Manfred Haferburg / 21.01.2019 / 12:00 / Foto: Pixabay / 33 / Seite ausdrucken

Davos: Peak Populism

Die Sonne muss sehr tief stehen, denn das Jahrestreffen des WEF wirft lange Schatten. Wieder werden 5.000 Soldaten die 3.000 Delegierten des WEF Jahrestreffens vom 22. bis 25. Januar im schönen Schweizer Davos beschützen müssen. Wieder wird es Häppchen regnen und Weinchen kübeln, dass das Älplihorn wackelt. Da Donald Trump samt US-Delegation seine Teilnahme abgesagt hat, besteht auch keine Hamburger-Gefahr. Auch Macron kann wohl nicht kommen, die gelben Schutzwesten in seiner Staatskarosse konnten gerade nicht gefunden werden. Und die sind ja Vorschrift in Frankreich. Dafür nehmen Angela Merkel, Prinz William, Jair Bolsonaro und weitere Lichtgestalten der fröhlichen Weltzukunftsgestaltungsgilde teil. 

Letztes Jahr befassten sich die 3.000 führenden Manager und 70 Staatschefs damit, „für eine gemeinsame Zukunft in einer fragmentierten Welt“ zu sorgen. Hat noch nicht so ganz geklappt. Ist aber nicht so schlimm, da die vielen anderen Treffen auch nichts weiterbrachten. So zum Beispiel im Januar 2016, da wurden „Krise und Zusammenarbeit, Wachstum und Stabilität, Erneuerung und Industrie sowie Gesellschaft und Sicherheit“ unter Anwesenheit von Kanzlerin Merkel bekakelt. Das Ergebnis kennen wir. Dieses Jahr ist Globalisierung 4.0 dran. Die sich für Weltführer halten, beabsichtigen die „Gestaltung einer globale Architektur im Zeitalter der vierten industriellen Revolution“. Drunter machen sie es nicht, die Häppchen kosten eben.   

Vorsichtshalber ruft das WEF schon vor Beginn seiner diesjährigen Sause das Ende des Populismus aus – so eine Art linksgrüner Endsieg. Der Populismus gefährdete ja bekanntlich das Weltklima, die Weltökonomie und drohte mit einem verheerenden Weltkrieg. Doch keine Sorge, liebe Weltbevölkerung, der Populismus hat fertig. Das WEF verweist auf eine neue Umfrage unter 10.069 repräsentativ befragten Menschen aus 29 Ländern. In den Ergebnissen sieht es „eine Zurückweisung des Populismus“, und es fragt: „Ist es Zeit, Peak Populism‘ auszurufen?“ „Peak Populism“ würde heißen, dass der Populismus seinen Zenit erreicht hat – und er von nun an seinen Abstieg erleben wird. 

Die Weltführer und die Grundrechenarten

Offensichtlich hapert es bei den Weltführern ein wenig an den Grundrechenarten. Dabei erscheint es doch irgendwie nicht so schwer, 10.069 durch 29 zu teilen. Trotzdem kommen die Eliten nicht auf die Idee, dass 347 Befragte höchstwahrscheinlich nicht so recht die Bevölkerung eines Landes wie Indien repräsentieren können. Oder – das ist nicht mal der halbe Bundestag, wenn denn nur der in Deutschland befragt worden wäre. 

Doch der WEF hat tiefgründig recherchiert, und Welt Online berichtet folgsam: „Sind neue Zuwanderer gut für Ihr Land?“, wurden die Deutschen in einer internationalen Umfrage gefragt. Und pfui – lediglich 48 Prozent bejahten die Frage. „In China (70 Prozent) oder den USA (73 Prozent) lag dieser Anteil viel höher“. Da stechen gerade die Deutschen im internationalen Vergleich negativ heraus. „Hat Ihr Land generell eine Verantwortung, anderen zu helfen?“, ließ das WEF fragen. In keinem der 29 beteiligten Länder war der Anteil derer, die die Frage bejahten, so gering wie in Deutschland. Er betrug kaum mehr als die Hälfte, nämlich 54 Prozent. Vergleichbar niedrig war der Wert sonst nur noch in den USA (57 Prozent) und in Argentinien (58 Prozent). 

In diversen anderen Ländern ist das Verantwortungsbewusstsein deutlich ausgeprägter. Führend verantwortungsbewusst sind die Bürger der Länder Indien, Indonesien, Pakistan, Bangladesch, Nigeria und Saudi-Arabien in ihrer Besorgnis um die Schwachen dieser Welt. Doch halt – ob den Machern der Umfrage bei dieser Rangfolge nicht irgendetwas aufgefallen sein könnte? Warum flüchten die Schwachen ausgerechnet aus den Ländern, wo ihnen am meisten geholfen wird? Oha, mein Aluhut fängt an zu glühen. 

Ja, Ihr gierigen, bräunlich angehauchten Deutschen, das habt Ihr nun davon. Jetzt ist es rausgekommen, dass ausgerechnet Ihr reichen Säcke den Schwächsten der Welt nichts abgeben wollt. Eure Bundeskanzlerin wird wegen Euch in Davos vor Scham in den steinigen Alpenboden versinken. Ihr seid ja kaum wohltätiger als die Türken, Franzosen, Polen und Russen. Doch die schlimmsten Übeltäter sind die Italiener – jedenfalls laut WEF. Von denen finden nur 30 Prozent, dass „neue Zuwanderer gut für ihr Land sind“. Ob da die Einwohner der Vatikanstadt mitgefragt wurden? 

Ich hingegen frage mich, hat Claas Relotius eine neue Stelle gefunden? Merkt eigentlich noch irgendein Redakteur in Deutschland, was für verlogenen Schwachsinn er da propagiert. Offenbar nicht, denn in der gleichen Ausgabe von Welt-Online stehen die Überschriften: „Städte und Gemeinden warnen vor „Wohlstandsverlusten“ bei AfD-Erstarken“ oder „Ungeimpfte sind so gefährlich wie Ebola“ und „CDU-Professor unter AFD-VerdachtUnd die Meldung nicht zu vergessen, dass der niedliche Zwergspitz Boo an gebrochenem Herzen gestorben ist. 

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Werner Geiselhart / 21.01.2019

Am lustigsten die Frage „Hat Ihr Land generell eine Verantwortung, anderen zu helfen?“ und die hohen Zustimmungsquoten in den Länder, die wohl nie in die Verlegenheit kommen werden, Menschen anderer Länder zu helfen. Genauso gut könnten Sie mich fragen, ob ich gerne 500m tief tauchen könnte: Würde ich gerne, werde das aber nie tun müssen (hoffentlich).

Dr. Klaus Rocholl / 21.01.2019

„ ... hat Claas Relotius eine neue Stelle gefunden?“ Ich fürchte, es ist viel schlimmer… wahrscheinlich hat Deutschland - genauer: die „Grünen“ - komplett unethisch doch schon in den 80ern mit dem Klonen von Menschen im großen Stil begonnen… und dazu mit dem Designen von Menschen -genauer : “Journalisten“ mit „Haltung“. Den ganzen Mist KANN nicht nur einer schreiben!!!

Udo Kemmerling / 21.01.2019

China? Zuwanderer? Aha! Wenn man keine Zuwanderer kennt man ja auch gratismutig eine gute Meinung von denen haben. Ich finde eine Zustimmungsrate von 48% auf die Frage: “Sind neue Zuwanderer gut für Ihr Land?” sehr verstörend! Aus irgendeinem Grund erwarte ich, dass Personen, die diese Aussage vertreten, das an irgendeiner Stelle auch sinnvoll mit der Realität verknüpfen können. Oder, um es kurz und knackig zu formulieren: “WO?” (Ach so, sollte man vielleicht noch dazu sagen, dass die Tatsache, noch keiner Messerattacke zum Opfer gefallen zu sein, NICHT als Vorteil gilt!)

Rainer Küper / 21.01.2019

Die Vorstellung, die Frau Bundeskanzlerin, oder die Frau Bananenkanzlerin analog zu Herrn Haferburgs Bananen-Republik Deutschland, würde im steinigen Alpenboden versinken, ließe Hoffnung sprießen. Vermutlich wird sich der steinige Alpenboden aber weigern, eine Banane in sich versinken zu lassen. Und so werden wir uns weiter von einer Banane drangsalieren lassen. Was sind wir Deutschen doch für ein stolzes, unbeugsames Volk.

Heiko Stadler / 21.01.2019

Ein Gespräch mit einem Handwerker, einer Krankenschwester oder einfach nur dem Nachbarn würde mehr kluge Erkenntnisse liefern, als ein Jahrestreffen mit entrückten selbsternannten “Weltführern”.

H.Milde / 21.01.2019

In der Tat, WOnline scheint mal wieder frei zu drehen. Nachdem mal ein Versuch gestartet wurde das Renomé mittels (fast) direkter Kommunikation eines Ressortleiter Community & SM/Kommentatoren zu verbessern -Thema war Glaubwürdigkeit id Presse nach C. Relotius->“Luftgewehr der Phantasie- will die CRedaktion wohl wieder Wasserski fahren? Übrigens, in Davos gibt´s kein Älplihorn, aber zwei schöne Berge -> kleines und großes Schiahorn, die Davos (bedrohlich) überragen.

Wolfgang Lang / 21.01.2019

WELT, Relotius-Spiegel, ZEIT, STERN, TAZ, FAZ mit starken Einschränkungen, kann man nicht mehr lesen mit normalem Verstand und naturwissenschaftlichen Grundkenntnissen.  Es sei denn man braucht das tägliche Trump-Bashing wie das Salz in der Suppe. Ansonsten genügt die Achse vollauf!

E.W.U. Putzer / 21.01.2019

“Lichtgestalten der fröhlichen Weltzukunftsgestaltungsgilde” vielen Dank für diesen Umschreibung. Dazu zähle ich aber auch das Fußvolk, das bei solchen Events “für eine gemeinsame Zukunft in einer fragmentierten Welt” sorgt, also auch die, die z.B. Hamburg beim G20 ‘fragmentiert’ haben. Welches Kind wird denn diesmal vorgefahren, um der Regionalliga den Kopf zu waschen? Für das Kleber-ZDF wird man hoffentlich eine/n Willige/n finden. Natürlich hat alles seinen Peak (wie dieser Häppchen mit Sekt-Kongress),  Beteiligte ermüden, kommen zu neuen Ansichten und/oder schaffen es auf einen gut/besser dotierten Sessel, sollen sich die Nachkommenden doch was Neues ausdenken. Und das die, die vor Scham im Boden versinken müssten, aus diesem niemals wieder auftauchen, ist leider, pardon, eher nicht zu erwarten. Apropos Zuwanderung in den Vatikanstaat: Gegen viele frische, junge Männer hat der Vatikan gar nichts, nur bei junge (zum Tode verurteilten) Christinnen aus Pakistan ist er etwas zurückhaltender.

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