Josef Bayer, Gastautor / 09.01.2019 / 06:06 / Foto: Tim Maxeiner / 68 / Seite ausdrucken

Datenskandal: Bitte den ersten Preis bei “Jugend forscht”! 

Von Josef Bayer.

Bitte den ersten Preis bei "Jugend forscht"! und ein zünftiges Stipendium für den jungen Mann, der durch seine eigene Schlauheit einen grandiosen Internet-Skandal hervorgerufen hat. Leider kenne ich diesen Genius nicht. Ich kann dazu aber sagen, dass ich mir bei ihm über drei Dinge ziemlich sicher bin: 

Erstens, er ist offenbar hochintelligent und kennt sich in seinem jugendlichen Alter in der Computerwelt besser aus als so mancher hochdotierte Datenspezialist. 

Zweitens, er hat der Politikertruppe, die uns jeden Tag von der Umsetzung der Digitalisierung an den Schulen die Ohren vollwimmert, gezeigt, wo der Hammer hängt. Man muss ein Schulsystem zurückerobern, das die Kinder erst einmal lehrt, wie man kreativ denkt. Mit Digitalisierung ohne Kenntnisse der elementaren Art und ohne geistige Kulturtechniken, die bei uns schon sehr lange vorausgesetzt waren, wird Bildung nicht vorankommen. Der geneigte Leser möge hierzu Professor Manfred Spitzer zuhören. Dieser hat sich unermüdlich und höchst verdienstreich zu diesem Thema geäußert, z.B. hier. Mit Digitalisierung allein erreicht man das Niveau unseres Medienstars auf alle Fälle nicht. 

Drittens, er hat aller Wahrscheinlichkeit nach politischen Geschmack. Ohne auch nur irgendetwas über diesen jungen Mann und seine Ideen zu wissen, kann ich mir vorstellen, dass er Daten von den Grünen, den Linken, der SPD und der CDU ins Netz gestellt hat, weil ihm deren permanente Verdrehungen der Wirklichkeit auf den Wecker gegangen sind. Richtig so. Er hat damit ein Signal gesetzt, das denkenden Normalbürgern in unserer Gesellschaft grundsätzlich nicht möglich ist. Und zwar eines, das mal richtig donnert. Bravo! 

Wer auch nur einen Funken Verstand und das nötige Rückgrat hat, der sollte sich dafür stark machen, diesen jungen Mann in aller Öffentlichkeit zu ehren. Ich persönlich plädiere für das Bundesverdienstkreuz. 

Josef Bayer, Prof. em. für Allgemeine und Germanistische Sprachwissenschaft, Universität Konstanz

Foto: Tim Maxeiner

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Frank Philipp / 09.01.2019

Danke an Herrn Prof. Bayer für den Aufhänger. Ob der junge Mann, der jetzt in Verdacht geraten ist, wirklich der “Hacker” ist, wird sich noch zeigen. Wirklich erschreckend ist aber, auf welch sorglose Art und Weise viele der “Betroffenen” mit ihren achso wertvollen Daten umgegangen sind. Wenn man bedenkt, dass wir es diesen Leuten überlassen, die Geschicke unseres Landes zu bestimmen, dann wird einem Angst und Bange. Wie kleine Kinder irren sie im “Neuland” herum, ohne Ziel und ohne zuverlässige Navigation. Seltsamerweise rufen nun die am lautesten nach dem Staat und nach dem Schutz der Grenzen ihrer persönlichen Sphäre, die an anderer Stelle nicht gewillt sind, Grenzen sinnvoll zu schützen. Diese Leute können froh sein, dass es offensichtlich nur ein zwar cleverer, aber letztlich doch naiver Jüngling war, der wohl eher im Sinn hatte, die Betroffenen ein wenig zu ärgern. Wem die Daten noch in die Hände gefallen sein könnten und was daraus noch erwächst, ist bisher nicht abzusehen. Wenn ein Einzelner ohne viel Aufwand an eine derartige Menge von Daten gelangt, kann sich jeder ausmalen, was staatliche Organisationen wie die amerikanischen und britischen Abhörzentralen über jeden einzelnen von uns “wissen”. Die “betroffenen” Bundestagsabgeordneten und sonstigen Mandatsträger sollten wg. erwiesener Unfähigkeit ihre Ämter zur Verfügung stellen. In diesem Sinne allen einen schönen Tag im “Neuland” !

B. Peter / 09.01.2019

Oh bitte, die Digitalisierung der Schulen ist dringend erforderlich, Dtl. hat sich schon vor Jahren von den Zukunftstechnologien verabschiedet. Kommt hier wieder die Kopf, Herz und Hand-Pädogogik zum Vorschein oder dass einem Scratch, entwickelt vom MIT für den Vorschulbereich, als “Programmieren” in der Sekundarstufe verkauft wird?

B.Kröger / 09.01.2019

Herr Prof. Dr. Bayer, ich stimme Ihnen voll und ganz zu! Erfreulich, dass es so intelligente junge Menschen noch bei uns gibt! Aber ist solche Intelligenz heute bei uns noch erlaubt?

Gabriele Kremmel / 09.01.2019

Meine Sympathie hat der junge Mann auch. Er hat nicht nur die IT-Kompetenz der Bundesregierung bloßgestellt sondern auch einen Welke und Böhmermann blamiert - mit der besten Satire des Jahres. Als ich gestern in den Radionachrichten hörte, der junge Mann sei 20 Jahre alt, unbeleckt von IT-Ausbildung und habe sich die Hacker-Kenntnisse in seiner Freizeit selbst im Internet angeeignet, da musste ich spontan herzlich lachen. Der Cyberangriff auf nichts weniger als die Demokratie, ausgeführt von einem autodidaktischen Hobbyhacker im heimischen Kinderzimmer.

Wieland Schmied / 09.01.2019

Ihre ‘Laudatio’ auf den jungen Mann geht in Ordnung. Doch wird der ‘Staatssicherheitsdienst’ sehr wahrscheinlich bereits fieberhaft nach diesem Hoffnungsträger, natürlich vieler Räääächter,  fahnden. Mit Erfolg, wie zu befürchten ist. Nach auffinden wird er sicher nicht vom amtierenden Buntenpräsidenten mit der Verleihung des Bundesnarrenordens entehrt, sondern er wird - ad exempel - als erster Bürger wegen staatsfeindlicher, subversiver Wühlarbeit bestraft und aus dieser (deutschen demokratischen) Republik ausgebürgert sowie zur Ausreise ohne Rückkehroption gezwungen werden. Das dürfte ihm letztlich eher nicht schaden, wüsste man in anderen Staaten doch sehr genau einzuschätzen, was sie an solch einem ‘Staatsfeind’ hätten. Dem jungen Mann eine gute Zukunft, auch wenn der Verlust seiner, für dieses intellektuelle und moralische Jammertal, in dem er zur Zeit lebt, eine weitere Vertiefung bedeutete.

Peter Bouha / 09.01.2019

Ein Bravo….auch von mir! Ihr Text bringt es auf den Punkt. Dazu fällt mir sinngemäß ein Spruch ein:  Mache einen schlauen Menschen auf einen Fehler aufmerksam und er wird sich bedanken….mache die Dummen darauf aufmerksam - und sie werden dich beschimpfen.

André Dreilich / 09.01.2019

Vor allem hat der junge Mann eines sehr eindrucksvoll verdeutlicht: Man kann im Merkelschen Neuland durchaus Spuren aufnehmen und Täter ermitteln, wenn man denn will. Das ist natürlich nicht der Fall, wenn Ottonormalverbraucher ausgespäht werden, wenn politisch Unbequeme (“Wutbürger”, “Rechte”)  gedoxt werden oder sich Linkskriminelle für ihre Terroranschläge wechselseitig loben, wie auf Indymedia fast täglich nachzulesen (Hallo, de Mieser Thomas, Indymedia gibt’s trotz vermeintlicher Abschaltung noch). Nein, ermittelt wird, wenn es an die Daten der “Politischen Elite” geht, ein B-Promi jammert oder ein ins Vergessen abgerutschter Buchhändler mal wieder einen Anruf erhält usw.

B. Anders / 09.01.2019

Sehr schön. Die Blamage, diesen „Daten-Hacker-Skandal“ derart hoch aufzuhängen wurde auch dadurch nicht besser, dass Frau Slomka gleich zu Beginn des heute Journals erstmal abfällig über den Übeltäter herzog (Halbstarker - es wird wohl sehr teuer für ihn werden…) Dieser Angriff auf unsere Demokratie, und das von einem einzelnen jungen Mann aus D, kein Staat, der dahinter steckt (die Russen?). Ich musste schon sehr schmunzeln, wie sie sich selbst vorgeführt haben, bzw haben lassen. Vielleicht sollte man für den jungen Mann spenden.

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