Ich nehme an, das wird mit Bentley oder Laborghini beglichen, möglicherweise mit beiden, wenn es noch schimmer wird. Beide Marken sind im Grunde genommen überzählig, da Porsche sowohl Luxus als auch Geschwindigkeit bietet und weit näher am Markenkern oder eher “Markengeröllfeld” dran liegt als die anderen beiden - ich vermute mal - Piech-Liebhaberschnäppchen. Insgesamt könnte ein indischer/chinesischer/arabischer Großinvestor 15-30 Mrd hinblättern für die beiden, dann wäre der Schaden finanziell beglichen. Was die Dieseltechnologie betrifft, die ist vermutlich tot. Jedenfalls für Volkswagen, andere insb. Daimler könnten mit dem sog. “Diesotto” vielleicht noch eine Runde drauflegen, aber insgesamt ist der Diesel am verglühen, da die Technik immer filigraner werden muss und das bei einem eigentlich brachialen Selbstzündersystem. Meine Strategie (für VW) aus der Misere heraus bestünde in dem offensiven Vorgehen und dem Eingestehen, dass der Diesel im Unternehmen die finale Stufe erreicht hat und das Ding abdrehen (bei PKWs, nicht LKWs). Anstatt dessen würde ich voll in die Erdgastechnik reingehen und v.a. in den USA ein großflächiges Tankstellensystem installieren mit 100-200.000 Tankstellen (5-10 Mrd Euro Investition). Erdgas hat eindeutige Vorteile nicht nur beim Preis pro gefahrenem Kilometer, sondern ist auch unendlich viel sauberer als Diesel und Benzin UND schont den Motor. Die Technik dafür widerum ist schon entwickelt, wird aber bislang aus naheliegenden (Netz-)Gründen nicht wirklich in der Breite verfolgt. Denn bis die Batterietechnik endlich weit genug ist für den Massenmarkt (und nicht nur Q7 Prestigemonster) wird es noch 20 Jahre dauern. Das ist genug Zeit, um die Tankstellen abzuzahlen und genügend E(rdgas)-Autos an die Amerikaner zu verkaufen. Mit Erdgas anstelle von Diesel könnte VW sich nicht nur freimachen vom exorbitanten Imageschaden, der beim Thema Diesel bleiben wird, sondern gleichzeitig auch etwas sehr sinnvolles und letztlich zusätzich pofitables Neues aufbauen.
Man sollte hier bei aller berechtigten Kritik, die Verhältnismäßigkeit nicht aus dem Auge verlieren! Keine Frage, Strafe muss sein. Auch dürfen die Besitzer der betroffenen Fahrzeuge nicht darunter leiden. GM muss 900 Millionen Dollar Strafe zahlen, weil es Defekte rund um Zündschlösser verschwiegen hat und gegen Landesrecht verstossen hat. In Folge der defekten Zündschlösser soll es mehr als 100 Tote gegeben haben. Im Falle von VW werden nun astromomische Summen genannt (5-18 Milliarden $), obwohl keiner zu Schaden kam und noch nicht einmal alle Informationen auf dem Tisch liegen. Das finde ich unverhältnismäßig. Da sollte sich die Berichterstattung ein wenig zurückhalten. Die Art und Weise, sowie die Intensität der Bericherstattung hierzulande schadet der “Deutschland AG” womöglich mehr als der sogenannte Skandal selbst!
Grund hierfür ist aber auch der insbesondere in Deutschland herrschende Ökowahnsinn. Man kann die Physik nicht austricksen. Der moderne Verbraucher möchte im Porsche Cayenne mit gutem Gewissen in den Ököladen fahren. Ich möchte gar nicht wissen, wie bei den sogenannten “Erneuerbaren Energien” in Sachen Leistung, Lebensdauer, CO2-Reduktion etc. betrogen wird. Mal ganz abgesehen von dem grundsätzlichen Unsinn der Enrgierzeugung durch Photovoltaik und Windkraft (zumindest in Deutschland).
Es gab weder Tote noch Verletzte. Lediglich willkürlich festgelegte US-NOx Grenzwerte werden im Realbetrieb überschritten. Beim Treibstoffverbrauch haben wir uns daran gewöhnt. Die Werte dienen ausschließlich der Vergleichbarkeit, haben aber schon lange nicht mehr den Anspruch, den tatsächlichen Verbrauch wieder zu geben. Auch war die Schummelei schon länger bekannt. Dass in den USA der “Skandal” zu einer Zeit breit getreten wird, in der der neue Passat den Angriff auf den US-Automarkt startet, ist sicherlich kein Zufall. Aber das auch die hiesige Politik in das eifrige Halali auf die deutsche Automobilindustrie mit einstimmt, ist widerwärtig.
Es ist unfassbar, dass die verantwortlichen Manager -hochintelligent und leistungsstark- glauben konnten, mit einem solchen Betrug langfristig geltendes Recht missachten zu können, ohne entlarvt und hart bestraft zu werden. Die Lücke von Schein und Sein in der deutschen Lebenswirklichkeit scheint offenbar unermesslich geworden zu sein. Die Analogie zu den Themen “Griechenland” und “Flüchtlinge ohne Obergrenze” liegt nahe, auch dort die Kluft zwischen Realität und Größenwahn, betrieben von normal wirkenden Politikern. Herr Winterkorn und Konsorten werden für den Schaden ebenso wenig haften, wie die verantwortlichen Politiker der Deutschland AG, den Verlust wird vielmehr die deutsche Mittelschicht tragen müssen. Das Volkswagen-Fiasko ist ein bühnenreifes Theaterstück, wie maßloser Gier (i.e. größter Automobilproduzent der Welt zu werden) jede Ratio geopfert wird. Hochmut kommt immer zu Fall, auch im Zeitalter von Schöne Neue Welt 2.0 lässt sich die Realität nicht durch Manipulationen betrügen und belügen. Ob sich die Zuschauer am Ende der Vorstellung befreit erheben und noch auf ein Gläschen Sekt ins Séparée gehen können, erscheint in diesem Falle doch eher sehr unwahrscheinlich.
Als Softwarentwickler (der auch lange Zeit in der Automobilindustrie tätig war), kann ich versichern, daß es keine “raffinierte Ingenieursleistung” ist, in einem Programm verschiedene Sensoreingaben zu verarbeiten (also etwa, ob ein Auto fährt, sich sein Lenkrad bewegt usw.) und angeschlossene Systeme entsprechend dieser Eingaben zu steuern (also etwa Abgasreinigungssysteme zu aktivieren oder deaktivieren)... sondern das ist eine Ingenieurs-Standardleistung. Und wenn eine solche Software schon “schlau” ist, die bestimmte Eingaben verarbeitet und an diese angepasste Ausgaben produziert, dann wäre praktisch jede Software schlau, und jede Maschine, die durch Software gesteuert wird, eine schlaue Maschine. Was hier den unangebrachten Gebrauch dieses Wortes vermutlich verursacht hat, ist wohl die menschliche Neigung, Betrügern gern eine gewisse Schläue zu unterstellen, und sei es eine Bauernschläue. Die Maschine hat aber in diesem Fall niemanden betrogen, sondern nur brav das getan, was ihr befohlen worden war…
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