeitete er als Reinigungskraft.
Im Jahr 2016 entschied er sich in einem Bus aus einer Laune heraus, mit seinem Basketballteam ein Gedicht zu schreiben. Seine Dichtkünste beeindruckten sein Teamkollegen so sehr, dass DAX daraufhin begann, diese Kunst ernsthaft weiterzuverfolgen. Im August 2018 veröffentlichte er seinen ersten Rap mit dem Titel "It's Different Now". Im Jahr 2020 veröffentlichte er einen RAP mit Fragen an Gott. Das Musikvideo des Songs wurde auf YouTube fast 60 Millionen Mal angesehen und auf Spotify über 50 Millionen Mal gestreamt.
Am 11. März 2022 veröffentlichte er eine neue Single mit dem Titel „Dear Alcohol", in dem er über Alkoholismus schrieb. Im Song reflektiert DAX seine toxische Beziehung zum Alkohol und gibt zu, dass es Zeiten in seinem Leben gab, in denen er trunken wurde, weil er nicht allein mit sich selbst sein wollte.
Wer profitiert davon?
Nun hat DAX sich mit Oliver Anthonys Lied über die reichen Männer nördlich von Richmond auseinandergesetzt und straft nicht nur den SWR Lügen, sondern alle, die den Rassenhass schüren und Angst verbreiten, um Schwarze und Weiße gegeneinander aufzuhetzen. Diese Hetze hat eine alte Tradition und fällt nur allzu oft auf fruchtbaren Boden.
Das nächste Mal, wenn Sie wieder öffentlich-rechtliche Sendungen schauen, achten Sie mal ganz bewusst darauf, wie oft dort Angst verbreitet wird, wie oft dort Menschen gegeneinander ausgespielt werden, wie oft gesagt wird, die Demokratie sei in Gefahr. Achten Sie darauf, welche Menschen diffamiert und verhöhnt werden. Achten Sie vor allem darauf, wie man mit Ihnen spricht. Spricht man mit Ihnen wie mit einem Erwachsenen, den man respektiert, oder doch eher wie mit einem Kinde, das erzogen gehört, vielleicht sogar manchmal mit Gewalt? Achten Sie darauf, aufgrund von welchen Merkmalen Menschen gegeneinander ausgespielt werden und auf die Feindbilder, die kreiert werden.
Nachdem Sie auf alle diese Dinge geachtet haben, stellen Sie selbst diese Frage: Wer profitiert davon? Wer sind diese reichen Männer nördlich von Richmond? Sie werden erkennen, dass es diese eine große Mauer gibt, die uns trennt, und sie hat nichts mit der Hautfarbe zu tun. Es ist die Frage, ob wir dazugehören oder nicht.
Gerd Buurmann ist Theatermensch, spielt, schreibt und inszeniert in diversen freien Theatern von Köln bis Berlin. Er ist Schauspieler, Stand-Up Comedian und Kabarettist. Und er ist Gastgeber unseres sonntäglichen Podcasts „Indubio“.